Anterhaltungsblatt des Vorwärts

Str. 21. all

Mittwoch, den 30. Januar.

( Nachdruck verboten.)

Der Kaffl vom Hollerbräu.

21]

Roman von R. von Seydlik.

"

-

1901

" Na bin i her und hab'n angaschiert. Aber leider kann er nur a halbs Jahr bleib'n, hat sich, wie's scheint, schon zuvor nach auswärts vergeb'n. Jetz paß auf. Der Hauser, - der Toni will i sag'n, unser Jetziger, na, D' weißt schon, wirst' s scho g'hört ham, daß mir net recht 3'sammpaß'n. Kann leicht sein, daß der a amal geht.- Gut!" lobte Ringelmann, und Kastl stimmte bei, indem Jetz sollst mir Du morgen fort von der Mälzerei er die Körner, die oben auf dem Wasser schwammen, heraus- und kommst z' Mittag auf's Comptoir nei'; da werd i fischen ließ. Wenig Schwemmlinge. Js aber a teuer gnu' sei und der Dürsch a. vom Lechner. g'wef'n." Und da wirst mit ihm in' n Gärkeller gehn und unter'm Dürsch wirst vo jetz arbeit'n. Und wenn D' bei dem nix lernst, na darf's am Frauenturm glei dreizehn schlag'n! Und i mein, dees Halbjahr wird Dir gut an­schlag'n, daß wenn a mal der Dürsch wieder fort muß, der Kastl Gärführer wird. Verstanden?"

Langsam begleitete er den Ohm bis ans Thor. Dort stand er mit ihm noch etwas und hörte den Reden des andern zu. Endlich nahm dieser Abschied und schüttelte dem Neffen die Hand.

B'hüt Gott," sagte Kastl ; aber er ließ die Hand des Oheims nicht los.

-

-

-

-

Ohm," begann er auf einmal ,,, meinst,- glaubst, daß f' glücklich is mit mit dem- Menschen?" Ringelmann begriff zuerst nicht,- endlich rief er: Ja so,' s Agathl, ob f' glücklich is? Ja, mei, lieber Bua! Dees fann i Der net sag'n!" ,, Weil is so gern wüßt," sagte Kastl sehr leise. Der Dheim staunte wieder. Und Kastl setzte noch leiser hinzu: kann' s gar net glaub'n. Meiner Seel, i tann's net glaub'n."

-

Aber der Toni

-

-

eb'n der

-

" sag Der ja, auf den soll sie da Deifel ver­lassen. Na, timmt's Der denn gar a so hart a', daß D' endli a mal Vorderbursch wer'n sollst?! Paßt's Der net,- na derfst's nur fag'n," fette er gutmütig gelaunt hinzu, als er des Kastl errötendes Gesicht ansah.

-

-Da war's nun gekommen, unverhofft und von oben, wie er's erwartet hatte! Und ein Ende war mit dem stillen Leben in der Malzklause unterm Giesinger Berg.

Der Kastl brauchte kaum zuzusagen, die Einwilligung stand ihm in den Augen geschrieben. Aber der Alte wartete auch nicht lange, er sprach weiter, und gab vorsichtig einige Winke, daß es im Gärkeller nicht ganz geheuer sei.

Oheim Ringelmann raffte sich auf und schüttelte noch mals die Hand, die ihn festhielt, und nahm nochmals raschen Abschied; Kastl ließ ihn auch los diesmal und sah ihm nach, wie er über die Brücke ging. Dann stand er immer noch am Thor; eine lange Weile, immer mit dem Rücken gegen das Haus, so daß die im Haus und im Hof sein Gesicht nicht sehen konnten. Denn über das Gesicht zuckte es von sie Zeit zu Zeit und die Augen waren ihm wie blind; die Hände hatte er geballt herabhängen und that, als knete er Teig damit.-

mein alleweil,' s geht um da drunten". Staftl erstaunte: Umgeh'n?"

No ja! Umgeh'n heißt mer's doch, wenn a G'spenst zeigt".

" Im Gärkeller?" murmelte Kastl , verdußt, den Alten so aberg läubisch zu finden, wie ein altes Radiweib.

-

Weißt, es giebt böse Geister gnu'; nur daß s' net ver­storb'n sind, sondern noch leb'n. Wenn Dir amal zwischen die Bottiche a so a böser Geist fürtimmt,- na haltst'n fest, Kastl , hast g'hört, und bringst' z' mir."

Er wäre gern wieder zur Herzenswäscherin sar zurück­gefehrt, noch ein Weilchen da zu träumen, aber er hatte teine Zeit mehr dazu; er hörte die Burschen die Stiegen hinauf poltern zur Darre, und ging ihnen nach. Dort hing er sein Tuch über den Kopf, griff zur Schaufel, stieg durch die Kleine eiserne Thür in den glühenden Raum und begann mit hat, den andren um die Wette zu schaufeln, daß der Schweiß floß und die Brust keuchte....

Aber plöglich hielt er inne; die kleine Thür würde wieder geöffnet und der Obermälzer rief ihn heraus.

,, Sollst gleich zu Herrn Ebelein, Staftl!"

"

Und als er mit ihm die Stiegen hinabging, sich Schweiß wischend, sagte der Obermälzer, jetzt vertraulich, er mit ihm allein war:

den

da

,, Waß net, was der Alte hat. Sigt drunt im Wag'n; scheint,' s pressiert eahm."

Der Kastl verstand noch nicht recht.

江海

Kann sei', daß der böse Geist an ganz christlich'n Nam'n Toni oder was immer."

Jezt verstand der Kastl .

wenn

Aber so Sach'n sagst neamand, verstanden? Dees bleibt unter uns. So, und jetzt hoff i, daß i mi' irr; -- aber ja an böser Geist umanandspukt, na hoff i, daß Du Di b'sinnst, z' wem Du g'hörst, und daß d' Ehr von an alten Mann und daß der Ruf vom Hollerbräu leicht in Deine Händ liegen kann."

Und der Kastl , mehr als je berwirrt, gab feine Hand daranf. So, und jetzt geh' i mit z'ruck in d' Mälzerei,

fonst

glaub'n f' Dir's da net, daß D' fort sollst."

-

Drunten fanden sie aber den Wagen leer, der alte Herr Der Obermälzer fah, als die Mär ihm vom Herrn war ausgestiegen und über den Hof hinausgegangen. Sein selbst verkündet ward, ernsthaft auf den Kastl , dann auf den eigentliches Vorhaben war gewesen, einmal in der Mälzerei Herrn; dann zog er sein Brafilglast hervor und begann die fich ein wenig zu zeigen und dies und das zu besprechen. umständliche Arbeit des Schnupfens. Und dann erst, zivischen Aber unterwegs hatte er seinen Buchhalter getroffen und mit dem Aufziehen des letzten Tabakbrockens von der Hand, und über Staftl gesprochen; dabei hatte Ringelmann ihm erzählt, dem Bartabwischen sagte er ergeben:

der Kastl habe von andrer Seite ein Antrag bekommen, wollen Gott's Namen."

aber vom Hollerbräu nicht fort; und das hatte den Alten Und abends fand sich's wie von selbst, daß sie alle vor gerührt.side molt Gold S der Thür zusammenkamen und sich auf der Bank aneinander­drängten, um ihre Maßkrüge in Ruhe auszutrinken, und so des Kastl Abschied zu feiern.

Jest stand er drüben am Thor, wo Kastl vorher seinen Schmerz bemeistert hatte, und winkte ihn zu sich; dann nahm er ihn neben sich und ging, schwerfällig am Stock, eine Strecke Wegs vom Hause fort.

Kastl jet b'sinn Di, was i damals g'jagt hab, wie mir' n Nockherberg mitsammen nuntergangen sind." and Ja, Herr Ebelein, i b'sinn mi scho. Was soll's?"

Was' s foll? Wern mir glei ha'm.- mein, jet war's an der Zeit, daß D' wieder amal außa fimmiſt aus der Mälzerei. Oder," sagte er lächelnd weil D' so auf Beugwechsel versessen bist, daß D' amal Zeug wechselst." ' m Lechnerbräu sei' Gärführer

Ja wie denn?" " Wern mir glei ha'm.

-

geht fort; hab'n si zerkriegt oder was."

Ah!" machte der Kastl , denn er wußte, daß jener Gär führer eine geschäßte Kraft war; das interessierte ihn also.

Kastl ging zu Bett. Aber er wußte, daß der Obermälzer um zwei Uhr auf die Tenne gehen würde, und wachte wie immer zur vorgenommenen Zeit auf, um mitzugehen. Denn er war's gewohnt, feinen Schlaf zu beliebigen Stunden zu unterbrechen; anfangs war ihm dies fogar leichter geworden als später, denn in der ersten Zeit seines Malzmönchtums hatte er überhaupt gar wenig Schlaf gehabt.

Und um zwei Uhr war er richtig vor dem Obermälzer auf der Tenne und hatte bereits seine Thermometer­beobachtungen gemacht, als dieser eintrat. dank Der, Kastl . Aber schlaf nur aus heut. Schick mer'n Hies und'n Seppl." Und als Kastl gegangen war, murmelte der Ober­mälzer, indem er Keimfrucht prüfend zerpflückte: Der is wie Gold. Wie Gold!"

-