-
181
Gerade jetzt fiel ihm ein, wie die erste Zeit hindurch diese Stille ihn befremdet hatte. Er hatte sich früher, wenn er Brauereien sah, diese großen Häuser voll emsig schaffender Kräfte gedacht, wie eine Fabrik; hundert Hände, dachte er, regten sich da im engen Gedränge, zwischen den Geräten und Maschinen.
gegen den
drangen Zischlaute hervor und feine Kleine Wölfchen ent- zufrieden den heurigen bessern Stoff. Zuletzt, gegen den schlüpften den Verschlüssen. Sonst war alles still und öde. Herbst, legte die Kunstakademie auf den Keller Beschlag: es Diese Stille und Dede war es, die ihn auch im Grunde galt das Jubiläum eines gefeierten Meisters der Malerei. oft befiel wie ein Alp. Kastl, der von früher her noch eine kleine Neigung für Kunst und Künstler in sich herumtrug, traf hier zum erstenmal mit dem schaffensfrohen Völkchen der Künstler zusammen. Er staunte gewaltig ob der ungeheuren Zurüstungen, der in Windeseile zusammengepappten Riesenstatuen, der Guirlanden enormer Papierblumen, der farbenstrahlenden Draperien, die kühn um Bäume, Latten, Schnüre und Gaslaternen ge Wie war das aber anders gewesen, mun er's von innen schlungen, Zelte und Thronhimmel im bunten herbstlichen fannte! Die ungeheuren Lasten, Materialien, Vorräte, die Laube hervorzauberten. Maschinen, Bottiche, Pfannen und Lagerfässer, alles war Unter den wimmelnden, herbeischleppenden, nagelnden, bedient und besorgt von wenigen, eifrig aber einzeln und pinselnden, rufenden, lachenden und trinkenden jungen Leuten, wortfarg ihres Amts waltenden Leuten. Er wußte jegt, daß ging ihm das Herz auf. Lächelnd murmelte er:„ Die vernicht mehr Hände nötig waren; er sah auch, daß Maschinen- stehn's. Herrgott, is das a Leben. Dees müssen glückliche arbeit inimer noch mehr Hände überflüssig machte. Aber er Menschen sein, die Maler!" Er, der Unermüdliche, hatte erinnerte sich noch recht gut seines ersten Eindrucks: Wie Freude am unermüdlichen Schaffen dieser fremden, heiteren, machens die paar Leut' nur, mit all der Arbeit fertig zu lauten Welt. ( Fortsetzung folgt.) werden?"
-
-
-
"
Sonntagsplandevei.
ersten Zeit hatte den Lärm, ins Gewimmel des Stadt anpassung. Es giebt Tiere, die sich in ihrer Art genau ihrer lokalen
-
-
Und die beklemmende Dede und Stille hatte es ja im Laufe der Jahre auch ihm genugsamt angethan. In der es ihm freilich oft einen Riß gegeben: einmal, in lebens, austoben! Aber solche Anwandlungen waren später verftummt, und den Rest hatte die Jar draußen am Zaun hinter der Mälzerei ihm ausgewaschen. Jetzt war er im Denken und Fühlen der nüchterne, ruhige Mann, wie der Brauer sein foll; phlegmatisch nennen's die Leute; und wer's ist, dem wird die Wange gelb und der Leib gewinnt an Umfang mit den Jahren, trotz Arbeit und gelegentlicher Sorgen.
-
Ansehen, und die Aktien stiegen.
Der fleißige Bräumeister aber, wenn er tagsüber scharf in die Winkel gespäet und alle Arbeit genau kontrolliert, fette fich abends nicht zum Tarock oder zum langausgedehnten Trunk, sondern er zog seine Schreiberei hervor und begann an dem schweren Stück Wissenschaft zu lernen, was er für nötig erfannt. Er lernte Buchführung und erwarb mühsam die lang vernachlässigten kaufmännischen Kenntnisse.
Die Darwinisten arbeiten viel mit dem Begriff der SchußUmgebung anpassen, die sich scheinbar aus der Zoologie in die Botanik begeben, um ins Reich der Pflanzen eingeschmuggelt den Gefahren zu entwischen, die der Tierwelt drohen. So hören wir von Schmetterlingen, die genau wie ein Blatt aussehen, von Seetieren, die einem Schlinggewächs gleich geformt find, von Faultieren, die an den Bäumen des Urwalds hängen wie die struppigen Bartflechten.p
Auch im politischen Leben wird von der Schuganpassung reichlich Gebrauch gemacht. Und zwar sind es gerade die Raubtiere der Gesellschaft, die zu solcher List ihre Zuflucht nehmen, es sind zudem wunderbarerweise unsre Frommen, die durchaus nicht vom Affen abstammen wollen und die doch von den Darwinistischen Kniffen Nutzen zu ziehen suchen.
-
Mit einem refignierten Seufzer unterbrach er endlich sein Sinnen und ging an die Arbeit. Und diese war jetzt nicht leicht. Es lag eine Quantität Hopfen vorrätig, die auf drei Jahre gereicht hätte; Kastl war aber mit der Qualität unzufrieden und wünschte neue Zufuhr; sofort war das bewilligt trotz der hohen diesjährigen Preise, für die man des politischen Lebens, die höflich von Schuyanpassung reden, Die vergangene Woche gewährte den Darwinistischen Erforschernr vor zwei Jahren das Doppelte hatte haben können. Der während der volkstümlichere Begriff Humbug auch den Sachverhalt Obermälzer geriet in Ungnade; sofort ward in der Stille genügend kennzeichnen würde, eine gehäufte Gelegenheit zu er nach einem andren geforscht. Sogar kleine Umbauten wurden giebigen Beobachtungen. Die Veranstaltung des Bunds der Lands auf Hegebarts Vorschlag fürs Frühjahr vorgesehen. Kurz, wirte zeigte die politische Schutzanpassung als Massenerscheinung. Kastl dominierte. Er wandelte durch die Hallen wie der Die preußische Herrentaste, deren Macht historisch aus der ers lebendig gewordene Begriff des„ Prestige". Wo er zugriff, barmungslosen Bertretung der Bauern erwachsen ist, die Junker, Gewalt und die verachtende Mißgedich alles, und das Untaugliche gohr aus, wie Unreinig denen der Wille zur aller Handlung Menschenrechte die feineren Triebe überDer Hollerbräu hob sich im wuchert, erschienen wie schon seit Jahren bei feierlichen feiten in der gärenden Würze. Gelegenheiten in dem schlichten Gewande des Bauern. Da gab es keine Grafen und Freiherren mehr, keine Rittergutsbesitzer und Majoraisherren, alle waren sie nur brüderliche Bauern gleich den maßgebenden Frommen, denen das Christentum auch immer nur eine Schußanpassung zur Täuschung über die antichriftlichen Juftinkte war und ist. Und diese Schein- Bauern sprechen auch nur in Begriffen, die sich zur Wehr vermummt hatten. Sie verlangten nicht etwa, daß ihr Schuldbuch vernichtet werde, daß ihre historischen Verdienste um das Gemeinwohl durch eine erhöhte, aus der Arbeit des Bolts erpreßte Staatsrente belohnt würden, nein, fie sprachen fromm und vaterländisch von dem Schutz der nationalen Arbeit. Sie proflamierten nicht den Grundsatz, daß der König dazu da sei, ihremt Willen Werkzeug zu sein vielmehr erschienen sie in der Schutzanpaffung des tiefften monarchischen Gefühls. Sie erklärten nicht, daß es des Lebens höchster und edelster Sinn sei, irdischen Genüffen die materiellen Mittel ihrer Ermöglichung zu schaffen, und sei es durch Gewalt, bewahre! Diese Banern wollen nichts, als in erhabenem Idealismus schwelgen, sie heischen und feilschen im Namen Gottes, es ist ihnen ordentlich peinlich, daß bei solchen lauteren und idealistischen Bemühungen zufällig auch flingender Lohn an ihren heiligen Händen fleben bleibt; was sie wirklich erstreben, ist ja nur die neigennügige Förderung des Vaterlands und des Volks. So reden sie auch nicht von Latifundien, die sie ausbeuten, sondern sinnig, gemütvoll und bescheiden von der Scholle, die sie mit keuscher Leidenschaft und opferwilliger Hingebung lieben. Aber selbst in der bäuerlichen Schutzanpassung fühlt sich die stolze Sippe nicht mehr sicher genug. Und so sprach denn dieser Tage im preußischen Abgeordnetenhause der Doktor Heydebrandt von der Lasa das gewaltige Wort aus: Die Agrarier sind doch auch schließlich Arbeiter.
Roßberger war ihm gern dazu behilflich, und mit diesem schloß Hegebart nach und nach eine Art angenehmer Freundschaft.
So ging der Winter herum, wie schon so mancher von ihm zwischen Bottich und Pfanne bergangen war. Durch Roßberger und ein oder zwei Bekannte von früher fam Kastl einigemale in die Lage, gesellige Vergnügungen mitzumachen; besondre Freude hatte er aber nicht daran. Noch mehr widerte ihn jedoch der Lärm großer Bierfeste an, wie des HofbräuBocks, der in den neuerbauten Centralsälen orgiastisch vor sich ging. Raftl begriff nicht, wie er früher an so etwas Gefallen gefunden hatte. Als er gar die gebrüllten Gassen hauer wieder vernahm, das Gejohle und Gläserstampfen, wurde es ihm eng und unheimlich, und er schlich von dannen.
Das Frühjahr brachte den Ankauf des Gasteigkellers, und damit wieder neue Arbeit. Für den Sommer war, wie ehedem unter dem Regiment des verschwundenen Ludwigsbräu, eine ununterbrochene Reihe von Konzerten und Kellerfesten vor gesehen und wurde programmgemäß durchgeführt. Dazu kam, bei Man stelle sich vor: Diese übermütigen Sprößlinge uralter der steigenden Beliebtheit des guten Stoffs, der Entschluß ver- Herrengeschlechter, deren größter Stolz es ist, noch vor den Hohenschiedener Festkomitees, ihre Veranstaltungen im Gasteigfeller ab- zollern in Ostelbien geherrscht zu haben, diese auserwählten Menschen zuhalten. Aerzte, Naturforscher und andre große Körper- einer nach des Himmels ewigem Ratschluß bevorrechteten Raffe, die schaften hielten unter Böller, Musik, Fahnenwehen und sogar den Anspruch auf eine andre, vornehmere Färbung des Bluts erheben, diese geborenen Helden und Halbgötter , deren Phantasie bengalischen Flammen ihre biergetauften Verbrüderungsfeste fich an graufigen Wappentieren genährt hat sie stellen sich auf draußen ab; politische Parteien veranstalteten Feierlichkeiten einmal als Arbeiter vor, als Anhänger jener verachteten Menschenund Tausende von Litern wurden geleert. München rechnete laffe, die nur den natürlichen Beruf hat, in Mühsal und Not sich den Gasteigkeller zu seinen Hauptbrennpunkten und erwog für die Herren zu Tode zu quälen, die rüdfichtslos bekämpft
-