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der Ehe begeht, völlig unbegründet erscheint. Die Handlung fordert schöpft; alt nächster Stelle steht Heinrich Heinrich Heine mit hier rasche Entwicklungen; und Ebner- Eschenbach   ist nur den 63 Citaten und nach ihm tommt Refsing mit 42. An siebenter ruhigen, gemessenen Schritten des Schicksals und des Menschenherzens Stelle steht Bodenstedt( Mirza Schaffy  ) mit 21 Citaten, dann gewachsen. Vielleicht am tiefsten aus der eignen Seele der Dichterin folgt als achter Sörner mit 20 Sprüchen, an den sich als neunter gesprochen sind die Erzählungen, die vor drei Jahren unter dem Rückert mit 16 Citatstellen anschließt. Von Bürger und Geibel Titel Alte Schule" erschienen sind. Hier hat sie Stoffe gewählt, find je 13 Stellen in der Sammlung angeführt, an die sich die es notwendig machten, jeden starken Ton zu vermeiden. 11 hland mit 12 Citaten anfchließt. Darauf folgt Chamiso mit. Eine stille, beschauliche Weisheit waltet da, wie sie die Künstlerin 11 und Se ume mit der gleichen Zahl. Die Zahl derer, deren immer geliebt hat, eine andächtige Ruhe, welche den Härten des Citate eine zweiziffrige Zahl erreichen, schließt laten mit 10 aut Lebens zwar nicht aus dem Wege geht, aber sie in eine milde Be- geführten Stellen. An ihn schließen sich Herder und Grill= leuchtung rücken möchte. Weil dieser Zug in ihr ist, stellt sie in der parzer mit je 9 Citaten. Es folgen Guzkow mit 7 Citateu, einen dieser Erzählungen den zur inneren Harmonie und zum stillen Claudius( Wandsbecker Bote") und Tiedge mit je 6 Citaten. Glück gereiften Mann und den Jüngling einander gegenüber, der wir glauben, daß diese Reihenfolge im allgemeinen der Würdi von dem Sturm seiner Leidenschaften gepeitscht wird; und in der gung entsprechen wird, welche die angeführten Schriftsteller: andern tritt uns der Gegensatz des entsagenden, in sich zufriedenen in den weiten Streifen unsres Voltes gefunden haben, Erstaunen Geistes mit dem in Ehrgeiz sich abhaftenden, von seinen Begierden wird es aber wahrscheinlich erregen, daß es von dem so viel citierten geplagten Menschen vor Augen. Freiligrath  ( mur vier Stellen sind, welche immer wieder und Als gründliche Kennerin schildert die Erzählerin das Treiben wieder citiert werden, während Hoffmann von Fallers und die Schicksale der aristokratischen Schichten. Hier ist sie ganz in leben, Lenau  , Arndt, Herwegh   und Friz Reuter, ihrem Element. Da weiß fie die Seelen ohne Nest zu ergründen. denen sich Lichtwehr, Paul Lindau   und J. Weber Wie die Angehörigen dieser Gesellschaftsklasse an der Hohlheit( Demokritos) anschließen, fogar nur drei Citate geliefert haben. Von ihrer Vorurteile leiden, wie sie sich heraussehnen aus diesen Klopstock, dem viel Gelobten und wenig Gelefenen, finden sich Vorurteilen und doch mit den stärksten Vanden in ihnen nur zwei Citate, ebenso von Scheffel, während sich von Spiel gefesselt sind das steht in voller Lebenswahrheit vor uns, hagen   und dem einst vergötterten Jean Paul   nur ein Citat in wenn wir Erzählungen wie Die Freiherrn von Gemperlein" der Sammlung findet.- oder Muschi" lesen. Man darf sagen, daß sich die Dichterin für folche Stoffe einen im höchsten Sinne charakteristischen Stil ge= schaffen hat. Nirgends bei ihr fließt uns dieses östreichische Adels­deutsch, in dem sie schreibt, in so natürlicher Weise aus dem Stoffe, als da, wo sie Menschen darstellt, die fast ihr ganzes Leben hindurch einen Teil ihrer Umgebung ausgemacht haben. Da kann sie auch scharfe Kritik und Satire üben. Da hat sie es auch mit Menschen und Lebensverhältnissen zu thun, die in der Wirklich leit nichts von den Härten und Unebenheiten zeigen, die sie in ihrer Kunst so wenig liebt. Wenn sie die vornehmen" Kreise schildert, da scheint sie auch ihr Glaubensbekenntnis am besten bestätigt zu finden, das wohl darin besteht, daß in der Welt trotz aller Leiden und Entbehrungen eine ausgleichende Gerechtigkeit waltet, eine wohl thätige Weltordnung, die zu preisen ist.

Dieses Glaubensbekenntnis tritt auch an zahlreichen Stellen ihrer Aphorismen" hervor, von denen 1880 eine Sammlung er schienen ist, deren abgeklärte Weisheit solchen Beifall gefunden hat, daß sie mehrere Auflagen erlebt hat. Diese Kernsprüche sind ebenso

Theater.

Deutsches Theater  : Baisermann als Brendel- Baffermann hat nun das Berliner   Theater verlassen und ist in den Verband des Deutschen Theaters   eingetreten. Das ist im Interesse seiner Entwicklung nur mit Freuden zu begrüßen, wenn man auch bedauern kann, daß dem neu aufblühenden Berliner   Theater gerade jetzt sein bester Schauspieler entzogen wird. Bassermann braucht indessen die Bühne in der Schumannstraße und die Bühne braucht auch ihn.

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Durch das ganze Schaffen Bassermanns geht ein bestimmter, Teicht erkennbarer Zug. Er gehört zu den Künstlern, die einen Willen haben, die nicht wie bequeme Opportunisten hente so spielen, un morgen wieder zu andern Mitteln zu greifen, wenn es ihnen von der Rolle nahe gelegt wird. Er hat den Willen zur Einheitlichkeit. Wie verschieden auch seine Gestalten sind und gerade er hält die verschiedenen Gestalten scharf auseinander, in allen regt sich dies felbe Kunst und derselbe Willen. Er nimmt nicht, was er eben findet, mag. sucht Streben nach Starheit ill den großen und kleinen Fragen des Paſeins fich ſelbſt in jeder neuen Aufgave. Et jucht einen beſtimmten Gut, konunt hier zum Ausdruck. Eine Frau ſpricht zu uns, die scharf dem sich alles bedingungslos unterwerfen muß. Er sucht ſeinen namentlich Einkehr in sich selbst zu halten Stil, der neu sein wird, wie über den Stil jedes Künstlers der mid tren die ans dieser Selbstschan den schönsten Schatz von Reiz einer Persönlichkeit fliegt, versteht, und die wir noch nicht kannten. Lebensweisheit und Lebensmoral zu ziehen gewußt hat. Und wohl Jede Seele hat ihre eigne Heimat und ihre eigne Sprache. In jedem thnend wirkt in dieser Spruchweisheit besonders die anspruchlose, neuen Seunstwert sehen wir jungfräuliches Land, das frisch ist wie bescheidene Form, in der oft große Wahrheiten vorgetragen werden. die Welt am ersten Tag. Rudolf Steiner  .

Kleines Feuilleton.

Bassermann hat seinen Stil noch nicht gefunden oder wenigstens nicht die Sicherheit seines Stils. Zivar erkennt man ihn schon, aber er zeigt sich nicht immer rein und klar. Allerlei Nebendinge drängen fich hervor und verwirren das Bild. Wie im Notofo alle festeir Formen und Linien in üppiges Beitvert aufgelöst waren, so übers Die meist citierten Schriftsteller. Der Bossischen wuchert auch in Baffermanns Stil mitunter das Beiwert und vers Beitung" wird geschrieben: Ueber den Einfluß, welchen die einzelnen schlingt die großen, reinen, beruhigenden Linien. Es iſt, als wenn Dichter auf das Volt gewonnen haben, wird wahrscheinlich eine ein Dichter eine groß und einheitlich gedachte Schilderung große Meinungsverschiedenheit herrschen, und man kann mit Be- plöglich mit geistreichem Raisonnement unterbricht, um stimmtheit annehmen, daß, wenn darüber gesprochen wird, jeder dann wieder in der Schilderung fortzufahren. Er bers einzelne feinen Lieblingsdichter, oder auch Schriftsteller im allgemeinen, mag uns wieder zu fesseln und sogar zu zwingen, aber als denjenigen bezeichnen wird, der am tiefsten in die Volksseele im Bild, das vor unirem geistigen Auge schwebt, bleibt ein toter eingedrungen ist. Es scheint nun allerdings schwer, hierfür einen Fleck, den wir nie ganz vergessen können. Stil haben, das heißt, zuverlässigen Maßstab zu finden, wir glauben aber, daß man, ohne Nebendinge opfern können, um des reinen Eindrucks willen.) In fehr fehl zu gehen, annehmen kann, daß derjenige Schrift- Baffermanns Stil fehlt vorläufig noch der beherrschende Zug, der steller ant meisten verstanden habe, dem Volte vertraut zu souveräne Wille, der den Einzelheiten verbietet, auf eigue Faust werden, ans dessen Schriften am meisten Stellen zitiert werden. Allotria zu treiben, der ästhetische Herrscherstolz, der allein da sein Um dies zu ermitteln, bieten uns sowohl Büchmanns geflügelte will und sich unerschrocken auf seine Anwesenheit und fein Worte" als auch das Lexikon deutscher Citate" von Fried Ge- bannendes Auge verläßt. Baffermann steht vorläufig noch legenheit, und wir haben versucht, auf Grund des lettgenannten im Dienste seines Stils. Er dient seinem Stil, wie man sich einer Buchs zu ermitteln, wie viel Stellen aus den Werken der bekannten Erkenntnis unterwirft und doch muß es seine Aufgabe sein, die Er­Schriftsteller in Deutschland   so allgemein als Citate gebraucht werden, fenntnis sich zu unterwerfen. Er muß Herr und Meister werden daß sie Fried in seine Sammlung, die insgesamt 2368 Citate ent- wollen. hält, aufgenommen hat. Da finden wir nun, daß weitaus an erster Was Bassermann will, ist so leicht zu sagen, wie es schwer zu Stelle Friedrich Schiller   steht, dessen Werke so sehr in den erreichen ist er sucht immer den denkbar einfachsten Ausdruck des allgemeinen Vefitz des Volks übergegangen sind, daß 784 Stellen, Affekts. Er haßt die Phrase und alles schauspielerhafte Wesen mit also genau ein Drittel sämtlicher Citate, in der Sammlung auf der ganzen Entschlossenheit eines Menschen, der von einer be­geführt sind. Nach ihm kommt an zweiter Stelle Goethe mit stimmiten fünstlerischen Ueberzeugung durchdrungen ist. Hier 500 Citaten, so daß allein aus den Werken diefer beiden Schrift wird er nie Konzessionen machen. Er hat Grundsätze, Willen steller mehr als die Hälfte aller gebräuchlichen Citate stammt. und Mut, was in dieser Zeit des Schachers schon an sich Nach diesen beiden folgt erst in weiter Entfernung

nach

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in Berlin  , aber

der Zahl erfreulich ist. Nun giebt es zwar viel Einfachhet eder Schneider

- derjenige Schriftsteller, dessen Citate in dritter Stelle tommien; es ist meistens die Einfachheit der kleinen Leute. es ist dies fein Deutscher, sondern ein Ausländer, nämlich William weiß, daß es eine Einfachheit des Reichtums giebt, und eine andre, Shakespeare  , von dem 146 Stellen in den Citatenschatz des die aus der Dürftigkeit stammt. In Berlin   sind noch lange nicht deutschen   Volts übergegangen sind. Auch an vierter Stelle haben alle Kritiker bis zu dieser Schneidererkenntnis vorgedrungen. Basser­wir keinen deutschen Schriftsteller anzuführen, sondern ein Sammel manns Einfachheit ist die gewollte Einfachheit des Grandseigneurs. werk, das allerdings wohl bei uns in Deutschland   fast in jedem Er muß nur sich hüten, seine Einfachheit zum Programm werden Hause zu finden ist, nämlich die Bibel, aus welcher 130 Sprüche zu lassen. Programm ist ein faltes und auch ein papiernes Wort. zum Eitatenschatz des deutschen Volts gehören. Damit ist die Zahl Bedentende iustler haben nie ein Program. Das schreiben nach­derer, die uns mehr als hundert Citate geliefert haben, er- her die kleinen aus ihren Werken ab.