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Nun ist Sudermann selbst Theaterschriftsteller und ist von den„ netten"| Stodiverfe, die so eingerichtet sind, daß die Besitzerin nicht nur bes Principien in seinem Schaffen bedroht, so gut wie irgend ein andrer quem darin logieren, sondern auch mich und einige Freunde darin und so gut wie die vielen Theaterdirektoren, die dem Bund an empfangen kann. Auf jeder Seite nach hinten und durch Baumgehören. Nichtsdestoweniger schläft der gesamte Goethe- Bund, in bosfetts versteckt, mehrere Pavillons, in denen die Dienerschaft und dem wie man damals bramarbasierte die geistige Elite der die Pferde untergebracht sind. Hinten ein Garten nach englischer Nation vereinigt ist, den Schlaf des Gerechten . Bei der lex Heinze Manier, ein kleiner Park, ein reich mit Fischen versehener wurde vielfach die Ansicht laut, daß der Protest des„ Goethe- Bunds" Teich, ein Obst- und ein Gemüsegarten. Halt! ich vergaß! an gewissen maßgebenden Stellen gar nicht so ungern gesehen man gelangt zu dem Hause durch eine prachtvolle Allee von vier würde. Reihen Ulmen, an deren Ende sich ein Eisengitter von ausgezeichneter Arbeit zeigt
Die Ansicht hatte insofern viel für sich, als neben unzweifelhaft unabhängigen Männern auch solche protestierten, die sich in starker Abhängigkeit von der offiziellen Welt befanden. Das auffallende Schweigen des Goethe- Bunds berechtigt mithin zu der Frage, ob vielleicht in diesem Fall die hohe Obrigkeit die Erlaubnis zum Protest versagt hat. Sollte der Goethe- Bund wirklich von derartigen Erwägungen geleitet werden, hätten wir eine Vereinsgründung, die an trauriger Lächerlichkeit alles übertrifft, was in Deutschland bisher auf diesem Gebiete geleistet worden ist. Und in Deutschland ist auf diesem Gebiete sehr viel geleistet worden.
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Dann folgten zahllose Details über das Mobiliar der ve schiedenen Zimmer, über die Einrichtung der Küche und des Weintellers, über tausend Kleine Nebensachen, in denen der Sprecher eine außerordentliche Kenntnis des erlesensten Komforts au den Tag legte. Als er sich verabschiedete, war ich buchstäblich geblendet. Wer ist denn der Herr?" fragte ich.
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Wie! Sie tennen ihn nicht? Das ist doch Balzac !"
" Er hat also viel Geld verdient?"
" Das ist schon möglich," verfette C. mit pfiffigem Lächeln; aber wissen Sie, was sein Besuch eigentlich bezweckte?" Nein!"
" Er bat mich für seinen nächsten Band um 500 Franks Bor schuß!"-
Wie dem mun aber auch sei: ob der Goethe- Bund nach oben hin abhängig ist oder ob er aus angeborner Leisetreterei zu schweigen beliebt unter allen Umständen wird er dem Fluch der Lächerlichkeit verfallen, wenit er sein dunkles Schweigen nicht bald bricht. Es war bereits ein sehr bedenklicher Schritt, als er der Polizei bei der Jagd auf unfittliche Bilder seinen sachverständigen Beistand anbot. Es ist alles mögliche, daß er die „ neuen" Principien des Herrn v. Rheinbaben ohne entschiedenen Protest hat ins Land gehen lassen. Es ist eine recht annehmbare Leistung, daß er ruhig zusah, wie ein Dichter vom europäischen sinkt, während wir in den Cordilleren und im Himalaja noch Siedes Ruhm Tolstoje von der preußischen Polizei stumm gemacht wurde. Es zengt von einem bedauerlichen Mangel an politischer Intelligenz, daß er die drohenden Censurfchivierigkeiten nicht längst erkannt hat. Nun aber haben wir die Bescherung! Nun fallen die Verbote hageldicht. Wird er nun endlich reden? Oder will er sich um Ruf und Ehre schweigen? Erich Schlaitier.
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Kleines Feuilleton.
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Stilblüten. Die Wiener Arbeiterzeitung" hat abermals eine Sammlung von Stilblüten östreichischer Reporter veröffentlicht, der wir folgendes entnehmen:
Den Zugsrevisor Herrn H. St. nannte er einen Lansbuben und Ind ihn zu einem leckeren Mahle ein, was dieser jedoch nicht Lust hatte, zu thun.
Die in Alt- Vösendorf ansässigen M. H. und J. K. Hatten ärztliche Hilfe in Anspruch genommen, da dieselben an jenem Körperteil, woselbst sie gewöhnlich darauf zu fizen pflegen, mehrere Schußwunden erlitten hatten, die von Schrottörnern herrührten.
Da aber der junge Mensch von der Dame nicht lassen konnte und dasselbe auch„ bezüglich" derselben der Fall war. so" pueumatisierte" er vom Spital aus seiner Geliebten.
Der Sohn des Gemischtwarenhändlers eilte dem Räuber nach und gelang es diesem mit einem Gendarmen, der gerade sich im Dienste befand, sowohl diesen als auch seinen Complicen festzu
nehmen.
Das Bezirksgericht verständigte sofort die von F. angegebenen Namen seiner Verwandten, welcher Umstand bald Klarheit schaffte. Derselbe wurde am 27. v. M. von seinem Schwiegervater auf einige Zeit nach Wien gesendet", um dortselbst von einer Liebesfrankheit geheilt zu werden. Seine Liebe, die er an eine Pariser Schönheit verschwendete, wurde nicht erwidert und sollte einer Frrenanstalt übergeben werden.
Er ist seinen Verlegungen in den Armen feiner Gattin in bewußtlofem Zustand erlegen. Der Unglückliche erlangte seit dieser Zeit nur immer auf Momente das Bewußtsein.
Am 1. Oktober hatten wir ein ähnliches, vier Tage anhaltendes
Schneewetter.
be
Der Strafrichter in N. Hatte fich heute mit einem Fall zu schäftigen, welcher von der Bevölkerung schon längere Zeit mit Sehnsucht erwartet wurde.
Wie wir erfahren, wird Samstag im Schoße des Stadtertveiterungs- Fonds eine Sigung stattfinden.-
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Dichter Phantasie und Wirklichkeit. Die Annales politiques et littéraires" beröffentlichten folgende Anekdote von Balzac :„ Eines Tags," fo berichtet der Erzähler der Geschichte, , begab ich mich ich weiß nicht mehr aus welchem Grunde zu dem Verlagsbuchhändler C. Dort traf ich einen forpulenten Herrn mit lebhaften Bewegungen und unftät blizenden Augen, der sich mit dem Chef des Hauses vertraulich unterhielt.
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„ Ja, verehrter Freund," rief er, in ein folches Haus will ich meine Mutter hineinsezen, ohne daß sie etwas ahnt. Ich will sie vollständig überraschen( dabei zeichnete er mit seinem Stock verschiedene Figuren auf der Erde ). Hierhin kommt das Wohnhaus, ein vornehmes Gebäude aus Backstein mit elegant behauenen Steinen an den Ecken, Thüren und Fenstern; oben große Giebel mit alter tümlichen Fenstern, die Bleibeschläge haben. In diesem Hause zwei
- Die höchsten Alphütten in der Schweiz . Mit der Firn und Felsregion in den Gebirgen hat die Bewohnbarkeit derselben durch Menschen ihre Höhengrenze erreicht. Sie liegt aber höher unter dem Aequator und in den Tropen, als in der gemäßigten und Polarregion, wo sie in Grönland bis zum Spiegel des Meeres herab lungen bei 4000 Meter Höhe finden, ja in Tibet bei fast 5000 Meter. In den Alpen fallen die dauernden menschlichen Wohnstätten mit der Grenze des Getreidebaues zusammen, während vereinzelt Bauern höfe, Hospize und Sennhütten noch höher gehen, abs gesehen von den Schutzhütten für die Bergsteiger. Was die höchsten Alphütten der Schweiz betrifft, so hat mit deren Ermittelung sich Dr. F. G. Stebler in Zürich in der jüngsten Zeit beschäftigt („ Die Schweiz , Monatsschrift, 1900, Seft 4). Sie liegen im Wallis , und zwar ist die höchste bei 2665 Meter auf der Alpe de Lona gelegen, drei Stunden oberhalb Grimenz im Eifischthal. Wenn man von Bermatt aus dem Findelenbach entlang hinaufsteigt, so gelangt man in 11 Stunden zudem Sommerdorfe Findelen, 2075 Meter, mit den höchsten Getreidefeldern der Schweiz . Noch weitere zwei Stunden aufwärts erreicht man die vier Alphütten 3'Flüh 2612 Meter, wo das Vieh im Sommer nur etwa drei bis vier Tage zur Abgrafung einer prächtigen Mulde aufgetrieben wird. Dieses sind die einzigen über 2600 Meter liegenden Sennhütten, höher liegen nur Unterkunftsstätten für Bergsteiger. Dagegen giebt es zahlreiche zivischen 2500 und 2600 Meter gelegene Sennhütten. Eine ders selben liegt unterhalb des Griesgletschers in der Nähe des Nufarenpasses, wo Oberwallis, Tessin und das Königs reich Italien zusammenstoßen. Es ist die in 2528 Meter gelegene Senuhütte von Hinterdistel, ein etwa 2 Meter langer und ebenso breiter Bau aus Gneisplatten. Im Innern befindet sich das arme felige Heulager des Sennen und der Käsekessel. Die Bauart dieser Hütten in hoher Lage ist höchst einfach. Nach hinten lehnen sie sich an den Berg; die Seitenmauern bestehen aus übereinander ge schichteten Gneisplatten, während das gleichfalls aus Blatten auf getürmte Dach durch einige querliegende Baunstämine gehalten wird. Noch höher als in den Walliser Alpen geht die landwirtschaft liche Kultur in Oberitalien . Am Südfuße des Matterhorns liegt bei 2805 Meter eine Hütte, und auf der Alp Bonton im Cogne , südlich Aosta , befindet sich noch bei 2637 Meter eine Sennhütte mit auss gedehnten Stallungen. ( Globus ".)
die
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Theater.
oe. Das Thalia Theater hat am Sonnabend seine Pforten wieder aufgethan. Wessen man sich dort zu gewärtigen hat, ist bekannt. Auf der Bühne zeigen fich etliche Dußend Balletteusen in möglichst raffiniertem Kostüm, eine Soubrette, die manchmal eins schlägt, manchmal auch nicht, und dann die Herren Thomas, Thielscher und Junkermann, die immer belacht werden, fie mögen anstellen, was sie wollen. Im vorigen Jahre hatte die Direktion überdies noch für recht viel Beleuchtungseffekte und für ein bißchen Handlung gesorgt; in der Erkenntnis aber, daß auf der Ausstattungsbühne dramatischer Sinn oder Unsinn am Ende ebenso gleichgültig ift, wie im Cirkus und auf dem Bretti, hat man diesmal die Handlung ganz ausgelassen und dafür um so mehr elektrisches Licht gegeben. Im hellen Glanz der A.-E.-G. präsentierte sich denn nun mancherlei bunt durcheinander: die Hochbahn, ein ungrischer Czardas, den die neue Soubrette, Fräulein Milton, talentvoll tanzte, drei spaßige Herren, die sich Kuno Müller nennen, die Sänger von Finsterwalde , die schöne Helena Offenbachschen Angedenkens und am Schluß eine Menge Shaki Uniformen, deren Träger nach China gingen. Hierbei paffierte leider eine tadelnswerte Ungehörigkeit. Ein alter Mummelgreis mit dem Eisernen Kreuz auf der Brust und der teuren Gattin zur Seite trat auf und gab in so komischen Geberden eine Parodie auf den Abschiedsschmerz zum besten, daß das Publikum bei jeder Handbewegung des Komiters in Lachen ausbrach. Eine solche Figur ist auf der Bühne recht überflüssig. Stimmt auch manches an der Chinapolitik zur Heiterkeit, so verdienen doch am wenigsten die Gefühle derer, die ihre Söhne auf gefahrvollen Posten wiffen,