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bleibst derselbe, der du warst; wenn er diese frische] Was soll ich er jekt machen?" fragte er sich.„ Bin Wesen sich unter einer scheinbar ästhetischen Sie verbirgt ich mit ihr zufangefettet? Bin ich nicht jekt gerade durch und Verehrung verlangt, dann gehst du, in Vergötterung vor diese ihre That frei geworden?" dem Tier, ganz in ihm auf und unterscheidest nicht mehr Gutes Aber sobald er sich diese Frage vorlegte, begriff er von Schlechten. Das ist dann schrecklich." fofort, daß, wenn er sich für frei hielte und sie verließe, dadurch nicht sie, wie er es wollte, sondern er selbst bestraft würde, und ihm wurde schrecklich zu Mute.
Nechljudow begriff das alles jetzt ebenso deutlich, wie er die Paläste, die Schildwachen, die Festung, den Fluß, die Boote und die Börse sah.
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Und wie in dieser Nacht keine beruhigende, Erholung ,, Nein! Was vorgefallen ist, kann meinen Entschluß spendende Dunkelheit auf der Erde lag, sondern ein undeut- nicht ändern, sondern mich nur in ihm bestärken. Mag sie liches, unlustiges, unnatürliches Licht ohne Quelle sichtbar war, thun, was aus ihrem Seelenzustande hervorgeht- Dummso herrschte auch in Nechljudows Seele keine Erholung spen- heiten mit dem Feldscher treiben, ja Dummheiten mit dende Dunkelheit und wissenheit mehr. Alles war klar. dem Feldscher das ist ihre Sache... Meine aber ist Es war klar, daß alles das, was als richtig und gut die, zu thun, was mein Gewissen von mir verlangt," sagte galt, nichtig oder häßlich war, und daß all dieser Glanz, er sich.„ Mein Gewissen verlangt aber, daß ich meine all dieser Lurus alte, allen gewohnte, nicht nur unbestrafte, Freiheit zur Sühne für meine Vergehen opfere, und mein sondern gefeierte und mit all den Reizen, die die Menschen Entschluß, sie, wenn auch nur in einer Scheinehe, zu nur ersinnen konnten, ausgestattete Verbrechen bedeckte. heiraten und ihr nachzuziehen, wohin sie auch gesandt wirdbleibt unveränderlich," sagte er sich in bösem Starrfinn. Dann wandte er sich nach seinem Austritt aus dem Krankenhause mit entschlossenen Schritten zum großen Thorweg des Gefängnisses.
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Nechljudow wünschte das zu vergessen, nicht zu sehen, aber er fonnte es schon nicht mehr übersehen. Wenn er auch die Quelle jenes Lichts nicht fah, in dessen Schein sich ihm das alles geoffenbart, ebensowenig wie er die Quelle des Lichts sah, das auf Petersburg lag, und wenngleich ihm dieses Licht undeutlich, unfreundlich und natürlich erschien, konnte er doch nicht umhin, das zu sehen, was sich ihm in diesem Licht offenbarte, und ihm war gleichzeitig freudig und bange zu Mute.
Neunundzwanzigstes Kapitel.
In Moskau angekommen, fuhr Nechljudow zu allererst in das Gefängniskrankenhaus, um der Maslowa die Tranerbotschaft mitzuteilen, daß der Senat den Urteilsspruch des Gerichts bestätigt hätte und man sich auf die Abreise nach Sibirien vorbereiten müsse.
An den Thorweg herantretend bat er den jourhabenden Aufseher, dent Inspektor zu melden, daß er die Maslowa zu sehen wünschte. Der Aufseher fannte Nechljudow und teilte ihm als einem Bekannten die wichtige Gefängnisneuigkeit mit der Kapitän sei entlassen und an seine Stelle ein andrer, strenger Vorgesetzter getreten.
" Jst jetzt verdammt strenge geworden," sagte der Auffeher. Er ist jetzt hier, werde sofort melden."
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Wirklich war der Inspektor in Gefängnis und kam bald zu Nechljudow heraus. Der neue Inspektor war ein hoher nochiger Mann mit vorstehenden Koteletts an den Backen, sehr Tangjam in seinen Bewegungen und finster. ( Fortsetzung folgt.)
Auf das Bittgesuch an die allerhöchste Adresse, welches der Advokat ihm aufgesetzt und welches er jetzt der Maslowa zur Unterschrift ins Gefängnis brachte, setzte er wenig Hoffnung. Ja, so sonderbar das auch klingen mag, er wünschte jekt gar feinen Erfolg mehr. Er hatte sich an den Gedanken Die Farbe unfees Flukkerbles.") der Reise nach Sibirien und des Lebens unter Zwangsarbeitern
" Ja, der einzig passende Ort für einen rechtschaffenen Mann in Rußland ist gegenwärtig das Gefängnis," dachte er und fühlte, daß das auf ihn persönlich paßte, als er beim Gefängnis aufam und es betrat.
Der Portier im Krankenhause erkannte Nechljudow wieder und teilte ihm sofort mit, daß die Maslowa nicht mehr bei ihnen wäre.
"
Wo ist sie denn?"
" Wieder im Gefängnis."
Warum ist sie denn wieder dahin gebracht?" fragte Nechljudow.
Die lebenden Fluß oder Edelfrebse tragen ein bescheidenes gewöhnt, und es wurde ihm schwer, sich vorzustellen, wie er fein Kleid, sie sind im allgemeinen bekanntlich dunkel, bald bräunlich, und der Maslowa Leben einrichten sollte, wenn sie freigesprochen bald häufiger grünlich- schwarz gefärbt, dabei fein marmoriert oder würde. Er dachte an die Worte des amerikanischen Schriftstellers geflect. Fast kein Individum gleicht in der Färbung ganz genau Thoreau, der zur Zeit, als die Sklaverei in Amerika herrschte, den dem andern. Die Vordereden der die Gliedmaßen einhüllenden Ausspruch that: in einem Staat, der unschuldige Unter- Panzerstücke, namentlich die Spigen und Innemvände, sind oft braunrot. Die Unterseite ist immer etwas heller, bei thanen einterfere, sei der richtige Ort für ehrliche Leute eben- den einen der in Deutschland lebenden Arten, Rassen oder falls das Gefängnis. Nechljudow hegte, besonders nach seinem Formen, beim Steinkrebs, ins Weißliche, bei den andern, Besuch in Petersburg und all den Entdeckungen, die er dort dem Edelfrebs, ins Rötliche zichend. Auch scheint die chemische gemacht, genau denselben Gedanken. und thermische Beschaffenheit der von den Krebsen bewohnten Gewässer, die Farbe des Untergrunds, auf dem sie fließen, die Art und der Grad ihrer Beschattung usw. nicht ohne Einfluß auf die Färbung beider Formen zu sein. Schon vor mehr als zweihundert Jahren sagte der Jenenser Professor der Medizin, Schenk, die Krebse hätten var von Haus aus eine gemeinsame Färbung, aber diese ändere sich nach dem Zustande des Bodens der Flüsse und Bäche, in denen sie hansen, wie bei den Forellen. Ja, auch bei ein und demselben Individnum soll im Leben die Färbung vorübergehend wechseln, wie es auch bei Forellen und andren Fischen, bei Fröschen und verschiedenen Tieren sonst noch der Fall ist. Nach den Untersuchungen des Franzosen Lereboullet, bis 1871 Professor der Zoologie in Straßburg , der sich jahrelang mit der Naturgeschichte der Flußkrebse beschäftigt hat, beruht die Färbung dieser Thiere auf der Gegenwart dreier Farbstoffe in der Schale: eines roten, eines blau- schwarzen und eines dunkelgrünen. Sie seien nicht törniger, sondern öliger Natur. Die einzelnen Panzerteile eines Krebses find, wie jeder Krebseffer aus Erfahrung weiß. immer von einer Nechljudow hätte nie geglaubt, daß die Maslowa und zarten Haut, die auf ihrer Oberseite überhaupt erst den Panzer ihr Innenleben ihn so nahe berührten. Diese Nachricht be- durch Abscheidung eines Hornstoffes und gewisser Kalfsage bildet, täubte ihn einfach. Er hatte ein Gefühl, ähnlich dem, ausgekleidet, die zugleich auch die Bildungsstätte jener verschiedenen welches man bei der Nachricht von einem unerwarteten, Farbstoffe ist. Sie ist mit feinen, teilweise mit bloßem Auge noch großen Unglück empfindet. Ihm wurde sehr weh ums Herz. benen noch zarte, grüne, das Sonnenlicht schwach metallischwahrnehmbaren roten und blauen Punkten wie besäet, zwischen Das erste Gefühl, welches ihn bei dieser Nachricht überfam, reflettierende Fledchen stehen. Diese verschiedenen Pigmente wird war Scham. Vor allem fam er sich mit seiner freudigen man, wie zu erwarten ist, sowohl in der Schale, wie in jener Borstellung von ihrem gleichsam veränderten Seelenzustande Schalenhaut nur bei lebenden oder frischgetöteten, nicht bei gekochten lächerlich vor. All diese Worte, wonach fie fein Opfer Strebsen gewahr, denn die gekochten sind bekanntlich, mit sehr seltenen nicht annehmen wollte, und die Vorwürfe und Ausnahmen, lebhafter zimnober- rot, die Edeltrebje, oder matter rotThränen alles das war, dachte er, nur die Schlau heit eines verdorbenen Weibes, das ihn, so gut es ging, ausnutzen wollte. Es schien ihm jekt, als hätte er bei seinem letzten Besuche Anzeichen dieser Aufrichtigkeit an ihr wahrgenommen, die jetzt deutlich zu Tage trat. Alles das fuhr ihm in dem Augenblick durch den Kopf, wo er instinktiv den Hut aufsetzte und aus dem Krankenhaus hinaustrat.
" Das ist nun einmal solch ein Volk, Euer Erlaucht," sagte der Portier mit verächtlichem Lächeln; hat mit dem Feldscher Dummheiten getrieben. Da hat der Oberarzt sie weggeschickt."
gelb, die Steinkrebse, welch' lettere bisweilen auch in abgefochtem Bustande grau- gelb oder geflecht verbleiben, Diese Steinfrebse Werra in Franken„ Goldfrebje", und vielleicht heißen sie dort noch hießen vor zweihundert und etlichen Jahren am obern Laufe der fo. Ein alter Breslauer Arzt, Sachs v. Lewenheimb, sagt in seiner Gammarologia curiosa oder" Merkwürdige Krebsfunde", einem aller