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Der Mann ging im Zimmer auf und ab. Er ging mit müden, schen doch alle darauf, daß es da, wo sie hinziehen, sehr ordentlich lässigen Betvegungen, wie einer, der lange krant gewesen. Manch- und sauber ist und hier..." mal blieb er neben ihr am Fenster stehen und starrte einen Augen-" O darauf halt' ich auch darauf halt ich immer." Die blick gedankenvoll zum Fenster hinaus, ehe er seine raftlose Wanderung Frau sprach es mit Thränen in den Augen. den Augen.„ Aber ich von neuem aufnahm. jage ja ich habe die ganze Nacht genäht und bin noch nicht fertig und" fie schlug die Hände vor's Gesicht und schluchzte auf. Der Mann stand am Fenster und trommelte mit den Fingern an die Scheiben.
Die Frau seufzte auf: Set' Dich doch man hin. Dies ewige Hin- und Herrennen, dies macht Dich bloß wieder schwach und es nügt auch gar nichts."
„ Nein gar nichts." Er lachte hart auf, dann warf er sich in das Sofa und stügte den Kopf in die Hand. Wenn ich nur erst wüßte, was werden soll!"
Sie schwieg, aber ihre Zähne preßten sich zusammen, baftig zog fie die Nadel von neuem auf und ab, dann schreckte fie plöglich empor. Bom Korridor herein klang laut und schrill der Ton der elektrischen Glocke.
Auch der Mann fuhr auf; einen Moment sahen sie einander an. " Wer kann's sein?" Der Mann zuckte die Achseln. Der Wirt... paß auf,' s ist der Wirt... er schmeißt uns jetzt schon raus!"
Sie schüttelte den Kopf.„ Nein, Nuhdorff ist's nicht... der ist weggegangen vorhin... nein... nein, mach' nicht auf Wie es hier aussieht!" Sie warf einen Blick über das Zimmer. Ich habe heut noch nicht aufräumen können."
Er war aber schon aufgestanden und nach der Thüre gegangen. ,, Es kann ja auch wer nach dem Zimmer da feiit..
Sie hörte ihn draußen die Thüre öffnen und mit jemand sprechen. Dann kam er plöglich wieder herein, aber nicht allein, ein fremder Herr war mit ihm. Es war ein großer, stattlicher Herr mit sehr elegantem Ueberrock und sehr weißer Wäsche. Er räusperte sich, setzte den goldnen Kneifer auf die Nase und sah sich im Zimmer um. Der Mann stand etwas unbeholfen neben ihm.
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Der Herr machte ein paar Notizen in seine Akten und stand auf: m. Ja ich meine ja auch nur, es macht einen schlechten Eindruck, wenn eine Wohnung so unordentlich aussieht. Wir unterstügen ja viele, sehen Sie, aber wir halten eben darauf, daß es ordentliche Leute sind, und dann giebt ja die Stiftung auch nur an Witwen.... Das will ich Ihnen ja mal vor allen Dingen sagen. Da war Ihr Gesuch also so wie so aussichtslos. Es ist in den Statuten ausdrücklich bemerkt:„ Nur für Witwen."
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Rousseaus Klavier. Als J. J. Rousseau die Einsiedelei von Ermenonville bewohnte, brachten eines Tags drei stumme Träger ein kleines Klavier. Der Philosoph, der in seiner Jugend auch Komponist gewesen war, forschte lange umsonst nach dem Geber. Endlich gab sich Ritter v. Gluck als solcher zu erkennen. Da Rouffeau im großen Streit zwischen Gluck und Piccini auf seiten des Italieners gestanden, so wäre er zulegt auf diesen Namen verfallen. Gluck erklärte denn auch, er schenke ihm das Instrument mir, damit er endlich die Musik erlerne, die er nach seinen früheren Werken und seinen jegigen Kritiken nicht zu kennen scheine. Das Klavier Gluds blieb bis zum Tode Rousseaus in dessen Besitz und wurde aus seinem Nachlaß von dem berühmten Komponisten Grétry erworben, der die Grundsäge Glucks auf die „ Der Herr kommt nämlich wegen... wegen der Stiftung.kam das Instrument wieder unter den Hammer. Da aber Grétry's komische Oper übertragen hat. Als Grétry im Jahre 1813 starb, Du... Du hast doch vor drei Monaten an die... Stiftung ge- Nachlaß sehr umfänglich war, so dauerte die Auktion mehrere Tage. schrieben." " Ach!" Sie sprang auf, der Mantel fiel ihr auf die Erde; mit Die zwei angesehensten Komponisten der Zeit, Boieldien und Nicolo einem beinah freudigen Ausdruck im Gesicht tam sie einen Schritt fonard hatten sich beide geschworen, das Instrument mit der dreifach näher." Ja, ja, die Stiftung... aber wollen der Herr sich denn dennoch nicht die Geduld, den Verlauf der Auktion Tag für Tag zu berühmten Vergangenheit müffe ihnen gehören. Sie hatten aber nicht fegen? Gieb doch einen Stuhl her!" Sie nahm ihn dem Mann ab, fuhr mit der Schürze darüber und bot ihn dem Fremden: verfolgen. Beide wußten, daß das Klavier an einem bestimmten Tage " Ja der Herr wollen mur entschuldigen... wie es hier aussieht. versteigert würde und warteten diesen ab. Dies gilt jedoch uur von ich size aber bei der Arbeit... ich hab' eilige Arbeit... ich hab' Isouard bestach den Auktionator mit hundert Freibilletten für die dem Komponisten des„ Johann von Paris". Der schlane Malteser schon die Nacht durchgenäht." Der Herr verzog feine Miene, er faltete die Rockschöße aus- Komische Oper, damit er die Steigerung jenes Tags etwas zu früh einander, fetzte sich auf den Stuhl und schlug seine Akten auf.„ Sie eröffne und sofort mit dem Klavier beginne. Als daher Boieldieu im haben sich an die Handwerkerstiftung gewandt wegen dreißig Mart. Ganthause antam, erfuhr er, daß das Instrument foeben für 400 Livres Ich soll recherchieren deswegen. Sagen Sie zuerst' mal, wie tamen dem Komponisten der Cendrillon zugeschlagen worden sei. Isouard Sie denn darauf?" höhnte ihn noch dazu aus. Das war zuviel. Boieldieu stürzte sich auf Sen Nebenbuhler und bearbeitete ihn mit Händen und Füßen. Dieser Beulen und zerrissenen Kleidern den Kampfplatz. Das Klavier blieb blieb die Autwort nicht schuldig, und beide Meister verließen mit die akademischen Ehren bewarben, behielt Boieldien den Sieg. Der in Isouards Besiß, aber als sich beide Rivalen 6 Jahre später um Aerger darüber beschleunigte das Ende Isouards, der mit 43 Jahren starb.
Wir.. ich
Ein dunkles Rot schoß der Frau ins Gesicht. ja ich hab's eigentlich gethan, wie mein Mann noch im Krankenhaus Tag. Eine Nachbarin hatte es mir geraten.
" Ja, Sie schreiben, Sie möchten dreißig Mark haben, um Nähmaschinen zu kaufen und..."
Die Frau unterbrach ihn:" Ja, ja, ich hatte mir das so gedacht... weil mein Mann doch nicht mehr arbeiten kann in seinem Fach. Er ist doch Tischler und hat's doch nun so an der Lunge, und da dachte ich eben, ich wollte nähen mit zwei Maschinen. Wenn wir dann' s Zimmer drin vermieten und mein Mann puffelt auch noch irgendwo' n bißchen was zusammen, dann fämen wir doch wieder mit der Zeit ganz gut zurecht. Ich kriege ja aber keine Waschinen auf Abzahlung, weil wir noch dreißig Mark Miete schuldig sind, die wollt' ich eben bezahlen."
Sie haben aber auch eine sehr große Wohnung!" Der Herr fah sich um.„ War es nicht etwas leichtsinnig von Ihnen, solche teure Wohnung zu nehmen bei Ihren Verhältniffen?"
Der Mann zuckte zusammen, die Frau starrte den Frager etwas verdugt an, dann lachte sie: Ja, wir waren doch in sehr guten Verhältnissen. Mein Mann hat doch schön verdient, manchmal dreißig Mark die Woche... und ich habe auch noch Mäntel genäht, es ist doch jetzt nur so gekommen mit seiner Krankheit." „ Hm hm, ja ja!" Der Herr nickte.„ Ja, man muß eben so etwas alles vorher bedenken. Sie haben ja aber auch noch sehr schöne Sachen. Da im Nebenzimmer das Kleiderspind, können Sie denn das nicht verkaufen? Da bekommen Sie doch auch dreißig Mack für, dann können Sie doch den Wirt bezahlen."
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Aber, aber." Die Frau machte ein hilfloses Gesicht, aber, aber das, wir müssen's doch zum Vermieten haben, wir fönnen doch nich' s Zimmer ausräumen, und was bekommt man denn für die Sachen und, und"... Ihre Stimme brach in einem Schluchzen. Der Mann sprang auf:
Und fauer genug hat man sich's auch werden lassen mit Anschaffen, lieber Herr. Wo man drei Jahre für gearbeitet hat, dies
tann man doch nich gleich wegschmeißen für'n Pappenstiel."
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Theater.
Schiller Theater. Das Glück im Winkel von Sudermann . Daß sich die Direktoren über bestimmte Premierentage einigen, scheint in Berlin zu den unmöglichen Dingen zu gehören. Mitunter tommen auf einen Tag drei und mehr Premieren und es wird dann gelegentlich notwendig, eine Vorstellung fallen zu laffen, die man an sich gern besucht hätte. Auf diese Weise ist mir die Faust- Aufführung des Schiller- Theaters entgangent, obgleich sie mich in mehr als einer Beziehung interessierte. Jetzt habe ich dafür„ Das Glück im Winkel" genossen, das mich nicht glücklich macht.
Die Aufführung war gut. Gregori, der den Rektor spielte, war natürlich und fein. Besondre Gelegenheit, sein Talent zu ents falten, bot ihm die Rolle allerdings nicht. Er verläßt jetzt leider das Schillertheater, um an die Wiener Burg zu gehen. Ich habe im letzten Winter den Eindruck gehabt, als arbeite er zu viel. Etwas weniger wäre am Ende mehr gewesen. Mir ist mitunter gewesen, als fuche er nicht eifrig genug das Befondre in den Gestalten, die er zu spielen hat. Seinem Konrad beispielsweise fehlt der scharfe Bug, der sich sofort und für immer einprägt. Er ist zu allgemein gesehen, ist zu sehr Held" geblieben, um menschlich zu paden. Die eigenartige Beleuchtung fehlt. Gregori muß für seine Gestalten diese Beleuchtung zu finden suchen, selbst auf die Gefahr hin, gelegentlich eine excentrische Auffassung zu geben. Die kalte Verstands arbeit kann manchem Schauspieler gefährlich werden ihm nicht. Er kann im Gegenteil etwas Kälte brauchen. gespielt. Zumal im ersten Teil der Rolle war er erfrischend echt Der forsche Junker des Stücks wurde von Patry ausgezeichnet
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Und wenn wir vermieten, haben wir doch auch was von" und wahr. In der erregten Liebesscene hätte er vielleicht den Dichter etwas dämpfen können. Der forsche Junker wird hier ein bischen fing die Frau wieder an wir hätten ja auch schon lange verhohler Renommist. Frau wiele war als Elisabeth im Grunde nicht mietet. Gestern war erst' ne Verkäuferin hier, die hätte' s gleich an ihrem Platz. Wohl spürte man in gewissen Scenen ihr schaus genommen, für zwanzig Mark's Monat, aber der Wirt ist ja so, der spielerisches Talent, im allgemeinen aber glaubte man ihr die will ja nich leiden, daß man' ne Dame nimmt.. Leistung nicht. E. S.
" Na, das kann man ihm nun in dem Fall nicht verdenken, wissen Sie" der Herr machte ein ernsthaftes Gesicht
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was ich noch sagen wollte"
„ Ja, aber
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er sah sich im Zimmer um„ ja,
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Geographisches.