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unbewußt die Herrlichkeit Oberbayerns in Raftls finnendes starrte, auch plötzlich erblickt, so brach jezt auf einmal ein fränkisches Gemüt ein. von allen Seiten tönendes schreckhaftes Geheul los: alle Und weiter zog er durch Moosach , wo ihn für Fabriken stimmten mit ihren mißtönenden Nebelhörnern das tange Zeit zum letztenmale ländliches Wefen begrüßte, und Mittagssignal an. geriet jenseits in aufgewühltes Erdreich. Denn hier und das imponierte ihm gewaltig,-pflasterten sie sogar die Landstraße. Allen Respekt! Er bog sogar deswegen rechts aus und fand sich bald in Nymphenburg ; dort, immer im Glauben, er müsse geradeaus gehen, marschierte er quer über die fürstliche Rokokowüste des Schloßrondels und gen Laim. Als er dann die Bahn überschritt, auf deren spiegelnden Ge­leisen eilige Züge hin und her glitten, fragte er einen Mist­fuhrmann nach dem nächsten Weg und der wies ihn auf die Landstraße nach links.

Ah ja, da links mußte es wohl sein; denn wenn auch jetzt hier schon Häuser allenthalben aufragten, da links waren doch die meisten, und da sahen auch die Frauentürme wieder hervor, die ihm heut' morgen schon in Dachau gezeigt worden waren. Und Wirtshäuser und fleine Kneipen und hofartige Ausspannungen alle zehn Schritte! Und das Rauschen von der Stadt her wurde immer lauter; und immer lebhafter, wie warnend, die langen und kurzen Pfiffe der Lokomotiven. Das war alles schon sehr städtisch. Aber oben fangen noch die Lerchen, und auf den Feldern duftete der Dung noch ländlich genug.

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Das war ein grausliches Brüllen, Heulen und Dröhnen; Raftt erschrat eigentlich zuerst ein wenig. Aber dann wandte er sich nach rechts und verfiel in ein so schreckfreudiges Er­staunen, daß er alles ringsum vergaß: da war das runde Ding, was über'm Walde aufgeragt hatte; das war's, der eherne Kranz in der erhobenen Hand der riesigen Bavaria !

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Also ist's wirklich wahr, wie das Kleine bunte Kalender­bild daheim an der Stubenthür berichtete, das riesige Bild existiert also leibhaftig! Jezt konnte er gleich heute nach Hause berichten: Vater, ich hab' auch die Bavaria gesehen!" Und bei dem Gedanken wurden die wunderhellen Augen noch feuchter und der Mund blieb ihm weit offen.100 Und darüber hinaus wieder die blauen Berge, und davor wieder Bahnzüge und fauchende Maschinen und Fabriken. Und im ringsum starrenden Häusermeer noch hie und da etwas, was ihn mehr als alles andre erregte: die über­einander geschichteten Blechhauben mächtiger breiter, aber kurzer Kamine, mit Windflügeln darüber; denn das waren Dunstschläuche von Malzdarren, soviel wußte er von zu Hause. Und das waren also alles Brauereien. Und in all den Brauereien mälzten, sotten und lagerten sie fort und fort ganze Oceane von Bier, und alle diese Tausende von Hektolitern verlangten so viele Hunderte von Händen, um kunstgerecht zu stande gebracht zu

Aber links die Bahn! Lauter Züge, Züge und Züge; und jetzt gar einer, der aus lauter schneeweißen Wagen be­stand; Kastl überlegte sich, ob darin wohl der König fuhr? Aber es war kein Fenster in dem Wagen; und endlich gelang werden. es ihm, das Wort Löwenbräu" auf einem der Wagen zu entziffern; andre Namen folgten, aber alles flog zu schnell an ihm vorbei. Da legst di nieder! Lauter Bierwagen also!" Und er schaute dem Zuge mit gespanntem Interesse zu, bis er jenseits Laim um die Parkmauer von Nymphenburg ver schwand. mis um

Und nun kam er wieder über ein Bahngeleise; und mun wurde alles enger, rauchiger und lauter. Vor ihm ragte ein wahrer Wald von Türmen auf, links und rechts schlossen sich die Häuser enger aneinander, und Laftwagen rollten quer auf der Straße hin. Einer, ein langes, schweres Ding, aus etlichen Bäumen bestehend, hatte eine ganz erschreckende Menge Bierbanzen in drei, vier Reihen übereinander; ja, zwischen den Achsen hingen noch einige kleine Fässer. 179 Auch den Wagen betrachtete sich der Raftl lange und ernsthaft, und über seinen geröteten Wangen, die bräunlich von frühen Sommersprossen überzogen waren, leuchteten die #wasserhellen Augen feucht.

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Der Gedanke war ernst, aber nicht abschreckend. Denn wohl war da gewiß ein jeder am Plak; aber dazwischen mußte gewiß noch für ihn Raum sein. ( Fortsetzung folgt.)

Neujahr.

dora Solla

Hollah, Schwager Chronos , Lenker der Zeit, nimm einen tapferen alkoholischen Anlauf, blase ins Horn und vergiß ja nicht, die Uhr aufzuziehen. Sonst bleiben wir am Ende im Blutmorast dieses ver­fluchten Jahre zwischen den Jahrhunderten stecken, in dem, wie die Trunkenen um Mitternacht, niemand wußte, ob er noch gestern, hente oder bereits morgen lebte. Jus Feuer mit den pappenen Kalendern dieses mit den geheimnisvollen Runen des Aborts gezeichneten 00- Jahres! Aus 0 wird eins, das 19. Jahrhundert ist nach der Zweifels- Quarantäne von 3651/4 Tagen in den Aftenschrank geschleppt. Möge es gründlich

verstauben!

Oder besser und sicherer noch, gießen wir das herrenlose Jahr Nicht etwa, daß er Durst gehabt und gewünscht hätte, ins siedende Silvesterblei und aus dem zischenden Wasser soll uns einen der Banzen anzapfen zu können; aber das Münchener ein Brautkranz der neuen Zeit auftauchen, ein glänzender mit vielen Biermeer, dessen erste Wellen ihn am Weichbild der Stadt geheimnisvollen Zeichen, mit rannenden Schlünden ahnender Zukunft, begrüßten, hatte für ihn eine andre Bedeutung. Denn, um's mit blizenden Kuppen, vielgestaltigen Wolken und krausem Gewimmel furz zu sagen, Brauer wollte er werden; und darum war märchenhafter Blumen. er daheim ausgerückt und auf" München gewandert mit Hinein in die reinliche Glut mit dem Jahr der Panzerschiffe hoher väterlicher Genehmigung und verwandtschaftlichen Segenswünschen: gelernt hatte er daheim kaum etwas, dazu war wenig Gelegenheit gewesen in der kleinen Brauerei, wo er seine Lehrzeit angeblich richtig und mit Erfolg durch gemacht hatte. Mit dem Gesellsein sputte es daher bei ihm arg, und ohne den Nat seines Oheims mußte er fürchten, in München nirgends anzukommen. Aber er fühlte es deutlich in sich, er war dazu geboren, er mußte es erreichen, gleichviel wie. signa

Und nun gar traf ihn ein fräftiger, frischer Malzgeruch, der von rechts her aus mächtigen Gebäuden herströmte. Da sechts mußte also eine Brauerei sein. Und so irrte er abermals vom Wege rechts ab und verlor sich in angebahnte Straßen und zuletzt auf Feldwege. Geradeaus hatte er einen kleinen Wald, und darüber ragte ein sonderbares rundes Ding, das er sich nicht erklären fonnte; weit wars nicht, Mittag war auch noch nicht, also schritt er darauf zu.

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und Kanonen, der Chinesen, Boeren und Hunnen, der Sternberg und Sanden , der Waldersee und Bülow, der Welt- und Trinkgeld­politit. Das Feuer läutert, indem es vernichtet, und ein wenig weißen Aichenrückstand läßt es nur übrig von den blutdampfenden Greneln, den Narrheiten und Lügen, den Verbrechen und Seufzern. Und diese Asche Taffet uns strenen in die fern über den Abgründen und Lachen und Höhen leuchtend schwebende Eivigkeit, daß auch aus diesem Samen herrliches Leben erblühe!

Oder meint Jhr, daß wir das irre Jahr schicklicher in den blauen Flammen des Bunsches verbrennen, oder daß wir es stückweise ver­teilen unter den Cylinderhüten der Silvesternacht, den gebrechlichen Ambossen der torkelnden Bossenschmiede, oder daß wir es an die rasenden Späße hegend binden, die die flackernden Silvesterhirne in die Mitternacht hinausjagen, oder endlich, daß wir es den spielenden Krallen der grimmen Neujahrstater anvertrauen? Gleichgültig, wie Ihr es morden möget, das Jahr des Graufens, mordet es gründlich Füllet die Gläser und jauchzet: Es lebe fein Tod!" aisi stud dru

Hervorragende wissenschaftliche Gewährsleute des Katholizismus, bedeutende Specialisten der Höllologie haben behauptet und an der Jm Fahrgeleise eines Feldwegs lief er vorwärts und Hand reicher Erfahrungen erhärtet, daß Se. Majestät der Teufel die fam links vom Wäldchen plötzlich an einen Abstieg, vor Fähigkeit befize, Menschen auch nach ihrem naturgesetzlich ein­ihm lag ein weiter, grüner, tiefer, langer Anger, auf dem getretenen Tode.lebendig umherlaufen zu lassen, so daß man nie biele Menschen spazierten, und darüber hin die Stadt! recht sicher sein kann, ob man selbst und die verehrlichen Mit­Haus an Haus ragend und gedrängt, vielfensterig, giebelig, menschen wirklich noch leben oder nur noch von Teufels Fluch gnaden zu den wandelnden Leichen, zu den geschminkten Gräbern Schlotüberragt. gehören.

München also! München . Jetzt hab'n mer's." Das ist's also. Herr Gott , wie groß und wie schön. Er konnte sich nicht satt schauen und wundern.

Und als hätte das große Ungeheuer, die Stadt, ihn, wie er da am Rande der Theresienhöhe auftauchte und hinab­

Es giebt keine Errungenschaft der katholischen Wissenschaft, an die ich fester glaube als an dieser Erscheinung der Simili- Lebendigen. Aber ich möchte aus meiner Kenntnis der Dinge die schöne Be­obachtung der Lehrer der Herren Roeren und Dasbach, der in der Ohrfeigensehnsucht innig vereinten Freunde, noch dahin ergänzen,