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Lieber Hantinger, gel'n Sie' mat ans Fenster und Zeit mit ein bißchen Fischerei zu vertreibent. Sie besaß auf­fragen Sie Doktor Kattowiger, ob das Talent des Fräulein fallend schöne Arme, entblößte fie gern und hatte im Softüm Reymond fich auf der Höhe des Kronprinzen- Ensembles einer Crevetten- Fischerin selbst bei den Parisern großen Erfolg befinde." stant gehabt. Heute aber wollte man sich mit einem der Neke begnügen, die auf dem hölzernen Steg gegen geringes Entgelt für das

1300

Hantinger Hef und beugte sich zum Fenster hinaus.

Herr Dottor, ist das richtig, daß Sie sich für Bohrmanns Publikum bereit standen. junge Schauspielerin intereffieren?" 200Sehr."

" st sie gut?"

Die Szefal erzählte eine Geschichte, die ihr mit dem Fürsten Chose in Biarris passiert war. Er hatte ihr einmal einen Ring schenken wollen. Als sie das unschäßbare Juivel mit Toiletten." einent Bonmot ablehnte, habe der Fürst den Ring ins Meer Das wird nicht gehen," sagte Lopinsfy sorgenvoll. Das geworfen. Nach einiger Zeit habe sie eine Dorade von bier tönnte mir die Szefal übelnehmen."

Sod Sie wird Furore machen. Wunderbare

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Es ist nur eine fleine Rolle," bat Bohrmann.

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So, fo

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für fleine Rollen.... wie viel?

Wie viel?" fragte Hantinger zum Fenster hinaus.

150 Mart monatlich."

Pfund geangelt und dent Koch des Fürsten zur Zubereitung übergeben. Entsetzt sei der Koch, ein Meister seines Faches, bald darauf vor seinem Herren erschienen und habe zitternd den Ring borgezeigt. J Magen des Fisches

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Bohrmann, den das Abenteuer in Erstaunen fette, wollte Sagen wir 100," sprach Lopinsky mit tiefer Betonung darauf aufmerkjam madjen, daß im Alteriumt etwas ähnliches der Ziffer. Der Herr Rechtsanwalt wird die außerordent- borgekommen sei, und daß unser Schiller dieses lehrreiche liche Güte haben, einen Vertrag in diesem Sinne auszufüllen. Spiel des Schicksals sogar in einer Ballade behandelt habe. Bitte, Herr Bohrmann, wie ist doch gleich der Taufname der Doktor Nastel aber unterbrach. Nchmond? Nicht wahr? Ich glaube in Hamburg mit Das geht wirklich nicht, liebe Afra," sagte er. thr zusammen gespielt zu haben. Sie ist hübsch, recht Zumutungen werden zu stark." hübsch, in der That. Aber wer famu alle Taufnamen be- Doch die Szefal lehnte bereits an einem der beiden Netze, halten?" die von der Gesellschaft mit Beschlag belegt worden waren; Schmidt- Lefebvre war in den Nebenraum zurückgekehrt. sie blickte sinnend in das Meer hinunter, wo allerlei kleines Als Bohrmann jegt gesagt hatte: Fräulein Stfäre Reymond", Gelvürm umhertrieb, während die Manerhofer an dem andren und während der Rechtsanwalt sich anfchickte, zivei gedruckte Reße ihre prachtvollen Arme zeigte. Die Geräte waren so Formulare auszufüllen, kehrte Schmidt- Lefebvre auf die eingerichtet, daß das Netz durch das leichte Drehen einer kleinen Schwelle zurück und sang: Kurbel ins Meer getaucht und wieder heraufgezogen werden konnte. Wie an jeden die Reihe tam, versuchte er sein Glück. Die andern schauten erwartungsvoll zu.

Elisabeth! O Macht des Himmels, rufft du den füßen Namen mir?"

Damn stürzte er plöglich bor wie verwandelt, faßte den Lehrer bei den Aufschlägen seines gelbgranen Rods, ver fuchte ihn zu schütteln und rief, jetzt ganz ein leidenschaftlicher Ferdinand aus Kabale und Liebe :

Bariser Jünglinge machten sich laut über die verhungerten Brenzen luftig, die hier von ihrem Fange leben wollten. Die Frauenzimmer, die sie bei sich hatten, wetteten mit ihnen auf das Netz der Mauerhofer. Es kam zu einer Unterhaltung zwischen diesen Frauenzimmern und Afra, die in gutem Fran­zösisch ein Petersburger Erlebnis zum besten gab und sich dabei selbst als Ungarin vorstellte, eine halbe Ruffin also," wie sie sagte.

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,, Sprich, Elender! Wenn sie nicht rein miehr ist! Bube, wenn Du genossest, was ich anbetete! Wie weit tanist Du mit dem Mädchen? Hofmarschall! Wie weit kamst Dit mit ihr? Ich drücke ab oder bekenne! Wie weit tamst Du mit ihr? Du bist des Todes oder bekenne! Ich ermorde Dich oder bekenne! Du Je geringer die Beute war, desto höher stieg die Un­fahst sie nie? Rennst sie nicht? Weißt gar nichts von ihr? geduld der Fischer und die Neugierde der Zuschauer. Raum Luise ist verloren um Deinenvillen! Du leugneft fte dreimal ein paar fleine Seemuscheln oder ein Dugend Crevetten in einem Atem weg!- Fort, schlechter Sterl! Für Deines blieben an den Maschen hängen, und wenn im Netz ein Fisch gleichen ist kein Pulver erfunden." selbst geblieben war, so war er gewiß so klein, daß er hin­durchschlüpfte oder hindurchfiel. Schien das Netz einmal etwas schwer zu sein, so fand sich nachher sicher nichts audres darin vor als Seetang und ähnlicher Schuh.

Steinlein und Hantinger hatten sich sofort auf Schmidt Lefebvre gestürzt, um Bohrmann zu befreien. Schmidt ließ fich aber nicht stören. Schmetternd wie auf der Bühne sprach er feine Säße bis zu Ende, dann schleuderte er Bohrmanns Zu seiner großen Freude hatte Bohrmann dieses Nek Rockaufschläge beiseite, als wären sie Waffen, und plößlich in seiner Hand. Jugend jemand, der müde geworden wanfte nach einem Sofa, wo er sich erschöpft hin- war, hatte es ihm übergeben. Er ließ es ins Wasser unter­setzte und schluchzend sein Gesicht in den Händen barg. Und tauchen und zog es fast sofort wieder heraus. Ein Jubelruf unter wirklichen Thränen murmelte er dabei: Es muß Maschas machte zuerst ihre Gesellschaft und dann die ganze Esta­reizender sein, mit diesem Mädchen zu buhlen, als mit andren fade auf den Fang aufmerksam. Im Netz wand sich ein dünner, noch so himmlisch zu schivärmen. Luise, Luise! Du meine etwa zwei Fuß langer Aal, ein unglückliches Geschöpf, das in heilige Elisabeth!" seinem Schrecken den Ausgang nicht gefunden hatte. Im Nu hatte Mascha den Mal mit dem kleinen Handneh herausgeholt, und in den großen Eimer in Sicherheit gebracht. Jeder wollte das Brachtstück sehen. Bohrmann wurde unischmeichelt. Un­geheuer elegante Pariserinnen nannten ihn mon cher" was er ganz gut verstand oder sogar, chéri". was er nicht ganz verstand.

Steinlein und Hantinger kehrten auf ihre Plätze zurite und schienen das seltsame Treiben des Direktors uicht weiter zu beachten. Bohrmann verstand es nicht recht, aber der Ge­danke bewegte ihn schmerzlich, daß zwischen diesem Trunten bold und Fräulein Reymond ein Geheimnis bestehe, daß ge­rade dieser Mann jetzt die fertig gewordenen Formulare des Kontrafts unterzeichnen durfte.

Lizzi, deren Zunamen niemand genau taunte, hatte einen Einfall.

Der Rechtsanwalt überreichte sie dem Lehrer. Das Fräulein branche nur zu unterschreiben. Es sei ein zivei. Der fleire Doktor muß uns eine Aaljuppe spendieren." jähriger Bertrag mit dem üblichen Probemonat und den üb- god dildo( Fortjegung folgt.) lichen Bedingungen.

Mit widerstreitenden Gefühlen, aber doch im Herzen froh, eilte Bohrmann zu Dottor Stattowiger zurüd. Der warf mur einen Blick auf den Vertrag und sagte:

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Natürlich, die gewöhnliche Kaufefalle. Kann binnen Kleines Feuilleton. bier Wochen wieder rausgeschmissen werden. Die armen Mädel! Aber wenn sie wirklich hübsch ist und was anzuziehen friegt, ist wenigstens ein Anfang gemacht."

XXIV.

Zwei Stunden später fanden sich die meisten aus der Gesellschaft auf der Estakade zusammen. Nur der Rechts­anwalt hatte sich entschuldigen lassen und Schmidt- Lefebvre war nicht aufgefordert worden; Steinlein und Doktor Katto­wizer waren im Hotel zurückgeblieben, um fulminante" Notizen für die Berliner Zeitungen zu verfassen.d

Gufti Mauerhofer schlug vor, bet dem trüben Wetter die

th. Frühling in der Hafenheide. Es klingt wie der reine Hohn. Frühling in der Hasenheide, gerade als ob die Hafenheide einen besonderen Frühling hätte!

Sie hat aber doch einen. Man muß nur nach der richtigen Seite gehen, nicht nach der breiten Brachtstraße, wo Mietspalast an Miets­palast sich drängt, nach oben hin, dahin, wo das Feld beginnt. Die Wißmannstraße hinauf, eine häßliche Straße, eng, verräuchert und düfter, nur das Stückchen an der Neuen Welt ist etwas freier. Büsche und Bäume nicken über das Gitter. In die Karlsgartenstraße hinein, rechts tahle Baupläge, links eine Laubenkolonie, aber geradeaus

der Wald.

Wirklich der Wald Man darf nicht hinein, ein dichter Bretter zaun schließt ihn ab und reserviert ihn für die Soldaten, aber über