Anterhaltungsblatt des Vorwärts
Str. 33.
Freitag, den 15. Februar.
1901
( Nachdruck verboten.)
die Spur seiner Thaten zu verwischen. alles unterschlagen, wie ich höre?"
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Und Ihnen hat er
Der Raffl vom Hollerbräu. 83] Roman von N. von Seydlik.
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Alle Leute im Hause waren fremd; Kastl fuchte vergebens die bekannten Gesichter; er meinte im Gärkeller und um die Sudpfanne die bekannten Stimmen tönen zu hören, aber da hantierte ein neues Geschlecht. Er trat ins Comptoir ein: auch da alles anders, feiner, eleganter, hübsche Gitter schieden die Arbeitenden vom Bublifum. Staftl sah scheu nach dem dritten Bẞult links, als fönne er den da wieder finden, den er jegt so bitter verachtete; aber auch da war ein andres Gesicht, und dies eine von den vielen fremden Gesichtern war das einzige, das ihm gefiel, es war eben nicht Ringelmann!
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Der Verwalter, der ihn mit gefälliger Behaglichkeit umher führte, als ob er ein alter Freund des Geschäftes sei, brachte ihn zulegt hinüber ins Bierstübel.
Da war alles beint alten. Eisenstangen quer durch den Raum, immer noch unerklärlich. Plafate, der Ofen, die Tische, ja auch ein paar Beinkleider am Nagel neben der Thür; gerade wie früher; sie machten den Eindruck, als seien sie feit Jahren dort vergessen worden.
Herr Hegebart, verfosten Sie jetzt einmal unser Gebräu. Wenn was daran fehlt, dann ist's, weil wir Sie diese Jahre entbehren mußten, Herr Hegebart!"
Und der Verwalter sette zwei Gläser, die ein junger Bursch hereingebracht, vor Kastl hin und behielt cins davon zum Anstoßen in der Hand.
Kastl dachte, die behandeln mich just wie einen Fremden; g'hört hätt sich's, daß s' mir den Trunk im Lagerfeller oder im Comptoir borsetzen. Aber er hob das Glas, sah prüfend durch und nahm einen Zug davon.
Kastl sprach eine Weile nichts. Dann sagte er: Bin ihm doch dankbar. Hätt' nix gelernt, wann er net da g'wes'n wär. Und jez' red'n mer vo' was anderm."
Der Verwalter ehrte die feine Zurückhaltung und trank aus.„ Noch einen Schluck, Herr Hegebart?"
.I dank schön. I trink net viel. Und gar auf d' Nacht trint i fein'n Tropfen.- Weiß net, aber' 3 Bier hat mer früher besser g'schmeckt. Brauen will i, so viel als d' Leut mög'n. Aber trink'n- na!"
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Ah! Und das Bier ist doch so herrlich. Giebt's denn einen schöneren Trunk? Sie thun so alt und sind doch noch so jung. Und alte Leute trinken eh noch mehr. Aus'm Faß in die Maß, heißt's, und mit der Maß mach Di naß!"
Kastl lächelte zu dem Spruch.- Früher," sagte er dann, hab i ja manches Mal an Rausch g'habt. Aber da drüber bin i weit naus. Wünscht, i fönnt was anders wie brauen, daß i amal wieder a rechte Freud an d'r Arbeit hätt."
Ja, Herr Hegebart!- Wenn Sie' s Brauen aufgeben, wer soll dann noch brauen mögen? Sie, dem alles immer so gut von statten gegangen ist?!- Gehn S'her,- das sind so melancholische Zuständ' von den G'schichten her, die S erlebt haben. Das giebt sich wieder!- Was wetten wir wenn Sie erst wieder in einer tüchtigen Arbeit drinstecken, kommt die alte Freude auch wieder; die Freude an der Arbeit und am Leben. Und an einem guten Trunt!" na Wünscht, es wär so. Aber da fehlts weit!"
Na! ein Plätzchen zur Arbeit findet sich wohl noch." Wüßt kaum wie und wo?- Gesezt den Fall, i krieg Arbeit; was wär's denn nachher? Mehr als zum Bräumeister bring i's auf dem Weg net."
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Allerdings, Herr Hegebart," sagte der Verwalter dazwischen, mehr könnte Ihnen so schnell niemand anzubieten haben." Er hatte eigentlich dem bewährten Mann einen solchen Vorschlag machen wollen, und war etwas verwundert, daß dieser voraus merken ließ, das sei ihm nicht genug. Was wollte denn der besiglose Mensch mehr, als eine brillant honorierte Bertrauensstellung?!
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Wie er das Glas anfaßte, die ganze Hand frumm gebogen. den Henkel umklammernd; wie er es leicht seitwärts hob, den Schaum ansah und dann durch die klare braune Flut gegen Fenßer blickte, als zählte er rasch die Perlenreihen, die darin anfstiegen, wie er es dann langsam zum Mund führte, der sich dem Glasrand entgegen unterm Schnurrbart öffnete; Na ja, und sehn S. Herr Verwalter; wenn man wie er dann das Naß einschluckte, als sei es bittere Arznei; schon a paar Jahr so beinah auf eignen Füßen gestanden wie er das Glas hinsekte und sich den Bart strich nachher wieder sein Brot von andren vorgeschnitten dankenvoll übers Gefäß hin nach dem Tisch sehend, das erhalten... waren alles Momente aus der Thätigkeit eines Sachfenners Das mag im ersten Augenblick unangenehm erscheinen, ersten Ranges. - obgleich ich nicht wüßte, wenn ich jetzt an Fhrer Er stüßte dann die Ellbogen auf den Tisch., faltete die Stelle wäre doch genug, das Unangenehme verliert Finger und fuhr mit der Zunge nachkostend links und rechts fich; und vor allem gestatten Sie mir die aufrichtige Beam Schnurrbart hin. Dann schwieg er und nickte ruhig, merkung, daß hr bisheriges glückliches Freiheitsgefühl doch Der Verwalter beobachtete ihn.
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nur eine Täuschung war. Sie sind um alles betrogen worden; verklagen Sie jetzt einmal die Ludwigsbrauerei um Ihren rückständigen Gehalt: Die zahlt nie; denn sie hat alles bezahlt, mur Ringelmann hat Ihnen alles unter der Nase weg. gestohlen. Darum heißt's da ganz einfach Schwann drüber! Und von neuem anfangen."
.Daß mi wieder einer betrügt!"
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reut mich, daß Sie im allgemeinen" Wen habt Ihr denn jetzt zum Obermälzer? Obacht geben, daß' s Malz net zu glasig wird." • Ja das ist unsre neue Darrvorrichtung." Und nun ging das Gespräch in Einzelheiten. Auch draußen am Malz Nuu Herr Hegebart, es giebt doch noch ein paar flofter" war viel umgebaut worden. Der neue Lagerkeller Menschen, die anständiger sind als jener Verbrecher, denk' war dicht daneben aus dem Berg ausgehoben worden, und ich. Und außerdem dürfte Ihr Schaden Sie doch klug geder Verwalter gestand unter vier Augen in kameradschaft macht haben. Sie werden von jezt ab Ihre Einkünfte selbst licher Art, daß troß der unsinnigen Kosten dieser Bauten verwalten" doch die Absicht bestehe, den Gasteigkeller dazu zu kaufen-„ Ob i dees jemals zammbring? Von so Sachen versteh wenn, was ja zweifellos fei, die Ludwigsbrauerei jegt einginge. i ja nir weniger wie a Kind!" Er meinte, Mindelheimer würde froh sein, aus dem Unglück Dann lernen Sie's sich mit der Versicherungssumme zurückzuziehen. Das brachte Brauen will ich, sag i! Nir weiter. Und für's andre die beiden auf das Thema Ningelmann, und hier lernte muß mir an chrlicher Mensch zur Seit'n stehn, der's für mi Kastl erst den eigentlichen Zusammenhang erkennen. Denn macht. Aber au ehrlichen Menschen finden! An Freund, in seiner Unschuld hatte er an dem Ohm absolut unbegreiflich an echten! Dees is d' Hauptsach, und sehn S', da werd'n gefunden, warum der zum Schwindel und zum Verbrechen S' lach'n; aber i waß im voraus, i find' fan'n. Ja ja, schon gegriffen hatte, wo doch alles so gut ging. au'n, der's net stiehlt. Aber da derzwischen, und an wahren Schulden hat er gehabt tie a Major, Herr Hegebart, Freund, da is' s weltveit, und daß i so alleinig das dürfen Sie sicher glauben. Das datiert schon von bin, dees is' s, was mi schier niederdruckt." Lange her; die Last wälzte sich fort und fort durch die Solches Mißtrauen, diese Zaghaftigkeit, Bücher, durch die Jahre. Dazu tamen fostspielige Neigungen, sich schon wieder. Und von jetzt ab sollen Sie es ja mit Leichtsinnige Spekulationen endlich dachte er wahrscheinlich Geschäften ersten Ranges zu thun haben, da werden Sie andurch den einen großen Schlag alles glatt zu machen, und ständigere Leute finden. Und Ihre Vereinsamung kam doch
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- die verlieren