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weiß nicht, ob sie wieder erwachen wird. Sie wacht indessen noch| Jturi- Flusses nach dem des Semliki ausdehnt. einmal auf und stirbt dann wie ein erschrockenes Kind, das sich seiner viele Photographien von männlichen und weiblichen Zwergen, Fehle nicht bewußt ist und das gar nicht begreift, warumi Golaud ihren Tänzen, ihren Geräten Geräten und Häusern aufgenommen. von so wildem Weh durchrüttelt wird. Auch die 8: vergstämme im Mboga - Bezirk nordwestlich vom

Das alles ist ohne Zweifel das Wert eines Dichters. Die Semliti- Fluß wurden untersucht. Johnston hat, wie schon Charaktere find nicht alle schemenhaft- Goland und Melisande sieht Reisende vor ihm, zwei verschiedene Typen in den Zwerg­man in besonderen Farben. Die Schilderungen sind fein und die völkern erkannt: die eine mit schwarzer Hautfarbe und reichlicher Be­Sprache hat einen eigentümlichen Reiz. Pelleas und Melisande ist kleidung mit harten fraufen schwarzen Haaren auf dem Leibe, die ohne Zweifel Boefie, trotzdem man gelegentlich ein Raffinement andre mit roter oder gelber Hautfarbe, rötlichen Haupthaaren und der Mache spürt, das erkältend wirft. Die Frage ist, gelblichgranen Haaren auf dem übrigen Körper. Einige Zwerge, was dieser Poesie Ziel und Nichtung giebt und da drängt besonders solche jugendlichen Alters, zeigten eine vollständige Be­fich das Wort Nomantit" bon selbst auf die Zunge. haarung des ganzen Leibs, und nicht Selten besaßen Damit haben wir indes mur ein Wort und ein viel gemißbrauchtes auch die Frauen ordentliche Schnurrbärte. Die Congo­obendrein. Was ist Romantik? Ich verstehe darunter, was Jean Zwerge haben ihre eigentliche Sprache verloren und be Paul darunter verstand. In seiner Aesthetit sagt er: Das Christen- dienen sich jetzt der Sprache der größeren Neger, in deren tum vertilgte wie ein jüngster Tag die ganze Sinnenwelt mit allen Nachbarschaft fie wohnen, in etivas berderbter Form. und des Gesichts

ihren Reizen. -- Der Geift ſtieg in fich und feine Nacht, so die große mid platte Form der Naſe auf, die taum noch einen ertenn­

sah Geister. Da

Musik.

blühte in der Poesie das Reich des Unendlichen über der Brandstätte baren Rücken und sehr große Flügel besitzt. Ferner sind die Zwerge der Endlichkeit auf- das Ungeheure und unermeßliche öffnete seine durch eine sehr lange Oberlippe ausgezeichnet, die gar nicht oder nur Tiefe. Statt der griechischen heiteren Freude erschien entweder unendliche unmerklich aufgebogen erscheint, im Gegensatz zu den wulstigen Sehnsucht oder unaussprechliche Seligkeit oder die zeit- und schranken- Lippen der echten Neger. In vielen Punkten erinnern die Gebärden lose Berdammmis, oder die Geisterfurcht, welche vor sich selber der Zwerge an die der Affen, aber ihre geistige Begabung ist wohl schaudert." An einer andren Stelle erklärt Jean Paul dann das entwickelt, und trotz der schwerfälligen und affenähnlichen Erscheinung Romantische als das Schöne ohne Begrenzung, oder das schöne der Leute sind ihre Tänze von gewinnender Heiterkeit der Form und viels Unendliche und er findet, daß eine Landschaft romantisch sei, fach von schönen Bewegingen. In der Tierwelt des Urwalds ist dem die der Phantasie gestatte, sich ins Unermeßliche zu ver Forscher eine Art von Pferd oder Zebra aufgefallen, die bisher lieren. Denken wir mal alt einen modernen Romantiker, unbekannt oder wenigstens noch nicht beschrieben gewesen ist. Außerdem der diesen Namen wirklich verdient, an Böcklin . Warum giebt es dort auch Gorillas und Schimpansen, von denen einige ergreift er die Seelen so viel mächtiger, als der geist Exemplare gefangen wurden. Der Erkundung des Berges Ruvenzori bolle und fachliche Menzel? Weil er uns vo vom realen wurden drei Wochen gewidmet und das Gebirge bis zu einer bisher Leben, von den Grenzen, von der Endlichkeit erlöst und uns mit nicht erreichten Höhe erstiegen. Oberhalb der Höhe von 14,800 Fuß Ahnungen durchschauert, die unterhalb des Bewußtseins ihren Ur zeigte sich der Berg von Maffen loser Steine bedeckt, die sprung haben. Wer die tiefen Rhythmen der Toteninsel erfunden hat, den Aufstieg äußerst schwierig machten. Schnee wurde in sah in ein dunkles Schweigen hinein, das ihn wie die Ewigkeit 13 000 Fuß Höhe gefunden, und der untere Nand des selber unischauerte. Nach diesen Ewigkeitsschauern fehut fich ewigen Schnees schien bei 13 500 Fuß erreicht zu sein. Auch die die moderne Kunst, vor allem das moderne Drama, Beobachtungen und Sammlungen aus der Pflanzenwelt fielen über­und ein Ausdruck dieser Sehnsucht ist Maeterlinc. Im aus reichlich und neuartig aus. Besonders hervorgehoben werden realistischen Drama hat man es immer mit dem Assessor X. oder zwei Arten einer riesigen Lobelia, ein Baumheidekraut von 50 Fuß dem Abgeordneten Y. zu thun. Immer ist man eingesperrt und ein- Höhe und ein Kreuztraut in Baumform, das schon in den oberen geengt durch die Wirklichkeit. Alles flingt so entseglich bewußt, hell, Teilen des Kilimandfcharo gefunden wurde. Die zoologischen Samms hart, nüchtern, trocken. Man möchte heraus aus dieser berechnenden lungen auf dem Berge lieferten ferner eine neue Affenart, neue Kunst, möchte dem bürgerlichen Leben entrinnen und wieder vor Arten des Klippdachses und der Antilope, und endlich eine große der Unendlichkeit stehen. Nun macht man es sich aber etwas Bahl neuer Vögel, Reptilien und Insekten. bequem; man glaubt der Bürgerlichkeit zu entrinnen, indem man sie in der Stoffwahl umgeht. Man bermeidet die Zeitangaben; denn Angaben sind immer etwas Bestimmtes. Man vermeidet einen bestimmten Ort, denn der Ort begrenzt. Man würde am liebsten den Namen vermeiden, wenn es nur immer ginge. Da es aber nicht inner geht, erfindet man wenigstens Namen, die nirgends hingehören, mithin au nichts erinnern und also auch nichts begrenzen können. Ein Wiensch, der Lehmann" heißt, ist für Maeterlinc und Hofmannsthal von vornherein verloren. Nun fann aber, um mit dem Scherz Ernst zu machen, ein Mensch sehr wohl Lehmann heißen und kann, wenn ihm sein einziger Junge das Dach überm Kopfe wegnimmt, von einem Grausen gepackt werden, das uns Berlin und seine bürgerliche Etellung vergessen läßt und sich zum romantischen Graufen steigert. Unfre Neu- Romantiter wissen nicht oder begreifen nicht, daß die Romantik den Realisms nicht ausschließt, sondern ihn vielmehr als Vorbedingung erfordert. Die Nomantit ist keine Flucht vor dem Leben, sondern eine grandiose Steigerung desselben; sie erfordert nicht weniger, sondern mehr realistische Kraft als der bürgerliche Realismus. Im romantischen Geifterreich ist und bleibt, wie Jean Paul mit Recht sagt, Shakespeare der echte Zauberer und Meister, ob er gleich auch ein König mancher griechischen Inseln ist. Wann aber hat die Erde einen größeren Realisten getragen als ihn? Und ist nicht Böcklin in all seinen Phantasien ein Realist von bezwingender Kraft?! Und Rembrandt Und Jbsen! Und find nicht beide Romantiker, wo ihre Kunst ins Grandiose wächst? Ibsen ist es so sehr, daß er in seinen Altersdramen dem romantischen Sput verfällt und fomit im langsamen Untergang bezeugt, weff' Art sein Talent eigent lich war.

Ziehen wir nun die Summe, soweit die Kunst des Belgiers in Frage kommt: Maeterlinc ist ein Romantiker ohne Realismus, ein Romantiker aus franker Sehnsucht, nicht von Geburt und Kraft. Darum muß er in entlegene Zeiten fliehen und muß entlegene Stoffe fuchen. Er weiß das moderne Leben nicht zu überwinden; er weiß es nur zu fliehen, und das ist schließlich, künstlerisch genommen, so feige als es billig ist. Als Beiterscheinung und Specialist mag er seine Geltung behalten. Wer auf ihn als Dramatiker fett, verliert. Erich Schlaitier.

Kleines Feuilleton.

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Ss. Aus dem afrikanischen Urwald. Die Geographische Gesellschaft" in London hat einen vorläufigen Bericht über die letzten Reisen von Harry Johnston in Britisch - Uganda erhalten, der manche wichtige Neuigkeiten bringt. Besonders beschäftigt er sich mit der Zwergbevölkerung des Urwalds, der sich zwischen dem Becken des

ck. Chinesische Musik. Ueber die Musit in China machte Prof. Hermann Ritter in der Neuen Musik- Zeitung" einige Mitteilungen. In der im Jahre 1773 errichteten Bibliothek zu Beking befinden sich nahezu 500 Handschriften über alte Mufit, aus denen sich ein uns völlig fremdes Musiksystem ergiebt. Ebenso wie die Sprache und Schrift der Chinesen ist auch ihre eigentliche Mufik äußerst schwerfällig und umständlich und keiner Entwicklung fähig. Sie steht im Dienste des religiösen Kultus und des Staats und ist auf bestimmte Formen und Formeln beschränkt, die eine individuelle Freiheit ausschließen. So find z. B. Formen der Glocken gefeßlich bestimmt und erhalten in ihren Einzelheiten eine symbolische Auslegung, wie dies auch mit den Tönen und den alten Musikinstrumenten überhaupt der Fall war. Die Chinesen besigen zwar eine spitfindige und umständliche Musiktheorie, aber diese ist mehr Symbolismus und Mysticismus als Musikwiſſenſchaft. Wichtig auch für die Musit ist die große Bedeutung der verschiedenen Accente in der Sprache, durch die gleichlautende Silben einen sehr verschiedenen Siun erhalten. Schon Herder machte auf diese außer ordentliche Schwierigkeit der chinesischen Sprache in seinem Werke zur Geschichte der Menschheit aufmerksam:" Nur ein mongolisches Ohr konnte darauf tommen, aus dreihundertdreißig Silben eine Sprache zu formen, die sich bei jedem Worte durch fünf und mehrere Accente unterscheiden muß, um nicht statt" Herr" eine Bestie" zu nennen und jeden Augenblick die lächerlichsten Verwirrungen zu sagen; daher ein europäisches Ohr und europäische Sprachorgane sich äußerst schwer oder niemals an diese hervorgezwungene Silbenmufit gewöhnen". Eine Harmonie in unsrem Sinne fennt der Chinese nicht. Es giebt eine fünfstufige und siebenstufige Tonleiter. Die siebenstufige, die unsrer C- dur- Stala gleicht, hat bei den Chinesen niemals eine derartig durchgreifende praktische Anwendung erfahren wie bei uns. Die Töne der fünfstufigen haben eine besondre Gefühlsauffassung, eine fymbolische Bedeutung und eine diese Auffaffung tennzeichnende Be nennung; die Tonleiter ist transportierbar, was wiederum andre Symbole für die Töne zuläßt. In der fünfstufigen Tonleiter ist f= kung, d. i. der Kaiserpalast" oder der Kaiser " der Stamms ton aller andren, dem die Chinesen Würde und Erhabenheit zu­schreiben; g= Tschang, d. i. der Minister", deffen Erklingen Strenge und Schärfe darstellt; a= Kio, d. i. das unterthänige Volt", der stets milde und sanft sich fundgeben muß; c= Tsche, d. i. die Staats­angelegenheit" der schnell und energisch ertönen muß; d=, d. i. das Gesamtbild aller Dinge"- der glänzendste und prächtigste der Töne. So find die Töne zu Vertretern und Symbolen gewisser Eigenschaften geworden; aus diesen Tönen gebildete Melodien konnten daher niemals einfach nach unfrer Art empfunden werden, da die Chinesen sich bemühen, bei jedem Zon eine entsprechende Ver­

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