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gewurzelt, dauerte auch in christlicher Zeit fort, und noch heute be-[ einigten sich die beiden feindlichen Lager, die Meister auf einem liebt man Herde und Ofengesimse mit geschnigten oder gegoffenen neutralen Boden zusammenzubringen. Hierzu wurde das Gasthaus ( oder sonstwie hergestellten) Figuren zu verzieren. Die ge Bum blauen Igel", Brahms Stammlokal, ausersehen. Alles klappte, bratenen( gebackenen) Menschen- und Tiergebilde konnten dabei der große Abend rückte heran, die Spannung auf beiden Seiten war Teicht zu„ Delgözzen" werden( ein Wort, das mehr und mehr inzwischen aufs höchste gestiegen. Und richtig, lange vor der aneine schimpfliche Bezeichnung geworden ist). Daß solche gegesetzten Stunde erschien Bruckner beim Blauen gel" und ließ badenen Teigfiguren nicht immer von schmucker Gestalt waren, fich's da alsbald gutgeschehen. Er bestellte sich sein Lieblingsgericht das beweisen noch unsre" Hampelmänner", welche, von Thüringens Knödel und G'selchtes" und, ein gesunder Effer, griff er tüchtig ländlicher Bevölkerung zu Weihnachten gebacken, ebenfalls schatten- 31. Die Zeit verging. Die festgesezte Stunde war längst vorüber, hafte Nachbildungen jener uralten Herdgeister des heidnischen Ger - aber Brahms kam noch immer nicht. Offenbar war ihm die Sache manentums gewesen zu sein scheinen. Auf Cypern backt man heut innerlich wider den Strich gegangen. Man wartete und wurde ein zutage zum Offerfest genau dieselben Kuchen in absonderlichen Formen, wenig verstinumt. Endlich, sehr spät, öffnete sich die Thür und wie dies einst bei den Adonisfesten geschah. Brahms erschien, sichtliche Verlegenheit auf dem geröteten Antlig. Das Feierliche ereignete sich aber doch: Bruckner und Brahms saßen endlich an einem Tisch. Aber wie sah dieses Versöhnungsfest aus! Kein Mensch redete ein Wort. Steif saßen sie alle da: die Brahminen auf der einen, die Brucknerianer auf der andern Seite. Was sollten die auch mit einander gemeinsam haben, die täglich in Wort und Schrift und nicht inimer in gewählten Worten auf einander losgingen? Es war eine gräßliche Situation, und die freiwilligen Arrangeure saßen enttäuscht auf ihren Stühlen. Endlich brach Brahms das Schiveigen und verlangte nach der Speisekarte. Mit einer etwas gezwungenen Gemütlichkeit rief er:
Unter den allezeit und fast in ganz Deutschland anzutreffenden Gebäcken aus Weizenteig nehmen die Schnecken und Zöpfe einen Hauptplatz ein. In der Oberpfalz , in Altbayern und Württemberg badt man zum Allerseelentag" Seelzöpfe", die den in Böhmen gebräuchlichen Gedächtnisbroten und Gedächtniskuchen gleichkommen, die zur selben Zeit zum Andenken„ ausschwärmender Seelen" gestiftet werden. In Tirol verteilt man am Allerseelentag die„ Seelstückt und„ Süßbrote", für Knaben in Form eines Pferdes oder cines Hasen, für Mädchen in Form einer Henne. In Altbayern und Württemberg bieten die Bäcker nicht nur Seelzöpfe, sondern auch Buckerseelen" zum Verkauf aus; und in Antwerpen hat man die gleichwertigen Zielenbroodjens".
„ Na, woll'n wir' mal sehen, was es zu essen giebt."
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Das ist der
Er flog die Karte durch; plötzlich hielt er inne und sagte: „ Ah, Knödel und G'selcht's? Das ist ja mein Leibgericht, Kellner, bringen Sie' mal Knödel und Geselcht's!" Da wendete fich Bruckner zu ihm mit den Worten: " Segn's, Herr Doktor, Knödel und G'selcht's! Punkt, wo wir zwei uns verstehn!" Die Wirkung dieses Ausspruchs war verblüffend. Man schüttelte fich vor Lachen, das Eis war gebrochen. Und mun ging's in einen vergnügten Abend hinein.
Den tiroler fleinen Tierfiguren sind die in den östlichen Provinzen Deutschlands beliebten Kühe, Schweine, Hunde usw. an die Seite zu stellen, welche daselbst zum Neujahrstage aus Roggenteig angefertigt und den Kindern und Haustieren zum Verzehren ge geben werden. Man kann buchstäblich„ Glück aufeffen". Damit das Glück im übrigen nicht aus dem Hause gehe, muß man nicht mr die Spike eines Brois stets für sich behalten, sondern auch altbewährte Schutzmittel in den Teig nehmen. Salz, Kümmel und Dill wehren dämonische Gewalten ab. Salz entkräftet den bösen Zauber. Heren, die man mit Salz bestreut, werden so schwer, u. Was nüht die marktpolizeiliche Milchprüfung? Die daß sie sich nicht mehr erheben können. So führte die marktpolizeiliche Milchprüfung nißt gar nichts. Sie soll den gwed Schivere des Salzes auch zu dem weit verbreiteten Rat, haben, festzustellen, ob Milch das richtige specifische Gewicht hat. Vögeln, die man einfangen möchte, Salz auf den Schwanz zu Gute, gesunde Vollmilch besitzt ein bestimmtes specifisches Gewicht, streuen. Was den Kümmel anbelangt, so möge an die in Mittel- d. h. ein Liter von ihr wiegt eine bestimmte Anzahl von Grammen, deutschland in hübschen Sagen und Märchen lebenden Waldweibchen und wenn sie dies thut, finkt eine genau gearbeitete Spindel, das erinnert werden, die flehentlich bitten, jenes ihnen widerwärtige Ge- sogenannte Galattometer, bis zu einer genau bestimmten Stelle in würz nicht in den Teig zu nehmen; solch gekümmeltes Brot mögen sie ein. Wenn mm die Milch ganz oder zum Teil abgerahmt und fie nicht stehlen. Within werden fie auch niemals nach den Salz- ihr sehr viel Wasser zugefekt ist, so wiegt ein Liter dieser Milchund Kümmelstangen langen, die man in Restaurants usw. so gern mischung natürlich weniger, als reine Vollmilch, und wenn ficht, um sie alsbald ganz sein eigen zu nennen. leber den Ge- nun das Galaktometer in fie gesteckt würde, so würde es schmack läßt sich aber nicht streiten. bis zu einer ganz andren Stelle, als der bestimmten Marke, hineinsinken. Nun ist aber Magermilch allein, ohne das leichte Milchfett, schwerer als das Gemisch von Milch und Wasser, ja sogar als Vollmilch allein. Da braucht man also die Mischung von Magermilch und Wasser dadurch, daß man genügend viel von der schweren ent rahmten Magermilch zujeßt, mir so abzupassen, daß es eben so schwer ist, wie gute Milch. Diese richtige Mischung fann man aber sehr leicht durch Probieren herstellen, und wenn dann der Marktpolizist die Milch prüft, zeigt das Galaktometer die richtige, d. h. scheinbar richtige Schwere der Milch an. Darum nügt diese Probe gar nichts und nur die chemische Untersuchung kann erweisen, ob eine Milch den vorgeschriebenen Fettgehalt besitzt, also unverfälscht ist.
Die Schweizer Pfahlbauern verbackten Gerste, Weizen und Hirfe; man will auch bestimmte Formen nachweisen, und R. Hartmann verglich die gefundenen Brötchen den sehr ähnlich geformten auf einer mit Sefame, Ricinusöl oder Buiter abgeriebenen Blatte gebadenen Broten, welche den ägyptischen, in Berber stationierten Soldaten verabreicht werden. Segenannte Milchbrötchen, die man mit Kümmel reichlich berforgt, heißen in Schleswig- Holstein „ Strümpfe". In Hamburg backt man Timpenstuten", in Schwaben „ Timpenfemmel" und in Schlesien Strumpffohlen". Auch" Kragen und Manschetten" giebt's an manchen Orten. Von Kringeln, Strikeln, Wecken mit ihren vielen Lokaleigentümlichkeiten ganz zu schweigen.
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( ölnische Boltszeitung".)
Musik.
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Berühmt sind die 8 großen Königsberger Strikel, deren jeder 434 Ellen lang war, und welche neben sechs runden Kringeln von entsprechender Größe von den Bädern 1601 in feierlichem-Aufzuge Da die hier mehrmals erwähnten orientalischen durch die Straßen der Stadt getragen wurden. Das Quantum des Naturjänger" nach ihren Aufführungen im Thalia- Theater mm Wiehls, das zu diesem Gebäck erforderlich war, betrug 12 Scheffel. im Theater Grand Hotel am Alleganderplatz weiterspielen Sehr flein find dagegen die auch ordentlich berühmt gewordenen, und sogar noch eine neue Operette ankündigten, so schien es gerechtnoch heute nach überlieferter Weise hergestellten„ Danziger Dominile fertigt, ihnen aberinals einen Besuch zu widmen. alviebade", Judith und fleine, fettgebackene Plätzchen aus Weizenteig. Sie sind Solofernes, große Operette in 5 Atten von A. Goldfaden, nicht billig und haben auch den Fehler, sehr schnell verzehrt zu sein; Musik von Perlmutter" sie schmecken deutlich nach mehr". zwei Namen, die vielleicht nur Dec namen des Dirigenten Ch. Wolfsthal find ist, nach den zwei Aften zu urteilen, bis zu denen wir's im Anhören gebracht, wiederum ein Beispiel jenes Typus einer orientalischen Operette", den wir bereits gekennzeichnet haben. Irgend etwas Neues gegenüber den früheren Beispielen war weder im Stück noch. in der Darstellung zu bemerken. Es erübrigt nur noch die Vermutung, daß unsereiner für diesen ganzen Typus fein völlig zu= verlässiger Beurteiler fein tönne. Das Jüdisch Deutsch, in welchem alle diese Stücke gehalten sind, ist eine thatsächlich weitverbreitete Sprache, der vielleicht auch ein Weltchen„ nationaler" Stultur zu Grunde liegt. Wer beide gut kennt, wird vielleicht in jenen Stücken eine durch Trene wertvolle Wiedergabe beider erkennen, wird viel leicht namentlich in der lamentabel wiederholungsreichen Musik ein gut Teil zionistischer Echtheit erkennen. Uns andern fällt gerade der Mangel einer solchen auf und wir müssen uns damit begnügen, vor dieser schauerlichen Primitivheit der Musik, der Komit und des theaterkriegerischen Pathos zuzugestehen, daß dies alles allerdings etwas Einziges ist, das feinen Trägern wohl nicht so bald jemand nachmacht.
Kleines Feuilleton.
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Brahms und Bruckner . Erinnerungen an Anton Bruckner giebt Dr. Ernst Decsey in der„ Grazer Tagespost" zum besten; es heißt darin: Bruckner und Brahmns waren, wie jeder Anhänger weiß, nicht gut auf einander zu sprechen. Obwohl sie zu gleicher Beit jahrelang in Wien lebten, kamen sie doch nie in nähere Berührung, ja fie wichen einander behutsam aus. Es hätte sich auch lein größerer Gegensatz denken lassen als der norddeutsche Brahms, abgeschliffen in Bildung und Manieren, gut gekleidet, von einem Teil der Wiener Stritit stets in den Himmel gehoben, ein Puritaner an musikalischer Logit und der durch und durch füddeutsche Bruckner, ein Naturkind mit naivster Belt und Lebensart, in einem phan tastisch provinzialen Aufzug, von jener Wiener Kritit stets ver Mit um so frischerer Freude venden wir uns zu einem Bericht riffen" voll ungezügelt ausströmender musikalischer Phantasie. über die Neueinstudierung einer der in Berlin meistgespielten Opern, Und die beiderseitigen guten Freunde thaten das übrige, um diese der Lorgingschen Undine" im Theater des Westens . inneren und äußeren Gegensäge noch zu verschärfen. Einmal aber Dieje alte romantische Bauberoper" aus jener Beit( fie fam 1845 follte doch Frieden oder wenigstens Waffenstillstand geschloffen heraus), da man noch gegenüber der Uebervelt, Mittelwelt und werden, und nach vielem Parlamentieren einiger Friedensstifter Unterwelt so anspruchslos war wie ein Kind gegenüber einem