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war aber sowohl wegen ihres anziehenden Aeußern, wie Analyse ist von einer eindringenden Tiefe, feine Porträts find wegen ihrer allbekannten Vergangenheit diesen Angriffen ganz wirkliche Seelenschilderungen. Dabei ist freilich zu erwähnen, besonders ausgesetzt. Der entschiedene Widerstand, den sie daß das Damenbildnis in diesem Jahre nicht ganz so gelungen erjezt allen ihr zuseßenden Männern leistete, erschien diesen als scheint als etwa das des Vorjahrs. eine Beleidigung und rief in ihnen obendrein Erbitterung gegen sie hervor. Eine Erleichterung war für sie in dieser Lage die Nähe Fedosias und Taraß', der sich, nachdem er von den Angriffen gehört, denen sein Weib ausgesetzt war, berhaften lassen wollte, um sie zu beschüßen und von Nishni ab wirklich als Sträfling mit den Gefangenen fuhr.
Mit der Ueberführung in die Abteilung politischer Verbrecher verbesserte sich die Lage der Maslowo in jeder Beziehung. Ganz abgesehen davon, daß die Politischen besser untergebracht, besser genährt und weniger roh behandelt wurden, erfuhr die Lage der Maslowa mit der Ueberführung zu den Politischen insofern eine Besserung, als die Verfolgungen der Mannsleute aufhörten und sie jetzt leben konnte, ohne jede Minute an ihre Vergangenheit erinnert zu werden, die sie so gern vergessen wollte. Der Hauptvorteil ihrer Ueberführung bestand aber darin, daß sie einige Leute kennen Terute, die entschieden Einfluß auf sie hatten.
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( Fortsegung folgt.)
( Nachdruck verboten.)
II.
Verfuch, fie in einen engeren Zusammenhang zu bringen, spotten. Die Secession enthält naturgemäß zahlreiche Bilder, die jedem Ihre Schöpfer suchen nach neuen Wegen, die für die Malerei gangbar zu machen wären, und so liegt ihr Auszeichnendes gerade in dem, was fie andres haben als alle übrigen. Ludwig von Hofmann gehörte zu denen, die am frühesten vom allgemeinen Wege abwichen. In seinen Bildern lebt eine starke Farbenphantaste, er sieht in seinen Farbenträumen die Dinge leuchtender, in stärkeren Tönen als die Geschlecht, das keine andren Aufgaben als schön zu ſein, zu spielen, fich des Natur fie bietet; die Lande, die er schildert, bevölkert ein glückliches Lebens zu freuen, zu kennen scheint. Seine Bilder sind dekorativ schr wirksam, aber wenn die acht Wilder, die er in der Secession vereinigt hat, wirklich zum Teil zuletzt von ihm gemalt sein sollten- einige waren in früheren Ausstellungen schon zu sehen, so kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß seine Arbeiten ziemlich schnell flüchtiger und leer werden.
Martin Brandenburg ist auch nicht zufrieden damit, der tüchtige naturalistische Schilderer zu sein, als der er sich in einigen Bildern bewährt hat. Jezt scheint ihn das Problem schiebender Körper andauernd zu beschäftigen. Einmal läßt er in einer Symbolisierung der Freude" nackte Mädchen wild über einen Abhang zum Strande mehr hinunterschweben als springen, das andre Mal verwendet er dieselben Mädchen bei einer Darstellung des Wirbelnden Sandes". Es scheint ihm jedoch nicht gelungen, die Empfindung hervorzurufen, daß die Schwere überwunden wäre; namentlich in dem letzteren Bilde, in dem der aufwirbelude Sand in emporschwebenden und im Wirbel fich frei in der Luft überschlagenden nackten Mädchen symbolisiert wird, besteht zwischen dem leichten Sand und den ganz naturalistisch gemalten schweren Körpern ein starker Gegenjak; die Das Porträt ist in einer Anzahl ausgezeichneter Leistungen nackte sandbedeckte Ebene ist dagegen äußerst wirkungsvoll in der bertreten. Namentlich sind die englischen Bildnismaler diesmal Stimmung herausgekommen. stärker herangezogen; in ihren Arbeiten zeigt sich eine deutlich erDer Genfer Ferdinand Hodler hat zivci Kartons aus fennbare Uebereinstimmung, die zu den deutschen in einem gewissen dem Cyklus" Der Rüdzug der Schweizer bei Mariguano" aus Gegensatz steht. Es ist die starke Betonung der Bildwirkung, die gestellt, einen Sterbenden Krieger", der über den Leichen der in den englischen Porträts gemeinsam ist. Die Bilder von Lavery , schweren Eisenrüstungen stedenden Ritter zusammenfinkt, und Roche , Cameron und an ihrer Spike Whistler find arrangiert"; einen Kämpfenden Krieger", der auf Erschlagenen Inicend fie find in einer gleichmäßigen Tonreihe gehalten, die in den leifen zu einem wuchtigen Schlage ausholt. Die Bilder sind in Nuancen mit fein entwickeltem Geschmack durchgeführt ist. Ein mert- ganz lichten und harten Tönen mehr foloriert als gemalt; die scharf würdig schimmerndes Braungrün ist der dominierende Grundton gezeichneten Konturen sind in ihnen alles, aber als solche sind sie in ihnen allen. Whistler selbst, der die Kultur der Farbe im markig und von einer herben Größe. Wie auf dem einen der alte modernen Sinn am weitesten getrieben hat, ist in dieser Ausstellung bärtige Krieger, der schon sitzt und den Oberkörper nur noch mit dem nicht ganz vollwertig vertreten. Sein Bild einer englischen Dame, Arm stigt, zusammenzubrechen droht, wie der andre das Schwert die in etwas geziert graziöser Haltung in voller Größe dasteht, zeigt ſchivingt, und wie diese Figuren in die oben runden Flächen hineindas„ Arrangement" der Farben in Braungrün, aber das Rot der gesetzt sind, das zeugt von einer monumentalen Gestaltungskraft. Wangen und Lippen des im Ausdruck etwas leeren Gefichts wirkt und auch in den Alpenscenerien des unlängst verstorbenen Italieners störend, es ist, als hätte die Dame zu stark aufgetragen". Das Giovanni Segantini ist etwas von der Größe der Alpenwelt, gegenüberhängende Damenporträt von John Lavery ist die noch so wenig von wirklichen Malern erschlossen ist. Scine glänzend durchgeführt in der Figur selbst, namentlich in dem Technif beruht auf denselben Voraussetzungen, wie die der Gewande; nur der Grund wirft ein wenig stumpf und pointillistischen Schule, nur ist sie komplizierter und mühsamer. Ju In die die Ausstellung von ihm hat, will mit der Gestalt nicht recht zusammengehen. Sehr fein in seinem den beiden Bildern, wvie immer, schillernden, tiefgrünen Tonist das Damenbildnis des Schotten bilden, mächtige Ketten schneebedeckter Berge Alexander Roche , etwas füßlich in der ganzen Auffaffung das Bild den Hintergrund, während auf der Hochebene im Vorder aus dem einfachen Leben der Aelpler einer Braut" von Cameron. George Sauter hebt sich von grund eine Scene den übrigen Engländern durch die stärkere Bariierung der Farbe ab. dargestellt ist. Stalt und klar ist die Luft, und das Sonnens Das Doppelporträt eines jungen Mädchens and jungen Mannes ist licht hat einen scharfen Glanz. in seiner helleren und reicheren Farbensfala sehr glüdlich ausgeführt, und trotz der flächenhaften Behandlung ist eine große Wahrheit des Ausdrucks erreicht.
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Der bekannte Zeichner des„ Simplicissimms" Th. Th. Heine zeigt sich in der Secession auch als Maler. Nur in einem Bilde freilich geht er ganz ernsthaft auf reine Bildwirkung aus, in der Blume des Bösen". Er kontrastiert den braunen Körper eines riesigen Negers mit dem zarten weißen eines jungen Mädchens, das nach der Blume greift. Das Bild ist in Temporafarben flächig und dekorativ behandelt, ohne daß es jedoch einen besonderen Eindruck die vorüber ziehen", eine Chefcene aus der Biedermeierzeit, und„ fie" sind auf ein Weilchen miteinander böse-, und den glänzenden Karikaturisten erkennt man in den„ Cigaretten" wieder. Lustig sind diesmal auch die bizarren Stilisierungen Carl Strahtmanus, der in seiner streng stilistischen Art einen„ Bacchantenzug" in wildem Durcheinander mit gräulichen Frazzen darstellt und allein in einem kleinen Bilde so ernst auftritt, wie man es von ihm bisher gesehen hatte. Einen merkwürdigen humorvollen Eindruck machen auch die beiden Bildchen des als Holzschnittkünstler bekannten Balloton. Auf dem einen sieht man von oben und aus weiter Entfernung eine Reihe Menschen am Meeresfirande, eigentlich mehr eine Reihe bunter Sonnenschirme, da diese dem Beschauer zugekehrt sind und die Menschen dahinter mur vermutet. Wie das aber dar gestellt ist, das wirkt köstlich humoristisch.
Im Gegensatz zu diesen englischen Bildnissen ist in den deutschen mehr die psychologische Seite betont. Die deutschen Porträtisten dringen mehr auf die Tiefe und Charakteristik im Ausdrud; ihnen ist die Erscheinung des Menschen die Hauptsache, die Sorge, wie diese im Bilde zu verwerten ist, steht dahinter zurüd. Es ist eine ganze Reihe tüchtiger Leistungen machte. Von kostbarem Humor ist dagegen ein Bildchen Wolken, in dieser Richtung in der Ausstellung, die hier im einzelnen zu erwähnen zu weit führen würde. Besondere Beachtung findet ein erst in den legten Tagen ausgestelltes Damenbildnis von Louis Corinth , das brillant gemalt ist. Es ist sehr reich in der Farbe; die Dame steht in einem prächtigen Kleide, hellblau mit schwarzen Sammetstreifen, gegen einen Kamin und eine mattrote Wand, und diese Fülle von Tönen ist zu einer fräftigen Harmonie zusammen gefaßt. Frappant lebendig ist die Haltung und der Ausdruck des Gefichts, wenn auch in den Schattenpartien einige Flede mur in sehr großer Entfernung nicht mehr als solche sichtbar werden. Slevogt hat außer der erwähnten Freilichtstudie ein gutes Bildnis eines Malers ausgestellt. Reinhold Lepsius steht mit seinen hervorragenden Damenbildnissen in der Mitte zwischen den beiden Arten der Porträtbehandlung; bei ihm bereinen sich psychologische Tiefe und geschmackvolle Anordnung in Von den drei älteren Künstlern Arnold Böcklin , Hans Thoma und feltenem Maße. Gleichsam ein zarter Schleier liegt über seinen Wilhelm Trübner ist Hans Thoma in diesem Jahre am besten Bildern gebreitet, der alle grellen Kontraste zu feinen, in ein vor- und umfassendsten vertreten. Von ihm ist in der letzten Zeit jedoch nehmes Grau gestimmten Harmonien abdämpft und bei aller Fülle an dieser Stelle des öfteren ausführlicher die Rede gewesen, so daß der Nuancen eine starke Einheitlichkeit des Gesamttons herbeiführt; es genügt darauf hinzuweisen, daß neben einigen seiner Landschaftenr alles Beiwerk des Bildes, der Hintergrund, die Kissen, in denen die besonders auch der Liebesfrühling"- der Bauer, der neben seinem Dame figt, ihre Haltung ist mit außerordentlichem Raffinement ge- Pferde in Träumereien versunken über die Landstraße geht, während ordnet. Und zwar ist dies nicht nur nach dekorativen Gesichts- ein fleiner Amor auf dem Pferde reitend ihn begleitet- und der punkten behandelt, sondern hebt und vertieft den Eindruck, den man föstliche Dorfgeiger" zu sehen sind. Das Bild gehört zu Thoma's von dem Gesicht der Dargestellten empfängt. Seine psychologische besten. Ergreifend ist die Andacht dargestellt, mit der der junge
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