Anterhaltungsblatt des Vorwärts
Donnerstag, den 11. Oktober.
Tr. 197.
is dat stase
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( Nachdrud verboten.)
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1900
, Denten Sie sich, eines Abends, ich dachte an gar nichts," einige Damen lächelten hier leicht da höre ich unten auf dem Hausflur ein Geräusch. Es kam mir gleich ver dächtig vor. Ich rufe: Katharina! Aber wer war nicht da? Meine Katharina. Denn warum? Nun, Sie werden gleich hören. Ich schließe also vorsichtig den Schreibtisch ab, denn es war gerade der Erste und wir hatten eben Gehalt be Frau Amtsrichter Roth kehrte sich beruhigt mit liebenstommen. Deshalb war mir das Geräusch auch doppelt verwürdigem Gesicht Frau Doktor Horst zu, die steif und stumm dächtig. Es wird ein Dieb sein, dachte ich nämlich. Ich nehme neben Frau Doktor Schreiber saß, weil deren Mann ein sehr also die Lampe, trete an die Treppe und rufe hinunter: Iſt beachtenswerter Konkurrent des ihren war. Diese beiden da jemand? Wieder keine Antwort. Ich lausche. Da unten hatte nun die Frau Oberförster absichtlich neben einander huscht etwas. Mir ist sogar, als lacht jemand. Ich rufe also gefeßt, weil sie beide nicht mochte unb sich freute, wenn sie noch einmal: Ist da jemand? Wieder keine Antwort. Jegt die beiden ein wenig ärgern konnte. werde ich aber ernstlich böse. Denn warum? Ich scheue das Das anstandskundige Bettchen trat jetzt neben die Mama, unnötige Treppensteigen, es ist mir beschwerlich. Es mußten um Frau Magda eine Tasse Thee einzuschenken. Sie stand Diebe sein. Sonst hätten sie doch einfach geantwortet. Ich mit ihrer Theekanne etwas verlegen da und wußte nicht recht, nehme also unsern großen Teppichausklopfer von der Wand, wie sie an Frau Magdas Tasse tommen sollte. Eben war in die andre Hand die Lampe und ziehe die Schuhe aus. sie erst belehrt worden, daß man nie mit etwas vor jemand Das heißt, das that ich zuerst und dann nahm ich die hergreifen dürfe. Das sei höchst unschicklich, hatte der Tanz- Lampe." lehrer versichert. Aber es war sehr schwierig, auf andre ,, Hihi," machte das Lieschen, was ihr einen ernsten Blid Weise, etwa hinter dem Rücken der Mama her, an Frau ihrer Mamia eintrug. Und da auch die andren Damen sie Magdas Tasse zu gelangen. Es war ja auch nur die Mama, unwillig ansahen, duckte sie sich ganz erschrocken. die da saß. Schließlich siegte aber doch der gute Ton, und Bettchen strengte sich an, hinter dem fetten Rücken der Mama her an Frau Magdas Tasse zu kommen. Aber es wollte nicht gelingen, denn Bettchen hatte gar zu rundliche, kurze Arme, die unmöglich so weit reichen konnten. Sie stellte sich auf die Zehen, sie nahm die verwegenſten Stellungen ein, aber es half nichts. Dabei war die Theekanne heiß. Bettchen fühlte, wie ihr der Angstschweiß ausbrach, wie dicke Tropfen auf ihre Stirn traten.
" Ich gehe die Treppe hinunter, tann aber niemand finden. Schon will ich zurück, da fällt mir ein: Halt, hinter der Stellerthür können sie sich versteckt haben. Nun wird mir aber doch mit einem Mal ein bißchen unheimlich. Denn warum? Es konnten ja auch Mörder sein, nicht wahr? Ich rufe also zuerst noch einmal sehr laut: Ist da jemand? Alles still. jetzt trete ich näher, flopfte so recht lauf mit dem Ausklopfer an die Kellerthür und sage: Kommen Sie nur heraus! Ich weiß, daß da jemand ist. Und denken Sie sich meinen Schrecken, da war wahrhaftig jemand. Die Thür thut sich auf, ich schreie, lasse den Ausklopfer fallen, auch die Lampe gleitet. Da triegt sie noch rechtzeitig einer zu fassen und sagt: Hopla, Madamche, das hätt' fast ein Unglück gegeben. Hinter Bettchen war dem Weinen nahe, denn sie fühlte, wie ihm erscheint nun auch, was denfen Sie? Meine Katharina, einer der Tropfen sich zu regen begann, langsam, ganz lang- und lacht. Wahrhaftig, sie lacht. Da hab' ich ihnen denn fam ins Rollen kam. Und nun, mein Gott, nun war es aber doch gründlich den Standpunkt klar gemacht! Die geschehen; er fiel der Mama auf die dicke Hand, als sie Frau Katharina ging mit ihm". Es war ihr Lauf" bursch, nicht Magdas Arm leise streicheln wollte. mal ihr„ Nemm" bursch. Denn heiraten wollte sie ihn gar nicht, wie sie gleich gestand. Ist das nicht ekelhaft?! Ewig diese Liebeleien!"
Aber transpirieren darf ein gebildeter Mensch nicht, hatte Herr Wagner gelehrt. Schwißen thut ein gebildeter Mensch nur an den mit Garderobe bedeckten Körperteilen.
Die Frau Oberförster war ganz erstaunt über die plötzliche Feuchtigkeit und fah auf.
Ihr Bettchen stand immer noch mit hochrotem Gesicht und weit von sich gestreckter Theekanne.
" Was machst Du denn für Dummheiten," sagte die Frau Oberförster und holte energisch den Arm ihrer Aeltesten ein. Kind, Kind, der Wagner scheint Euch doch auch manchen Blödsinn beigebracht zu haben. Freilich, bei solchem Preis kann man die Welt nicht verlangen."
Sie nahm Frau Magdas Taffe. So, mm endlich ein!"
Bettchen that es und schritt sehr erleichtert auf Play zurück.
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Nun, mun," besänftigte die Frau Oberförster, so schlimm ist das doch nicht! Sie wollen doch auch ihr Verguügen haben."
Da tam sie aber übel an. Alle sprachen zugleich und alle gegen sie. Nur Magda beteiligte sich überhaupt nicht.
Die Frau Oberförster lächelte. Als sich endlich der Sturm gelegt, fagte fie: Da denk ich nun ganz anders. In der Beziehung laß ich meinem Mädchen ziemlich viel Freiheit. Sie können ihren Schatz auch ruhig mit in die Küche bringen. Die armen Dinger können sich ja sonst nur zwischen den Thüren und heimlich sehen, während wir es da viel besser
Da sich jekt jeder seine Meinung über Magda gebildet haben." hatte, erhob die Frau Schuldirektor Walter ihre Stimme, Es erhob sich ein neuer Sturm. Doch die Frau Oberum endlich die Geschichte los zu werden, bei der sie gleich förster blieb bei ihrer Ausicht. Nur eins bitt' ich mir gleich im Anfang durch Magdas Erscheinen unterbrochen worden aus, wenn ich ein Mädchen miete, daß sie's mir gesteht, war. Sie war noch einmal so rund wie die Frau Ober- wenn ihr ein Malheur passiert ist, daß das Ding nachher: förster mid konnte keinen Augenblick schweigen. Wie ein keine Dummheiten macht und das Kind womöglich umbringt runder Theekessel auf dem Feuer, der auch immer summen und so." und reden muß.
Was also meine Katharina ist," hub sie an. Als sie aber fo aufing, zuckte Frau Amtsrichter Blau entsetzt zusammen, wurde ganz blaß und machte ein Gesicht, als sollte sie gehängt werden.
Nehmen Sie' s ihr nicht übel," begütigte Frau Roth Teise, sie fenn nichts dafür, sie ist nur eine reiche Metzgerstochter."
„ Odies Geld, dies gemeine Geld," murmelte Frau Blau und wurde noch bleicher.
Was also meine Katharina ist". Nun kant cine lange Geschichte über diese Katharina und immer noch eine, denn die Katharina war natürlich Walters Dienstmädchen. Wenn man ihren Erzählungen glauben wollte, eins der schlechtesten, fanisten Mädchen im ganzen Land.
,, Aber Frau Oberförster, aber Frau Oberförster!" hieß es von allen Seiten.
,, Von so etwas spricht man doch nicht in Gegenwart von Kindern," meinte Frau Doktor Schreiber mit einem Seitenblick auf das errötende Fienchen.
Ach was," erklärte die Frau Oberförster resolut, das schadet nichts. Die wissen schon längst, daß nicht der Klapperstorch die Kinder bringt. Was, Bettchen?"
Bettchen errötete sehr und meinte dann leise und schüchtern: Ja.
" Hihi," flang es aus Lieschens Mund. Da mußten alle Damen lachen. Nun waren sie in sehr angeregter Stimmung.
Nur Frau Amtsrichter Blau kniff die schmalen, blassen Lippen ein. Mit solch ungebildeten Menschen ist man gezwungen zu verkehren, dachte sie. Sie wandte sich zu ihrer.