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neuere Beit den Gewitter, Donner- und Regenschauerzug, von[ richtung müssen die 4 Kombinations- Drudknöpfe bezeichnet werden, denen der erstere noch heute bei Konzertvorträgen mit Vorliebe be- durch die in neuer und eigenartiger Weise 16 verschiedene Slaug nugt wird. farbenmischungen vorbereitet werden können, was das Spiel wie die

Julius Blaschke.

Kleines Feuilleton.

Auch im vorigen Jahrhundert folgte der Orgelbau dem Zeit- Registrierung wesentlich erleichtert. Mit Rücksicht darauf, daß das geschmacke, der sich in zierlicher, wohlabgemessener Eleganz gefiel. Wert mit 2 Stentor- Soloftiminen versehen ist, von denen jede die Das musikalische Interesse war jest weniger auf die Bielgestaltig sechs bis achtfache Stärke eines gewöhnlichen Registers besitzt, feit von Ton, Stärke und Klangfarbe gerichtet, sondern folgte repräsentiert die Orgel des Kaim- Saales ihrer Toustärke nach eine mehr dem architektonischen Aufbau der Themen, der Fugen gewöhnliche Orgel von mindestens 70 tlingenden Stimmen. und kontrapunktlichen Feinheiten der großen Tonmeister. Neben einer reichen musikalischen Litteratur finden wir im 18. Jahr Hundert eine Reihe namhafter Meister, die die Orgelbaukunst bedeutend förderten. Den höchsten Ruhm genießt unzweifelhaft Gottfried Silbermann , der u. a. die Orgel in der Hof­Kirche zu Dresden baute. Die außerordentliche Tonschönheit seiner der Laden immer am vollsten. Werte steht heute noch unübertroffen da. Aus derselben Zeit stammen ferner die berühmten Orgelwerke in Münster , Merseburg . Halberstadt , Breslau ( Elifabethkirche), Hirschberg i. Schl., Weingarten u. a. lettre Ort befizt eine Orgel mit 66 Registern, 4 Klavieren und 6666 Pfeifen, deren größte 32 Seeeimer faßt. Die größte Binn­pfeife der Orgel in der St. Magdalenenkirche in Breslau ist 33/4 Centner schwer, 24 Fuß hoch, 12 Boll weit, faßt 8 Scheffel Ge­treide und kostet allein 300 Gulden. Ein Riefenwvert befizt endlich Riga ; es enthält 6826 Pfeifen und 174 Register.

d. Im Schlächterladen. Zwischen acht und neun Uhr war die Frauen aus der Nachbarschaft kamen, um den Bedarf für Mittag Es war das die Stunde, wo einzukaufen. Dicht gedrängt standen sie um den großen Haullos. Alte und junge, mit Hut und Mantel, mit blauer Küchenschürze und einfachem Umschlagetuch. Fünf, sechs Stimmen sprachen immer

durcheinander.

" Legen Sie mir man noch' n Stücksken Niere bei."

" Ich möchte' n halb' Pfund Hammelfleisch, aber nich fo fett." " Na, Meister Lehmann, man nich so knapp wiegen. Das ist noch lange fein richtiges Pfund."

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Er will zu schnell reich werden, drum hält er immer' n Daumen unter."

das Rindfleisch in ein Stüd Papier , warf es lachend der Kundin in Na, natürlich, machen wir allemal!" Der dicke Schlächter schlug denn sein, Frau Nachbarn?" den Henkelkorb und wandte sich wieder zu einer andern:" Was soll's

nich dies Stück, dies ist ja der reine Knochen!" " Ich möchte dreiviertel Pfund Schweinekamm, ach nee, aber man

Verehrteste, wenn de Schweine erst auf Bratwürften laufen Ach und die Knochen wollen Se nicht? Ja wiffen Sie, meine

Au Herr Jeses, dies soll wohl vielleicht noch immer' n Wiz sein?" Die Frauen unterbrachen ihn mit einem schallenden Gelächter: Großmutter Hochzeit hatte!" Der war ja schon nicht mehr neu, als' n ollen Frizz seine

Die ersten Jahrzehnte unsres Jahrhunderts bezeichnen feinen Fortschritt, eher einen Rückschritt der Orgelbankunst, weil man allzu sehr dem Nüglichkeitsprincip Geltung verschaffte. Dagegen tann seit fünfzig Jahren unschwer ein frischer Unternehmungsgeist der neueren Orgelbauer konstatiert werden. Einen bedeutsamen Anstoß dazu gab das epochemachende Werk Töpfers: Die Theorie und Pragis des Orgelbaus"( 2. Auflage von Max Alihn). Seither ist diese Kunst in eine Phaſe getreten, in der sich neue Methoden förmlich überſtürzen. Der rasche Aufschwung der technischen Künste, der Industrie und der Naturwissenschaften machte seinen Einfluß auch auf dem Gebiete des Orgelbaus bemerkbar. Um dem Mangel des Orgeltons, der bekanntlich kein unvermitteltes An- und Abschwellen zuläßt, einigermaßen abzuhelfen, erfand man vor einigen Jahrzehnten das Echowert und den Rollschweller. Ersteres führt diesen Namen, weil sein Ton wie aus weiter Ferne klingt. Der Rollschweller be steht aus einer beweglichen Walze, die durch Hebel mit den Registern in Verbindung tritt und diese anziehen oder abstoßen kann. Außer mannigfachen Verbesserungen an den Bälgen und Windladen war das Streben der neueren Orgelbaner hauptsächlich darauf ge­richtet, das Spiel größerer Werke durch eine Hilfsmaschine, die die zur Bewegung des Orgelmechanismus nötige Straft einschaltet, zu erleichtern, was durch den pneumatischen Hebel geschieht. Eines der berühmtesten Werke der Neuzeit ist die große Orgel der Kirche se ins Schaufenster, ich hab se gefeh'n,' s Stück fost zwanzig Mart." " Ja und sogar' n türk'schen. Den hat se von Fritsche, da stehen St. Sulpice zu Paris , die 1864 von Cavaille- Coll errichtet wurde. Sie besteht aus 7000 Pfeifen in der Länge von 32 Fuß bis zu feh'n, wie Se' n Kopp schmeißt? Die denkt ooch woll, sie is der Na, se spielt sich aber auch auf alle Wetter, haben Se ge 5 Millimetern, die in 7 Stockwerken in der Höhe von 72 Fuß auf Affe und de andern sind jar nischt!" gebaut sind. Dem Spieler stehen 5 Manuale. 100 Register und Kombinationszüge zur Verfügung. Mit einem Fußtritt tönnen 30 Register auf einmal gezogen werden. Die Orgel toftete

163 000 Fr.

In England wird bei größeren Werken zuiveilen Dampf an gewendet, wie bei der Orgel in der Albert- Hall zu London . Diese hat bei 4 Manualen und Pedalen 111 flingende Stimmen, 9000 Pfeifen und erhält den Wind durch die Kraft zweier Dampfmaschinen. Zum Betriebe andrer Werke benutzt man ferner den Gas-, Heißluft- und Petroleummotor; aber auch die Elektricität hat sich der Orgelbauer jegt zu feinen Zivecken dienstbar gemacht. Bei der von Weigle in Stuttgart fonstruierten elektro- magnetischen Orgel wird das Regier werk durch einen Elektromagneten erfeßt. Die größte Kirchenorgel Deutschlands befindet sich im Ulmer Münster ; sie besigt 101 flingende Stimmen und 23 Nebenregister und wird von einem Elektromotor in Bewegung gesetzt. Während die älteren Riesenwerke bei zu nehmender Registerzahl wegen ihrer überaus schweren Spielart fast gar nicht mehr zu bewältigen waren, spielt es sich auf den Orgeln der Nenzeit, selbst bei vollem Werke, so leicht und mühelos wie auf einem Klavier.

Bis vor wenigen Jahren suchte man bei großen Orgelwerken die gewünschte Tonstärke dadurch zu erzielen, daß man für jene 100 und mehr Register disponierte und die Pfeifenzahl möglichst vermehrte; durch die vor drei Jahren erfundenen Weigleschen Hoch druckluftregister ist es jedoch möglich, Orgelwerke für große Räum lichkeiten schon mit der halben Registerzahl, also auch mit halb so­biel Pfeifen, in ebenso großer, ja noch größerer Tonkraft und schönerer Tonfülle herzustellen als bisher. Es geschieht dies, indem man z. B. eine Orgel, die, um genügend start zu sein, sonst mit etwa 100 Registern versehen werden mußte, jezt nur mit 40 bis 50 gewöhnlichen Registern baut und ihr etwa 7 bis 10 Hochdruck­luftregister beifügt. Eine solche Orgel fostet dann nur etwas mehr als die Hälfte der nach alter Weise eingerichteten und be­ansprucht außerdem weniger Raum. Im Kaim Saal zu München wurde vor Jahresfrist die größte Konzertorgel Deutsch­ lands eingeweiht, die wohl den allerneuesten Anforderungen in jeder Beziehung entsprechen dürfte. Sie befigt 3 Manuale, 1 Bedal, 50 flingende Stimmen und 25 Nebenzüge, im ganzen also 75 Register mit ca. 4000 Pfeifen. Das Gebläse wird mit einem elektrischen Motor von 3 Pferdefräften getrieben und besteht aus zwei großen Reservoirs, tie durch 6 Schöpfer gespeist werden. Das ganze Regierwerk befigt pneumatische Röhrentraktur. Als eine neue Ein­

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das Schlächterfräulein lachte mit, dann sagte eine der Käuferinnen Der Schlächter stimmute in den allgemeinen Jubel mit ein, auch mit einem Blick auf die Straße:" Da drüben geht die Meißner!" redseligen Zungen still, bald fingen sie von neuem an: Alle Köpfe flogen nach links herum, ein paar Minuten hielten

die

haben Se gesehen, sie hatte schon wieder' n neuen Schlafrod an 1" " Die hat ja alle acht Tage' n neuen!"

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überhaupt noch allein einholen geht, da tönnt' fie doch ihre Köchin Allgemeines Aufjuchzen; eine junge Frau fagte: Daß die man fchiden."

Ihre Nachbarin lachte:" Ihre Köchin, hach, die wird ihre Köchin schicken, haben Sie' ne Ahnung! Die will sich doch nich betrügen lassen! Alle Dienstmädchen betrügen doch, vissen Sie denn das nich? Ja, das hat se neulich jesagt beim Frünkramfrigen, alle Dienstmädchen betrügen."

Ein Sturm der Entrüstung erhob sich. Na, und sie? Wo haben sie denn das ville Jeld her?"

" Na, se haben doch' ne Kneipe gehabt, wissen Se denn des nich? So' n ollen Soldatenbumms, oben in de Alexanderstraße; fein soll' s ja nich gewesen sind."

" Na, jezt is er ja doch Armenvorsteher." Der Schlächter spizte den Mund, ein verstecktes Lächeln spielte über sein Gesicht.

Die dicke Schlossersfrau warf den Kopf zurück: Und' n sehr guter Armenvorsteher, ja, Se brauchen jarních zu lachen, er soll wirklich' n sehr freundlicher Herr sein, ganz besonders, wenn Mächens zu ihm fomnient." Stürmischer Jubel. Im Kriegerverein haben Se' n auch zum Vorsitzenden gemacht und" Sie Rednerin brach ab, die Ladenthür wurde aufgerissen, neue Kunden traten ein: ein Schlofferjunge aus der nahen Fabrik und die Frau des Armen­vorstehers; der Junge blieb im Hintergrunde stehen, die Dame ging gerade auf den Hautlog zu. Ohne weiter zu grüßen, drängte fie sich nach vorn:" Geben Sie mir fünf Pfund Kinderschmorfleisch!" Der Schlächter warf einer der früher gekommenen Frauen ihre Ware in den Korb: Einen Augenblick, Madamken, ich will man bloß noch die Herrschaften hier fertig bedienen!" " Ich habe aber keine Zeit!"

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Einer nach dem andern", grollte es aus der Reihe der Frauen " Wir haben unsre Zeit auch nicht gestohlen."

" Also fünf Pfund Rinderschmorfleisch." Frau Meißner Klopfte einem großen Geldstück auf die Marmorplatte. Gleich! Gleich!" Der Schlächter sprang und hastete.

Die Frauen waren fast alle bedient, nur eine stand noch da: Was sollt's denn sein, Frau Dankert?' n Stalbstopf, ja wohl, nich wahr?" " Ja' n Kalbstkopf, aber geben Sie man erst dem Kleinen hier, der will doch gern frühstücken und hat nur bis neun Uhr Pause."

Sie trat zurück nub schob den Blautittel an ihren Platz. Der Junge lachte vergnügt:" Für zehn Pfennige polnische Bratwurst." Er wollte den Nickel auf die Zahlplatte legen, die Frau des Armen­vorstehers drängte ihn jedoch zur Seite: Nein, denn geben Se mal