Nein!"

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So geh zum Teufel hinein!" schäumte die Bamblowa. Du flopfst schon noch einmal an meine Thür. Seh' doch einer diese Gräfin an! Im Zuchthaus gesessen, eine Diebin, und thut großartig, als wäre fie Gott weiß was... Manta, willst Du endlich ins Haus gehen, Du Taugenichts?"

"

Nur nicht so laut brüllen, nur nicht brüllen!" gab Manfa zurück. Dazu ist kein Grund. Geh mit Gott, Haufa. Und wenn Du einmal davonlänsst, komm nur zu uns. Merk Dir das."

Jetzt packte sie wieder mit einem Male die frühere Raserei, sie stemmte sich in die Hüften, sang und lachte durch einander wie toll. Im lärmenden Chorus begleiteten sie die Kinder, der Leiermann drehte immer rascher die pipfende Kurbel, aus der Schänke kam ein Betrunkener herausgewackelt und faßte das ausgelassene Mädchen zum Tanze. Die Bam­blowa, mit schiefgedrückter Haube auf dem Kopfe, flatschte zum Takt in die Hände, wobei sie jedesmal sich bis zur Erde niederbeugte.

Hanfa entfernte sich schnell. Anfangs verfolgten sie die Schreie, das Lachen und das Händeklatschen, dann wurde das Echo immer schwächer, bis es in der Entfernung erstarb. Schon war sie auf dem freien Felde. Der Mond zog empor und versilberte die weiten Flächen, die Bäume am Wegrand fingen an, mit ihren Kleinen Blättern zu flüstern, fleine bläuliche Sternlein funkelten hier und da am Himmel auf. Hin und wieder schimmerte ein ferner Lichtpunkt, bald flatterte eine aufgescheuchte Vogelschar davon, ein Hund ließ sein Gebell vernehmen, oder ein Pferd wieherte. Das Mäd­chen ging vorwärts, ohne auszuruhen, und obgleich sie müde war, ging sie doch schnell, wie vor einem unsichtbare Ver­folger flüchtend. Endlich wurde ringsum alles still, die letzten Lichter erloschen.

Hanka blieb einen Augenblick stehen und erhob den Kopf. Ihr Tuch glitt herunter, der Mond warf einen bleichen Schein auf ihr mageres Gesicht. Eine Minute stand sie da, die Lippen lautlos bewegend. Dann seufzte sie auf, ließ den Kopf sinken, zog das Tuch tiefer und ging langsamer. Bald darauf verschwannt ihre Gestalt im Schatten. ne

mu II. Die Amtspersonen der Magistratskanzlei von Grojec waren schon in voller Thätigkeit, als Hanka Blachawowna über die Schwelle trat.

( Nachbruck verboten).

Fahrende Leute in Indien .

Das Geschlecht der Fahrenden" ist alt, wie die Menschheit selber. Und das Leben, zu dem ihr unstetes, jeder Seßhaftigkeit ab­holdes Wesen diese Menschen zwingt, hat in seinen Erscheinungs­formen in allen Ländern der Erde große Aehnlichkeit.

Wir haben uns daran gewöhnt, von indischen Gauklern zu sprechen, wohl weil die wenigen hier auftretenden Artisten, denen woht weit die hier aut ober die Reklame den Stempel indischer Abkunft aufdrückt oder die wirk­lich aus Indien stammen, zumeist Equilibristen oder Jongleure find. Das Wort Gaukler" weist ins Mittelalter zurück und mit den Gauklern oder Fahrenden, welche im Mittelalter durch Europa zogen, haben die indischen Vertreter der Variétékunst auch die meisten Be­ziehungspunkte. Man könnte, um für sie einen Vergleich zu finden, auch an unsre Zigeuner denken, die in ihrem nomadenhaften Umhers streifen, in ihrer Stulturlosigkeit ja gewissermaßen eine Hinter lassenschaft jener sonderbaren guten alten Zeit" darstellen, welche uns von getvisser Seite immer als etwas so Schönes und Roman­tisches gepriesen wird, während sie in Wirklichkeit nichts als eine Periode totaler Zerrissenheit und jämmerlicher Furcht vor der brutalen Stärke Einzelner gewesen ist.

In Indien hat sich das Kastenwesen bis auf den heutigen Tag am reinsten erhalten und die Kunst, sofern man überhaupt von einer solchen reden kann, liegt deshalb dort auf der Straße. Wenn nicht sie Gunst eines Bornchmen sie beschützt, sind die Fahrenden Indiens auf den Bettel angewiesen. Durch die Polizei, die von den einzelnen Ortschaften selbst ausgeübt wird, werden die Fahrenden durch's Land getrieben und die Bevölkerung giebt, sobald es heißt, eine Gauklerbande sei in Sicht, scharf Obacht auf ihre Hab­feligkeiten.

Das die Gaukler dazu Veranlassung geben, ist erwiesen. Bor allem ist es ihr Handel mit Geheimmitteln und Giften, der sie be­rüchtigt macht. Und man braucht nicht an die fagenhaften Blüten fäden des Upas zu denken, welche Schwindsucht erzeugen sollen, um trotzdem den größten Respekt vor dieser heimtückischen Kunst zu haben. Natürlich wäre dem Verkauf dieser Geheimmittel ohne deir fchrecklichen Aberglauben des Hindu jeder Boden entzogen. Die rein geistige Lehre Buddhas hat einen zu sehr geläuterten Verstand zur Voraussetzung, als daß sie sich als Voltsreligion hätte erhalten können. So ist denn auch der Volksglaube über den Brahma­fultus hinweg auf den ödesten Fetischdienst zurückgegangen. Jedes Dorf hat seinen Götzen, den eine Art Priester, der mit diesem Dienst zugleich die viel nüglichere Thätigkeit eines Gemeindedieners verbindet, wäscht und putt und mit den Opfergaben der Dörfler versorgt. Haben nun die Opfer fortgesezt ihren Zweck nicht erreicht, so wendet sich der indische Bauer an einen der sonst verachteten Gauller. Und weim auch die Zauberträufe für verschmähte Liebe nicht viel helfen werden, so find doch die Mittelchen, mit Hilfe derer man sich eines Unweit der Thür schwakten halblaut einige Juden, unbequemen Verwandten entledigt, leider desto wirksamer. Weniger verbrecherisch, wenn auch ebenso scheußlich, ist das Ge­die ihre mit schmußigen Kaftans überzogenen Rücken nach werbe der Ringer und Borer. Die Leute, meistens Bewohner aus allen Seiten hin und her drehten, als wollten sie sich von den nördlichen Distrikten, stehen fast immer im Dienste eines einer geheimen Beschwerde frei machen. Daneben stand Nadja.*) Und es kommt bei ihren Produktionen nicht so sehr auf feufzend mit bewegten Mienen ein Bauer in grobem Leinen Geschicklichkeit, als besonders darauf an, daß der wollüftigen Grau­fittel; in der einen Hand hatte er einen großen Peitschenstiel samkeit der indischen Machthaber Genüge gethan wird. Die Boger und in der andern eine mächtige Lammfellmütze. In seiner haben deshalb große, stählerne Schlagringe mit langen, scharfen Nähe befand sich ein halbtrunknes Weib mit einer Rose auf Spigen und sie hören nicht eher auf, sich zu zerfleischen, bis einer dem Gesichte und puffte jeden Augenblick einen kleinen mageren von ihnen tot oder doch wenigstens vom Blutverlust ohumächtig Knaben, der mit weinerlicher Miene vor ihr stand. In einiger vom Blaye getragen wird. Entschieden viel harmloser, trotz ihrer fich ganz gefährlich aus Entfernung, gleichfam den offiziellen Hintergrund dieses Bildes nehmenden Kunststücke, sind die Schlangenbändiger. In einem kleinen darstellend, schlummerte hinter dem Ofen der Wächter; mit Deckelforbe aus Balmbast hat der Beschwörer vier bis fünf deni Oberkörper führte er unaufhörliche Pendelbewegungen Schlangen, die meist der Gattung Cobra capella angehören; ans und von Zeit zu Zeit ließ er ein heftiges abgerissenes die Brillenschlange, 10117 diese handelt es sich, ist nun in Schnarchen ertönen. gauz hervorragender Weise musikempfindlich. Der Beschwörer

An der Hauptwand der Kanzlei stand ein langer, mit öffnet also den Deckel des Korbes und bläst gleichzeitig auf einent grünem Tuch überzogener Tisch, hinter dem der Herr Bürger- schalmeiartigen Instrument, das eigentümlich quieckende, in auf- und meister saß und die Zeitung durchblätterte, während er mit absteigender Linie leiernde Töne hergiebt. Die Schlange, welche durch die Fähigkeit, ihren Hals zu dicken Säcken aufzublajen, ein den Fingern seiner weißen üppigen Hand auf die Tischplatte ganz besonders furchterweckendes Aeußere erhält, hebt sich bis zu trommelte und zwischen den Zähnen eine populäre Melodie ihrer halben Höhe und beginnt sich förmlich nach dem Takt der fummte. Melodie hin- und herzuwiegen. Blößlich ergreift sie ihr Bändiger In der Mitte der Kanzlei trat, mit dem Gesicht dem und hebt die sich sofort um seinen Arm Ningelnde empor, Bürgermeister zugewandt, Wiaczuski, der lange, hagere, was bei den Zuschauern natürlich großes Entsetzen hervorruft, da diese fnorrige Magistratsdiener, ungeduldig von einem Fuß auf nicht wissen, daß der schlaue Inder die Cobra vorher mehrmals in den andern. Mit seinem ausgestreckten Hals und seinen ein wollenes Tuch beißen und sie so ihr Gift abgeben ließ oder ihr stark hervortretenden Augen sah er aus, als wollte er jeden mittels einer kleinen gange einfach die Giftzähne ausriß. Es soll nun allerdings, nach den Mitteilungen glaubwürdiger Reisender, in Augenblick nicht nur aus der Uniform, sondern auch aus der Indien thatsächlich Leute geben, die den Biß wirklich giftiger Schlangen Haut springen. Seine beiden übermäßig langen Hände ohne Gefahr für ihr Leben erdulden. Man führt das auf eine vor­schienen an den Hüften zu kleben, was Maczuski ,, militärische hergehende Jmmunisierung des Blutes mit einem andern Giftstoff Stelling" nannte. In dieser militärischen Stellung hatte er zurück. sich so vervollkommnet, daß man ihn, wenn er in Uniform erschien, leicht für eine etwas gekrümmte Telegraphenstange halten konnte. Bei seiner gespenstischen Magerfeit war er von cholerischem Temperament, liebte den feierlichen Ernst des Dienstes vor allemt und konnte die liberalen Anwandlungen seines Chess , des Herrn Nat, niemals gutheißen. Fortsetzung folgt.)

Die merkwürdige Vorliebe der Hindus für diese Art der Schau­stellung ist vielleicht nicht zum wenigsten auf den indischen Glauben zurückzuführen, der die Schlange für geheiligt erklärt. Das indische Hausrind, das Zebu, steht unserm europäischen Rind­Als heilig gelten ferner der Affe und in allererster Reihe das Rind. vieh an Größe und Kraft nach. Dagegen hat es einen Felthöcker,

" Sprich: Radscha= Fürst.