Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Str. 40. Tommi( od dull si

Dienstag, den 26. Februari 1901.

( Nachdruck verboten.)

Dev Kaffl vom Hollerbräu.

40] Roman von R. von Seydlik.

Dann schoß Roßberger den ersten Schuß: So, zu den Stangelhubers wollen Sie. Hab gar nicht gewußt..."

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Nein; das net. Aufrichtig, ich dacht mir, Ihre Frau begleitet mi vielleicht. Ich wollt amal bei Frau Haas vorsprechen.

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Da soweit alles Eis gebrochen war, griff der Verwalter die Sache an der Wurzel an. Er faßte Kastl   beim Arm und sagte: th

Hegebart

geh'n S, Sie wissen eh, daß i' s gut mit Ihnen mein. Prost. Stoßen S'an, der Enzian is fein, - selber von der Wurzhütt'n am Spitzingsee g'holt. Und der Deifel soll's holen, i fann net anderscht, Hegebart, fag'n mer Du zu' nander! Gel'?!"

Da platte Frau Roßberger, in Hut und Mantel, ins Zimmer. Sie hatte sich gewaltig beeilt, denn sie wußte, daß zwischen den Männern jetzt der Kampf entbrannt sein mußte. Gerade fagte zum zehntenmal Kastl  : was is denn an der Frau, daß Ihr mir f' net vergönnt?"

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Wer vergönnt's Ihnen net, Herr Hegebart?" hi

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Ihr Mann. Und wahrscheinlich andre auch." ll nod Mei Mann?!" rief Frau Noßberger im lachenden Triumph, denn sie hatte eine große Starte in der Hand, die sie jetzt lustig ausspielte: Met Mann?! Ja, das will i Ihnen sagen. Der hat nämlich a andre Partie für Sie. Ja, a andre. A feine. A noblige. Eine, die ganz für Sie paßt."

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N

Aergerlich fuhr Roßberger auf: Na meinthalben, ja, i hab eine. Aber jetzt is fa Beit, davon zu redn. Jetzt hast doch keine Ohren für d' Vernunft. Amal später, Kastl  , da redn mer davo. Heut kann i nix machn, wo Ihr zwei mitsammen halt't. Heut is ausgeredt. Heut is ausgeredt. Pfüat Gott   mit­fammen."

Hegebart schüttelte die dargebotene Hand und freute sich, Und er eilte hinaus und ins Comptoir hinab, die beiden naiv wie immer. Denn nun, so meinte er, müsse der Freund im Zimmer lassend. Er hatte recht, jetzt war da nichts zu zu ihm halten. Aber da erlebte er's in der nächsten Sekunde, machen. daß Freundschaft und Mithalten zweierlei sind.

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Und Hegebart ging doch mit Frau Roßberger ins Hotel,

Na, und deswegen, Kastl   gel, Du erlaubst schon, wo Frau Haas mit ihren Bekannten, der Familie Huber, daß i Dich so nenn? heiß May also deswegen muß i wohnte. Er traf sie freilich nicht zu Haus. Aber er verab Der was fag'n.- Dees mit dem Weibsbild, mit der Haas, redete eine Wiederholung des Besuchs. davon laßt amal glei d' Hand."

Roßberger verlor aber keinen Moment. Des Abends noch Kastl   drehte sich halb herum und firierte den neuen Dub- fonferierte er mit dem Direktor Haslinger. bruder. Was denn?"

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Red'n mer doch deutsch   mitsammen. I weiß ja, daß- daß D' bis über d' Ohren verliebt bist. Aber zum Heiraten is f' für Di z' schlecht, und zu was anderm bist Du mir 3' gut, weißt, und meiner Frau verbiet i, daß f' Dir hilft zu so Sachen. Und damit is a mal Schluß." * Kastl   zündete sich gemächlich die Cigarre an und sah dann auf den Tisch vor sich. Keine Fiber zuckte äußerlich an ihm, aber in ihm wühlte ein böses, heftiges Zorngefühl. Na," sagte er endlich, das is halt Dei Recht. Ob Dei Frau zu mir halten darf oder net, das is gleich." Und dann atmete er tief auf und sagte ruhig und bestimmt:

Diefer äußerte sich zusammenfassend dahin, daß der Hegebart sie lieben mag so viel er will, aber heiraten wird er sie doch nicht, dazu ist er doch zu gescheidt. Und wenn nicht, dann muß die Frau eben fort von hier, je eher, je besser."

Das war ganz schön, aber wie? Aus der Stadt verjagen konnte man sie nicht.

Aber andres iourde beschlossen. Haslinger gab eine Ge­sellschaft. Hegebart war geladen und saß bei Tisch neben Vivi. jetzt a mal Und Frau Ebelein gab ebenfalls eine Gesellschaft. Und Hegebart hatte dort das gleiche Schicksal.

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" I dent, daß i jekt heirat. I kann auch allein hin­geh'n, und i weiß, was i thu. Und i mein, das is mei Recht." 149 Wie Roßberger vorher seiner Frau gesagt, so war's ge­kommen: Widerstand machte den Staftl noch härter. Aber irgendwo und irgendwie mußte sich ein Weg um diese Ver­schanzung von Hartnäckigkeit finden lassen.

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" Dei' Recht. Natürli', Dei' Recht. Aber um's Gottes­hintmelswill'n, Staftl, laß Der was fag'n." Und Roßberger stand auf und stellte sich breit vor ihn hin.

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Hegebart erduldete das mit größter Loyalität. Er war fogar liebenswürdig. Denn er war auf seiner Hut; Frau Roßberger hatte ihm etwas zugeraunt.

Und dann die Geschäfte! Er spekulierte nachgerade ganz fleißig; eine Weile mit Glück. Aber plötzlich schien's zu wanken. Das gab zu denken. Denn die Ebeleins mit ihrem Geld konnten ihn auf jeden Fall decken.

Und dann war Frau Haas richtig abgereift. Ohne ihm zu schreiben!

Aber sie mußte ja wiederkommen! In diese Ueberzeugung berbiß er sich. Und er hatte recht, aber es dauerte bis in Du Du Kastl  , Du mußt a anders Weib ham, wenn den März. Noch konnte Hegebart nicht ahnen, warum fie D' ja heirat'n willst. Schau, die Haas i weiß ja all's. auf so lange fort war, und auch war er noch nicht so weit Aber weg'n dera alten Lieb' Kastl  , um Gotteswillen, des mit ihr, um ihr zu schreiben. Niemand hätte überdies die wegen heirat mer doch net, wenn man so einer is, wie Du? Adresse gewußt; Frau Roßberger, von ihrem Mann energisch I weiß doch, Herrschaft no' mal, i weiß doch, wo D' naus in ihren romantischen Plänen aufgehalten, hatte Hegebart willst. Aber mit der Frau Haas am Arm, da erreichst rundweg, wiewohl mit deutlichem Bedauern, erklärt, daß sie Dein Ziel net, das sag i Der glei", danig dazuhelfen" könne.

Ratürlich, wenn Du-"

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So war Raftl auf sich, seine Klugheit und seine Geduld

Wenn i! Net wenn i, oder weil i, sondern weil angewiesen. Seine Geduld auch in dem Sinne, daß er die alle Leut!- Meinst, Du bist hernach noch derselbe wie vorher, meinst die Leut hab'n hernach denselben Respekt vor Dir wie zuvor, meinst, Kastí, auch Du bleibst derselbe wie zubor?!"

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weiß, was i will. Und dabei bleibt's."

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Vivi Ebelein immer wieder als Ziel aufs innigste zu wünschen" vorgehalten betam. Gewiß hätte er sich's verbitten können, da er einmal Roßberger gegenüber so fest seine Ab­sicht erklärt hatte. Aber es war flüger so. Einesteils verdarb er's so wenigstens nicht mit denen, die seine Brotherren Und nun brach Roßberger los, schilderte ihm das böse immer noch waren, andernteils war er sich im tiefsten Geschäft als Ehemann einer Frau Haas dazustehen. Und Innern doch... noch nicht so ganz klarer gestand sich's übrigens bei der dunklen Geschichte der Frau wußte noch wohl nicht, aber er war doch noch aber er war doch noch nicht ganz klar, tein Mensch, ob der Haas nicht noch lebte, noch ihr Mann was das Verschwinden Agathes zu bedeuten hatte, und Aber auch Kastl   ergriff das Wort und warf des ob bei langem Fortbleiben nicht doch Vivis Aktien steigen Gegners Gebäude in Scherben: was war denn eigentlich an ihr? müßten. Und wenn der Haas lebte, würde er schon wissen, was sich ziemt. Eben heute hatte er Frau Haas um diese Dinge be­fragen wollen. Was hatten sie denn gegen die Frau? Hatte irgendwer ihr etwas positiv Schlimmes nachzusagen, mun gut, dann wollte er zurückstehen von seiner Absicht.

war.

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Hineinphantasiert hatte er sich ja völlig in die Not­wendigkeit baldiger Heirat. Und seine Spekulationen, bei denen er jekt Roßberger nie mehr zu Rate zog, denn er hielt ihn für seinen Feind, feine Spekulationen erforderten, das fah er ein, stets einen breiten, soliden Vermögensfonds. Und