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einem heftigen Durchfall befallen, und in dem Stuhlgang befanden| besuchte, war daselbst der Verkauf von Bier und alkoholhaltigen Ges sich natürlich die verschluckten Bacillen in reichlicher Anzahl vor. Bei tränken streng verboten; d. h. nach dem Gesetze und auf dem Papier, ber Beschreibung des Experiments und feines Bustands meinte denn ungeachtet der schärfsten Vigilanz, die besonders von der für Bettentofer launig, viele seiner Kollegen würden behaupten, er das Wasser schwärmenden Weiblichkeit geübt wurde, fand ich ohne habe eine echte Cholera durchgemacht, aus teinem andren große Mühe eine Anzahl von den Bürgern start frequentierter ge= Grund, als weil in seinem Stuhlgang Komma Bacillen mütlicher Stübchen, in denen es einen guten Tropfen zu trinken gab borhanden gewesen seien; mit demselben Recht aber könnte und außerdem verkauften die zahlreichen Apothelen recht gern einen man auch behaupten, wenn er Pflaumenkerne verschluckt hätte und Whisky, Brandy usw., wenn man sagte, man brauche ihn aus fich in seinem Stuhlgang Pflaumenterne zeigten, daß er an der Gesundheitsrücksichten". Mit der Zeit merkten nun auch die Pflaumenternkrankheit litte. Abstinenzler, daß das lasterhafte Trinken auf diese Art nicht

An dieses namentlich bei dem hohen Alter Bettenkofers doch sehr auszurotten sei; die Frauen sahen ihre männlichen Angehörigen gewagte Experiment schloß sich eine lange Diskussion der Hygieinifer nur Zu oft den bekannten Bidzadweg nach Hause ein­an; harmlos ist der Komma- Bacillus ganz sicher nicht, wie ja gerade auch schlagen und da sie glaubten, daß der Reiz der Heimlichkeit dieser Versuch bewiesen hat; damit er aber mit ganzer verderblicher Kraft die böse Unfitte nur fördere, beschlossen sie kurzerhand, den wirke, dazu ist sicherlich eine Disposition( Veranlagung) der betreffenden entgegengesetzten Weg einzuschlagen und den schlimmen Rum­Berson nötig, in deren Darm er gelangt. Dagegen ist feineswegs Teufel" fich selbst töten zu lassen. Es wurde ein Gesetz erlassen, festgestellt, ob er durchaus erst durch den Boden gegangen sein muß, demzufolge das Alkoholverbot aufgehoben und jedem gestattet wurde, um seine vergiftende Kraft zu erlangen. Jedenfalls trifft Bettentofer eine Kneipe aufzumachen, wo und wie es ihm beliebte, und man mit seinen Gegnern in der Forderung guter Wasserverhältnisse als ging sogar soweit, von jeder Schanksteuer( und die war hier sonst vorbeugender Maßregel durchaus überein. Wie wichtig, diese sind, gepfeffert!) abzusehen. Alles war frei und den Trinkern offen, nur hat gerade auch die letzte Hamburger Epidemie gezeigt. war eine leine Nebenbedingung dabei: erwischte nämlich die Die Hamburgische Wasserleitung führte unfiltriertes Elbwasser Polizei oder das Vigilanzlomitee auf offener Straße einen und in Hamburg   ertrantten boll je tausend Einwohnern aus einer solchen Wirtschaft Kommenden, der sich des rechten dreißig; als in Altona  , bon Hamburg  er gesonderte Wegs nicht mehr bewußt war, so sollte stante pede Stadt gar nicht zu betrachten ist, war eine Wasserleitung mit gut eingesperrt und gleich dem Wirt, der ihm den letzten Tropfen filtriertem Elbwasser vorhanden, und hier erkrankten von je tausend verkauft, sehr streng bestraft werden. Von diesem Baragraphen Einwohnern nur vier. Ja, mitten in Hamburg   selbst blieben einige versprach man sich großen Erfolg, aber wie wenig kannte man die Anstalten mit je einigen Hundert Bewohnern, welche nicht an die paffionierten Trinker! Als ich unlängst wieder einmal in Charlotte Wasserleitung angeschlossen waren, sondern eigene Brunnen hatten, town weilte, da blühte das Wirtsgeschäft herrlich und nur die von der Seuche vollständig verschont. Apotheker machten ob der verlorengegangenen Kundschaft ſaure Gefichter. Freilich, die Wassergesellschaft sah auch ziemlich verblüfft, daß fich kein Mensch an die strenge Strafklausel kehrte, sondern frisch und freudig alltäglich offen zur Kneiperei ging; erfordert doch das Salzwasser- lima eine weit träftigere und reichlichere flüssige Stärkung als das Inland- Klima. Nun sind die Alkoholfeindinnen ratlos und wissen nicht, wie sie den Männern das Trinken doch noch abgewöhnen könnten.­

das

Bettentofers unausgefeßten Bemühungen ist es zu danken, daß die Aerzte sich fort und fort an die Behörden wandten, um auf die Wichtigkeit der vorbeugenden Hygiene aufmerksam zu machen, so daß im preußisch- deutschen Militärstaat wenigstens einige Mittel hierfür aufgewendet wurden, wenn auch lange nicht der Wichtigkeit der Sache entsprechend und gar nicht zu vergleichen mit dem, was für die Vergrößerung des Heeres und was zur Erhaltung der Junker ausgegeben wird.

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Einwohner.

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Zur Diätetik des Tanzens. Der Arzt und Hygienifer Ganz besonders anregend mußte Bettenkofer natürlich an der Profeffor Dr. Gustav Jäger( der sogenannte Wolle" Jäger) Stätte feines unmittelbaren Aufenthalts in München   wirken. Hier hatte giebt in einem Aufsatz im Stuttgarter Neuen Tagebl." Winke zur sich ihm ja im Anschluß an die Cholera- Epidemie von 1854 die Diätetik des Tanzens. Er schreibt u. a.: Was bei der Beobachtung Ueberzeugung aufgedrängt, daß die Verunreinigung des Bodens in der Tanzenden am meisten auffällt, ist, daß die Tänzerinnen den erster Linie zur Verbreitung der Krankheit beitrage. Energifch nahm Tänzern nicht bloß an Tanzlust, sondern auch an Tanzfähigkeit, er den Kampf um die Reinigung des Bodens auf, um so energischer, namentlich aber an Ausdauer ganz entschieden überlegen find. Zum als seine und die Untersuchungen seiner Freunde zeigten, daß auch Teil ist das begründet im Körperbau. Das Mädchen hat einen ver­der Typhus München   war geradezu berüchtigt als Typhus   hältnismäßig viel Kleineren, also auch leichteren Oberleib als der nest" feine beste Verbreitung durch die Verschmußung des Bodens Mann, und der Oberleib ist beim Tanzen das Gepäck. Nebst dem Leib finde. Welchen Erfolg die Bemühungen hatten, ist be= fannt; feitdem München   die Schwemmtanalisation, Quellwafferit es aber auch das Kleid. Wer von diesem etwas versteht, begreift, daß Versorgung und ein Central- Schlachthaus besigt, ist es aus einer die Tänzerin in ihrem hellen bis weißen Kleid dem Jüngling in seinem Versorgung und ein Central- Schlachthaus befigt, ist es aus einer schwarzen Leichenbitteranzug weit überlegen ist, und ein andrer der ungesundesten zu einer der gesundesten Großstädte geworden. Vorteil ergiebt sich aus der Beinkleidung. Das weiß ja gerade jeder Die Sterblichkeitsgiffer, welche noch zu Anfang der siebziger Jahre Radler und Bergsteiger, daß man in Schuh, Strumpf und Kniehofe 40 auf je 1000 Einwohner betrug, ist seitdem ständig herabgegangen weit leistungsfähigere Beine hat, als in den langen, unten offenen und betrug in den Jahren 1896 bis 1898 nur noch 24 auf je 1000 Ofenröhren, deren Nachteile ja den Radler zwingen, fie mit einer Spange zu verschließen. Dieser Vorteil wird durch das Frauen­atlich etwas vermindert, aber nicht aufgehoben. Daß der Unterschied in der Kleidung eine solche Rolle spielt, zeigt sich darin, daß, bei Kostümbällen, wo beide Geschlechter in Bezug auf diese ztvei Punkte weit gleicher sind, der Unterschied in Ausdauer und Beweglichkeit auch lange nicht so auffällig ist als beim gewöhnlichen Ball. Ein letzter und sehr schwerwiegender Grund liegt in dem Unterschied dessen, was die verschiedenen Geschlechter genießen. Daß Biergenuß die Glieder erschwert, braucht man doch wohl nicht erst zu sagen, und daß die Wirkung des Tabakrauchens in gleicher Richtung liegt, dürfte wohl auch bekannt sein. Und was genießen die Tänzerinnen? Zucker und immer wieder Zucker mit Gefrorenem, Limonade, Zuckerwasser, Backiert, Bonbons usw. Und was ist die Folge? Die Kutscher wissen das längst. Wenn man ein Pferd immer wieder zu neuer Leistung weit über das gewöhnliche Maß und Dauer befähigen will, so darf man ihm nur von Zeit zu Beit wieder eine Hand voll Bucker geben. Das ist beim Menschen fauler wird, tanzt die Dame, dank ihrem Zucker, bis in den Morgen genau so. Während der Jüngling vom Bier- und Tabaksdusel immer hinein mit ungetrübter Ausdauer.

Man sollte meinen, solche Bestrebungen wie die Bettentofers könnten nirgends auf Widerstand stoßen. Aber es existiert in unsrer Gesellschaft eben eine Klasse von Menschen, deren in Mark und Pfennigen ausdrückbares Interesse dem der Gesamtheit durchaus entgegengesetzt ist: die Hausbefizer. Diese setzten den Bestrebungen Bettentofers einen gähen Widerstand entgegen. Als ein Beispiel des Unverständnisses führen wir die bittere Klage eines Haus besizers über eine Verordnung an, nach der die Abtritt gruben cementiert werden mußten. In seinem neuen Hause laufe die cementierte Grube alle paar Monate über und müsse entleert werden; in seinem alten Hause habe er die Grube 20 Jahre lang nicht zu räumen brauchen, und nun solle er sie dort auch cementieren! Bettentofer bemerkte zu dieser Klage, daß man daraus ersehen könne, eine wie ungeheure Menge von Unrat der grobkörnige Boden Münchens   zu schlucken vermochte. In schwerem Kampfe also gegen Habsucht und Unverstand wurde die Affainierung( Geſundung) Münchens   durchgesetzt. Es ist dies ein Stück socialen Kampfs. Auf diesem Gebiet, auf welchem der Einzelne ohnmächtig ist, muß die Gesamtheit eintreten. Indem fie dies thut, wird sie sich ihrer socialen Aufgaben mehr und mehr bewußt und leistet bereits ein gutes Stück Arbeit für eine zufünftige bessere Gestaltung der gesamten Gesellschaft. Die Männer, die hier voran stehen, dienen so der socialen Entwicklung in hervorragender Weise, und deshalb wird auch allen voran der Name Pettentofers stets in dankbarer Erinnerung genannt werden.

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Bt.

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Aus dem Tierleben.

uns

Aus dem Geistesleben der Vögel. Wenn man sich einem brütenden Kiebigweibchen nähert, so fliegt es auf und umflattert, zugleich mit dem Männchen, den Ankommenden mit Tautem Geschrei. Dem gewerbsmäßigen Eiersammler, der diese Ge­wohnheit kennt, dient sie zum Auffinden des Nestes. Aber nicht immer macht es der Kiebitz so. Er übt vielmehr, wie M. Bräß in feinem Buch: Unfre gefiederten Freunde" erzählt, oft gerade den entgegengesetzten Kunstgriff aus, von der Niftstelle wegzuführen. Auf das ängstlichste umfliegen und Die Klugen Frauen von Charlottetown  . Aus Montreal   umschreien uns die Vögel, wenn wir noch weit von der Niststelle wird der Frtf. 8tg." geschrieben: Den Teufel durch Beelzebub aus- entfernt sind; je mehr wir uns aber zufällig derselben nähern, unt zutreiben, das war die schöne Absicht der Frauen und Wasserfanatiker so ruhiger werden fie, so daß der Ünerfahrene oftmals furz vor in dem kleinen Charlottetown   auf Prinz- Edward- Insel  , Canada  . dem Neste wieder umkehrt, in der Meinung, die eingeschlagene Leider ist aber der Versuch bis heute, wie vorweg bemerkt sei, fläg- Richtung habe ihn von dem Ziele seiner Wünsche entfernt: eine lich mißglückt. Als ich im Jahre 1896 die Stadt zum erstenmale Igeradezu verblüffende Schlauheit, die wir oft mit Vergnügen an den

Kleines Feuilleton.