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Am nächsten Mittag überschritt Kastl wieder die Schivelle ihrer Mutter hat ihr gezeigt, daß die Liebe Folgen haben kann zu den dämmerigen, verrauchten und verbrauchten Hallen des und sie ist keineswegs gesonnen, sich um nichts und wieder nichts diesen Hollerbräu. Freilich war er in den letzten Jahren oft genug Folgen auszusetzen. Sie hat den Teufel im Leib und kann eine ganz einmal dort gewesen, aber doch nur auf Augenblicke, auf find. Also die beiden Mädchen pilgern nach Berlin . Wie werden fie artige Männerverderberin werden, wenn ihr die Umstände günstig Stunden. Jekt fuhr ihm der Malzfuhrmann, der gerade fich behaupten? Wird das plumpe Bauernmädchen oder wird die auch mit dem Gespann hinein mußte, seine Truhe nach; jegt fleine Komödiantentage am ehesten fiegen? Wie werden die beiden betrat er die alten Gebäude wieder als Bewohner, und den Kampf ums Dasein führen? Mit welchen Waffen, mit welcher darum besah er sie sich mit einer Art Neugier. Wie das Tattit, mit welchem Erfolg? Eine interessante Perspektive. alte Gerasselwerk wohl eigentlich aussehe? Draußen hatte

Er trat ins Comptoir, und dort ging alles wie vor geschrieben. Dann betrat er den fühlen Gärkeller, in dem ein eigner benebelnder Geruch schwebte, in jedem Raum einer Brauerei giebt's einen eignen starken Geruch, und ließ sich von seinem neuen Vorgesetzten unterweisen.

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die Julisonne auf die Flur herabgebrannt hier war's ehrfame Inhaberin dieses Kellers ist eine Verwandte der Bauerns il Ser Br. Die kühl und dumpf. Draußen hatten die Spaken gesungen-tochter und befaßt sich nebenher mit Stellenvermittelung. Frau hier lachten die Gäste in der Durchfahrt an ihren Klapp- Reschke heißt sie, und in ihrem Charakter sind die hervorstechendsten tischen, und die Maßtrüge flapperten; draußen rauschte frisch Wunsch, so bornehm" wie möglich zu sein. Ihrem Manne hat sie Züge eine gewiffe Affenliebe zu ihren Kindern und der brennende und lebendig die Isar , hier rumpelten die Maschinen und ein Kind in die Ehe gebracht, von einem schwindsüchtigen Doktor, braufte der Lärm von der Straße. der ihr bei seinem Tode 700 M. hinterließ. Mit dieser Summne, meint Frau Reschke, ist alles gut gemacht. Der Junge ist ihr Stolzer foll studieren und besucht das Gymnafium. Es geht aber nicht vorwärts mit ihm, und schließlich muß man ihn von der Schule herunternehmen, die ihm nichts als eine verpfuschte Lebensauffassung gegeben hat. Die älteste Tochter ist hübsch und Dann waren alte Bekannte zu begrüßen, Neuerungen Carrière, wie wir später sehen werden. nicht eben tugendhaft. Auf Grund dieser Umstände macht sie Die mittlere Tochter ist zu besichtigen, und so ging der Tag herum. Als er dann von der Natur stiefmütterlich behandelt und wird von Frau Reschle zur Ruhe ging, kam ihm der Gedanke, daß er nun so zu sehr oft herumgestoßen. In ihrem verprügelten Kinderdasein sucht zu sagen zum drittenmal umgeschaufelt wäre. Und in seinem und findet sie Trost in den Versammlungen der Heilsarmee . Die Mälzerbegriff hieß das so viel wie: jetzt ist's das letzte Mal; allerjüngste ein kleines Schulmädel- hat es daher um so besser. Sie hernach kommt die Darre! Es war schon gegen Mitternacht; ist eine rechte Großstadtpflanze, frühreif, pietätlos und von einer gewiffen er hatte das Fenster offen gelassen wegen der Size. Aber schnoddrigen Intelligenz, fie kann auf dem Ladentisch stehen und Lieder eine geraume Weile störte ihn das Kreischen und Gelicher der fingen Lieder von dieser Sorte: Mägde im finstern Hof. Wie ihn das anekelte! Gewiß war wieder die ganze Magdkammer leer. Draußen hatte er der­gleichen nicht gehört; cs fiel ihm auch nicht ein, daß er en wit seiner Wolle nfiv. früher, hier in der Brauerei, selbst im Winkel des finstern Hofes gesessen hatte mit einer, die ihm lieb gewesen war. Ja, das Mialzmönchtum da draußen! Das war nun vorbei. In den ersten Tagen gleich gewann Tagen gleich gewann er aber die Arbeit lieb. Denn auch hier war's ein stilles, fleißiges Beobachten und Messen der Arbeit, die die Natur für ihn machte: Thermometer in Händen stieg er an Bottichen auf und ab und schrieb Zahlen an die Wände des Holzes oder hängte, wenn die Kräusen", die hohe Gärung, tamen, Stühl­behälter mit Eis in die schaumverborgene Flut, oder er rührte mit langen Strücken" im Sakständer die Hefe an und beob­achtete das sorgfältige Abnehmen des neu gewordenen Beuges" aus den geleerten Bottichen.

Am angenehmsten war ihm der Verkehr mit dem Dürsch, seinem Vorgesetzten; Dürsch war, wie Kaftl, aus sehr be scheidenen Verhältnissen emporgefonimen und hatte seine ganze Intelligenz darauf gewandt, ein tüchtiger Mann im Gärkeller zu werden. Ueber den Bereich der Bottiche hinaus war er nicht zu haben, ja er machte bei gewöhnlichem Geplausch über'm Bierkrug abends fast einen blöden Eindruck. Er war schon in höheren Jahren und hatte viele Kinder, die alle schon erwachsen, ihm all sein Geld fosteten, so daß er's nie zu Ersparnissen brachte. Darum hatten sie ihn im Lechner­bräu so lange fujoniert-man wußte ja, wie sehr er den Gehalt brauchte bis er fortgegangen war. Eine aus wärtige Brauerei hatte ihn sofort, aber erst für den Winter, mit hohem Gehalt an sich gefesselt, und um den Sommer und Herbst auszufüllen, war er der Einladung Ebeleins ge­folgt; für ihn war eine besondere Ehre darin nicht zu finden, denn der Hollerbräu war ein weit fleineres Geschäft als die andern. Den Kastl gründlich anzulernen, das machte ihm noch das meiste Vergnügen dabei, und er erfreute sich bald an den Fortschritten des intelligenten Schülers. seditionions( Fortsetzung folgt.) omning i of dan tatiana sduit i spate in dist

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Das ist der Arthur Mit seiner Haartour, Mit seiner Tolle,

Unter den Schulbuben hat sie bereits ihre Verehrer verspricht etwas für die Zukunft.

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In diesen Keller also kommen die beiden Mädels vom Lande. Natürlich: die kokette und hübsche Bertha heißt sie bekommt. zuerst einen Platz. Sie sieht gefällig und adrett aus und weiß außerdem ihr Maulwerk zu brauchen. Sie ligt der Dame schlankiveg vor, daß sie kochen kann. Mit Mine so heißt die andre es etwas länger, leider zu lange. Sie behält gerade Zeit, sich im eller auf Dummmheit, einzulassen, der verunglückte Gymnafiaſt bringt sie herum. Seien wir ruhig dies passiert der Bertha gewiß nicht. Für beide beginnt nun das Dienstmädchenelend. Mines Leiden beginnen, wie sich in ihrem Schoß ein junges Leben regt. Das Schicksal des ledigen Mädchens, das durch ein Kind beflect" ist, ist ergreifend geschildert. Der Vater des armen Wurms ist den Mine zu Grunde gehen sollte. Aber sie ist bauernzäh und hält aus. Eltern durchgegangen, und es scheint eine Weile, als об was ihr das Schidjal auch immer auf den harten Raden legt fie trägt's. Sie wird alt vor der Zeit; ihr Gesicht wird gefurcht, der plumpe Körper wird durch die schwere Arbeit noch plumper aber fie trägt's. Ihre Intelligenz ist nicht so groß, aber sie radert und

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fert und rackert und kommt schließlich doch durch. Am letzten Ende wird sie noch diejenige, die ihre ganze Umgebung erhält. Den Reschtes im Gemüsekeller geht es nämlich verteufelt schlecht. Die Erziehungssaat der Fran Refchte geht herrlich auf. Die älteste Tochter ist durchgegangen und frequentiert die Ballfäle. Die jüngste ent wickelt sich in derselben Richtung und die mittlere iſt den Mizhandlungen erlegen tot. Das Geschäft geht jammervoll zurück, das Elend ist in den Keller gezogen. Schließlich ist es für den zurüdgelehrten Gymnafioften noch ein wahres Glüd, daß er die Mine heiraten und so sein Kind ehrlich" machen fann. Mit einem Ausblick auf einen freund­licheren Lebensreft entläßt uns das Buch. Mine erhält durch Ver mittelung einer früheren Herrschaft eine Portierstelle. Die Bauern tochter hat's schließlich doch durchgehalten. Und Bertha? Wir ver­laffen fie als Stellnerin in einer Animiertneipe. Im Laufe der Zeit hat sich bei ihr eine Leidenschaft für füßen Liqueur entwickelt! Schade Der Schnaps verdarb ihr die Carriere. od do Es ist viel Gutes in dem Roman. Besonders die Gestalt der Mine ist lebensvoll, aber auch die übrigen Menschen treten plastisch hervor. In einzelnen Scenen stedt padende Kraft. Die beiden alten Reschkes beispielsweise, die ie einsam und verlaſſen in dem verarmten Steller figen, während ihre Kinder die eigenen schlechten Wege gehen,

jul Das tägliche Brotegit man nicht so leicht. Andre Scenen find gleichwertig. So

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( Clara Biebig.) egingo SHE

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Es ist ein ernstes Buch, das Clara Biebig geschrieben hat. In breit angelegter Weise in zwei Bänden behandelt es die Echicksale zweier Dienstmädchen, die vom Lande nach Berlin kommen. Die eine ist eine stämmige, handfeste Berson- Bauernblut, Bauern plumpheit, Baueritüchtigkeit. Die andre ist die Tochter einer Hebanime und eigentlich nur von ungefähr in das Dorf verschlagen, aus dem sie stammt. Sie wurzelt nicht im Boden. Ich glaube, es ftedt etwas 8igeunerblut in ihr, etwas Komödiantentum, viel leicht na, ich will ihre Mutter nicht verdächtigen, Sie( die Tochter) ift tokett und putsüchtig, fie ist aber auch hübsch und hat Ge­Ichmack. Sie versteht dem armen Fähnchen, das sie trägt, immer inen Stich ins Reizvolle zu geben. Braktisch ist sie auch. Der Beruf

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die Hochzeit zwischen Mine und ihrem Gymnafiaften, wo der Ches mann drauf und dran ist, sich bereits am Hochzeitstage mit der hübsch gepuzten Bertha zu vergeffen. Daneben läuft dann manches, das bedenklich stimmt. Es steckt so viel Hast in dem Buch, zuviel nervöses Vorwärtsdrängen, zuviel erregte Unruhe. Ich brauche der Verfasserin nicht zu sagen, daß Ruhe, Ruhe und wiederum Ruhe eine Bedingung der epischen Kunst ist. Nehmen wir ein Beispiel. Das vierzehnte Kapitel beginnt mit dieser Schilderung:

Möbelwagen ziehen noch am dunklen Abend durch die Straßen, und dann wieder am Morgen früh, wenn's auch kaum hell ist. Kältender Sprühregen stäubt nieder, und in den geöffneten Haus fluren laffen breite, schmuzige Stiefel breite, schmutzige Tappen zurüd. Schlechtes Wetter ist's zum großen Bichtag.i