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Wasser oder andre Mächte des Orts. Und erforscht man die Kultur die freie Kindesnatur selber wirkt. Wir haben es hier in der Hand, heutiger und vergangener Naturvölker, so begrüßt man auch in ihren die ganze Fülle von Bildung des Willens, des Charakters, der Kinderspielen gute Bekannte wieder. Nicht nur warfen schon die Geschicklichkeit, der Intelligenz, der Phantasie, des Geschmacks, die spartanischen Knaben flache Steinchen über den Fluß Eurotas, in dem kindlichen Spiele teimhaft lagert, ebenso zu fassen, zu lenken, daß sie aus der Hand des Gewandten in möglichst zu verstärken, wie es anderswo der Techniker mit der Natur thut. vielen Sprüngen auf der Oberfläche dahintanzten; nicht nur waren Man wird zweckmäßigerweise den Kindern nicht Spiele beibringen, Kinderklappern, Kinderrasseln, Thonkugeln mit Klappersteinen usw. denen sie mehr nur rezeptiv, empfangend, gegenüberstehen, teine sowohl bei den Griechen als auch bei den ehemaligen Bewohnern Spiele, die sie einseitig machen, keine, bei denen andre als eigentliche des germanischen Bodens in Gebrauch; auch in der afrikanischen Ferne, Spielmomente, bei denen z. B. mehr persönliche Siege über die als die an Hingabe die Sache und wo sonst der Volkserforscher seine Beobachtungen und Samm- Genossen des Spiels lungen macht, finden sich bemalte Puppen und sonstige walten. So erfahren die Einseitigkeiten des Kindergartens, die Spielzeuge wieder, die alvar örtliche nnd nationale Ver- freilich nicht in Fröbels Grundsäßen selber liegen, ferner die eigentlich schiedenheiten verraten, sonit aber ganz gut auch aus gymnastischen, die Turn- und ähnlichen Spiele, endlich die englischen unseren Kinderzimmern stammen könnten. Profeffor G. A. Colozza Sportspiele bei den Schriftstellern über unfren Gegenstand keine be­in Neapel , dessen Werk Psychologie und Pädagogit des Kinderspiels" fondere Gunst. Vielleicht liegen den Abneigungen maßgebender Ber­nun auch in die deutsche Litteratur aufgenommen ist( Altenburg sonen gegen die Spielverwendung der Schulhöfe auch mehr oder 1900) und einen guten lleberblick über den gegenwärtigenstand derkinder- weniger dunkle Befürchtungen zu Gründe, die Atmosphäre des Schulhofs spielforschung darbietet, konnte viel llebereinstimmung finden zwischen und die Verantwortung gegenüber bestimmten Aufträgen würden dem, was ihm die Bücher erzählten und dem, was er in seiner eignen Stadt einigermaßen zu jenen Unvollkommenheiten verführen. auf Weg und Steg zu beachten vermochte. Bei dem Charakter des Hier tritt nun die längst nicht mehr neue Forderung an die italienischen, zumal des füditalienischen Bolts mit feiner Natur- städtischen Mächte heran, mehr freie Spielpläge zu schaffen. Und vertrautheit, feiner Phantasie und zumal seiner darstellerischen Be- darin glauben wir denn auch die hauptsächliche Lösung der allgemein gabung läßt sich vermuten, daß kaum eine Stadt so günstige einleuchtenden Nöte zu sehen. Wie schiver sie ist, fühlt oder weiß jeder Gelegenheit bietet, die spielende Jugend zu ergründen, wie gerade Großstädter. Ist in einem bautenreichen Stadtviertel kein freier Blaz Neapel. zu schaffen, so wird man in möglichster Nähe für entsprechende Stellen sorgen und wird die Entfernung etwa dadurch gut machen, daß man Expeditionen der Kinder dahin unter erwachsenen Führern einrichtet, die alle jene Anforderungen der Freiheitgewährung, der Aufsicht und der Anregung zu erfüllen vermögen durch eine sowohl allgemeine als auch besondere spieltechnische Bildung in pädagogischen Dingen.

In jüngster Zeit haben die Nöte des großstädtischen Lebens immer mehr dazu geführt, nach reichlicheren Spielgelegenheiten für unsre Kinder zu rufen; und wissenschaftliche Interessen haben in einem erfreulichen Parallelismus dazu die hohe lebenfördernde Ve­deutung des Spiels für die Entwicklung sowohl der Tiere als der Menschen zu ergründen gesucht. Es ist schon viel, daß soweit eine Einigung über die berechtigten Ansprüche unsrer Kinder herrscht. Allein wie ihnen gerecht werden? Insbesondre find es die Kinder der ungünstiger gestellten und zumal im Wohnraum beschränkten Familien, die sobald nur möglich, sich dorthin man darf wohl sagen: entladen, wo sie nur irgendwie freieren Naum finden. Das nächste ist die Straße mit ihren Konflikten zwischen springenden Kindern und eilenden Fuß gängern, zwischen Menschen und Wagen, zwischen den Hoff­mungen der Eltern auf ihre Kinder und den Verführungen der Straße. Findet sich in der Nähe ein freier Blay, so ist er auch bald von Spielerschwärmen besetzt, und Hunderte oder Taufende von andren Kindern bekommen feinen Raum mehr; noch freiere, größere Pläge sind zu weit, als daß fie für gewöhnlich in Betracht fämen. Und wird das Bedürfnis der Jugend nach Bethätigung, nach viel Bethätigung, nach Schaffen und Gestalten, nach Vorübung zur fünftigen Lebensarbeit nicht befriedigt, so rächt sich dies irgendwie jedenfalls. Auf die sommerlichen Ferienmonate, in denen ja nur ein fleiner Teil der Kinder über die Stadt hinausgelangt, drängt sich dann all dies Unheil in der fühlbarsten Weise zu fammen.

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Allein es bleibt noch ein Moment übrig, daß in den Erörterungen über diese Dinge ebenso mißachtet wird, wie in den damit zusammen­hängenden über Verkehrssicherheit in den Städten. Wir meinen die Bebauungsweise der Städte, die Anlageart der Straßen und Bläße. Gegenwärtig sind diese vorwiegend so konstruiert, daß der Verkehr geradezu gezwungen wird, ineinanderzulaufen, und daß troz Raum­fülle in unfren breiten Straßen und auf unfren Riesenplägen kaum irgendwo ruhige und beschauliche und gefahrlos mit einander ver­bundene Plätzchen verbleiben. Die Gehwege der Bürgersteige ent­behren allzu häufig des so vielfach vorteilhaften Streifens zwischen Straßenflucht und Bauflucht"; fie find allzu oft von den so schlimmen Straßenkreuzungen unterbrochen, und sie haben neben ein sich den Wagentumult, in welchem einziger Fehltritt Leib und Leben gefährdet. Die Plätze, zumal die ohnes schon hin ungünstigeren großen, find meist so von Verkehrslinien durchschnitten, daß die noch übrig bleibenden Juseln" kaum etwas nüßen, auch wenn sie nicht von ewig vers fchloffenen Anpflanzungen eingenommen find usiv. Auf älterem Stadtboden ist hier freilich kaum etwas zu ändern; allein auf den Gebieten der Stadterweiterung, bei Neuanlagen, ist ein Fortsetzen der bisherigen Bebauungsweise und hiermit ein Verhindern des Ent= stehens genügender und durch kluge Anlage auch weiträumiger Plätze unverantwortlich.

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Kleines Feuilleton.

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Man hat speciell in Berlin in der letzten Zeit viel darauf ver­wendet, wenigstens Vorschläge zur Erlösung unsrer Kinder und in­direkt auch der Erwachsenen aus solchen Nöten zu machen. Naments lich drehte man sich um den Gedanken herum, die Schulhöfe für diesen Zweck zu benutzen. Indessen ist dieser Gedanke schon seit längerem zu vielfacher Verhandlung gekommen und hat nicht eben zu günstigen Ergebnissen geführt. Schuld daran dürften weniger der Widerstand- Die Kunst in der Siegesallee . Karl Scheffler der Bewohner usw. oder eine unzulängliche Anordnung der Sache schreibt in der Zukunft": ,, Wie hat man über den Klassizismus fein, als der Widerstreit zwischen der Natur des Kinderspiels und gespöttelt! Diese Epigonensehnsucht nach einer Voltstumst vollbrachte der Kultur des Schulhofs. Mag hier in Ermangelung eines besseren Thaten trotz alledem. Es gab für sie nur eine Ausdrucksform, die immerhin eine fuge Pädagogit mit Recht einigen Ersatz schaffen: des eignen Geistes; die Stuck- Professoren der Siegesallee haben das spielende Kind bedarf einer weit größeren Frei- aber den wißigen Einfall gehabt, jedem dargestellten Fürsten den heit und Selbständigkeit. Wer sich auch nur durch jene Stil feiner Zeit zu verleihen. Es giebt darum nicht nur einen Abriß Litteratur über die Kinderspiele in das Wesen des Spiels verlieft, der Weltgeschichte dort, sondern auch Kunstgeschichte. Und, lieber wird sich bald in eine Welt versetzt sehen, in der man sich von Himmel, was für eine! Die Fürsten sind nach Kupfern aus alten Schulhöfen und den dort nötigen Einschränkungen der kindlichen Scharteten porträtiert, so weit das Archiv Auskunft gab; die andren Ursprünglichkeit weit weg fühlt. Auch hier ein Wirken der Um- find im Opern- und Schauspielhaus zu finden. Pose, gespreizte gebung. Auch hier ein ewiges Werden: das Kind begnügt Allüren, daß man schamrot wird, Telramund, Siegfried, Lohengrin fich nicht mit dem Aufnehmen und Benügen des Gegebenen, Nesper, Sommerstorf und ich weiß nicht wer noch. Zwischen be es will an diesem fort und fort ändern, will Neues malter Pappe, im elektrischen Licht, da ist das wahre Reich. in die Welt setzen, will die individuelle uitiative" plastischer Anregung. Goethe forderte, der Schauspieler solle beim zur Geltung bringen. Die Lehrer, die man mit der Sorge für bildenden Künstler in die Lehre gehen; jezt ist es um Veranstaltung und Behütung von Spielen in Schulhöfen und selbst gekehrt. Malerisch drapierte Mäntel, fühne Helmfilhouetten, ge auf freiem Feld betrauen will, müssen in der vollendetsten Weise die bietende Armbewegungen, progige Schlächterstellungen, pupillarische Erfüllung ihrer Aufgabe und Berantwortlichkeit vereinigen mit einem Sicherheiten, Kostüm- Exegesen vom Bärenfell zum Hermelinmantel, Kultus des Ursprünglichen, Freiwilligen, Individnellen." Die Kronen, Kanonenstiefel, furz: Panoptikum. Alles hübsch der Ordnung Spiele darf man nicht anbefehlen," vielmehr gilt es, gemäß; ein Hosenlatz ist so ausführlich behandelt wie ein Auge, ein die Umgebung und und Situation der Kinder so alt ge- Panzerhemd wirft tiefere Schatten als ein Kopf. Nicht einer, mit Aus­stalten, daß fie die Spiele von selbst ausführen, die am nahme von Begas, hat eine Ahnung, wie eine Büste mit dem Bostament geeignetsten und passendsten erscheinen. Solche und ähnliche prat- und diese mit der Bank organisch zu verbinden sind. Einer sägt unter fische Folgerungen aus der wissenschaftlichen Betrachtung der Spiel- den Armen den Leib durch und stülpt das Fragment auf einen welt finden sich in jenen Psychologien und Pädagogiken des Kinder- vierkantigen Pfahl, die andrer komponiert Hermen spiels wie z. B. bei Colozza in Menge. Freiwillig muß das Spiel form individualistisch um, als hätte er nie von Griechen­sein, sonst treibt es nur wieder zu einer Erholung durch wahrhaftes land bernommen. Die Hauptpostamente mit den Säulchen, Spiel, womit dann die ganze Frage lediglich hinausgeschoben ist. Kartouchen und ornamentalen Bändern disponiert jeder bessere Allein zweierlei verträgt sich damit ganz wohl: leberwachung und Stuccateurgehilfe geschickter; und die Eulen, Gänse, Schwäne, Anregung. Ueberwachung ist jedenfalls überall zu empfehlen, wo die aber Adler zu sein prätendieren, spotten in ihrer die Verhältnisse nicht schon alles Vertrauen verdienen; und anschreienden stilistischen Hilflosigkeit jeder Beschreibung. Ach- und regung, im feinsten Sinne des Worts, ist mindestens dort zweck die Ornamente! Mit romanischen Motiven fängt es an, mit mäßig, wo wir mit ihr mehr und besseres leisten tönnen, als was flassischen hört es auf; der ganze Kreislauf, den das Kunstgewerbe

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