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Anders ist es bei der Sternivarte. Was wird denn dort so Hochwichtiges getrieben, daß die Aufwendung großer Geldmittel lohnte? Gewiß ist es sehr schön, daß die Astronomen den allgemeinen Zu sammenhang im Weltenbau, die Gesetze, durch welche der Lauf der Gestirne geregelt ist, erkannt haben. Es ist auch ganz gut, daß diese Kenntnisse sorgsam weiter bewahrt und gepflegt werden. Aber dazu genügen doch einige wenige Sternwarten mit verhältnismäßig geringen Mitteln, ohne daß man übermäßig große Fernrohre und viele teuren Sternwarten baut. So denkt vielleicht mancher, wenn er auch seiner Meinung nicht immer Ausdruck zu geben wagt, aus Furcht, er fönnte als Feind der Wissenschaft und des Fortschritts verschrien werden.
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solche, die das unbewaffnete Auge in einer mondscheinlosen Nacht noch erblickt, bei Tage als glänzende Pünktchen.
Der Beobachter am Meridiankreis drückt, sowie der zur Beobach tung gewählte Stern in den Meridian tritt, einen Knopf, wodurch ein elektrisches Signal nach der Uhr im Bureau der Sterntarte gegeben wird, die dadurch unter ständiger Kontrolle gehalten wird. Ebenfalls auf elektrischem Weg teilt diese Uhr stets im 12 Uhr mittags die Zeit einer Centraiuhr auf dem Schlesischen Bahnhof mit, von wo sämtliche Bahnuhren der Monarchie mit der richtigen Beit versehen werden.
Wir verlassen den Meridiankreis, das wichtigste Juftrament fit den Zeitdienst der Sternwarte, und gehen zum Kuppelsaal hinauf, Und in der That geschähe ihm damit ganz recht! Nichts wo der sogenannte große Refrattor untergebracht ist, das Schlimmeres tönnte einem Kulturvolk pajfieren, als daß der Sinn größte Fernrohr der Sternwarte, welches zur Beobachtung der für minteressiertes wissenschaftliches Leben ausstürbe. Gewiß Gestirne dient und daher so montiert ist, daß es bequem und leicht sehen wir überall Werke von großartigem Wert für das praktische in jede Lage gebracht werden kann. Der Ausdruck großer Leben durch Anwendung der Wissenschaften entstehen; ermöglicht Refrattor, auf dieses Fernrohr angewendet, erscheint uns heute ist das aber nur durch die strenge Forscherarbeit, die auf übertrieben. Als es gebaut wurde, im Jahre 1835, war es thatsächlich den praktischen Nuzen nicht sieht. Um nur ein ein Beispiel mit seiner 25 Centimeter großen Linse und seiner Länge von ungefähr anzuführen, so hat Deutschland gegenwärtig in vielen chemischen 4 Meter das größte existierende Rohr. Seitdem find wir an andre Industrien geradezu die führende Stelle inne. Mehrfach führt auch Dimensionen gewöhnt worden. Wir haben in Berlin das Uraniader große materielle Gewinn, den die technische Ausbeutung wiffen-& ernrohr, das dieses bereits erheblich übertrifft; in Treptow staunen fchaftlicher Jdeen verspricht, zu einer förmlichen Sucht, sich dieselben wir einen Riesen von 21 Meter Länge und 69 Centimeter Oeffnung durch Batente zu sichern. Die Entwicklung der chemischen Industrie an; in Potsdam ist ein Nohr von 70 Centimeter Oeffnung in einem hängt aber weit weniger mit diesem Streben zusammen, als mit Ruppelsaal aufgestellt, in welchem 200 Personen, die bei der Einder wissenschaftlichen Erforschung der chemischen Stoffe. Diese ist in weihung zugegen waren, nur einen kleinen Raum eine Deutschland während der letzten 50 Jahre mit ganz außerordentlichem nahmen. Noch größer größer find die Kuppeln, welche die Kein Eifer betrieben worden, und gerade diesem Umstand verdankt auch großen amerikanischen Fernrohre schützen. Wunder, die Industrie ihr Aufblühen. Sollte diefer wissenschaftliche Geist daß Mr. Clark, der berühmte Erbauer des Fernrohrs der Lick- Sternerlahmen, sollte die uninteressierte Forschung vor der Sucht nach warte, der 1896 bei einem Aufenthalt in Berlin die Sternwarte Gewinn und materiellem Erfolg zurüdtreten, so würde gerade auch besuchte, ziemlich achtlos an ihrem fogenannten großen Refraktor die industrielle Entwicklung den Schaden davon haben, und Deutsch vorüberging. land die führende Stelle verlieren. Wahrhaft produktiv find eben durchaus nicht die Leistungen, die nur auf das sog. Praktische gerichtet find; vielmehr hat sich noch immer die echte Forscherarbeit, die umbekümmert mun den praktischen Erfolg in den Zusammenhang der Dinge einzudringen fucht, als diejenige erwiesen, der unsre großen Fortschritte verdankt werden.
Solche Gedanken drängen fich unwillkürlich auf, wenn wir bie peinliche und minutiöse Genauigkeit beobachten, mit welcher die Astronomen ihre Aufgaben erfüllen, die von manchem auf den ersten Blick wohl für Kleinigkeitskrämerei gehalten werden könnte.
Aber das Juftrnment hat eine Geschichte hinter sich und fann auf Leistungen zurückblicken, die in der Geschichte der Wissenschaften unvergänglich find. Profeffor Förster machte Herrn Clark darauf aufmerksam, daß mit diesem Instrument am 23. September 1846 der Neptun aufgefunden worden sei, jener Planet, dessen Existenz am Schreibtisch von Leverrier und Adams errechnet, und dann an der bezeichneten Stelle am Himmel gefunden wurde. Diese Anregung rief in Herrn Clark eine lebhafte Erinnerung an die Größe der Wunderbares geleistet haben, und ehrfurchtsvoll begrüßte er dieses früheren Astronomen hervor, die mit geringeren Instrumenten oft Instrument.
Bt.
Uns überkommt noch eine andre Erinnerung bei seinem Aublid, Wir betreten den Raum, in welchem sich der sog. Meridian- die an seinen Erbauer, Joseph Fraunhofer , dessen leztes freis befindet, ein in merkivürdiger Weise aufgehängtes Fernrohr. größeres Wert es war. Auf den Arbeiten Fraunhofers beruht die Ein Fernrohr stellen wir uns gewöhnlich in solcher Weise beweglich gesamte Entwicklung der modernen praktischen Optit, und ebenso find vor, daß wir es mit der größten Bequemlichkeit nach jedem Punkt seine Fernrohrkonstruktionen noch heute vorbildlich für die Aufstellung des Himmels richten können; hier aber ist das ganz und gar nicht größerer Fernrohre. Etwas von seinem Geiste umschwebt uns beim der Fall. Das Rohr von 1/2 bis 2 Meter Länge hängt vielmehr Anblick seines letzten Werks; wir fühlen die Unsterblichkeit des zwischen zwei Mauerpfeilern, welche die horizontal liegende Achse Genius, der in seinem Wesen und Wirken für immer lebendig fort tragen. Da sich an jeder Seite ein mit Teilstrichen ver- lebt. sehener Kreis befindet, an welchem der Betrag der etwaigen Drehung des Rohrs abgelesen wird, so sieht das Ganze einer Kanone, die an den Radachsen aufgehängt ist, nicht unähnlich. Aber mit dieser Kanone soll nicht nach dem Himmel geschossen, es sollen nicht neue Sterne gefunden werden; denn da das Justrument nur in einer bestimmten vertikalen Ebene bewegt werden kann, so fann jeder Stern auch nur während der kurzen Zeit erblickt werden, durch des Rohrs ist in der Ost- West- Richtung gelagert; die vertikale Bewegungsebene ist daher die des Meridians, woher ja das Instrument feinen Namen hat. Was hat es nun für einen Zweck, ein Fernrohr so aufzustellen, daß ein Stern nur während seines Durchgangs durch den Meridian beobachtet werden kann?
Damit kommen wir zu einer sehr wichtigen Aufgabe der Astronomie, deren Bewältigung übrigens aufs innigste mit den Bedürfnissen des täglichen Lebens zusammenhängt; die rein praktischen Leute fönnen sich also ganz wohl mit der Sternfunde aussöhnen. Diese wichtige Aufgabe ist die genaue Bestimmung der Zeit.
Die einzige wirkliche Normaluhr, welche wir besigen, die einen fo regelmäßigen Gang hat, daß wir in Jahrhunderten keine Abweichung
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Kleines Feuilleton.
Der Biber in Deutschland . Man schreibt der Köln . Voltsztg.": Der Biber erscheint sehr oft in Ortsnamen, die also noch heutigen Tags Zeugnis von dem ehemaligen Aufenthalte dieses Holzminden an der Mündung der Bever in die Weser, an einem audren gleichfalls Bever heißenden Zuflusse der Weser südlich von Hörter einen Ort Beverungen , Bevern an der Bever, einem Zuflusse der Ems bei Münster . Außerdem giebt es eine Bever bei Stade , einen Biberbach unweit Eisenach . Auch soust ist das Andruken dieses Tiers in erdkundlichen Namen bewahrt, wie Bibra, Bebra , Bober, Biberbach , wenngleich hier in vielen Fällen wohl ein verschollenes Wort für Fluß, Wasser vorliegen mag. Auch im Englischen ist der Biber( beaver) häufig in geographischen Namen Nordamerikas nach den dort zahlreichen Tieren, deren Fang das eigentliche Trappergewerbe bildet. Der Biber fand sich vereinzelt noch im neunzehnten Jahrhundert in Westfalen , zahlreich vor 300 Jahren noch im Rhein
lande.
auch nur von einem Zehntausendstel einer Sekunde bemerken können, ist uns durch die Umdrehung der Erde resp. durch die scheinbare Umdrehung-Perlenfischerei und Perlenhandel im perfifchen Golf. Dem des Himmels um die Erde gegeben. Sogroßartig auch die Fortschritte find, Reichsamt des Innern ist durch Vermittelung des deutschen Vicekousuls in welche unire Präcisionstechnik und Uhrmacherkunft gemacht hat, den Buschär ein interessanter Bericht über die Perlenfischerei und den Perlenewig gleichmäßigen Gang unsrer Weltenuhr lönen fie doch nicht er- handel im persischen Golf zugegangen. Bum Tauchen werden noch reichen. Daher ist es eine wichtige Aufgabe, sie mit dieser ständig heute größtenteils Sklaven von der ostafrikanischen Küfte verwandt, zu vergleichen und ihren Gang am Gange der großen Himmelsuhr welche in stets neuen Zufuhren anlangen, ungeachtet der englischen zu kontrollieren. Wenn in einem Augenblick ein Stern eine be- Kriegsschiffe, welche die Einfuhr von Sklaven in den Golf mur in stimmte Stellung zu irgend welchen festen Punkten der Erde hat, so geringem Maße verhindern. Die Perlentaucherboote sind nimmt er nach einer vollen Umdrehung des Himmels resp. der Erde in der Größe sehr verschieden; während viele kleine Boote, um ihre Achse wieder genau dieselbe Stellung ein. Zeigt eine Uhr die ausschließlich in der Nähe der Küste fischen, nur eine Besatzung eine kleine Abweichung von dem Stand, den sie vor 24 Stunden von 5 bis 15 Mann haben, bestehen die meisten Taucherflotten aus gehabt hat, so wird sie richtig gestellt und vor allen Dingen über größeren Booten mit 20 bis 50 Besatzung und find über den ganzen die Abweichung Buch geführt. Die verschiedensten Sterne können zu Golf verteilt. Was den Perlenhandel anbetrifft, so liegt das Gedieser Kontrolle benutzt werden; denn jeder muß im Laufe von schäft noch zum größten Teil in den Händen von Arabern und von 24 Stunden den Meridian passieren. Es ist durchaus nicht nötig, mehreren Hundert Hindus. Letztere halten sich fast alle nur während die Nachtzeit für diese Beobachtung abzuwarten; denn im Fernrohr der Berleufischzeit im Golf auf und kehren nach ihrer Beendigung erblickt man die meisten Sterne auch bei Tage. Der Berliner nach Indien zurück. Die Eigner der Taucherboote sind meistens Meridiankreis z. B. zeigt noch Sterne der 6. Größenklasse, das sind wenig wohlhabende Leute, die, um ihrem Beruf nachgehen zu