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Die Bolschfelva war 43 Jahre alt; ihr Stand: Klein- 1 Das wissen Sie felbft," fagte die Masłowa, lächelte und sir their pale ie lastows, there w bürgerin aus Kolomna ; ihre Beschäftigung: Zimmermädchen schaute nach schnellem Umherblicken alsbald wieder auf den in demselben Gasthause Mauritanien". Vor Gericht und in Vorsitzenden.
Untersuchung war sie noch nicht gewesen, die Abschrift der Es lag etwas fo lugewöhnliches in ihrem Gesichtsausdruc Anklage- Arte hatte sie erhalten. Die Botschkowa brachte ihre und ein so schrecklicher, kläglicher Sinn in der Bedeutung ihrer Antworten ungewöhnlich dreist und in solchem Zon heraus, Worte, in dem Lächeln und dem schnellen Blick, den sie dabei als wollte sie zu jeder Antwort hinzufügen:" Ja, ich bin in den Saal warf, daß der Vorsitzende die Augen niederschlug, die Euphemia Botschkowa, und die Abschrift habe ich erhalten, und eine Minute lang im Saal vollständige Stille eintrat. und bin stolz darauf, und erlaube niemand, sich über mich Die Stille wurde durch das Lachen irgend jemandes aus lustig zu machen." Sie wartete nicht so lange, bis man sie dem Publikum unterbrochen Ein andrer Zuhörer zischte. Blatz nehmen hieß, sondern setzte sich alsbald, nachdem die Der Vorsitzende erhob den Kopf und setzte das Ver Fragen zu Ende waren, tha hör fort.
cud Wie ist Ihr Name?" wandte sich der Vorsitzende an die dritte Angeklagte.„ Sie müssen aufstehen," fügte er fanft und freundlich hinzu, als er bemerkte, daß die Maslowa fizzen blieb.
Sie stand mit einer schnellen Bewegung auf und schaute mit dem Ausdruck der Bereitwilligkeit, ihre hohe Brust vordrängend, mit lächelnden, ein wenig schielenden, schwarzen Augen dem Vorsitzenden, ohne eine Antwort zu geben, gerade ins Gesicht. Mistur
Wie heißen Sie?"
Nicht möglich!" dachte er, ohne den Blick vom Gesicht der Angeklagten abzuwenden. Wie kommt sie zu dem Namen Ljubow?" dachte er dann beim Hören ihrer Antwort.
Vor Gericht und in Untersuchung waren Sie noch nicht?" Nein," fagte die Maslowa leise und seufzte dabei. Die Abschrift der Anklageakte haben Sie erhalten?" Habe ich erhalten."
Setzen Sie sich," sagte der Vorsitzende.
Die Angeklagte nahm mit einer Beweging, wie geputte Damen ihre Schleppe in Ordnung bringen, den Rock hinten auf und setzte sich hin. Dann zog sie die kleinen weißen Hände in die Aermel hinein und verwandte kein Auge vom Vorsigenden.
Ich heiße Ljubow," sagte sie schnell. Es begann das Nachzählen der Zeugen, ihre AbNechljudow hatte inzwischen fein Pincenez aufgesetzt und lehnung, die Beschlußfassung bezüglich des Sachverständigenfah sich die Angeklagten in der Reihenfolge, wie sie verhört Arztes und fein Hereinrufen in den Sigungssaal. Dann wurden, an. stand der Sekretär auf und begann, die Anklageschrift zu verlesen. Er las deutlich und laut, aber so schnell, daß seine Stimme, die das" I" und" r" nicht ordentlich aussprach, in ein fortlanfendes, ermüdendes Gesumme zusammenfloß. Die Richter stükten den Ellbogen bald auf die eine, bald auf die andre Armlehne, bald auf den Tisch, bald gegen die Rückenlehne; bald schlossen sie die Augen, bald öffneten sie sie wieder und flüsterten miteinander. Der eine Gendarm unterdrückte mehrmals einen Gähnkrampf. ( Fortsetzung folgt.)
Der Vorsigende wollte weiter fragen, aber der Richter mit der Brille flüsterte ärgerlich etwas und unterbrach ihn. Der Vorsitzende machte mit dem Kopfe das Zeichen der Zuſtimmung und wandte sich zur Angeklagten.
sich zur Augenten. Zeichen
Wieso heißen Sie Ljubow?" sagte er, Sie sind hier
unter andrem Namen eingetragen." Die Angeklagte schwieg.
"
Ich frage Sie, wie Ihr richtiger Name ist?"
Wie Sie getauft find?" fette der ärgerliche Richter mi 1901
hinzu. " Früher hieß ich Katherina."
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Nicht möglich," setzte Nechljudow sein Selbstgespräch fort und wußte dabei bereits, daß sie es unzweifelhaft war, Bei Tage auf der Sterntvarte? Was sollen wir denn dort dasselbe Mädchen, in das er einst verliebt, richtig verliebt ge- fehen können? Die Sternwarte soll doch, wie ihr Name schon wesen war und das er dann im Sinnesrausch verführt und andeutet, der Beobachtung der Sterne gewidmet sein; diese er hinterher verlassen hatte. Später war sie ihmt aus der Erscheinen aber bekanntlich erst am Abend und in der Nacht. AllerSings giebt es auch ein Tagesgestirn, die Sonne, und sie muß innerung entschwunden, weil diese Erinnerung ihn allzusehr schon bei Tage beobachtet werden, damit sie die Vorgänge, welche peinigte, ihm allzuklar und deutlich bewies, daß er, der so sich auf ihrem Riefenkörper abspielen, dem forschenden Geift offenstolz auf seinen ordentlichen Lebenswandel war, nicht nur nicht bart. Aber in unirer geschäftigen Beit muß man sehr mit feiner ordentlich, sondern geradezu niederträchtig an diesem Weibe Zeit Haushalten, sie sorgiam einteilen und die Zeit solcher außergehandelt hatte. gewöhnlichen Vorkommnisse, wie den Besuch einer Sternwarte, 100fern man nicht beruflich dorthin geführt wird, schon tagelang vorher festsetzen. Leider können uns unire Wetterpropheten noch nicht anfündigen, ob wir heut über acht Tage schönen Sonnenschein haben werden oder nicht; thatsächlich ist es auch ziemlich gleichgültig, ob uns beim Besuch der Sternwarte die Sonne lächelt. Die Berliner Sternwarte wenigstens, auf der wir vor einigen Tagen von ihrem Direktor, Herrn Professor Förster, herumgeführt wurden, hat mit der Sommen beobachtung nur sehr wenig zu thun. Freilich, wer nach Treptow zum großen Riesenfernrohr hinauspilgert, dem raten wir, wenn es bei Tage geschieht, einen sonnigen Tag zu wählen; zwar bietet der Wunderban dort, lediglich als mechanisches Kunst- und Bauwerk betrachtet, auch genug Interessantes; aber eine Beobachtung des Sonnenbilds, welches das Instrument entwirft, erhöht jedenfalls noch den Reiz des Besuchs. Auch das astrophysikalische Observatorium in Potsdam zählt die Beobachtung der Sonne zu einer seiner wichtigen Aufgaben, und es erhöht jedenfalls das Interesse eines Besuchs, die hierzu bestimmten Jnstrumente in Anwendung zu sehen.
Ja, sie war es. Er nahm jeht deutlich jene eigenartige, geheimnisvolle Besonderheit an ihr wahr, die jeden Menschen bom andern unterscheidet, ihn zu dem eigentümlichen einzigen, unnachahmlichen Wesen macht. Trotz der unnatür lichen Weiße und Fülle des Gefichts war diese Eigenart, die reizende, ganz besondere Eigenart dennoch vorhanden, in dem Gesicht, den Lippen und den ganz wenig schielenden Augen, wie namentlich in diesem naiven, lächelnden Blick und in dem Ausdruck von Hingebung, nicht nur im Gesicht, sondern in der ganzen Gestalt.
" Das hätten Sie auch sagen müssen," meinte wiederum besonders sanft der Vorsitzende. Ihr Vatersname?" Ich bin unehelich," sagte die Maslowa.
"
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Einerlei, nach Ihrem Taufpaten, wie heißen Sie da?" ., Michailowa."
" Was mag sie nur berübt haben?" dachte Nechljudow Inzwischen weiter nach und holte mühsam Atem.
" Ihr Familien, Ihr Zuname, wie ist der?" fuhr der Vorsigende fort.
Nach meiner Mutter: Maslowa."
„ Stand?"
,, Kleinbürgerin."
„ Rechtgläubig?"
" Sa."
„ Beschäftigung? Womit haben Sie sich beschäftigt?" Die Maslowa schwieg.
Doch tehren wir zur Berliner Sternwarte zurück, die auf dem stillen Ente- Platz liegt, in welchen das südliche Ende der Eine Stätte der Ruhe und stillen Charlottenstraße ausläuft. Forschung inmitten des wogenden Getriebes der Weltstadt. Berlin ist ja nicht gerade arm an Instituten, welche der Pflege der Wissenschaft dienen, zuweilen allerdings nur in obrigkeitlich behüteter Form, so daß Leute mit gefährlichen Gedanken aus ihnen ausgeschlossen werden.
In der Nähe der Universität liegen das physikalische, das chemische sowie eine Reihe medizinischer Institute, in Charlotten burg - unzweifelhaft ist diese Vorstadt zu Berlin zu zählen- haben wir u. a. die physikalisch- technische Reichsanstalt. Bei allen diesen
Womit Sie sich beschäftigt haben?" wiederholte der Vor- Anstalten ist sich jeder des unmittelbaren Einflusses der Wissenschaft auf fizzende.
" In dem Hause war ich," sagte sie.
die Technik und das praktische Leben bewußt; selbst der schlimmste Philifter erkennt die Nützlichkeit dieser Institute an und hat gegen ihre fachgemäße Ausgeftaltung mit Hilfe großer Geldmittel nichts ein" In welchem Hause?" fragte das strenge Gerichts- zuwenden. Der große Einfluß, den Physik und Chemie auf unser mitglied.
Leben gewonnen, liegt eben offen und klar zu Tage.