Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Str. 96. di jambi

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Freitag, den 18. Mai.

$ sit( Nachdruck verboten.)

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,, Nun, wie ist's, haben Sie die Menschows gesehen?"

Auferstehung. fragte sie plötzlich, unr ihre Erregung zu verbergen. Es iſt doch richtig, daß sie unschuldig find?"

Noman von Leo Tolstoj.  

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Ja, ich denke."

,, Diese wunderbare Alte," sagte sie.

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Das Gefühl des Triumphes und der Freude ciner Er­neuerung, das Nechljudo nach der Gerichtssigung und nach dem. Er erzählte ihr alles, was er von der Menschowa er­ersten Wiedersehen mit Katjuscha erfahren, war vollständig verfahren hatte, und fragte, ob sie nicht etwas nötig hätte; sie gangen und an feine Stelle war nach dem letzten Wiederantwortete, fie gebrauchte nichts. jehen Furcht, sogar Abschen vor ihr und das Bewußtsein Wieder schwiegen beide. Der Größe seiner Schuld getreten. Er war entschlossen, sie

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Nechljudow sah ihr schweigend in die Augen. Ihre Augen

Das ist sehr gut," konnte er nur sagen.

Achtundfünfzigstes Kapitel.

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Nun und mit dem Krankenhaus," sagte sie plößlich und nicht zu verlassen, seinen Entschluß, sie zu heiraten, nicht zu sah ihn mit ihrem schrägen Blick an wenn Sie wollen, ändern, wenn sie es mir wollte; aber es war ein schweres gehe ich hin, und Branntwein werde ich auch nicht mehr und qualvolles Gefühl für ihn. trinken." Am nächsten Tage noch seinem Besuch bei Maslennikoiv fuhr er wieder ins Gefängnis, um sie zu sehen. Solo Tächelten. Der Jnspektor erlaubte den Besuch, aber nicht im Bureau und nicht im Advokaten, sondern im Frauenbesuchszimmer. Ja, ja, sie ist ein ganz andres Wesen." dachte Nechljudow Ungeachtet seiner Gutmütigkeit war der Inspektor verund verspürte nach den früheren Zweifeln ein ganz neues, schlossener gegen Nechljudow als früher; offenbar hatten die noch niemals von ihm empfundenes Gefühl der Zuversicht auf Unterhaltungen mit Maslennikow die Vorschrift größerer Be die Unüberwindlichkeit der Liebe. hutsamkeit vor diesem Besucher zur Folge gehabt. sds, Sehen können Sie sie," sagte er, mur, bitte, wegen des Geldes, wie ich Sie schon bat... Was ihre Ueberführung Als die Maslowa nach diesem Wiedersehen in ihre Zelle ins Krankenhaus anfangt, so ist dieselbe, wie Seine Ercellenz zurückkehrte, nahm sie das Sträflingskleid ab, setzte sich auf geschrieben hat, möglich und der Arzt ist damit einverstanden. ihren Pritschenplatz und ließ die Arme auf die Knie herab­Nur sie selbst will nicht; sie sagt: Das fehlt gerade noch, sinken. In der Zelle waren nur: die Schwindsüchtige, die Sehen Sie, Fürst, so ist dieses Volt," fügte er hinzu. die Bahnwärterin mit zwei Kindern. Die Küsterstochter war Nechljudow erwiderte nichts und bat, ihn zum Besuch zu gestern für geiſtesfrank erklärt und ins Krankenhaus zulassen. Der Jnspektor schickte einen Aufseher hin, und geschafft worden. Alle übrigen Weiber aber wuschen. Die Nechljudow trat hinter ihm in das leere Frauenbesuchs- Alte lag auf der Pritsche und schlief; die Kinder waren im zimmer. Korridor, dessen Thür offen stand. Die Wladimirsche mit dem Kind auf dem Arm und die Bahnwärterin mit ihrem Strumpf. an dem sie unaufhörlich mit geschwinden Fingern strickte, traten an die Maslowa heran.

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Die Maslowa war schon dort und trat still und schüchtern Hinter dem Gitter hervor. Sie schritt nahe an Rechljudow heran, sah an ihm vorbei und sagte Teise:

Verzeihen Sie mir, Dmitri Jwanowitsch, ich habe vor­gestern übel gesprochen."

Nicht ich habe Ihnen zu verzeihen..." wollte Rechljudow beginnen.

Aber lassen Sie mich dennoch allein," fügte sie hinzu, und in den schrecklich scheel blickenden Augen, mit denen sie Nechljudow ansah, las dieser wieder einen gespannten und bösen Ausdruck.

Warum soll ich Sie lassen?"

Es muß schon so sein." Warum denn aber?".

Sie sah ihu, wie ihm schien, wieder mit derfelben bösen Blick an.

Also die Sache ist so," sagte sie. Sie lassen mich in Ruhe, das sage ich Ihnen aufrichtig. Ich kann nicht. Lassen Sie das ganz fein," fagte sie mit zuckenden. Lippen und ver stummte. Soviel ist sicher, lieber hänge ich mich auf."

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Nechljudow fühlte, daß in dieser ihrer Weigerung Haß gegen ihn lag und unvergebene Schnach, aber auch noch etwas audres, Gutes und Bedeutungsvolles. Diese Bestäti gung ihrer früheren Absage in ganz ruhigem Zustande er­nüchterte mit einem Male in Nechljudows Seele alle Zweifel und verfekte ihn wieder in seine frühere, crufte, feierliche und gerührte Stimmung.

Statjuscha, was ich Dir gesagt habe, sage ich Dir noch einmal," brachte er besonders ernst heraus. Ich bitte Dich, mich zu heiraten. Wenn Du aber nicht willst, und einst­weilen willst Du nicht, so bleibe ich dennoch gerade so wie früher da, wo Du bleibst, und ziehe dahin, wohin Du zichst." Das ist Ihre Sache; ich rede nicht weiter," sagte sie, und wieder begannen ihre Lippen zu zittern.

Er schwieg ebenfalls, da er nicht im stande war, weiter zu sprechen.

Ich fahre jetzt aufs Land und gehe dann nach Peters burg," sagte er endlich, nachdem er sich gesammelt. Ich werde mich mit Ihre, um unsre Sache bemühen und, so Gott  will, das Urteil kassieren."

Na, habt Ihr Euch gesprochen?" fragten fie. Die Maslowa saß auf der hohen Pritsche, baumelte mit den Beinen hin und her, die nicht bis zum Fußboden reichten, und gab keine Antwort.

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Was flennst Du?" sagte die Bahnwärterin. Vor allen Dingen den Mut nicht sinken lassen. Ach Katjuscha. Nun?" sagte sie und rührte flink die Finger.

Die Maslowa gab feine Antwort.

Die andern sind waschen gegangen. Sagten, heute sei große Bescherung. Ist viel gebracht, fagten sie," erzählte die Wladimirsche.

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Finaschka!" rief die Bahnwärterin durch die Thür. Wo ist der Racker nur hingelaufen."

Und sie zog eine Stricknadel heraus, steckte sie in das Knäuel und in den Strumpf und trat in den Korridor.

In diesem Augenblick ertönte ein Geräusch von Schritten und weiblichen Stimmen im Korridor, und die Zellen­bewohnerinnen traten in Lederschuhen mit bloßen Füßen ein. Jede trug eine Semmel, einige auch zwei. Fedosia trat sofort zur Maslowa.

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Na, ist etwas nicht in Ordnung?" fragte Fedosia und sah die Maslowa mit ihren hellen blauen Augen zärtlich an. Da ist etwas für uns zum Thee," und sie begann die Semmel auf das Wandbrett zu legen.

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Hat er sich's mit dem Heiraten wohl anders überlegt?" fragte die Korablewa.

Nein, er hat nichts anders überlegt, aber ich will nicht," crividerte die Maslowa, und das habe ich ihm auch gesagt."

Ei, Du bist eine Närrin!" sagte die Korableiva mit ihrem Baß. Wenn man nicht zusammenlebt, was foll man da heiraten?" fragte Fedosia.

" Ja, aber Dein Mann geht doch mit Dir," crividerte die Bahnvärterin.

Was denn, wir sind mit ihm getraut," fagte Fedosia; ,, aber wozu soll er heiraten, wenn er nicht mit einem lebt?": Närrin, wozu? Mag er doch heiraten, dann faßt er. in Gold."

,, Und wenn es nicht geschieht, so ist es auch einerlei. Wenn nicht hierfür, so habe ich es wegen des andern versie dient," sagte sie, und er fah, welch' große Gewalt sie sich anthat, um die Thränen zurückzuhalten.

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Er sagte: wohin man sich auch schickt, ich ziehe hinter dir her," sagte die Maslowa.