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werden, wenn ihnen der Gedanke Gedanke ihres gleichberechtigten p" O ja, und wenn De meinst.. Menschentums erleuchtend in das dumpfe Dasein dringt, und ich hab' auch noch' n ganzen Haufen die mit Hohn und Sieb zurückgewiesen werden, wenn sie begehren, trag' ich nachher zu' n Lumpenfrigen an der üppigen Tafel des Lebens teilzunehmen. Da kommen plög - wieder raus." lich die Herren und begehren kein andres Adelsprädikat als die Auerkennung, daß auch sie zu den Barias gehören.
Es liegt nicht nur eine unerschöpfliche Berlogenheit, nicht nur unwürdige Lift in der proletarischen Schußanpassung des Junker tums, sondern auch die Feigheit eines Schwächegefühls, das in der fleinen Zahl der Herrschenden und in der Masse der Unterdrückten begründet ist. Die Herren haben erkannt, daß ihre Herrschaft auf einer Fiktion beruht, daß sie im natürlichen Wettkampf gar nichts find, und so müssen sie in dem demokratischen Zeitalter des allgemeinen gleichen Wahlrechts ihren Düntel und ihren Uebermut hinter die bäuerlich- proletarische Schußanpassung flüchten. Sie wollen den Weiterbestand ihres Herrentums erschleichen, indem sie unter der Masse zu verschwinden suchen. Es ist die moralische Kapitulation vor den Siegen der Zukunft, wenn das Junkertum ebenso mehrlich wie feig in das blaue leberhemd des Bauern oder gar in die Bluse des Arbeiters schlüpft. Sie wagen nicht mehr, sich selbst zu bekennen; sie verleugnen Name und Geschlecht und heißen fich nach denen, die sie vernichten, mißhandeln, haffen und fürchten. Aber die, an deren Aeußeres sich die Herren schüßend anzu passen suchen, legen so gar keinen Wert auf die neuen Gäste, die plöglich das Bedürfnis verspüren, in die Gesellschaft der Arbeiter aufgenommen zu werden. Sie weisen die Nachgemachten höhnend zurüd, fie selbst bedürfen keiner Schußanpaffung, fie genießen das sproffende Glück derer, die wissen, daß ihnen die Ferne gehört, fie dürfen sich selber geben, fie brauchen keine täuschenden Namen und gefälschten Begriffe: sie sind Arbeiter.
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Das war ein andres Bild, wie das im Cirkus Busch, als die Arbeiter Berlins , Männer und Frauen, in die Versanulungen strömten, um Brotest zu erheben gegen die Raubmaskerade jener agrarischen Bauern und Arbeiter". Das war tein ausgetüftelt insceniertes Schauspiel, keine Mummenschanzparade, das war die Wirklichkeit, die Wahrheit und das Leben. In den weiten Sälen drängen fich Kopf an Kopf die Arbeiter. Die Tische und die Stühle mußten hinaus, damit Platz gewonnen würde. Was thut's. Sie haben die Kraft und die Geduld, zu stehen. Von dem Podium herab redet ihr Führer. Es ist ein dürrer Stoff, den er zu bewältigen hat. Er reiht Bahlen, Thatsachen, kritische Erläuterungen, aneinander, nüchtern entwickelt er Ursachen und Wirkungen, sfizziert die Ziele und Mittel der Barteien, die politischen Wünsche und Strebungen, und wieder Zahlen, Vergleiche, Statistisches. Kaum gebraucht er hier und da eine lebhaftere Wendung. Das, was er vorträgt, wirkt ja durch sich selber. Es flingt alles so selbstverständlich, es hat die einfache harte Beweiskraft der Mathematik mur die verzerrende Lüge vermöchte an diesen zwingenden Folgerungen zu rütteln. Diese Wahrheiten schützen sich selbst, da bedarf es keines idealistischen Geschwäßes, durch das die rohesten Freibeuter des materiellsten Egoismus über ihr Wesen zu täuschen suchen, da brauchen nicht fremde Interessenten Heuchlerisch vorgeschoben zu werden, schwelgt man nicht in monarchisch- vaterländischen Spekulationen es genügt die Feststellung: das sind wir, das wollen wir, das ist die Wahrheit, und das ist unser Nechi!
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Die Menge im Saale hört still und sorgsam zu. Sie will nicht nur ihre politische Macht demonstrieren, sie will auch lernen, begreifen, ihr Wissen mehren und ihre Ueberzeugungen reifen. Die Boltsversammlung ist für sie Schule und Universität. Darum sind fie so schweigfam, scheinbar ganz ohne Erregung, als ob die Angelegenheit fie nur theoretisch interessierte, die doch ihre Existenz im Innersten trifft. Nur selten verraten leidenschaftliche oder auch Höhnende Zivischenrufe die verhaltene Gärung, aber in der brausenden Bustimmung am Schlusse bricht fich der Zorn, den die vernünftige Erfenntnis tlärte und schärfte, gewaltig Bahn. Die Arbeiterschaft hat den Kampf aufgenonunen wider die Frevler, die doch auch schließlich Arbeiter sind.
Die demagogische Demütigung hilft den Junkern nichts mehr. Die Einschleicher sind erkannt, die Schußanpassung war allzu stümperhaft. Die Auch- Arbeiter werden von den Arbeitern an's Licht gezerrt, und wenn dereinst gleichermaßen die Bauern es sich verbitten werden, daß ihre Unterdrücker ihren ehrlichen Namen mißbrauchen, dann hat die Verstellung ihre Kraft verloren und der Schädling ist aus dem legten Schlupfivinkel vertrieben. Joc.
Kleines Feuilleton.
bl. Am Stammtisch. Es war eigentlich leichtsinnig, fie wußte es ganz gut. Sie konnte aber doch nicht widerstehen, sie war zu müde und durftig. Leise zupfte sie ihren Man am Aermel: Du." " Na?" Er fah sie fragend an.
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„ Ich möchte. Nun da sie sprechen wollte, sank ihr der Mut von neuem. Sie brach ab, aber ihre Augen hingen begehrlich an dem Wirtshausschild, das drüben von der Ecke herüberwintte.
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Er verstand den Blick und lächelte unter seinem braunen VollWoll'n wir noch bei Müllern' ne kleine Weiße trinken?" Sie errötete über das ganze Gesicht; ihre Augen leuchteten: ach ja. aber..
,, lleber die zwei Froschens lommen wir auch noch weg, und ver dient haben wir se reichlich."
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" Sie zögerte wieder.„ Ich, altes Papier zu Haus, das denn habent ivir ja' s Geld
Na ja, also denn man los, Mutter!" Er gab ihr einen freundschaftlichen Schubs. Mit raschen Schritten eilten sie über den Danim nach dem Lotal. Es war leer darin, nur an dem großen, runden Stammtisch saßen ein paar Arbeiter. Der eine las die Zeitung, die beiden andern unterhielten sich. Die neuen Gäste setzten sich zu ihnen. Der Wirt, der hinter der Schenke hantierte, winkte ihnen zu:„ Na, Herr Neubert, spazieren gewesen?" Wohnungsuchen war'n wir," sagte die Frau an ihres Mannes
Statt.
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" Auch' n Vergnügen!" Der Wirt zog die Brauen hoch, er hatte die beiden Weißen inzwischen eingeschenkt, nun segte er sie vor den Gästen nieder und zog sich auch einen Stuhl heran.„ Haben Sie denn was gefunden?"
„ Nee!" Der Mann war zuerst mit dem Trinken fertig, er setzte die Weiße nieder und wischte sich den Schaum aus den Bart:" Heut überhaupt was zu finden
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Die ganze Ackerstraße sind wir abgelaufen," sagte die Frau, und denn die Bernauer, und bis rauf nach die Kastanien- Allee, da überall rum, es is ja aber nichts zu haben."
Große Wohnungen sind genug da," fügte der Mann hinzu aber fleine gar nich.
Nee, Kleine bauen se überhaupt nich mehr."
Der Arbeiter, der in der Zeitung gelejen, legte das Blatt bei feite und rückte zu den andren. Auch die übrigen wurden aufmerksam. Die feinen Lente find ihnen ja nich fein genug."
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Ne, je wollen bloß janz große haben."
Warum se nich überhaupt bloß an Prinzen vermieten?" " Das wär' n Geschäft!" lachte der Wirt.
Und dabei sind die Wohnungen so tener".-die Frau machte sorgenvolles Gesicht.
Können Se denken, Herr Müller, Stube und Küche in de Schwedterstraße hundert Thaler!"
„ Und auf'm Hof drei Treppen!" Ihr Mann sah von einem zum andern, als erivarte er einen Ausruf der Entrüftung.
Ich gebe noch mehr," sagte der Mann, der in der Zeitung gelesen hatte, hundertundzehne,' s Monat siebenundzwanzig Mark fufzige Pfennig."
" Für Stube und Küche?"
,, Nee, zwei Stuben, aber de eene is man bloß' n Loch ohne Ofen, und' n Fenster hat se auch man knapp, na zum Schlafen braucht man ja nischt nich zu sehen, und de andre ha'm wir verinietet."
„ Wenn wir man auch so eine kriegten, wo wir noch einen hinnehmen tönnten," sagte die Frau: s hilft doch immer an die Miete. Die in de Kastanien- Allee, die ginge dazu, weißte?" Sie sah zu ihrem Manne hinüber.
„ Die mit die große zweifenstrige Stube? Die sollte ja dreißig tosten' s Mouat!"
" Ja, aber wir könnten einen hinnehmen, sieh mal, wir könnten' n Vorhang hängen durch die Stube und in einem Teil schläfft Du mit die beiden Jungens und in den andern nehmen wir zwei Schlafburschen, und ich schlaf mit die zwei Kleinen in die Küche."
" Denn können wir ja man lieber die nehmen in der Danzigerftraße, die Parterre, die fost' ja nur zweiundzwanzig Mark, da können wir's auch so machen."
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Das is doch aber man' ne alte Werkstätte. Da ist ja der Boden mit Biegelsteine belegt fönnen Se denken mit Ziegelsteine" sie sah zu dem Wirt hinüber ,, und des zeigen se einem als' ne Wohnung." Und' n Fenster gegenüber' ne Schlächterei und der Pferdestall" fügte der Mann hinzu.
Die andren Arbeiter murrten: Ja, se denken, unsereinem können Se' s bieten."
" Wir sollten doch die in der Kastanien- Allee mieten"-sagte die Fran.„ Wir könnten ja auch drei zum Schlafen hinnehmen, denn kommt noch mehr zu."
Da nehmen Sie uns doch aber nicht." Der Mann pfiff durch die Zähne, wir haben ja doch vier Kinder."
" Kinder haben Se auch noch?" lachte der Wirt,„ na denn ziehn Se man zu Mutter Grün, dann friegen Sie in Berlin überhaupt nichts."
" Ja, Kinder haben darf man nich," die andren Arbeiter lachten, ,, dett dersen bloß de Berliner Hauswirte."
Möcht mal wissen, wo die selber hergekommen sind, die kind wohl gleich fertig vom Himmel gefallen?"
Ihre Mutter hat se aus' n Boom geschnitten, daher de villen groben Knoten."
Die ganze Gesellschaft lachte, auch die Frau stimmte mit ein. Ihr Mann schlug mit der Fauft auf den Tisch.„ Na, wenn uns teiner nich nehmen will, Mutter, denn zieh ich auf Schlafstelle. Du jehst in' n Dienst und die Kinder schicken wir auf Landarbeit, dann haben de Junkers auch gleich was von."
,, Und de Wirte wer'n de Kinder los."
Beitung.
" So möchten se's haben," sagte der alte Arbeiter mit der " Ja, so möchten fe's haben," stimunte der Wirt bei, dann stand er auf und füllte die Gläser von neuem.