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Durch die Straßen   Berlins wandelt der Kathimann. Ceine Der Erholungea am Tiergarten begann eben seine Besucher zu wechseln. Wahrend die geruhten Kinder und die gelb- grüne Kleidung verschärft die Empfindungen der Obstzeit, der horna perren und Damen sich entfernten und aus dem verwegen aufgefrenipte Strohhut paßt wenig zu den pommerfchen Innern des Parks den Häusern zuströmten, stellten sich schon Köpfen, die nicht die bligende Düfterheit füdlicher Briganten haben. Gleichwohl schreiten sie von allen Seiten, immer dichter, wie die nahende Dämmerung, Augen sie verfolgen. sie stolz, bewußt, daß aller Es find hochstämmige, junge Burschen, berliebte Bärchen ein. Arbeiter, Soldaten, Studenten und kaum sproßt der Bart über den derben Lippen. Sie verteidigen nicht junge Kaufleute, die einen schon am Arm ihres Mädchens, die mütterliche Erde, sie wehren nicht fremde Eindringlinge. die andern nach ihm auslugend, hatten bald alle Bänke be- Sie sollen hinaus in ein fremdes Land, das ist ihr Auftrag, setzt und unter den ältesten Bäumen, die am besten mehr wiſſen fie nicht, fie wiffer nicht wollt mund te trag,

zur Verabredung taugten, Posten gefaßt. Die Tages- nichts von der Vorgeschichte der jetzigen Ereignisse, sie vermögen besucher und die Behüterinnen der Kinder eilten, vorüber- die Berechtigung des Kriegs nicht zu verstehen, in den sie geschickt werden. zukommen.

Bode war verstummt, und der Spott aus seinem bleichen Gesicht war verschwunden. Wie Glück in Trauer leuchtete es aus seinen Augen, wenn ein junges und schönes Paar vorüberhuschte.

" Ich war wohl niemals zwanzig Jahr alt," murmelte er. Anoldmanist of( Fortsetzung folgt.)

396 out gedinica Ego 3919 19

So fodent Bonntagsplandevei.

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wir die jingoistischen Engländer und ihren Boerenkrieg geißelten. Vor wenigen Wochen noch war Kathi" der Begriff, mit dent heute sollen wir uns selber für die Kathimänner begeistern, die ihre letzten Tage in der Heimat, vielleicht die letzten ihres Lebens, ausschweifend genießen mit Alkohol und Weibern sofern fie nicht der eiserne Zwang hinausgetrieben, sondern junger Wagelust. Der menschliche Heldenmut, der sich bewähren sollte im Schaffent, im Bändigen der Kräfte der Natur, im Ueberwinden elementarer Hindernisse, im Arbeiten für die Erhöhung der Menschheit, dient der Zerstörung. bit an

Der Schalt mag nicht lachen über das schmerzhafte Gelb- Grün des Kathi- Patriotismus.

Auch der Schalt, der in einem Leben schlimmer Erfahrungen und Das ist das allertraurigste am Zingotum, daß wir getvissentos schwerer Kämpfe gelernt hat, den Erbärmlichkeiten des deutschen Kultur- jedes Verständnis und jede gerechte Beurteilung abweisen. Man tebens mit spottendem Humor zu begegnen, verlernt in diesen Tagen das weidet sich an läppisch erfundenen Märchen roher Unwissenheit, die Lachen. Wäre nicht das Proletariat und sein reiner, aufwärts firebender, ellen Phantasien von Kolportageroman- Fabrikanten dienen als vernunftvoller Jdealismus man müßte verzweifeln an jeglichem Quelle wahrer Belehrung und Aufklärung. Wir sehen mit blöden menschlichen Fortschritt, oder als Weltflüchtling sich irgendwo in der Barbarenaugen in eine fremde Kultur die Halluzinationen unfrer einsamen Natur verbergenfern allem Menschlich- Ünmenschlichen. eignen schmutzigen Einbildung hinein. Wo unser Verschulden Wahrlich, eine große Europamüdigkeit muß über alle kommen, die sonnentlar ist, wagen wir die andern die andern anzuflagen. Wir von dem Pesthauch dieser sittlichen und geistigen Verderbnis der schmähen, anstatt zu verstehen, wir geifern, anstatt zu bes dem militaristischen   Kapitalismus verfallenen Gesellschaft nicht völlig greifen. Mag, was wir alt Kultur erarbeitet haben, durchseucht sind. auch noch so hoch über der   chinesischen Kultur stehen, das, was Welchen Wert hatte mun diese ganze vielhundertjährige Kultur- die Chinesen von unsrem   Thun sehen und leiden, muß ihren Kulturs arbeit   Europas, diese gewaltigen Erfindungen, diese edlen Gedanken- stolz und Kulturtro entflammen. Wir nahen ihnen als bauten, diese großen Schöpfungen der Kunst, diese politisch- socialen Barbaren niedrigster Art, nicht als Civilisatoren. Aber in dent Errungenschaften der vorwärts drängenden Klassen und ihrer Vorkämpfer! Herenfabbat des Jingotums verwirren wir alle Begriffe, und als Ist all das nicht nur wie golden leuchtendes Moos auf unfruchtbarem fire Idee unsres schweifenden Wahnsinns bannt uns das Stückchen granitenem Fels, das jeder leichte Regen abspült! Die Kultur liegt Blei, das von einem Sprengmittel geschleudert wird es ist uns nur wie lose Spreu auf dem unerschütterten Grunde der Barbarei Weltgericht, Schicksal, Gott  . ein Windhauch, und wir sind wieder in unferer angeftammiten Der Schalt lacht auch nicht über diese Kreuzigung des Christen­Tierheit, unvernünftige Bestien dumpfen   Triebes, die von fums, die seine Bekenner vollstrecken. Er flüchtet erschreckt von den der Kultur mur die Laster und Verirrungen übernommen unwissenden Lügnern der Zeitungsgeschäfte in den heiligen Tempel haben. In solcher Stimmung versteht dann ganz ernster Wissenschaft, und bald atmet er freier und der Alp des einen Tolstoj, diesen   Rousseau unserer Zeit, der den Fran- Jingotums löst fich. zosen des 18. Jahrhunderts ebenso sehr an reinerer Mensch­lichkeit übertrifft, wie er an Gedankentiefe und revolutionärer Wucht hinter ihm zurückbleibt. Man versteht diese Weltflucht vor den er­fchlaffenden Ueberladungen, vor den wahnwißigen Widersprüchen, vor den Härte, Bosheit und Grausamkeit züchtenden Existenz fämpfen unfrer Scheincivilisation. Man begreift das stille, genüg fame Berfenten des großen und ungläubigen Russen in die Herzens einfalt urchriftlicher Lehren, die alle Weisheit und Wahrheit des Menschendaseins in dem einen Satz des Johannes findet: Kinderchen, liebet Euch!

In Wahrheit, welchen Wert hat diese europäische Kultur, wenn sie vor jedem Windstoß zusammenbricht, wenn unsre Kultur­gebote teinerlei sicheren Einfluß auf unser Fühlen, Denten, Handeln haben Bedurften wir deshalb der unendlichen Arbeit und opfer­fchweren Kämpfe, um, da wir uns fast am Gipfel glaubten, zu gewahren, daß wir nicht über den Anfang hinausgekommen! Wir gleichen, so scheint es, dem Unglückseligen der griechischen Sage, der verurteilt ist, den Felsblock den Berg hinan zu wälzen, und der immer wieder im Donnergepolter zur Tiefe rollt, wenn er bis zur Höhe gebracht.

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Vor zwölf Jahren hat der beste   deutsche Kenner chinesischer Sprache und Kultur Professor Georg von der   Gabelentz einen Vortrag über chinesisches Wesen gehalten. Ein Bild des   Konfuzius schmückt das Büchlein, in dem der Vortrag dann veröffentlicht wurde. Dieses des Bild ist in allen Hütten   Chinas verbreitet wie unsre Christus und Heiligenblätter. Aber diefer Heilige der Chinesen ist kein über­finnlicher Mystiker, kein Wunderthäter, Zauberer und Religions fanatifer, er ist ein Weiser des Diesseits, ein Philosoph, dessen Lehren noch heute nach zweitausend Jahren die Chinesen in ihrem Denken und   Thun entscheidend beeinflussen. Es giebt dort kein Widerspruch zwischen Religion und Wissenschaft, zwischen Lehre und Leben. Und- seltsam dieses Bild des   Konfuzius zeigt fast die Züge des Mannes, der den alten Hellenen als größter Lehrer der Weisheit galt, Sokrates

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Und nun hören wir den deutschen Kenner   Chinas:

Die Chinesen allein haben sich bis in die letzte Zeit stolz und borsichtig zurückgehalten; nur auf dem Gebiete eriverbender Arbeit sind Menschen wähnten wir zu sein ein Ungefähr peitscht die sie mit uns und unsren Stammesgenossen in Wettbewerb getreten,- wie gefährliche Mitbewerber, der gezeigt hat. Leidenschaften, und sofort finfen wir wieder in die elementarsten Geistige Verständigung mit uns fuchen sie erſt jetzt. Suchen Erfolg Das Roheiten zurück, entartete Wilde. Nichts mehr von Wahrheit, bei vergeben fie aber ihrem nationalen Selbstbewußsein keinen

Gerechtigkeit, Milde und Nächstenliebe Furcht und Schreden Deut. Das ist tein winselndes Betteln um Anerkennung,

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wollen wir verbreiten, Menschenblut soll strömen, nach Nache Techzt unsre But, und diese ganze Kultur ist zusammen geschweige denn um Entschuldigung, es ist auch nicht das aufdring und diese ganze Kultur ist zusammenliche Gethne eines bekehrungsluftigen Besserwissers; sondern es ist geschrumpft in eine Bleifugel, die von einem Mord­füchtigen geschleudert wird mit Hilfe menschlicher Erfindungskunst, das freimütige Glaubensbekenntnis von Männern, die sich auf ihrem die zum Fluche ward. Und an dieser Bleikugel hängt das Geschid laffe. Es liegt etwas Achtunggebietendes in dieser sichren Haltung. Standpunkt sicher wissen und nur verlangen, daß man sie in Ruhe der Völker. Die Presse aber, diese furchtbare papierene Gefahr, leitet Tag für Tag in gleichem Stumpfsinn und gesteigerter Gemein- er die Schriften des Generals Tscheng Kitong oder des Marquis Gemein- feng heit die Menschen an, alles Menschliche zu vergessen; sie lehrt die Tieng gelesen, dem müßte wohl das Gefühl kommen, daß er es Schuldigen sich als Verfolgte zu geberden und die Schuldlosen als nicht nur mit ganzen Männern zu thun hatte, sondern auch mit einer Nation und einer Gesittung, die völlig aus einem Guß und die Verbrecher zu schmähen. Der wissentliche Justizmord, das fchlimmste Verbrechen, das wir kennen, wird zum höchsten Grundfaß noch ganz anders in sich gefestigt sind, als die erhoben in den Brozeffen, die die Völler mit einander führen; Recht unsres Erdteils. und Unrecht wird vertauscht, der Thäter mit dem Verletzten ver- Ich denke, was man den Stillstand des   chinesischen Wesens wechselt... tim opiumino nennt, finde hier seine Rechtfertigung. Nur Stillstand sollte man es off out so nicht nennen,- das hieße unsren Maßstab da anlegen, wo er am otto si atowenigsten hinpaßt. Jenen Fortschritt, der in Umgestaltung und Umsturz besteht, haben die Chinesen im Laufe ihrer viertausend

Da verlernt auch der Schalk das Lachen. and onde