Anterhaltungsblatt des Vorwärts

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24] Die Fanfare.

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Roman von Fritz Mauthner.

indiXI.

Das gab einen Sturm. Ohne einen einzigen häßlichen ( Nachdruck verboten.) Ausdruck zu gebrauchen, ohne in Ton und Bewegung ihrer Würde zu vergessen, überschüttete die alte Frau ihre Tochter mit einer Flut von Vorwürfen. Spöttisch schilderte sie ihr die Stellung und die Pflichten einer armen Adeligen, die einen glänzenden Offizier zum Bruder hat. Mit Verachtung sprach sie von den entwürdigenden Arbeiten Johannas, die doch kaum ausreichten, sie vor dem Hunger zu schüßen.

Die verwitwete Kriegsrätin sah dem neuen Jahre mit ihrer alten Bitterkeit entgegen. Aber Johanna sekte den Klagen und Anspielungen der Mutter ihre stille Sicherheit entgegen, von welcher die beschränkte Frau sich täuschen ließ. Sie gönnte ja auch der Tochter alles Gute. Wenn Jo­hanna ihr Glück machte, wie es ihre Pflicht gegen die Familie war, so war auch Achim versorgt. Ganz im Hintergrunde, erst spät hinten nach dem glänzenden Schicksalswechsel Achims fah die alte Dame auch für sich wieder bessere Tage. Sie konnte neue Möbel, neue Wäsche und Kleider anschaffen und den armen Rätinnen ihrer Bekanntschaft einen großen standes­gemäßen Kaffee geben.

Das Glück, welches Johanna machen" mußte, war natürlich die Heirat mit Herrn Haffner- von- Herne.

Johanna nickte mur traurig mit dem Kopf, aber sie blieb bei ihrer ersten Antwort: sie lasse sich nicht einmal auf ein Gespräch über den Antrag des Herrit Haffner ein.

Da versuchte die Kriegsrätin ihr großes Mittel, mit welchem sie Johanna zu allem zivingen zu können glaubte, weil diese bisher niemals eine Antwort fand, wenn die Mutter des Grajen Trienik erivähnte. So richtete sie sich auch jetzt steif in den Schultern und sagte mit dem wohlbekannten, todbereiten Augenaufschlag:

Möchtest Du lieber, daß wir den Namen Trienik wieder ablegen, um uns seine Unterstügung zu erkaufen?" Sie hannte den Grafen niemals; er war für sie immer Er.

Johanna spielte mit ihren Fingern in den Veilchen, blickte ihre Mutter fest an und erwiderte ruhig:

An den redlichen Absichten des reichen Mannes war längst nicht mehr zu zweifeln. Sein Charakter war außer seinem Adel die beste Empfehlung; er war vornehm und gutmütig, wie die Kriegsrätin täglich wiederholte. Es war vornehm," Du haft mich das schon oft gefragt, ficbe Mutter; ich daß er die Armut der Damien nicht zu bemerken schien, und will Dir endlich sagen, was ich von dieser Sachhe denke. Wir es war gutmütig, daß er einige uneingelöste fleine Ver- heißen nach dem Vater zu Recht von Havenow; wenn eine pflichtungen Achims auf sich genommen hatte. Trienik einen Havenow geheiratet hat, so hätte sie ihrem Gatten Seit Monaten wartete die verwitwete Kriegsrätin mit auch ihren Namien opfern sollen. Nach der allgemeinen Sifte ihrer verzweifelnden Geduld auf die Erklärung Haffners. ist es univeiblich, wenn ein Weib seinen Mädchennamen weiter. Sie zitterte davor, daß Johanna oder doch Johannas Schönheit führt, und wenn es Adelige thun, ebenso wie Opernsänge­den anstrengenden Nachtarbeiten erliegen könnte. Sie ahnte auch, rinnen, so glaube ich immer, ihre bräutliche Liebe ist nicht so was in des Mädchens Herzen vorging, sie las ihr ganz wohl groß gewesen, wie bräutliche Liebe sein sollte. Dies gilt für bis zum Weihnachtsabend die Trauer um die verlorene Jugend- mich wie für Achim. Mein Vater war ein Havenow, und ich Hoffnung aus den Augen, und sie fühlte ganz richtig, daß bin stolz auf diese Erbschaft, aber wenn ich sonst glücklich Haffner vor dieser Trauer Scheu empfand und den Kampf werden könnte, ich würde über den Namen, den ich in Zu So denke ich über so h mit einer fo treulich gepflegten Jugendliebe nicht vorschnell funft tragen soll, nicht nachdenken. aufzunehmen wagte; aber sie wurde an ihrem Kind deshalb den Vorschlag des Grafen Trienik. Ich selbst brauche seine nicht irre. Johanna ist eine echte Havenov- Trienik und wird Unterstützung nicht; wenn Achim seiner bedarf, so soll er für mit leichtem oder schwerem Herzen ihre Pflicht thun. sich entscheiden. Und wie ich ihn teme, willigt er nur darum Als Haffner un am ersten Weihnachtsfeiertage feinen nicht darein, weil der Graf als Bedingung verlangt, was ein Besuch machte, schien Johanna plötzlich so verwandelt, sie hatte Ehrenmann nur freiwillig thun darf." so fröhlich einen dichten Veilchenbuschen vorgesteckt, daß ihre

Und dabei blieb Sohanna. mochte auch die Mutter die

abei Nohanna,

Wutter und ih: Berehrer überzeugt waren, jest jei der Bebentung der Famille Trienty noch so hochmufig über die

Augenblick für die Werbung günstig. Er ließ es zwar heute der Havenows stellen.in

"

bei einigen rednerischen Andeutungen belvenden, aber schon Nachdem die Kriegsrätin sich müde geredet hatte, mußte am dritten Feiertag, kurz vor der Probe- Aufführung der sie sich entschließen, dem Werber einen unbestimmteur, hin­Fata Morgana, nach der ja auch Richards Vereinigung mit haltenden Brief zu schreiben. Johanas Herz sei noch frei, der schönen Leontine besiegelt werden sollte, traf im Hause fie bedürfe aber einer Bedenkzeit für ihr Sawort; das der Alvenslebenstraße für das gnädige Fräulein ein liebe romantische Mädchen werde eine um fo treucte riefiger Blumenaufsatz ein, dazu ein Brief an die Mutter, Gattin sein, je ernster sie den wichtigsten Schritt eines Frauen­in welchem Haffner feierlich und förmlich um die Hand lebens erwäge. do the hig feiner angebeteten Johanna anhielt. In den Jahren der Frau von Havenow glaubte gar nicht, Ausflüchte nieder­Not waren die Augen der Kriegsrätin immer trocken ge- geschrieben zu haben. Sie zweifelte nicht daran, daß Johanna blieben; hente konnte sie endlich wieder weinen, da sie las: mir zu sehr überrascht worden sei, daß sie sich ein wenig be­Fräulein Johanna ist eine zu gute Tochter, um mun bei finnen müsse und daß sie am Ende dennoch ihre Pflicht" ihrer Entschließung nicht auch an ihre Familie zu denken. thun würde. Sie warf sich vor, zu hastig gewesen zu sein Und ich schwöre Ihnen teuerste und würdigste Frau, daß und die mädchenhaften Empfindungen einer Havenow- Trienik Johannas Mutter allezeit und immerdar in mir einen Sohn nicht genug geschont zu haben. Und sie wollte den Fehler finden wird, der sich glücklich schäzen muß, mit einer solchen nachträglich wieder gut machen. Durch Sanftmut und durch Mutter, mit einem solchen Bruder alles zu teilen, Glück und herzliches Eingehen auf ihre Stimmung wollte sie die Tochter Unglück, was die gütige Vorsehung ihm beschieden hat." bekehren und wollte außerdem ihren Achim sofort zu Hilfe Johanna kam erst nach drei Uhr aus der Fabrik nach rufen. Der Lieutenant war das Haupt der Familie und hatte Hause; sie hatte sich bei Frau Käthe aufgehalten, die sich darum nach ihrer Meinung über alles zu entscheiden, auch über den Sender des Kinderspielzeugs den Kopf zerbrach. über die Verheiratung seiner Schwester. In einem klugen Die Mutter las ihr mit gehaltener Freude Haffners Brief Briefe schrieb sie sofort um seine Hilfe. Sie deutete vorsichtig vor. Sie war gerührt, sie war sogar geneigt, in ihrem Jubel auf die minder glänzenden Verhältnisse des Hauses hin und für alles zu danken, was Johanna bisher schon an ihr und legte es ihrem Sohn nahe, das völlig mittellose Mädchen zu Achim   gethan hatte. ihrem eignen Glück zu überreden. Von Achims Antwort er. warte sie sichere Unterwerfung des Mädchens.

Das Mädchen hörte zu, ohne sich zu erregen, ohne zu erbleichen. Vorsichtig, schonend zog sie ihre Handschuhe aus und fagte dabei:

Ich überlasse cs Dir, liebe Mutter, in welcher Form Du Herrn Haffner von Herne   Nein sagen willst. Es ist mir undenkbar, daß ich ihn heirate, und darum ist es auch unmöglich. Und Dich bitte ich, liebe Mutter, daß über den Antrag zwischen uns kein Wort mehr gesprochen wird."

Juzwischen wurde sie nicht müde, ihrer Tochter mit ver ändertem Tone und mit milderen Worten denselben Text zu predigen. Nicht nur den behaglichen Reichtum, eine prächtige Wohnung und glänzende Gewänder hatte sie für die Zukunft bereit, fie traf auch empfindlichere Punkte in Johannas Seele. Wie konnte die reiche Frau von Herne   die schöne Gewohnheit des Wohlthuns annehmen, wie konnte sie durch Reisen und