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Hundertfrankscheine und staunte nicht wenig, als er nur schnurrbart liebevoll mit Daumen und Zeigefinger auseinander. etwa achtzig Frank herausbekam. Vielleicht hatte der" Das Lustspiel."
Kellner sich gleich für die letzten Tage bezahlt gemacht. Es ,, Nicht ganz, Herr Direktor," flüsterte Hantinger.„ Es war so schwer, sich darüber zu verständigen. ist ein Stück in Versen. Hochpoetisch. Die Szekal wird die Königin freieren." ( Fortsetzung folgt.)
Draußen stieß er auf Doktor Kattowizer, der ihn lachend anredete:
„ Na, edler Dichtersmann, haben Sie Ihren Vertrag in
der Tasche?"
Jch? Einen Vertrag? Worüber?"
" Bum Teufel auch, über Annahme und Aufführung Ihres Stücks."
Aus der musikalischen Woche. Dieses wäre ja zudringlich," sagte Bohrmann.„ Aber Bereits mehrmals haben wir darauf hingewiesen, daß dem ich wäre für Ihren Rat in einer andren Angelegenheit recht Männergefang und seiner bekannten socialen Bedeutung kein auch dankbar, Herr Doktor. Wie viele Ihrer Glaubensgenossen, nur einigermaßen gleichwertiger Frauengesang zur Seite steht. scheinen Sie mir ein guter und praktischer Mensch zu sein. Weibliche Liedertafeln, sozusagen, giebt es noch beinahe gar nicht. Da ist also Fräulein Kläre Reymond, eine junge Künstlerin, Auch ein Stück Frauenfrage! Vereinigungen für mehrstimmigen der ich meine höchste Achtung nicht versagen kann. Als ich Frauengefang, ja selbst Einfügungen eines solchen in sonstige Konzerte find Seltenheiten. Kompositionen dafür finden nun unfre Damen ihre Verträge schließen fah, da kam mir sich in weit größerer Anzahl, als diese ihre ihre geringe der Gedanke, ob Herr Neumann nicht auch Fräulein Reymond Verwertung erwarten läßt, aber trotzdem nicht in der engagieren fönnte. Es würde mich in der Seele freuen, wenn leppigkeit, deren sich andre musikalische Spezialitäten erfreuen. Ich gerade sie die Vertraute der Königin von Saba in meinem entfume mich im Augenblid teiner Zusammenstellung dieser MusikStücke spielen wollte." litteratur und möchte zu Nutz und Frommen der auch diesem Gebiet gebührenden Frauenbewegung" aus eignen Notizen einen anspruchslofen Ueberblick geben. Es handelt sich zunächst um die hältnismäßig zahlreichen- Duette für Frauenstimmen, dann um die schon felteneren Terzette für sie, weiterhin um die- 111111 gar spärlichen Quartette usw.; es handelt sich endlich um Frauenchöre. All dies teils mit, teils ohne Instrumental begleitung; ohne solche, a capella, ist natürlich diese Spezialität Sie ebenso wie beim Männergesang am charakteristischsten. Unfre ersten Musitalienkataloge enthalten für die Rubrik des Frauengesangs sehr ihr wenig; was sich trotzdem in den Verlagskatalogen Peters, Breitkopf 11. Härtel, Eulenburg, in den Versandtkatalogen Spiguer usw. und in anderen findet, ist leicht zur Ergänzung des folgenden nachzusehen.
Und da möchten Sie sie in dem Geruder mit ein schmuggeln? Schau, schau, edler Tugendbold! Sie also auch?"
Ich versichere Sie..." rief Bohrmann errötend. st sie hübsch?"
„ Schön!"
„ Gut. So gehen Sie rasch hinauf und sagen Lopinsky einfach, die Reymond sei eine Schönheit Ranges, mache prachtvolle Toiletten, und ich sei
Gelichter
"
„ Herr Doktor! Niemals werde ich..."
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vers
So unterbrechen Sie mich doch nicht Also, fagen Jch nenne als Komponisten: K. Berncker( geb. 1844,„ Das hohe Sie meinetwegen, Doktor Kattowißer fenne die Begabung Lied"); Brahms ( vieles); Elise Breiderhof; N. Fr. Faltin( geb. 1885, der Dame. Verlangen Sie... 100 Mark monatlich. Jetzt, in Helsingfors wirkend); G. Frant( 1847-1889, Duettinen"); wo die Unterschrift des Herrn Petters faum trocken geworden ist, wird alles angenommen. Morgen wäre es zu spät." " Sie wird gewiß engagiert werden. Auch Herr Direktor Schmidt- Lefebvre ist ihr Freund und wird meine Anregung unterstützen."
Um Gottes willen, Mensch, Bohrmann, berufen Sie sich nicht auf den. Der könnte dem Fräulein nur schaden. Aber wie ich höre, sitzt er schon bei seinem Seft. Nennen Sie nur Frau Lose und mich."
Bohrmann drückte dem guten und praktischen Manne die Hand; er werde nicht lügen, aber sonst seinen Rat befolgen. Mit flopfendem Herzen stieg er die Treppe empor. Zum erstenmale in seinem Leben fühlte, er sich als Beschüger. Was seine Nachbarin für ein Gesicht machen wird, wenn er ihr den Vertrag bringt.
Grieg( besonders Vor der Klosterpforte"); b. Herzogenberg ; Heymann- Reined; Ferd. Hummel( geb. 1855, Märchendichtungen und mehreres andre); Jadassohn ( vieles; nähere Angaben im Klavierhardt( Märchendichtungen"); G. Lazarus( der gleich nachher zu er lehrer", 1900, Nr. 20); N. Kahn( 3 und 4stimmige Gesänge); Klugwähnende); J. J. Major( geb. 1559); Müller Neuter; Reinecke ( Märchendichtungen"); Rheinberger ( Messen); Schubert; Schumann; Verdi; J. B. Wederlin( geb. 1821, in Paris wirkend); schließlich Julius Zellner. Auffallend ist dabei, soweit meine Kenntnis reicht, der leberfluß an„ Märchendichtungen" und dergl. und der Mangel an Werken, die dem socialen Dasein und Streben des Weibes ebenso Ausdruck gäben, wie es großenteils der Männer finden sich einige wenige in den Musikerkalendern und dergl. ver gesang thut. Was nun Vereinigungen für Frauengesang betrifft, so zeichnet. Abgesehen davon sei z. B. erwähnt, daß der obengenannte 3. J. Major einen Damenchor- Verein zu Budapest ( feit 1894) leitet. In Berlin machten sich in der jüngsten Bett bekannt der Klara Er flopfte und trat ein. Bindhoffsche Frauenchor und das Damenterzett von Else Graziani. Ein Auf dem blanken, zierlich wie mit Gold eingefaßten Damenquartettt, also eine Busammenstellung, die an eine spärlichere Tischchen standen Weinflaschen und Gläser zwischen Papier Litteratur anzuknüpfen hat als andre Frauengesangsgruppen, ist, und Tinte umher. Hinter dem Tische saß majestätisch wenn ich die Entstehung richtig auffaffe, von der bereits wohl Lopinsky. Neben ihm, scheinbar demütig in seinem Glück, und trat am neulichen Freitag im 8. Vortragsabend des„ Berliner angesehenen Solosängerin Hedwig Kaufmann gebildet worden recte Doktor Hantinger sein Raubvogelgesicht empor. Ober- onlünstlervereins" auf, dessen eifrige und an Neuem reiche regisseur Steinlein stand aufmerksam neben einem eleganten Vortragsabende uns in der legten Zeit sonst durch Kollisionen leider Schreibtisch, an dem vor den Fenster der Rechtsanwalt Platz entgangen waren. Die vier Damen fingen im allgemeinen genommen hatte. Als Bohrmann eintrat, blickte ihn dieser sehr gut, die Klangfarben sind allerdings einander nicht Herr, der eine franke Leber und keinen Humor zu haben schien, ganz angeglichen, die Mittelſtimmen treten merklich zurück. fragend an. Es tamen 6 Gefänge a capella von Gustav Lazarus , einem Wer sind Sie und was wünschen Sie?" sagte Lopinsky hier bereits gut bekannten Komponisten, zu Gehör; sie sind vorfeierlich. wiegend auf Texte aufgebaut, deren Lyrik auch für Sologefang passen würde, also den socialen Charakter eines Ensembles nicht ausAus dem Nebenzimmer ertönten die Reden von Schmidt- nügt. Abgesehen davon sind sie meist künstlerisch wertvoll und reich Lefebvre. Er werde einen Karl Moor hinlegen, daß jeden an Schwierigkeiten; die Deklamation tritt, schon wegen der aller Tag hundert Photographien von ihm verkauft würden. meist strophischen Stompofition, nicht eben sehr plastisch auf; einige Alle feien seine Sklaven. Neumann sei sein Sklave, der erinnern etwas an die Schablone des Männergesangs. Artistische sei sein Sklave und Hantinger sein Stiefelputer.
Oberregisseur Steinlein machte eine Handbewegung nach dem Nebenzimmer, als ob er sagen wollte, er nehme diese Reden wie ein Schallrohr in sich auf, kein andrer brauche zuzuhören.
Wer sind Sie?" wiederholte Lopinski noch feierlicher, als Bohrmann ganz berdugt nicht geantwortet hatte.
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Neben dieser neuen Vokalvereinigung hatten wir im selben die Vereinigung für Kammermusit", ähnlich der neulich Konzert eine neue Instrumentalgesellschaft anerkennend zu begrüßen: besprochenen„ Berliner Stammermusik- Bereinigung": faßt diese Klavier, Streicher und Bläser zusammen, so jene nur Klavier und Bläser. Auch solche Verbände haben, gleich den vokalen Frauenverbänden, unter der Dürftigkeit der Litteratur zu leiden. So tamen wir dazu, das Thuillesche Segtett nochmal zu hören. Als Neuigkeiten gab es ein Flötentonzert I. Satz von F. Langer ein richtiges Solotonzertstid mit bekannter Mache, doch mit hübscher motivischer Ge staltung in langen weiten Zügen, an einer Stelle an die Ellpenfee aus Schumanns, Manfred" erinnernd; dann eine sechsstimmige Rovellette des schon unlängst hervorgetretenen jungen M. Laurischfus, in Suitenform, lieblich, nedisch, humorvoll; schließlich zwei Stücke von dem ,, Ach so," murmelte Lopinsky und strich seinen Stallmeister- Claviristen der Bereinigung, Friz Fuhrmeister, Meisterfuhren
Wir kennen einander doch, Herr Direktor." " Gestatten Sie gütigst, Herr Direktor," sagte Hantinger. " Herr Johannes Bohrmann, der Dichter des Hohen Liedes." ,, Nennen Sie ihn nicht Direktor!" schrie Schmidt- Lefebvre herein.„ Er ist mein artistischer Sklave."
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