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und mehreren hundert sonstigen Hilfskräften fällt hier freilich nichts| Stadt vergeblich, sodann begab er sich zur Eisenbahn, untersuchte zur Last; gerade unter jenen Verhältnissen ist ihre Leistung um so den Wartesaal und wurde hierauf längs der Schienen in der Richtung bedeutungsvoller und dieje oder jene einzelne Unvollkommenheit um nach Frankfurt laufend gesehen. In der Nähe Frankfurts verließ er so belangloser. Was der Riedelsche Verein in Leipzig und der die Bahnlinie und begab sich( wie zufällig Leute aus Staden auf ihrer Borgessche Verein in München so verdienstlich begonnen haben: die Wanderschaft versicherten, denen er begegnete, ohne auf ihr Locken zu Rettung großer, anspruchsvoller Werke Moderner, namentlich Liszts, achten) in gerader Richtung nach dem seitwärts im Niddathal liegenden das scheint hier mit gleicher und wohl noch glüdsgesegneterer Hin Staden , durchschwamm den Main und langte nachmittags um 6 Uhr in gebung fortgesetzt zu werden. Verdienstlich ist dies unter allen Um Staden an. Wäre der Hund längs der Eisenbahn bis Friedberg ftänden, und ein großzügiges, ganz und gar künstlerisches Werk bleibt und von da auf der Chauffee, auf der er vorher mit mir gekommen, der Christus" jedenfalls; damit verträgt sich ein starter Zweifel nach Staden gelaufen, so wäre dies schon eine ungemeine Rundgabe an Liszts Ausdrucksmitteln und an dem, was er uns ausdrücken von Ortsgedächtnis gewesen; weit bedeutungsvoller aber ist die will, gar wohl. Wahl der direkten Richtung, die der Hund durch ihm ganz un­Immer ist es ja Sache des Kunstfreundes und zumal des bekanntes Terrain, selbst über einen breiten Fluß, einhielt und das Kritikers, einzelne und selbst tiefgehende Einwendungen sehr scharf Biel nicht verfehlte. Hier traten offenbar ziei Kundgebungen ver­zu trennen von der Unterscheidung des künstlerisch Würdigen und schiedener innerer Erregungen in Verbindung: diejenige der ver­des tünstlerisch Unwürdigen. Im Sinn dieser Unterscheidung muß erbten unbewußten Gattungsgewohnheiten und ein Antrieb zu be­3. B. der Quartettcyklus Waldemar Meyers sehr hoch gestellt wußter seelischer Bethätigung, die Anhänglichkeit an den vermißten werden, so scharfer Tadel auch ihn wie so viele Konzerte ob un- Herrn und die Heimat. gerechter Vernachlässigung einzelner Komponisten und mancher Den Begriff davon, wie man dem Hunde Appell"( Gehorsam) Gruppen von solchen zu treffen hat. Damit sollen die vielen jetzt so lehre, brachte Bruno" uns Brüdern sprechend bei. Das Tier bewies beliebten ausschließlich Beethoven gewidmeten Programme nicht ver- uns, daß diese Unterweisung nichts anderes bedeute, als durch liebe­worfen sein, obgleich fie für einen eng auswählenden Musikreferenten vollen häufigen Umgang sein Vertrauen und feine Anhänglichkeit zu nur ausnahmsweise in Betracht kommen. Waldemar Meyer bewährte gewinnen, welchen Willigkeit und Folgsamteit sich anschlossen. Und fich famt seinen Genossen neulich mit einem solchen Programm so war der anfänglich stürmische, unbändige Hasenheter nimmer wiederum als ein feinsinniger Künstler. Daß er im letzten F- dur- durch Schläge zu turieren, wohl aber bald gründlich durch Ignoriren Quartett von Beethoven mit den sprunghaften hohen Tönen des und Gehenlassen dieses seines Temperamentfehlers, in welchem er zweiten Sages nicht so zurechtkam, wie es eine noch größere Technit nach der treffenden Bemerkung meines Vaters den Hafen fangen ermöglichen würde, möchten wir nicht eben besonders antreiden. zu müssen glaubte, weil er, ohne Hase zurückkehrend oft Brügel be­Aber daß in der Gesamthaltung einer solcher Reproduktion mehr ge- tomme. Freundliches Zutrauen erivedt Butrauen, Liebe, Gegenliebe. than werden könnte, daß Rhythmus und Accent noch schärfer, ge- Das zeigte der Hund glänzend! Anhänglichkeit führte ihn auf das waltiger auszugestalten wären 3. B. in der Mittelpartie des Aufmerken und Absehen menschlicher Handlungen und Gewohnheiten. langsamen Sages; daß die Bratsche nicht gar so bescheiden Bald hatte er inne, daß auf Ausgängen mit meinem Bruder Karl bahinklingen und die vom Komponisten vorgeschriebenen Wieder- Bogelnester zur Beobachtung aufgesucht wurden und rasch war holungen nicht alle versäumt werden sollten: das darf ohne Be- unser Bruno" der eifrigste, sicherste Auffinder der Nester, vor denen sorgnis vor dem Verdacht einer Nörgelei ausgesprochen werden. Ist er stand, wie vor Feldhühnern oder einem Hasen im Lager. Ein ja doch der zarte Humor der Kakadu"-Variationen so gut heraus- Gleiches merkte er ab unsrer waidmännischen Schonung junger gebracht worden, daß das Publikum, durch die Höhe jenes letzten Häschen, an denen er die ausgesprochenste Großmut übte, indem er Quartetts sozusagen verblüfft, sich hier mit allem Recht in freudigen sie wohl feststand, aber keinem das mindeste zu leide that. Ja, er Applaus stürzen konnte.- beledte mehrmals die Kleinen eines Sages"( Lager mit Jungen), als wenn er sie lieblosen wollte. Gerade so war er behutsam und schonend gegenüber den aufgefundenen Nestvögeln. Jedenfalls wußte das gewedte Tier einen Unterschied zu machen zwischen jagdbarem Wilde und zartem Kleingeflügel und überhaupt jungen Tieren. Den Schluß der Beispiele von Handlungen der Ueberlegung möge ein wahres Gaunerstückchen liefern, das einst einer unsrer Hühnerhunde lieferte. Welfo" hieß der geriebene Spigbube. Unser Vater saß eines Abends in der Wohnstube des Erdgeschosses an einem Gericht faurer Milch, während Welfo" in schlafender Lage in einer Ede des Bimmers ruhte. Den Water rief ein plögliches Dienstgeschäft einige Augenblicke aus der Stube. In das Zimmer zurückgekehrt, fand er den Teller leer, während der Hund anscheinend fortschlief. Miß­trauisch geworden, füllt der Vater den Teller wieder zur Hälfte mit Milch, geht hinaus und schleicht sich außen im Hofe an eines der Fenster. Da gewahrt er, wie das Tier vorsichtig den Kopf hebt, aufsteht und rasch dem Tische zueilt, um aufs neue die Milch zu naschen. Der Vater findet beim geräuschvollen Eintritt ins Zimmer wiederum den perfekten Heuchler im fingierten Schlaf. Sier tam eine ganze Reihe von Schlußfolgerungen in dem geweckten Hunds­topfe zusammen, eine That berechnender Ueberlegung, eine reflektierende Geistesthätigkeit.

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Kleines Feuilleton.

SZ.

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k. Die Wissenschaft vom Ohre. Eine Engländerin, Miß Ellis, hat soeben unter dem Titel" The Human Ear" ein fleines Buch erscheinen lassen, in dem sie sehr hübsch über die Wissenschaft bom Ohre plaudert. Sie hat sehr viel Material über diesen Gegen­stand zusammengetragen, d. h. die Porträts berühmter Leute sorgsam auf die Form ihrer Ohren hin geprüft und auch an Lebenden ihre Studien gemacht. Nach ihrer Meinung sind zunächst für alle Menschen die Ohren ein schnell und leicht zu kontrollierendes und völlig zu­verlässiges Mittel der Identifizierung. Auch Zwillinge, selbst wenn sie einander noch so ähnlich sind, könnten eigentlich niemals mit einander verwechselt werden, da jeder Zwilling seine besonders geformtenOhren hat. Dann aber find die Ohren nicht nur ein Mittel zur Feststellung der Identität, sondern auch zur Erkenntnis des Charakters. Miß Ellis wendet sich energisch gegen die Illusion", daß sehr kleine Ohren das Zeichen der Abstammung aus einer guten Familie und große Ohren nicht nur entstellend, sondern auch ein Hinweis auf niedrige Geburt und Dummheit wären. Dies ist in der That ein grundloser Aberglaube. Männer und ebenso Frauen haben Ohren, die zu ihren Rasen passen." Will man erfahren, ob die Ohren ihr richtiges Größenverhältnis haben, so muß man sie von ganz oben bis unten Arnold Böcklin hat ein Alter von 78 Jahren erreicht. zum Ohrläppchen messen. Dieses Maß muß genau mit der Nasen- Er wurde am 16. Oftober 1827 in Basel geboren, war in Düffel­länge und zwar dieses gemessen oben von der Nasenwurzel zwischen dorf Landschaftsschüler Schirmers, ging dann nach Brüssel, Paris , den Augenbrauen bis zu der Stelle, wo die Scheidewand die Oberlippe 1850 nach Nom. Hier tam er besonders mit Feuerbach in Be trifft, übereinstimmen. Miß Ellis führt auch zahlreiche Beispiele rührung. In diefen Jahren des künstlerischen Werdens und Reifens von Ohren an, die ein außergewöhnliches Talent anzeigen. Wenn hatte Böcklin fortgesetzt mit der furchtbarsten Not zu kämpfen. Und die Ohren an der Basis der Deffing breit sind, beweist dies die nur sein unerschütterlicher Charakter trug ihn über die Fährnisse. Fähigkeit, feine Tonverhältnisse zu unterscheiden und zu würdigen. Etwas besser wurde es, als der Graf Schad, der neben Kunstverstand Sir John Stainer hat z. B. richtige Komponisten- Ohren"; fie sind auch eine nicht fleine Dosis Geschäftsgeist besaß, sich seiner annahm. von viereckiger Form, gerade so wie die von Mozart auf seinen Böcklin siedelte nach München über, wirkte von 1860 besten Bildern. Ist das Ohr oben gerade, so bedeutet dies eine an einige Jahre als Professor an der Kunstschule in gewisse Unabhängigkeit des Charakters, wie man sie oft bei Reisenden Weimar und ging dann wieder nach Basel zurüid, wo findet." Die hohe, spitze Form des äußeren Ohrs bezeichnet dagegen er das Treppenhaus das Treppenhaus des Museums mit Fresken schmidte. eine künstlerische Natur.-

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alled Runft.

Nach abwechselndem Aufenthalt in München und Zürich ließ er sich in Fiesole bei Florenz nieder. Hier ist er am 16. Januar früh einem Herzleiden, das ihn schon seit längerer Zeit quälte, erlegen. An feiner Bahre trauert die ganze Welt. Von Böcklins Hauptwerken hat die Neue Welt" in den letzten Jahren einige in Holzschnitt­Reproduktion gebracht: Die Toteninsel"," Heiliger Hain", Das Schweigen im Walde"," Villa am Meer". In der Nationalgalerie hängen die Pietà" und" Die Gefilde der Seligen".-

Vom Hundeverstand. Aus einem Vortrage des bekannten Ornithologen, Oberförsters a. D. Adolf Müller Das Seelen­leben der Säugetiere und der Vögel" entnimmt die" Frankf. 8tg." ausführliche Darlegungen, von denen wir das über die Hunde Ge­sagte nachstehend folgen lassen: Einer unfrer Hühnerhunde Bruno" geheißen, legte von der Gabe des Riechsinns" ein sprechendes Zeug­nis ab. Ich nahm von Staden in der Wetterau , dem Wohnorte meines Vaters, den daselbst erzogenen Hund zu Fuß mit zur Eisen­bahn nach dem zwei Stunden seitwvärts entfernt liegenden Friedberg . Dort wurde der Hund in den Hundebehälter des nach Frankfurt gehentünstler. Der Boffischen Beitung" wird aus fahrenden Zugs gethan. In Frankfurt ging ich damals mit London geschrieben: In einem jüngst veröffentlichten Buch über dem Hunde zum Darmstädter Zug. In Darmstadt blieb der Auftralafien( Regan Baul) beschreibt ein ehemaliger Abgeordneter Hund während meiner Abwesenheit im Zimmer meiner Miets- der Kolonie Victoria , G. Wilson Hall, die Ureinwohner des austra wohnung. Durch Unachtsamkeit des Dienstpersonals entwich der lischen Festlands mit großer Sachkenntnis und erivähnt in seiner Hund aus dem Zimmer und suchte zunächst mich in den Straßen der Schilderung der Eigentümlichkeiten dieser verschwindenden Menschen­

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Völkerkunde.