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noch Leben im Menschen ist, soll man ja nicht verzagen." Die Stimme des alten Herrn bekam einen ordentlich weichen Klang der Kleine that ihm leid.

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Das Kerlchen schüttelte den Kopf:" Die wird nich wieder." Ach, das reden Sie sich doch nicht ein!" Der alte Herr wurde ordentlich unwirsch. So' n bischen Jufluenza, das geht ja wieder borüber."

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Aber der Kleine blieb bei seiner Meinung. Die wird nich' wieder, die Dotters sagen auch Se hat sich zu sehr verfält, bei' Kartoffelbuddelu, se hätt' nich mehr rausgedurft in de Nässe, je war zu alt." Ja, ja!" der alte Herr schnipperte an seinen Rosen herum, er wußte nicht recht, was er sagen sollte:" Ja, ja... is schlimm... wenn der Tod kommt, schwere Beit!"

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Und nu vierzig Jahr zusammen!" Der Kleine schluckte wieder. Und se hat doch raus gemußt, sehen Se; nich wahr, se hat doch rausgemußt? Wir mußten doch beide verdienen." Es lag etwas angstvoll Fragendes in seiner Stimme, faft als mache er sich Vor­würfe, daß er die alte Frau hinausgelassen in das nasse Feld, und der andre sollte ihn lossprechen. Große Thränen rannen über sein berrunzeltes Gesicht. Ja, wir war'n immer so gut zusammen und nächste Woche liegt se woll schon in der Erde." Den Kopf auf das Gitter geftügt, starrte er mit großen Augen vor sich hin. Dann raffte er sich plötzlich auf, als wollte er sich mit Gewalt losreißen von seinen trüben Gedanken:" Ja, Sie paden woll nu de Rosen in?"

Es wird Zeit, es hat schon gefroren."

Der Kleine nidte: Ja ja, wenn se man noch nichts abhaben, se find so empfindlich."

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Ach ich dente nicht." Der alte Herr musterte die Stämme mit einem liebevollen Blick, wie ein Vater seine Kinder: Aber ich will doch vorsichtig sein, es wär ein Jammer, es sind kostbare Sorten, man muß fie schützen."

" Ja nehmen Se man derbe Stroh und denn ordentlich Laub auf die Spizen, da kommt de Kälte nich durch. Ja, und dann wer'ch man gehen.' n Abend!" Der Kleine zog die Müße:' n Abend!" Der alte Herr sagte es ohne aufzusehen, erst als der Kleine ein Ende weg war, richtete er sich plöglich auf und rief ihm mit lauter Stimme nach: Na und Sie, Water Seidel, gute Besserung!"

" Dank schön!" Das Kerlchen drehte sich noch einmal um und niďte, aber feine Augen blickten hoffnungslos und trübe drein. Der alte Herr sah ihm nach, bis er im Nebel verschwand. Ueber die Dorfstraße flog ein Krähenschwarm.

Kunft.

Osten vom See senkt sich die Ebene zum Hoanghogebiet. Wie aus den Versteinerungen zu ersehen, hatte der See in diluvialer Zeit eine weitere Ausdehmung, überhaupt gab es einst hier eine Seeen bedeckung, wie sie ähnlich in einer Längsdepression im Gebiet des Lopnor von Sven Hedin   nachgewiesen ist. Weiter füdwärts des Sees streicht dann das Semenowgebirge, dessen Stod bis zum Taothal ostwärts gleichfalls mit einer Steppendecke überzogen ist und dessen komplizierte Ketten auch nach Westen hin ansteigen. Am Tschupargebirge berühren sich die landschaftlichen Gegenfäße. Nach Norden dehnt sich die gelbe Fläche, durch die als dunkler Riß die Schlucht des tief in die Terrassen einschneidenden Hoangho sich zieht, auf der Steppe fehlt jede Vegetation; während nach Süden fich eine wellige Landschaft hebt, an deren Ostseite steil aufsteigende Berge fichtbar werden, im Osten erheben sich die Bergketten bis zum ewigen Schnee. Anders sind die Verhältnisse wieder am Hoangho selbst. Hier haben wir Kaltberge filurischer Formation mit riffartigen, steilen Klippen. Das 200-234 Meter breite Flußbett begleiten bis an das nörd­liche fer reichende Steppen, während an den Terrassen auf seinem Südufer hier gleichfalls die Spuren des ehemaligen Flußniveaus erkennbar sind. Jm Tao- Thale finden wir schon Aecker und An­siedelungen, dieses ist durch einen 3600 Meter hohen Baß vom Hoangho   aus zu erreichen. Hier sind die Nomadenstämme schon seßhaft geworden. Im Sommer ist das Klima, das anfangs Sep­tember noch 28 Grad Wärme bietet, feucht, im Winter, dessen Kälte schon früh einsett, herrschen Gewitterſtürme vor. Im Tao Thale finden wir auch wieder Wald; denn das Kukunor- Gebiet hat als Vegetation nur Enziane, Edelweiß und Strohblumen. Hinsichtlich der Bevölkerung find die Mongolen von den Tanguten in Tibet   zu scheiden, die Tanguten find energischer als die Chinesen, fie haben weniger schiefstehende Augen. Sie find Nomaden. Ihre Hütten find sehr primitiv. Pelze, aus dem Felle des wilden Yak gegerbt und genäht, bilden die Kleidung von Männern und Frauen, legtere tragen auf dem Rüden als Schmud chinesische Fabritate, Silber budel, Steine wie Malachit, Türkis und Perlen. Alle Werkzeuge er­halten die Tanguten von den Chinesen, die ihrerseits von dort Felle und Fett nach China   importieren. Tibet   steht unter chinesischer Ober­hoheit, der Dalai Lama   hat alle drei Jahre einen Tribut nach Peking  zu entrichten. Einen großen Einfluß auf die Bevölkerung Tibets  , die religiös und sehr ceremoniell ist, üben die 25-30 000 Lamas oder Geistlichen im Lande aus, die in großen von Chinesen, aber in einem besonderen Stil erbauten Klöstern leben und, argwöhnisch gegen die Fremden, wie sie sind, einem ihnen unbequemen chinefifchen Regiment große Schwierigkeiten bereiten fönnten.- Humoristisches.

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Aus Berlin  . Man sieht Sie ja gar nicht mehr im Theater, Gnädige?" Ich ziehe die Gerichtssäle vor, das ist zur Beit viel pikanter." ( Simpl.")

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Von Seemanns   bereits angezeigtem Sammelwerk, Ite Meister" liegt uns die 3. Lieferung vor. Sie enthält 8 Bilder: Hooch, lesende Frau; Velazquez, Selbstporträt; Lotto, Madonna; Dürer  , Apostelpaar Paulus und Markus; Veronese, Chriftus bei Jairus; Van Dyc, Maria Ruthwen; Poussin  , Landschaft mit dem Evangelisten; Correggio, Ganymed. Am besten find wieder die- dumm der in d' Welt' nein schaut!" jenigen Bilder, bei deren Originalen helle, lichte Farben auf größeren Flächen in gleichmäßiger Beleuchtung zur Verwendung tamen ( Veronese: Chriftus bei Jairus; Dürer: Apostelpaar). Die Lieferung toftet 4 M., einzelne Blätter 1 M. Die Verlagshandlung hat auch einen Wechselrahmen( Preis 2 M.) anfertigen lassen, so daß man die Blätter einzeln, nacheinander an die Wand hängen könnte. Bei dem fleinen Format dürfte sich das freilich nicht besonders empfehlen. Außerdem ist der Rahmen auch nicht gerade geschmackvoll.-

Beleidigt. Sie, Ihren Dadel schau'n S' an, wie " Sie wissen ja gar net, was mein Dackel von Ihnen denkt!"

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Geographisches.

-8u viel verlangt. Er( mittags heimkehrend): Wie, Elsa, Du mit dem Legion in der Hand?"

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Sie( entrüstet): Ach was, da wird immer so viel Rühmens gemacht von diesem Alleriveltsiverk, und dabei steht nicht einmal darin, wie 8 wetschgenknödel gemacht werden!"

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Notizen.

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-Siegfried Wagners Herzog Wildfang" ist vom Wiener   Hofoperntheater nicht zur ersten Aufführung angenommen worden. Als Grund hierfür wurde angegeben, daß das bis Mai bereits entworfene Repertoire teine Einschiebung weiterer Novitäten mehr erlaube.-

-Hofoperusänger Grit Schmebes wird im nächsten Jahre wieder in Bayreuth   den Siegfried und den Parzival fingen.

Land und Leute im nördlichen Tibet  " schilderte Kurt Aram3 Unter Wollen" ist jetzt bei F. Fon Professor Dr. Futterer in der letzten Sigung der Gesellschaft tane u. Co. in Berlin   als Buch erschienen. für Erdkunde". Die Rat.- 8tg." berichtet hierüber: Der Vortragende Willi Peters, der bisherige Oberregisseur des Neuen hat das nordöstliche Tibet   durchzogen, insbesondere das Gebiet der Theaters" ist für denselben Posten am Leffing- Theater abflußlosen Kutunor im Süden, die Gebirge an deffen Südseite und engagiert worden. die bis zu 50 Kilometer fich erstredende Steppendepression, die Ein rheinisches Dialett- Theater, das Kölner veftwärts zum Beidan führt; er ist dann am oberen Hoangho Boltstheater, wird im Januar im Belle- Alliance- Theater zu einem gewesen und hat als Hauptziel seiner Reisen eine Klärung Gastspiel einziehen.- über den Lauf dieses Stroms herbeizuführen gesucht. Der Hoangho wurde von seinem Austritt aus Nord Tibet oft wärts sowie auch sein Nebenfluß, der Taoho, verfolgt. Auf neuen Wegen vordringend, suchte Prof. Futterer die Ergebnisse der älteren Reisenden in diesen Gebieten zu ergänzen: v. Przewalstis, Botonius, Roborowskis, Kosloffs und Rockhills. Hinsichtlich des Reisens in diesen Gegenden ist Bewaffnung das erste Erfordernis, man muß sich durchaus den Lebensmitteln der dortigen Bevölkerung anpassen und namentlich für genügendes Brennmaterial sorgen, das in dem baum-- Die Ausführung des Straßburger Goethe­lofen Lande aus dem getrockneten Unrat der als Lasttiere benutzten Dentmals ist dem Berliner   Bildhauer Ernst ägener auf Yats( Grunzochsen) gewonnen wird und bei dem früh eintretenden Grund eines neuen Entwurfs endgültig übertragen worden. Frost ein dringendes Bedürfnis darstellt. Mit 13 Pferden, 42 gats t. Der tieffte Schacht in Frankreich   ist vor kurzem und 8 chinesischen Kulis ging der Referent von dem chinesischen in dem Steinkohlengebiet von Ronchamp   im Gebiet der oberen Städtchen Dangcotin aus, an der tibetanischen Grenze noch im Saone vollendet worden. Er besigt eine Tiefe von 1010 Meter peripherischen Gebiete gelegen, in das Kukunorgebiet und überſtieg bei einem nugbaren Durchmesser von 4 Meter und ist von unten einen Baß von 3599 Meter Höhe. Große weite Steppengebiete bis oben ausgemauert. Die gesamte Arbeit hat 16 Monate in An­charakterisieren diese Region, deren Monotonie der Kukunorsee unterbricht. spruch genommen. Dieser ist kein Gebirgssee, wenngleich er von Höhen umgeben ist. Im Süden streicht das Südkukunorgebirge, das nach Westen zu sich mehr erhebt und aus alten gefalteten Schichten, Graniten und Borphyren, ohne Spur jüngerer Formation gebildet wird. Nach Berantwortlicher Redacteur: Nobert Schmidt in Verlin. Drud und Verlag von May Bading in Berlin  .

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e. Die frömmste Stadt der Welt dürfte demnächst der Ort Hoch in Kansas   werden, wo es die Frauen durchgesetzt haben, daß in Zukunft jedes Theaterſtüd mit einem Gebet eröffnet werden muß.-