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franken. Hier empfindet man in der That, daß das blinde oder zurück und begann zu lesen in einem der alten Bücher der klassischen erhabene Schicksal" nur ein Gerede" ist und verzeiht Wilamowit Dichter während er zugleich stets nach dem Garten ausspähte. den herben Ausdrud, obwohl er auch verehrte Männer trifft. Von Zeit zu Zeit hörte er einen leisen Schrei und dann hielt er fich Mit dem furiengepeitschten Orestes   schließt die Dichtung. Die beide Ohren zu mit beiden Händen, und nachher las er bis zum Eumeniden" find ein bedauerliches Anhängsel bedauerlich, weil Abend. Als er fah, daß es Abend war und zugleich sah, daß er bie ach! so gebildete Gewissenhaftigkeit sich verpflichtet fühlen noch lebte und die Fremden ihn noch nicht gemordet hatten, da ging wird, sie immer mit aufzuführen. Aeschylos   wird hier das Opfer er, sein Buch unter dem rechten Arm, in den Garten und fand von Opportunitätsgründen; er weicht vor ethischen und politischen die seltsamen Früchte, die von seinen Pflaumenbäumen herab­Tendenzen zurück, ähnlich wie der Dichter Björnson im letzten Aft hingen. Und er zählte sie, und es fehlten mehrere. Aber diese von Ueber unsre Kraft" dem Politiker Björnson zum Raube wird. fand er später am Brunnen zwischen den Blumen mit zerschnittener In den Eumeniden  " wird der tragische Konflikt aufgelöst. Im Kehle in einer Lache von Blut. tragischen Konflikt giebt es aber nur Untergang. Er ist unlös­bar oder er besteht überhaupt nicht. Wilamowitz   deutet das auch in zurückhaltender Weise an. Der Zeitungskritiker, dem es darauf an­tommt, den gehobenen Schatz mun auch dem Tageslicht zu erhalten, darf am Ende offenherziger sein. Weg mit den Eumeniden  ", die uns nichts mehr sagen. Dadurch wird abgesehen vom Wesentlichen die Vorstellung auf die Dauer eines gewöhnlichen Theaterabends beschränkt. Die Darstellung war im großen und ganzen bedeutend. Sie enthielt eine grandiose Leistung: die Dumont als Klytäm­ nestra  ; zwei Leistungen allerersten Rangs: Rosa Bertens   als Kassandra   und Kayßler als Orestes und daneben noch- in weniger anspruchsvollen Partien zwei sehr tüchtige Leistungen von Kraußned und Winterstein. Unter den männlichen Chor­führern gefiel mir Wagner am besten, weil er am einfachsten und menschlichsten sprach. Reinhardt ordnete die Farben seiner Er­zählung der Charakteristik des schwachen Greises unter er hätte nach einer Synthese streben sollen. Fräulein Führing war geistlos und äußerlich, was um so mehr auffiel, als sie aufdringlich spielte. Erich Schlaitier.

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Kleines Feuilleton.

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Doch eine fehlte noch, die Kleinste, die er Glöckchen" genannt hatte, weil ihrer Stimme Silberklang ihn stets so entzückte und ihr Gesang, wenn sie von morgens bis abends die Lieder von Mutter Niang trillerte. In seiner Angst hub er an zu schreien wie ein Narr, bis endlich einer der Nachbarn herzukam. Plötzlich hörte er ein zartes Stimmchen, das ihn rief, und er merkte bald, daß es aus dem Brunnen kam und daß es sagte:" Papa, Papa, rette mich!" Und darauf verlor Papa Tschu seinen Verstand; denn er begann zu rufen:" Die Geister verfolgen mich. Es scheint, daß man nicht mehr in dem Hause bleiben kann, wo alles tot ist und nur das Stimmchen des Glöckchens aus dem Brunnen schreit." Von dem Augenblick an hat ihn niemand mehr gesehen. Man sah ihn zum legtenmale, wie er, ein Buch unter dem Arm, einem Be­fessenen gleich davonlief. Vielleicht lief er den fremden Soldaten entgegen, und die töteten ihn." Yu aber schritt weiter mit dem fremden Korrespondenten, der betrübt ihn fragte:

Und ist nach jenem Tage niemand in das Haus ein­gedrungen?"

Yu antwortete: Hier und da ein Soldat, um zu rauben und ein Rabe, um zu" und dabei zeigte er auf einen Schwarm dieser schwarzröckigen Vögel, die uns umfrächzten. Uebrigens," so fuhr Yu fort, es war das beste, was die Mädchen aus guter Familie thun tonnten, sich selbst zu töten; denn die andren wurden von Was Yu erzählt. Der Kriegskorrespondent der Stampa" russischen Soldaten vergewaltigt und sind zum Teil auch gestorben. von Turin   schreibt in seinem letzten Briefe aus Peking  , der vom Natürlich nach diesen Tagen giebt es in Beting nur noch alte Frauen, 30. September datiert ist, daß seine chinesischen Freunde ihn gebeten die jungen find tot oder geflohen. Dazu kommt, daß durch die hätten, einen Gang mit ihnen zu thun, damit er sich in den kleinsten vielen Selbstmorde das Wasser der Brunnen ungenießbar ist. Auch Winkelgäßchen von der Wirkung der europäischen Civilisation" find viele Häuser unbewohnbar, weil die Geister sich über den früh­überzeugen könnte. Der erste Besuch galt dem russischen Viertel. zeitigen Tod beklagen und sich immer noch nicht entschließen können, Die Straßen waren schon verhältnismäßig gesäubert von die Stätte zu verlassen, wo sie als Menschen so glücklich lebten." Leichen der Kinder, die man aus Liebe zur Kultur gegen die Mauern geworfen hatte, um wissenschaftlich die Widerstandsfähigkeit chinesischer Kinderschädel festzustellen, aber in den Höfen zahlreicher Häuser war noch manches Kulturwerk zu bestaunen. So führte Freund Yu den italienischen Korrespondenten u. a. in den Hof eines chinesischen Patrizierhauses und sagte lafonisch:" Seht Euch das nur an!"

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den

Und der Korrespondent sah, schaute und erstarrte. Dreizehn Leichen von jungen Frauen lagen in dem Hofe. Als der freundliche Führer die Erstarrung des Fremden sah, begann er zu erzählen. Dies ist das Haus des reichen Kaufmanns Tschu. Eines Tags nimmt sich dessen Frau ein Herz und sagt zum Gatten: Mein Herr, die Barbaren sind in Peting eingezogen und uns Armen bleibt wenig Hoffnung. Wir wissen schon von Tung- Tschu her, daß sie teinem Manne Pardon geben und auch die Frauen nicht schonen. Ich wollte von dieser Sache mit Dir sprechen, damit Du einen ehren­haften Ausweg für uns findest, die wir ja nicht fliehen können. Ich habe ein glückliches Leben, ein langes glückliches Leben an Deiner Seite geführt, und so macht mir der Tod keine Angst. Aber meine Töchter und meine Mägde sind noch jung, und ich glaube, Du allein fannst ihnen beibringen, welches die ehrenwerteste Art ist, um der Gefahr zu be­gegnen."

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Darauf hustete der alte Tichu; er rauchte seine Pfeife weiter; die längst nicht mehr brannte, ind nach langem Schweigen fagte er: Sicherlich. Da müssen wir ein Rettungsmittel ausdenken. Ich seze natürlich voraus, daß Deine Töchter von Dir gut erzogen find, und schon allein wissen, was die Ehre gebeut."

Arme Töchter! Arme Mägde!... Wenige Augenblicke später kamen sie, Töchter des Hauses, Nichten, Enkelinnen und alle Mägde, und dann legte der alte Tschu seine Pfeife beiseite und hub also zu fprechen an:

Die Zeiten der Betrübnis sind über uns gekommen. Also müssen wir einen Weg finden, um auf anständige Weise der Plage auszuweichen. Unfre Familie hat viele Generationen hindurch sich durch Tugend und Ehrliebe ausgezeichnet, und jetzt ist also der Augenblick gekommen, wo wir zeigen müssen, daß wir uns des Unterschieds zwischen anständigen und unanständigen Leuten bewußt find. Folglich müßt Jhr, liebe Mädchen, um jeden Preis vermeiden, daß Eure Ehre angetastet wird; denn Ihr wißt, daß es besser ist, zu sterben, als in Schande zu leben."

Und alle Mädchen antworteten ihm im Chor:" Vater Tschu, wir wissen, was wir zu thun haben. Glaubst Du, wir wären zu ungeschickt, um einen Seilfnoten zu machen? Wer von uns den Garten liebt, gehe zum Garten, wer aber den Brunnen vorzieht, gehe zum Brunnen. Wir folgen dem Gebote unseres Schicksals." Bater Tichu war von dieser Antwort so gerührt, daß ihm die Thränen in die Augen tamen und daß er halb weinend, halb lachend alle Mädchen in die Wangen   kniff und ihnen ein über das andre Mal versicherte, daß fie gute, liebe, brave Kinder seien, die das Paradies verdient hätten. Darauf zog er sich in sein Zimmer

Der Korrespondent aber schließt seinen Brief wie folgt: Betrübt fehrte ich nach Hause zurück. Es war Abend, die Straßen waren leer, ich traf nur halbverhungerte Hunde und hörte nur dann und wann einen Flintenschuß und das Krächzen der Raben, die in dunklen ( Frantf. 8tg.") Schwärmen über die Stadt flogen."

Archäologisches.

ck. Die älteste Mumie. Das Mumienzimmer des Britischen Museums hat eine interessante Bereicherung in Gestalt einer Mumie erhalten, die man für die älteste bekannte hält, und die deshalb von besonderem Wert ist, weil sie auf die Urgeschichte der alten Aegypter neues Licht wirft. Ueber den Ursprung derselben sind die verschiedensten Theorien aufgestellt worden. Einige Archäo­logen haben behauptet, daß die Aegypter ursprünglich Mittelafrika bewohnt haben und Neger waren. Andre hielten sie für eine sehr niedrigstehende Nasse wie die Ureinwohner Australiens  ; nach einer dritten Theorie sollten sie ein nordafrikanischer Stamm sein und nach einer vierten, auf das Studium der ägyptischen Litteratur gegründeten Annahme sollten sie von asiatischem Ursprung sein, eine Annahme, die durch die Ergebnisse der von De Morgan und andren in den letzten Jahren gemachten Ausgrabungen an den Stellen der alten Niederlassungen bei Abydos   und Nagada   und andren Plätzen in Oberägypten   unter­stützt wird. Hier wurden Gräber gefunden, die augenscheinlich der paläolithischen Periode angehörten, während andre dem neolithischen Beitalter und wieder andre nachweisbar der Periode entstammten, die der Regierung der historischen Könige von Aegypten   unmittelbar vorhergeht. Die Leichname waren unveränderlich auf die linke Seite mit dem Gesicht nach Osten gelegt, und die Knie: varen heraufgezogen, so daß sie möglichst wenig Raum einnahmen. Ein starter Geruch von Bitumen ging von ihnen aus, der als Anzeichen gilt, daß sogar in jener entfernten Periode, einige tausende Jahre vor Chrifti Geburt, eine Neigung zur Mumifizierung bestand. In den Gräbern fand man auch irdene Töpfe mit den Ueberresten der Totenopfer. Vor kurzem erwarb mum die Verwaltung des Britischen Museums ein sehr schönes Exemplar einer dieser Leichname aus einem neolithischen Grab. Es ist der Leichnam eines Manns von etwa 5 Fuß 9 Zoll Länge, der eine ausgesprochen intellektuelle Kopf­form zeigt. Die einzige übriggebliebene Locke auf der Schädelhaut zeigt, dag er blondhaarig war, was darauf hinweist, daß er eine hellfarbige Haut hatte. Hände und Füße sind klein und lassen nicht daran zweifeln, da er keinenfalls einer niederen Rasse angehörte. Man ist natür­lich auf Mutmaßungen angewiesen, um den Ursprung dieser Erwerbung ausfindig zu machen, aber die Archäologen glauben, daß es die Mumie eines Ureinwohners Aegyptens   ist, der jener Rasse angehört, die während eines asiatischen Einfalls besiegt wurde. Dieser Einfall wird von einigen auf die Zeit von 8000 v. Chr. angejezt; jene Rasse vermischte sich mit den Eroberern und bildete so die Vorfahren der späteren Aegypter. Das ursprüngliche Grab war eine einfache ovale, in Sandstein gegrabene Höhle, die mit roh behauenen Stein­