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Auch in Deutschland   hat es nicht an ähnlichen Ereignisfen ge­

Sie wußte nicht was zu antworten und so fragte sie mur: Ist fehlt, obgleich diese natürlich entsprechend den sanfteren Formen Frau Ganzer nicht hier?" unsrer Gebirge nicht von so verheerenden Folgen begleitet waren Die Thür wurde aufgemacht, ein Knabe stand vor ihr, etwa wie in den Alpen. Bei Caub, bei Oberwinter, Remagen  , Rosen- vier Jahre alt, er hatte Musfinger und einen Musmund und starrte heim, Monjoie, Goldberg in Schlesien und an vielen andren Orten sie verwundert an.

Ree."

find durch niederstürzende Bergmassen wiederholt zahlreiche Ber  - Ist Deine Mutter nicht dand störungen an Gebäuden mit Verlust an Menschenleben verursacht worden, und selbst die zahmen Stalfberge bei Rüdersdorf   weisen ähnliche Vorkommnisse auf.

Manchmal wird auch die Thätigkeit des Menschen, der in den Eingeweiden der Erde herumwühlt, zum Ausgangspunkt solcher Katastrophen. Auch im Val Travers   giebt man der Unterminierung des Bergs durch Stollen die Schuld am Entstehen der gefahr­drohenden Situation, und der durch sein Salzbergwerk berühmte Ort Wieliczka   bei Krakan dürfte ebenfalls einmal vom Schicksal des Einsturzes bedroht werden, da man dort in früheren Jahrhunderten den Salzbergbau in so unrationeller Weise betrieben hat, daß weite Höhlungen im Erdinern entstanden sind, deren Einbruch zwar niemand berechnen kann, der aber nichtsdestoweniger dereinst mit Sicherheit zu erwarten ist.-

Kleines Feuilleton.

Ganz allein bist Du hier?"

binj Dinsd 360

" Ja." Er stedte den Finger in den Mund, dann leuchteten feine Augen plößlich auf: Hutschibahne macht." Er stürmte in das Zimmer zurück. An das Fensterbrett hatte er schräg ein Brett ge stellt, jetzt versuchte er hinauf zu klettern und hinunter zu gleiten. Aber Du fällst ja!" Sie schrie auf und trat hastig näher, blieb aber schon nach den ersten Schritten stehn: Nein, es ging nicht, hier zuzugreifen, aber wieder: man konnte nicht zugeben, daß er hier womöglich Arm und Bein brach. Sie stampfte mit dem Fuß auf: Augenblicklich laß den Unfug, wo ist Deine Mutter?" Der Kleine begann zu weinen. Weiß a nich."

" Kommt sie bald wieder?" Das Kind antwortete nicht, es schluchzte immer lauter, die böse Dame flößte ihm Schrecken ein.

" Na, was is denn los, Frige?" Durch die Thür sah ein Männer­topf, ein Flurnachbar trat herein, erstaunt betrachtete er die Fremde. Sie ging ihm raich entgegen und wies auf die Rutschbahn: Ich dhabe ihm gesagt, daß das Unfug ist, und darum heult er. Nehmen th. Eine Bestellung. Der trübe Tag machte die Straße noch Sie ihm doch das Ding weg, er fann sich ja totfallen." düsterer und unfreundlicher. Die alten regenverwaschenen Häuser" Ja, natürlich!" Der Mann stürzte auf das Brett zu, und standen finster und armselig da: eine Straße des Elends und der fragte sich hinterm Ohr: Ja was hat er sich denn da zusammen­Dürftigkeit. dojebastelt? Dett is ja doll! Herrjott ja die Jören, dett kommt davon, wenn Sie zog das elegante Cape fester um die Schultern. Mit man fie allein lassen muß. Sie wollten wohl bei die Ganzern, scheuen Bliden maß fie die wenigen Vorübergebenden. Männer und Fräuleinchen?" Frauen in Arbeiterröden. Die Gefichter waren well und müde, die Augen so stumpf, als ob sie nichts mehr freuen und nichts mehr fchmerzen würde. Vor einem Hause spielten Kinder; sie hörten auf, als fie vorüberging, stießen sich an und lachten. Ein keines Mädchen rief bewundernd: Hach die schönen Blumen auf dem Hute!" fes Bei Wagners? Jawoll, Fräuleinchen, jawoll, Wagners in de Eie lächelte etwas, aber schon im nächsten Moment flog ein Zug Solmsstraße." Er nidte, dann beugte er sich über das Treppen­des Unmnts über ihr Gesicht. Gräßliche Gegend! Wenn sie bloß geländer und sah ihr nach:" Werden Se sich denn auch zurechte erst wieder raus wäre. lleberhaupt' ne Jdee von Mama, sie hierher finden, Fräuleinchen? Es ist bei uns so sehre duntel."- zu schicken. Ob man nicht ebenso gut hätte eine Rohrpoftfarte de miin Litterarisches. schreiben können!

Aber freilich, dann wußte man immer noch nicht, ob die Ganzer fam, und konnte womöglich morgen die Arbeit allein machen. Zu dumm, daß das Mädchen krant werden mußte, zu dumim! Sie zog die Stirn fraus. Dann wandte sie den Kopf den Häusern zu und musterte die Nummern: vierzehn, fünfzehn, sechzehnda war es ja.

Eine mächtige Mietstaferne, wenigstens neun Fenster in der Front. In der ersten Etage zwar elegante Gardinen, da mochte der Wirt wohnen, daneben und darüber aber alles tabl. Im zweiten Stock brannte schon Licht, da wurde genäht, durch die leeren Scheiben fah man den Schatten der Maschinen an der Dede tanzen.

Sie trat in den großen Hausflur, er war nicht einmal gedielt, Biegelsteine bildeten seinen Fußboden, die Wände waren hier und da voll großer Löcher. Sie blieb stehen. Häßliches Haus. Man wagte faum hinein zu gehen.

Sie stand schon wieder draußen auf der Treppe, num drehte sie sich um:" Ja, ich wollte ihr sagen, daß sie morgen wieder bei uns helfen soll. Bielleicht würden Sie es ihr bestellen, bei Baguers in der Solmsstraße."

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in Norwegen  . Aus Chriftiania schreibt man der Münchener -Dichtergehälter und Journalistenstipendien Allgem. Zeitung": Im Kultusetat für das nächste Jahr sind wieder die herkömmlichen Beträge zur Gewährung von Autorengehältern in Form einmaliger oder fortlaufender Staatszuwendungen ein gestellt worden. Die Zahl der mit staatlichen Gagen" bedachten Schriftsteller ist in den legten Zabren recht ansehnlich gestiegen, nachdem man im Barlament der principiellen Auffaffung Ausdrud gegeben, daß die öffentlichen Renumerationen nicht bloß an solche Autoren vergeben werden sollen, welche sich bereits einen allgemeiner ans alertannten Namen erworben haben, sowie in ihren Schriften auf die Purifizierung des norwegisch- dänischen Idioms hinstreben, sondern in erster Linie auch an jüngere Schriftsteller, die nach Begabung und Können die Anwartschaft auf eine fruchtbare Produktion für die Bu funft rechtfertigen. Auch die Rücksichtnahme auf die sprachliche Seite der von den einzelnen Berfaffern entfalteten Thätigkeit ist mittlerweile fallen gelassen worden, indem einer der heftigsten Gegner der gegen wärtig in Norwegen   gebräuchlichen Schriftsprache, der bekannte Landsmal- Agitator und Novellist Arne Garborg  , vor einiger Zeit eine Jahresgage zugesprochen erhielt. Im diesjährigen Storthing ist nun die Frage angeregt worden, die staatliche Zuwendung auch an einen weiblichen Autor( Fräulein Alvilde Brydz) zu beschließen. Die Dichterin hat fürzlich einen tulturgeschichtlichen Roman veröffentlicht, welcher ihrem Namen, bisher nur in engeren norwegischen Litteraturzirkeln befaunt, mit einem Schlage interskandinavische Geltung verschafft hat. Die Höhe der einzelnen Dichtergehälter ist im übrigen eine schwankende. Das Anfangsgehalt pflegt nicht über 1200 bis 1500 Stronen zu betragen, doch kann dasselbe bis zu 4000 kronen ansteigen, wenn das Verdienst des Autors dies rechtfertigt und die Auflagen der veröffentlichten Werke keinen der artigen Ertrag abwerfen, um dem Verfasser eine ausfömmliche Existenz zu ermöglichen.de

Wirklich kein Haus für eine feinfühlende, junge Dame. Und wo wohnte die Ganzer? Es fiel ihr schwer aufs Herz, fie wußte es nicht einmal. Auf dem Hof, hatte Mama gefagt- ja auf dem Hof, wo da? Sie trat au die hintere Thür und fab hinaus. Links ein Pferdestall, rechts ein Seitenflügel, im Hinter grund ein Quergebäude, noch verwahrlofter als das Vorderhaus. Nein es war beinahe doch möglich; sie wagte sich nicht weiter. Aber freilich, die Arbeit zu dumm, zu dumm! Ein leiner Junge kam vorbei, barfbeinig in Holzpantinen und gerriffener Jade. Sie trat ihm entgegen: Du, weißt Du nicht, wo Frau Ganzer wohnt? Die Reinemachefrau Ganzer?"

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,, Weeß ich nich!" er flappte mit den Pantinen weiter. " Was soll's denn sein?" Eine Frau kam die Treppe herunter und blieb stehen.

" Ich möchte zu Frau Ganzer, zu unsrer Scheuerfrau. Wissen Sie nicht, wo die wohnt?" Ganzer? Ganzer?" Die Frau überlegte. Ach so, ' ne fleine Dide, nich wahr? Ja, gehen Se man zu, auf' m dritten Hof, zwei Treppen."

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Auf dem..." das Wort erstarb ihr auf den Lippen, fie ver­gaß selbst den Dank für die Auskunft. Auf dem dritten Hof, nein, da fonnte man kaum hingehen, sie zögerte eine Weile, dann trat sie doch auf den Hof hinaus, aber vor­fichtig, den Nock hoch emporgerafft, als fürchte fie, es tönne etwas an ihr haften bleiben. Arbeitswagen und Schutthaufen, allerhand ausgedientes Gerümpel rechts und links; sie bahnte sich aber doch den Weg, mun stand. fie in dem Treppenhaus. Grägliche Luft ringsum, Wäsche und alle möglichen Gerüche; fie hielt das feine Spizentaschentuch vor die Nase. hätte Papa gesagt. Und die Fenster so blind, die Decken so niedrig und schwarz, die Treppen ausgetreten, voll Sand und Staub! Daß hier Menschen wohnen konnten! Es wohnten aber offenbar viele da, auf jeden Treppen­absatz mündeten vier Thüren. Sie blieb vor der einen stehen und Hopfte, ein Papierzettel trug den Namen Ganzer. Eine Weile blieb alles still, dann fragte eine Kinderstimme: Js'n da?"

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Es riecht nach armen Leuten

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Erweise ermunternder Aufpornung vorübergegangen. Nachdem schon Sodann ist das Storthing auch am Journalismus nicht ohne vor mehreren Jahren beschlossen wurde, den Zeitungskorrespondenten behufs Wahrnehmung einer schnellen und gewissenhaften Bericht erstattung freie Fahrgelegenheit auf sämtlichen staatlichen Eisen bahn- und Dampferlinien einzuräumen( ein Beispiel, welches fehr bald auch von den größeren Privatgesellschaften, Reedereien 2c. nachgeahmt wurde), ist man jetzt der Idee näher getreten, jüngeren und talentierten Journalisten durch Gewährung staatlicher Stipendien die Möglichkeit zu eröffnen, sich im Beitungswesen und redaktionellen Verkehr der großen kontinentalen Blätter umzuthun, um hierdurch zu gereifterem praktischen und politischem Urteil in allen publizistischen Angelegenheiten zu gelangen. Das Storthing hat einen ersten Be­trag von 2000 Stronen ausgeworfen, der später entsprechend erhöht werden soll. Theater.

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oe. Siller Theater. Es giebt Eltern, die auf eine steife Bädagogik versessen sind und meinen, daß sie ihrem Söhnchen am Geburtstag nicht allein den duftenden Napftuchen, sondern der Moral