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Bauersleute warten und pflegen. Eines Tags fehlt dem Bauer Kinder mitnimmt, die selbstverständlich im ganzen Hause umber­Geld aus seinem ledernen Beutel, der auf dem Tisch lag. trabbeln und sich alles Eßbare, das sie finden, aneignen, so Es wird alles durchsucht, aber nichts gefunden. Niemand wird man einen derartig heimgesuchten Haushalt nicht gerade be außer dem armen fleinen Kindermädchen ist in der Stube neiden können. Die Kosten, die ein solches Heer von Besuchern gewesen. Es scheint außer Zweifel, daß sie das Zweimartstück ent- verursacht, sind natürlich nicht gering. Mit Kummer steht der wendet habe. Unter Thränen beteuert sie ihre Unschuld, aber sparsame Chinese das fast überall teure Brennholz oder die Kohlen, niemand glaubt ihr. Der Bauer jagt sie in seiner Wut aus dem die ein halbes Jahr lang vorhalten sollten, in einer Woche hin­Hause. Wer weiß, was in dem unglücklichen heimatlosen Wesen schwinden beim Rösten" des Wassers, wie der wunderliche Aus­borging, bis es den verzweifelten Entschluß faßte, in den Tod zu druck lautet, oder beim Kochen des Essens für die zahlreichen gehen? Schon am nächsten Morgen wird der Armenfarg mit dem Gäste, die niemals ernstlich eingeladen waren. Nach einer mäßigen schmächtigen Körper im äußersten Winkel des Friedhofs, bei den Schäßung übersteigen die Unterhaltungskosten für die Gäste den Selbstmördern, beigesetzt. Um dieselbe Zeit sieht der Bauer, wie Beitrag für das Theater im Durchschnitt um das Zehnfache. fein zweijähriges Kind vor dem Hause mit etwas Glänzendem spielt und es im Sande ein- und ausgräbt. Es ist das fehlende Zwei­markstück. Scheu und beschämt schaut er sich nach allen Seiten um. Da niemand in der Nähe ist, steckt er schnell das Geldstück in seinen ledernen Beutel.

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Das ist aber noch nicht alles. Unter den vielen Menschen, die ein Schauspiel herbeilockt, giebt es natürlich nicht wenige Gauner, die fich eine so vorzügliche Gelegenheit zum Stehlen nicht entgehen lassen wollen. Die Dorfbewohner müssen daher während der Zeit, two sie sich nicht um ihre Gäste za bekümmern haben, scharf aufs passen, daß ihnen nichts abhanden tomat. Es bleibt ihnen also felten Zeit, sich selbst das Schauspiel anzusehen. Oft genug ist in einem Dorfe nach einer längeren Theaterzeit kein einziges Huhn mehr zu finden. Viele Bauern verkaufen, wenn eine Schauspieler­Truppe in ihrem Dorfe erwartet wird, im voraus ihr sämtliches Federvieh, damit es nicht den schlauen Hühnerdieben in die Hände falle. Theater.

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- Die Chinesen und das Theater. Die Kölnische Zeitung " schreibt: Neben Glücksspielen mancherlei Art find Theater- Vor­stellungen das höchste Entzücken jedes Chinesen. Wie sehr dies be­sonders auf dem Lande der Fall ist, wo das Einerlei des täglichen Lebens kaum jemals unterbrochen wird, darüber belehrt uns am besten das umlängst erschienene Buch Chinese Village Life" des auch in Beting eingeschlossen gewesenen Missionars Arthur Smith. Den Anlaß zu einer Theater- Borstellung in einem Dorfe, heißt es da, In. Die Freie Boltsbühne führte am Sonntag in bildet zuweilen ein Gelübde, das jemand in Zeiten schwerer Krankheit den Räumen des Carl- Weiß- Theaters den ersten Teil von gethan hat. Häufig will auch ein ganzes Dorf auf diese Weise Björnstjerne Björnsons Schauspiel Ueber unfre irgend einer Gottheit seinen Dant für eine gute Ernte oder für Kraft" auf. Das Stüd selbst wurde bereits im März dieses einen befruchtenden Regen abstatten. Sehr volkstümlich ist eine Fahrs( siehe Nr. 60 des Unterhaltungsblatts) gelegentlich feiner Theater- Borstellung ferner bei einem Streite zwischen zwei Parteien. Erstaufführung im Berliner Theater eingehend behandelt, so daß wir Die Friedensstifter" schlagen dann nämlich der einen Partei vor, uns heute allein auf die Aufführung beschränken können. daß sie, statt einen kostspieligen und ärgerlichen Prozeß zu führen, Diese Aufführung wurde in jeder Weise allen Anforderungen des den sie wahrscheinlich verlieren würde, doch lieber eine Theatertruppe Stücks gerecht. Namentlich war es Herr Adolph Klein, der als tommen lassen sollte, wodurch sie sich das ganze Dorf verpflichten Pfarrer Sang naives Christentum und das Machtvolle einer starken könnte. Meistens wird ein solcher Vorschlag zur Güte angenommen. Bersönlichkeit so zu verbinden wußte, daß er aus diesen beiden Mitunter hat man keinen andern Grund für das Abhalten einer Elementen einen Mann schuf, der hart das Unheimliche, Dämonische, Vorstellung, als daß gerade ein Ueberschuß in einer öffentlichen das jenseits der menschlichen Kraft liegt, streifend, dennoch lebens­Kasse da ist. Jeder Ausländer könnte natürlich mit Leichtigkeit wahr und bühnenwirksam blieb. Durch alle Episoden des Stücks ein Dugend verschiedener Borschläge zur besseren Verwendung führte der Künstler diese Figur glaubhaft und menschlich zugleich des Gelds machen, aber einem Chinesen ist es unverständlich, durch: ant Krankenbette der dahinsiechenden Gattin goß wie man eine Theater Vorstellung nicht unter allen Umständen er Mitleid und Liebe in die Seele diefes chrift vorziehen kann. Um die Neujahrszeit kommt es nicht selten vor, lichen Uebermenschen; in der Abrechnungscene zwischen daß eine Schauspielertruppe gleichzeitig von mehreren Dörfern ge dem Vater und den Kindern, die den Glaubeit des wünscht wird. Um nun einen möglichst großen Verdienst einzu Baters verloren haben, ließ er das Vaterherz lauter sprechen als den streichen, teilt sich die Truppe in solchen Fällen gewöhnlich in zwei Schüterz um seine zerstörten Hoffnungen, und endlich am Schluß, Hälften. Die entstandenen Lücken fucht man, fo gut es geht, durch als Sang mit dem fragenden oder" auf den Lippen entseelt neben Liebhaber auszufüllen, in dem Gedanken, daß die dummen Bauern die tote Gattin stürzt, flang diese fragende Anklage auch mehr wie ja nichts davon merken werden. Oft gelingt diese Mogelei auch eine Erfenntnis seiner entfeßlichen That, als wie eine Erkenntnis kommt das Landvolt aber dahinter, daß weniger Schauspieler da dessen, daß ihm sein Glaube zusammengebrochen sei. Aehn­find, als man vorher vereinbart hatte, und daß sie noch dazu weniger lich, gleichsam vorbereitend auf den zweiten Teil des Stücks, gut spielen, als man erwarten konnte, so ist der Zorn groß. Die hatte Herr Hartberg den Elias gestaltet. Das Unreife, Schauspieler können die Bauern dann nur durch das Versprechen Verworrene und Schwärmerische dieses Sohns des Wunderpfarrers beschwichtigen, ihnen einige Sondervorstellungen zu geben. fam nicht nur in der Sprache, sondern auch in der Heftigkeit der Bewegungen zum Ausdruck. Fräulein Grete Lorma löste als Nahel leider nicht in gleich befriedigender Weise ihre Aufgabe; es tam alles so heraus, als glaubte fie nicht recht an das, was sie Sprach; auch gab sie dem ernsten Charakter ihrer Rolle einen viel zu naiven und backfischartigen Anstrich. Die un heilbar franke Frau Sang fand in Frau Elise schließlich noch die Pfarrerkonferenz, die in Sangs, Hause zu den Wunderthaten des Manns, dessen Gebet so Außerordentliches zu leisten vermag, Stellung nehmen will. Jeder Einzelne dieser Glaubensverkünder" war schauspielerisch vorzüglich charakterisiert, fo daß die Figur des unruhigen, nach der Wahrheit ringenden Pfarrers Bratt( Herr Adolf Steinert) um so gewaltiger und erschütternder zur Wirkung kam.)

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Geographisches.

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Sobald es sicher ist, daß eine Truppe ein Dorf besuchen wird, gerät das ganze umliegende Land in die größte Aufregung. Alle Schulen erivarten, während der Dauer der Vorstellungen Ferien zu bekommen. Sollte ein Lehrer so eigensinnig sein, diese Hoffnung täuschen zu wollen was aber in Wirklichkeit fast nie der Fall ist, weil es ihn selbst viel zu sehr zu dem Schauspiele hinzieht so würden ihm seine Schüler einfach sämtlich davonlaufen. Jede Steinert eine gute Darstellerin. Eine Brachtleistung war chinesische Familie hat einen Schwarm von Verwandten jedes Grades, die eine Theatervorstellung als willkommenen Anlaß zu einem Besuche betrachten; ob sie vorher eingeladen worden find oder nicht, ist dabei gleichgültig. Die meisten Bauern würden sogar selbst dann kommen, wenn sie bestimmt wüßten, daß sie nicht willkommen wären. Man hat nicht mit Unrecht gefagt, daß aufrichtige Gaft freundschaft kaum eine Tugend der Chinesen sei. Aeußerlich suchen fie allerdings immer den Eindruck zu erwecken, sehr gastfrei zu sein, und wer von entfernt wohnenden Verwandten oder Bekannten die Schwelle eines Hauses betritt, wird sicherlich dringend gebeten, über Das Nilquellen Problem. Schon im Jahr 1858 Nacht zu bleiben. Niemand läßt sich jedoch durch dieses höfliche Drängen hatte Spate festgestellt, daß der Kagera, der größte westliche Zufluß täuschen, denn jeder weiß, daß der Hausherr nur gar zu oft unter des Vittoria- Sees, als Nil den See wieder verläßt. Nachdem der Maske der Höflichkeit den Wunsch verbirgt, der Gaft möge dahin danach Stanley vergeblich die Quellen des Kagera- Nil gesucht hatte, gehen, wo der Pfeffer wächst. Deshalb wird einer unter gewöhnlichen und neben andren besonders Dr. Stuhlmann wertvolle Beiträge zur Verhältnissen der Einladung nur dann folgen, wenn er gewiß sein kann, Geographie des Kagera geliefert hatte, glaubte im Jahre 1892 daß fie ehrlich gemeint ist. Während der Zeit von Theatervorstellungen Dr. Baumann die Quelle des Kagera und damit des Nil aber fallen alle solche Zweifel der Etikette weg, da jedermann zunächst gefunden zu haben. Er schreibt in seinem Werk: Durch darauf bedacht ist, dieses Vergnügen unter keinen Umständen zu ver- Massailand zur Nilquelle!": Wir standen ant der Quelle fäumen. Es ist durchaus nichts Ungewöhnliches, daß in einem Dorf, des Nil ". Er hatte die Quelle des Nuvuvu gefunden, den er wo sich eine Schauspielertruppe aufhält, alle Familien dermaßen von für den Quellfluß des Kagera hielt. Indes hat schon der Haupt­Besuchern überlaufen werden, daß trotz der chinesischen Genügiams manu Ramjay, festgestellt, daß der Ruvuvu mir als ein Nebenfluß keit des Nachts bichstäblich nicht genug Plaz zum Niederlegen da iſt. des aus dem Ulanjavu und Njavarongo entstandenen Stageva an­Dann bleibt für die Männer nichts andres übrig, als die ganze gesehen werden kann. Nur darüber konnte also noch Menüings­Nacht aufzubleiben und sich in drangvoll fürchterlicher Enge" verschiedenheit herrschen, ob der Akanjaru oder der Njavarongo der zu unterhalten, so gut es geht: eine ausgezeichnete Vor- eigentliche Quellfluß sei. Es ist nun das Verdienst des Dr. med. bereitung für den folgenden Tag mit seiner Vorstellung, die Richard Kandt , nicht nur festgestellt zu haben, daß der Njavarongo ohnehin schon ermüdend genug zu sein pflegt. Dazu kommt der eigentliche Quellfluß ist, da er größere Wassermengen mit sich noch, daß eine. Truppe felten weniger als drei und manch- führt als sein Nebenbuhler, der Akanjaru, sondern auch mal mehr als vier Tage hintereinander spielt. Bedenkt man endlich, denselben bis zu seiner Quelle verfolgt zu haben. Er hat daß jede verheiratete Frau, die Verwandte besucht, stets alle ihre in der Mitte Juli 1892 die Quelle in den Randgebirgen