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sein Papa dem Fedorenko das Mädchen übergab. Mutig| Stultrücksichten geboten.") Um die Geister, die man einst aim schrie er aus: Schmause lud, nicht irre zu machen, blieb es bei den einmal eins geführten Speifen, und mancherlei Aberglaube deutet noch heute die ursprüngliche Beziehung an.
Die Warschauer Diebin! Die Warschauer Diebin! da die Warschauer Dicbin!"
Seht Ueber Hantas Haut zitterte es, wie eine Gasflamme. Sie hatte viel Schmach und Schande während all der Zeit schlucken müssen. Aber das war bei Gericht, zwischen den Wänden, doch jetzt, auf der Straße, vor aller Welt. Ihr war's, als hätte ihr jemand ein Messer ins Herz gestoßen. Dem tapferen Bicek hatten sich inzwischen zwei oder drei Freunde aus der Nachbarschaft angeschlossen, die augenblick lich nichts Befferes zu thun hatten. Alle sprangen in der Straße umher und brüllten aus vollem Halse:
„ Eine Warschauer Diebin! Eine Warschauer Diebin!"
( Fortsetzung folgt.)
Fasching.
Kulturgeschichtliche Studie von Heinrich Tannenberg.
( Schluß.)
bräuchen zu beobachten. Der hessische Bauer in der Schwalmgegend Auch die förmliche Bewirtung der Geister ist in den Faschings steckt die abgegessenen Rippen seines Festbratens in den zur Aussaat bestimmten Leinsamen, um guten Flachs zu erzielen. Das ist noch die Teilnahme der lieben Geister, von denen der Erntesegen erivartet wird, wenn ihnen auch der Haushälterische Wirt nur mehr die Knochen bietet. Vordem war es damit freilich besser bestellt. Da ließ man am Sonnabend vor Fastnacht leckere Gerichte wohlgerüstet mit Speisegeräten und bei offenem Fenster auf dem Tische steheir. Dann kamen, wenn die Hausleute schliefen, die lieben Englein, um von den Speisen zu genießen. Die Engel waren christlich, doch ließen sie es sich nicht nehmen, nach altem Götterbrauch zu schmaufen. Durch solche Umdeutung ist mancher heidnischen Sitte der Fort bestand im Christentum gesichert worden.
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Die Beziehung zur Geisterwelt drückt sich auch in den verschiedenen Arbeitsverboten aus, die an der Fastnachtzeit haften. Solche Verbote find ein besondres Merkmal der alten Festfeier. Die Geister mögen es nicht leiden, daß der Mensch, während er sie zu Gaste lädt, aus Fürsorge für sich selbst sie vernachlässige. Unter der Kasuistik des Bolts, die für jeden einzelnen Fall eine besondere Begründung fand, ist dann der wunderlichste Aberglaube entstanden. Man darf nicht nähen, sonst legen die Hühner nicht, als hätte man sie vernäht; nicht spinnen, sonst werden die Hühner blind oder der Flachs gedeibt nicht; nicht zum Brunnen gehn, sonst verschleppen die Hühner die Für die Zusammenfünfte der Alten ergab sich von selbst die Eier; nicht stricken, sonst giebt es Streit; nicht haspeln, sonst be Dagegen ist. Geselligkeit der Mahlzeiten. Der genossenschaftliche Geist erforderte kommen die Kinder das Kopfwvadeln u. dgl. m. eine förmliche Gemeinsamkeit des Schmauses unter Teilnahme es geboten, viel zu tanzen und dabei hoch zu springen, aller. Das war nur möglich, wenn jede einzelne Haushaltung an ein gutes Frühjahr zu erzielen. In Mecklenburg ist Nahrungsmitteln beisteuerte, was sie verfügbar hatte. Zu den Vor- auch das Peitschen, wobei die Kinder das Festgebäck der Heedes bereitungen des Aufbruchs muß daher einst das Sammeln dieser wecken" erhalten, dem Gedeihen des Flachses förderlich. Empfohlen Naturalien gehört haben. Gerade das ist in den Fastnachtsbräuchen wird ferner das Backen auf dem Herde, weil sonst die Heren darauf gut tonserviert. In der Mittelmark und im Oberbergischen ziehen tanzen, die sich ja nach dem Volksglauben hier gern einstellen, aber noch heute die Knechte, der vorderste mit einem Spieß bewaffnet, das geschäftige Treiben des Menschen und das Feuer fliehen. durch das Dorf, um Gaben abzuholen. Derartige Umgänge. oft leihen, stedt ein Stüd uralter Stultüberlieferung. In den Maskeraden, welche der Faschingszeit das Gepräge ver Den Ausgangs allerdings zu einem Kinderbrauch zusammengeschrumpft, finden leihen, steckt ein Stück uralter Kultüberlieferung. fich auch in Schwaben, in der Schweiz , im Elsaß , in punkt bilden offenbar die Gestalten der Götter und Geister, die bei den Baden, rudimentär selbst in Frankfurt am Main . Dabei treten Religionsübungen der Vorzeit unter allerlei Vermummungen persönlich die Beteiligten häufig mit Ruten ausgerüstet auf. In der dargestellt wurden. Je nach der Gegend ziehen noch heute die vers Grafschaft Schaumburg dringen die Burschen mit Zweigen der schiedensten Erscheinungen umher, denen man die mythologische AbStechpalme in alle Häuser, um Frauen und Mädchen zu, peitschen, funft anmerkt. Im Schwarzwald treffen wir das schellenbehangene bis sie ihnen Wurst und Branntwein auftragen. Als Lohn wird Hanseli" mit einem Fuchsschwanz auf dem Rücken und mit Flitter dann der Wirtin das Gedeihen des Flachses verheißen. Am Harz gold oder buntem Papierschmuck dekoriert. Das Hanseli von Donautreiben die Kinder, wie Reinsberg- Düringsfeld berichtet, die Ereschingen verteilt bei seinen Rundgängen auch Aepfel und Nüsse unter wachsenen mit Birkenreisern aus dem Bett und erhalten Brezeln als die Kinder. In den Dörfern des Vinschgaus geht zur Faschingszeit Loskaufsgeld. In den Dörfern zwischen Halberstadt und Braun- das„ Krautweibele" um, eine vermummte Gestalt, welche die Be schweig ziehen die erwachsenen Burschen mit Zannenreisern von Hans gegnenden mit faulem Strant bewirft. Die Schemen" in derselben Gegend zu Haus, suchen die Bewohner zu peitschen und empfangen überall fahren dem Vorwitzigen, der ihnen zu nahe kommt, mit rußgeschwärztent Gaben, welche in Eßwaren bestehen, in einem Korbe gesammelt und Besen ins Gesicht. Charakteristisch ist in einigen Orten Tirols das am Abend in der Schenke verzehrt werden. Hier und da in" Perchtenlaufen" am letzten Faschingsabend. Die Perchten, unter der Altmark trifft man einen Umzug der Knechte, die in denen es gute und böse giebt, laufen durch die Gaffen und dringen jedem Hofe der Reihe nach die Wirtin, die Töchter und in die Häuser, wo die guten Geschenke hinterlassen, die bösen mit die Mägde mit Birkenreifern stäpen. Sie erhalten von der Haus- Asche werfen. Ihr Name bekundet, daß es sich um Repräsentanten frau Schnaps, in einigen Dörfern auch Eier und Mettwurst, während desselben Vorstellungskreises handelt, dem insbesondere die Göttin die Spende der Mädchen in einem mit bunten Bändern geschmückten Berchta angehört. Das„ Hudlerlaufen" in der Gegend von Hall Strauße aus Buchsbaum oder anderm Grün besteht, der an den in Tirol, wobei auch" Heren" auf Kehrbesen reiten, ist etwns Hüten befestigt wird. Die Würste werden an eine große Gabel Aehnliches. Eine alte Götterfigur tritt uns namentlich in dent gereiht. All diese Bräuchen, die noch um zahlreiche Bariationen Schimmelreiter" entgegen, der in Schwaben , in der Mark und in vermehrt werden könnten, sprechen deutlich für die Auffassung, daß Thüringen , in Oberschlesien , im Waldeckschen und in der Gegend wir es mit dem Einholen von, Vorräten für das Mahl zu thun von Brilon unter verschiedener Darstellung zur Fastnacht seinen haben. Ganz bezeichnend ist es dabei fast immer auf die Frauen Umzug hält.**) Der Bär, den die Deutsch- Böhmen ausführen, ist abgesehen, denen ja die Speisekammer unterstand, und das Peitschen gleichfalls nichts andres, als ein alter Gott in seiner Fetischgestalt; läßt vermuten, daß die Männer bei ihrem Begehren manchen Wider- das wird bestätigt, wenn im Saazer Kreise, die Frauen dem stand zu überwinden hatten und nicht eben zart verfuhren. Darsteller das Stroh, von dem er umwidelt ist, qusrupfen, unt
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Bis in die Alt- und Neumark hat sich zur Fastnacht örtlich das es den Hühnern in die Nester zu thun, damit sie beffer legen. öffentliche Schlachten des Ochsen erhalten, was die Einleitung des Die Anwesenheit der Götter war den Altvordern durch das Schmauses selbst veranschaulicht. Im Waldeckschen und in der Mal verbürgt, das draußen auf der Dingstätte ragte. Mit dent Gegend von Brilon wird dieser Aft noch symbolisch dargestellt. Uebergang zum Christentum wurde das anders. Das uralte WahrMan führt einen fünstlich zurechtgemachten Ochsen umber, der ver- zeichen des Kultus fiel und machte den Heiligtümern der handelt und geschlachtet wird. Dem Darsteller ist ein großer Topf vor die Stirn gebunden, auf welchen der Metzger mit der Art schlägt; sobald der Schlag trifft, fällt der Betreffende zum großen Jubel der Umstehenden wie tot zur Erde.
Kirche Platz. Doch dem Volle schien keine rechte Festfeier möglich ohne die Symbole der Vorzeit. So entstanden die alten Göttersite oft noch einmal für die Dauer der festlichen Zeiten. Diese Bedeutung haben jene grotesten Puppen, die man zur Fastnacht ans Das Mahl lehrt auch in den besonderen Festgerichten der Fast- Holz oder Stroh anfertigt. Das Bezeichnende dabei ist, daß diese nacht wieder. In der Mark Brandenburg werden Pfannkuchen ge rohen Bildwerke nur hergestellt scheinen, um vernichtet zu werden. baden, in andern Gegenden Fastenbrezeln. Schwäbische Specialität Unfre Vorfahren mögen wohl die rekonstruierten Fetische nach find die Fastenküchle oder Fastnachtsöhrle. Die Bayern bringen ihre jedem Feste wieder beiseite gebracht haben. Als den Späteren Faschingtrapfen auf den Tisch, während man im Hessischen die Kreppeln hat. Besondere Speisen sind in Frankfurt a. M. fleine runde, inwendig mit Schmetten gefüllte Brötchen, die heiß gegessen werden, oder in Brotteig eingewickelte und mitgebackene Würstchen. In hessischen Dörfern bestand das Fastnachtsmahl noch in neuester Zeit aus Erbsenbrei und Rippenfleisch. Die Bewohner der Gegend von Stendal essen Sauerkohl und Knackwurst und bei Osterode hebt der Bauer forgfam seine Brativurst auf, um sie zur Fastnacht anzuschneiden. Meist handelt es sich um altüberkommene Gerichte, von denen Es muß nicht Wodan sein, da der Schimmel überhaupt den manches vielleicht schon dent taciteischen Germanen bekannt war. Führer kennzeichnete und daher auch ohne weiteres den berittenen Das Festhalten an dem urväterlichen Menü ist insbesondere durch Göttern zukam.
*) Schon der Wilde fetzte bei der abgeschiedenen Seele dic felben Bedürfnisse und Neigungen voraus, wie der Mensch sie hatte. Daraus ergab sich für die Überlebenden die Pflicht, dem Toten insbesondre Speise und Trank zu bieten und ihn nicht zu vergessen, wenn es galt, Feste zu feiern und fröhlich zu sein. Das übertrug fich auch auf die Gottheiten, die ja mir aus Menschenseelen empor gewachsen waren.
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