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nicht der rechte Ausdruck, dachte Magda. Eine vornehme Ruhe. Vornehm und edel war dies sonst so gewöhnliche Geficht geworden. Sonderbar, wie der Schlaf dies Gesicht zum Vorteil veränderte!
Sie mußte es immer ansehen.
Plötzlich erschrat sie über die Totenstille im Zimmer. Sie lauschte angestrengt, aber sie hörte seinen Atem nicht mehr. Er war doch nicht...? Sollte er?... Jawohl, er war tot. Der Puls stand still, nach dem sie fühlte.
Ebenso schnell wie er gekommen, fiel jetzt aller Schreck von Magda. Sie hatte sich Sterben ganz anders vorgestellt; als etwas Furchtbares, wogegen sich alles aufbäumt im Menschen.
Hier garnichts der Art. Es war einfach schön, wie friedlich der Mann da lag. Wie war sie froh, daß sie es einmal erlebt hatte. Nein, vor dem Tod würde sie sich so leicht nicht mehr fürchten.
Sie sah noch einmal lange auf das friedliche Gesicht, das so fein und edel geworden. Dann ging sie still hinaus. Magda ging ein wenig spazieren.
To weit war, ftans
Ms Magda so weit war, stand sie auf, reichte Marie die Hand und sagte:„ Besuchen Sie mich doch einmal. Was Sie da erzählen, ist wirklich nicht uninteressant."
Die Marie Jung war erst ein wenig verdukt, ja fast getränkt, daß die Frau Direktor so plöglich aufbrach, denn sie war noch lange nicht zu Ende mit dem, was sie hatte sagen wollen. Aber zugleich tröstete sie auch die Aufforderung zum Besuch. Ja, fehr gern," sagte die Marie froh und drückte der Frau Direktor energisch die Hand.
Als Magda draußen, dankte Marie Jung Gott in großer Freude, daß es so gekommen, und bat ihn, er möge doch auch weiterhelfen und das gute Werk, das er offenbar mit der Frau Direktor vorhabe, auch vollenden.
Während sie mit glänzenden Augen hin und her ging, fah sie schon im Geist das ganze Dorf verwandelt. Alles war wie zu Christi Zeiten ein Herz und eine Seele geworden. wie herrlich, wie wunderherrlich würde das sein! vid sidan ( Fortſegung folgt.)
( Nachdrud verboten.)
Eine große Ruhe war in ihr, die sie allein genießen wollte. As hätte sie etwas sehr Erhebendes erreicht. Wenntun Das Begräbnis. das der Tod ist! dachte sie wieder und wieder. Wie frei ihr
ums Herz wurde.
Endlich wandte sie sich nach Hause. Es war ganz fonntäglich still in ihr.
" Das war der schönste Gottesdienst meines Lebens, Sterben."
dies
Sie blidte auf. Wie ein Schuß in ein weltfernes Thal fuhr ihr der Schreck in die friedliche Seele. Dort am Fenster stand die Marie Jung, von der neulich Schäfer in so häß licher, frivoler Weise geredet Sie mußte einen Augenblick stehen bleiben. Das ärgerte sie sehr und kurz entschlossen trat sie in das Haus, wo Marie Jung immer noch am Fenster stand.
Eifersüchtig! hatte etivas in ihr gespottet. Das wollen wir doch sehen, hatte sie geantwortet.
Marie Jung war sehr erfreut und strahlte über das ganze Geficht, als Magda eintrat, was diese sehr verwunderte. Dies Strahlen tam aber daher, daß der Marie Jung, als sie die Frau Direktor draußen erblickte, der Gedanke durch den Kopf geschossen: ach, wenn sie doch auch bekehrt würde! Was gäbe das einen Segen für das ganze Dorf!
SP
davon Siegmund Niedzwieki. int
Ein blinder Gaul zog einen alten Leiterwagen, der Kutscher , ein ausgemergeltes Bäuerlein, mit einem diden Kopf auf dem mageren Halfe, fchwang unbarmherzig einen Beitschenstiel über dem Rücken des Pferdes; und im Wagen selbst, zu beiden Seiten des ungehobelten Bretterfargs, hodien zwei schlecht gekleidete, magere Sie Gestalten, Kladka der Schuster und Malinski der Ladierer. wesen das legte Geleite. Der Sarg war in Stroh gebettet, das saben ihrem Freunde Zawias gaben ihrem Freunde Zawias er war Dorfschufter in Piaski geman gewiß hinter irgend einer Scheune aufgelesen hatte.
Die beiden flanumerten sich fest an die Seiten, die die Wagenwände bildeten, der Wagen schüttelte gewaltig, während er über die holprige Dorfstraße fuhr. Der Boden war lehmig und die Straße hatte Löcher und Gräben. Wilde Sträucher standen zu beiden Seitenr und bildeten eine dichte Hecke bis zu der Stelle, wo die Dorfstraße in die Chaussee mündete und in einen breiten gepflegten Weg, der bis zum städtischen Friedhof führte. Wie ein Bettler im Winter gitterte der Wagen, der Kutscher flog auf seinem Site hin und her, der Sarg bewegte sich mit und die beiden im Wagen wurden so viel gerüttelt, daß ihr ganzer Körper unter den Kleidern zuckte, die dünnen Baden bewegten sich wie im Talt, und die mageren Gestalten mit den krampfhaft an den Leitern geklammertent all Um das bekehrt werden kreisten nämlich ständig ihre Ge- der Wagen berührte, bei jedem Loch, in das er hineinfuhr. Aber Händen flogen in die Höhe bei jedem Stein, dent danken. Aber nur zu oft mußte sie hören, wenn sie einer der alte Kutscher zog die Zügel an und knallte einmal um das Altersgenossin zusprach, sie möge doch auch in die Versammandre mit der Beitsche. Er hatte Eile. Für drei Sechser tann Jung fommen, Buße thun und fromm werden:„ Ach was, ich man nicht langsam fahren, selbst wenn es sich um einen Toten bin nit schlechter als die feine Leut'! un die halte's fromm handelt. sein all nit für nötig!
Wenn nun die Frau Direktor gewonnen würde, das würde Eindruck machen, da würde wohl manches zur Besinnung kommen.
So hatte denn die Marie eben einen brünstigen Gebetsseufzer gen Himmel geschickt, er möge doch ein Einsehen haben und das Herz der Frau Direktor wenden. Sie sah eine Gebetserhörung darin, daß Magda gerade jezt zu ihr fam. Daher die Freude und das Strahlen auf des Mädchens Gesicht.
Magda that es in ihrer augenblicklichen Stimmung gar nicht wohl, denn das Mädchen sah so wirklich geradezu schön aus. Warum ist dir das nicht angenehm? Einerlei, es ist mir nun einmal nicht angenehm.
Als fie die Chaussee erreicht hatten und nur hundert Schritte sie noch vom Friedhof trennten, wurde er plötzlich nachsichtig und legte die Peitsche fort, der gute Weg stimmte ihn milder; und dann kam auch von der Stadt her ein langer Trauerzug. Die Bettler an der Friedhofsmaner winkten ihnen heftig mit den Armen und einer öffnete den zahnlosen Mund und rief mit einer dünnen Stimme, die ihren Klang durch das viele Beten schon längst verloren hatte.
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He! Ihr dort, bleibt doch stehen!" and Die Bettler und Bettlerinnen an der Friedhofsmauer Hefteten Da hielten fie. ihre Augen auf den langen Zug, der sich langsam näherte und die die Hand über die Augen, denn die Sonne stach ihn, der Schuster drei auf dem Wagen starrten auch hin, der Kutscher legte schützend lugte unter dem verbogenen Schirm feiner Müge hervor und der Lackierer schob den alten Hut mit den faserigen, verschossenen Rändern Magda benahm sich sehr zurückhaltend und gab als etwas aus der Stirn, um beffer sehen zu können. Bloß der Gaul Grund ihres auffälligen Kommens an, daß sie einmal nach ließ blind für alles Jrdische den Kopf hängen und sentte mißmutig der Marie hätte sehen wollen, wie es ihr ginge nach dem die Lider über die alten Augen. Nur das Fell zudte manchmal und schweren Verlust, den sie durch den Tod des Vaters erlitten. der dünne ungepflegte Schweif schlug bald rechts, bald links, Seitdem sie sich etwas mehr um die Fabrifarbeiter um die Fliegen und Bremsen zu verjagen. Die beiden Tranerzüge standen einander gegenüber. fümmerte, wußte sie ein wenig um solche Dinge Bescheid. Die auf dem Wagen zeichneten sich scharf ab von dem Klaren Gerade diese Frage gab nun der Marie willkommenen blauen Himmel mit den leichten, weißen Wöllchen und ließen den Anlaß, der Frau Direktor ihre Befehrungsgeschichte zu erlangen Trauerzug an sich vorüber ziehen. Sie standen unbeweglich zählen, und von ihrem Glück zu berichten, dessen sie dadurch und warteten geduldig, ohne zu murren. Die Bettler hatten es teilhaftig geworden. befohlen, der prächtige Anblick befahl es, das Gefühl der eignen Niedrigkeit befahl es, dasselbe Gefühl, das den ärmlich Gekleideten zwingt, dem Reichen aus dem Wege zu gehen, das Gefühl, das ihn zwingt, mit Bewunderung zu impertinenten Mienen und behäbigen Gestalten aufzuschauen, sich demütig zu büden vor lauten, frechen Stimmen.
Magda hörte geduldig zu. Aber ihre Augen beschäftigten sich doch noch mehr mit dem Mädchen, als ihre Ohren mit deren Erzählung, Wirklich sehr, sehr hübsch, mußte sie sich immer wieder sagen.
Auf einmal ärgerte sie das nicht mehr, sondern wurde ihr gradezu eine Genugthuung. So war es wenigstens begreiflich, daß Doktor Schäfer von ihr gesprochen, daß sie Einbrud auf ihn gemacht.
Das Begräbnis war herrlich.
Erst kam eine Reihe von Geistlichen in vollem Ornat mit brennenden Kerzen in den Händen, dann Scharen von Waisenkindern mit Wachslichtern zwischen den kleinen Fingern, eine Abteilung kahl