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wenn man daran denkt( denn niemand kann seinem Denken wehren)| zeichneten Schnurre Die Spage berzähle es". Ein fommt einem der Charakter der Arbeit recht deutlich braver Bursche ist zu Unrecht verdächtigt, den alten zum Bewußtsein. Es ist mehr ein Beitrag zur gesellschaft- Förster erschossen zu haben; zwar sprechen ihn die Geschwornen frei, lichen Unterhaltung, als ein Beitrag zur Kunst; ein aber dafür lastet die schlimmere Qual auf ihm, daß ein geliebtes liebenswürdiger Maskenscherz, den man sich vor einem gebildeten Wesen ihm die Unthat zutraut. Bevor sich aller Schmerz in Wohl­Publikum denken muß, vor einem Publikum mit den von Frankreich gefallen auflöst, unterhalten Anekdoten, Tanz und Biergelage das Her beeinflußten Seiten des 18. Jahrhunderts; vor einem Publikum, Bublifum; am Schluß eines jeden Atts gruppieren sich die Mit­das gern erlaubte, was gefällig war. Goethe hat einmal gemeint, wirkenden möglichst malerisch und fingen ein bekanntes Volkslied. daß er eine zu konziliante Natur" sei, um eigentlich Dramatiker zu Künstler von besonders auffallender Begabung ragen nicht aus der fein, Eben diese konziliante Natur" gestattete ihm, auch einmal Truppe hervor; das Zusammenspiel ist jedoch ohne Tadel und mit so einem losen Scherz zu dienen. Ein Abglanz von der hellen auch die der Gesellschaft gehörenden Dekorationen fönnen sich schen Sonne des Dichters ruht auf der Gestalt des Eremiten. Sie ist aus lassen. der Skizze nicht herausgekommen, aber die Stizze ist genial. Dieser and Kunstgewerbe. stillvergnügte Greis, der sich im Frühling freut, wenn jedes Blatt des Walds zugleich Chebett und Wochenbett ist, der, als er gehängt werden soll, in seiner bescheidenen Weise meinte, er sei zwar nicht der erste Wärtyrer, wohl auch nicht der letzte, aber der harmloseste sei er gewiß in diesem Greis steckt sonnige Poesie. Elpenor", ein Fragment von Goethe, das den Abend ein­leitete, eriveist sich als eine spannende und wirkungsvolle Exposition. Die Verse atmen im Grunde nicht die Eigenart des Dichters. Mir scheint, daß alles start unter dem Einfluß der griechischen Tragödie steht Ausbildung in Rom , womit und daß Goethe so einer dramatischen Wucht nachstrebt, die seinem Wesen im Grunde fremd war. Nichtsdestoweniger ist Wucht erreicht und ein­zelne Momente wird man sobald nicht vergeffen. Daß die Wucht und mithin das Drama nicht eigentlich Goethes Sache waren, spürt man freilich auch schon daran, daß er in den starken Momenten nicht feine eigne Sprache spricht und auch keine, die auf diese Sprache hin­deutet. Er hat ja selbst gesagt, daß er an einer wirklichen Tragödie an einer Tragödie mit allen Grausen und Schrecken, wie Macbeth etwa zu Grunde gehen könnte, und so mag Biſcher schließlich noch einmal recht haben, wenn er ihn im legten Grunde für einen weichen Geist hält und sein Wesen in dieser Zeile des Mignonlieds wie im Bilde- findet! - findet! hi ifiut

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Ein sanfter Wind vom blanen Himmel webt." the Die beiden Dichtungen Goethes rahmten den Robert Guiscard " von Kleist ein. Die Dichtung wirkte nicht wie eine Expofition, fondern wie ein Gauzes, das Schaden genommen hat. Bei Goethe kann man sich den Verlauf der Tragödie denken - bei Stleist vermag ich nicht in die Zukunft zu sehen. Der Herzog der Normannen liegt bor Byzanz, als im Heere die Best ausbricht. Das entsetzte Heer drängt vor sein Belt, um ihn zur Umkehr zu bewegen. Dort erfahren sie das Grauen hafte, daß Guiscard selbst von der Best befallen ist. Aber noch als Bestkranker zieht er Helm und Harnisch an und will nicht umkehren, bis er schließlich ohnmächtig zusammenbricht. Man empfängt den starken Eindruck einer kraftvollen, genialen, markigen dramatischen Stizze. Wir glauben, daß sich der Guiscard noch am ehesten im Spielplan des Theaters halten wird. Für den ganzen Nachmittag gebührt Lindau der Dant aller Litteraturfreunde. Erich Schlaifjer.

Kleines Feuilleton.

Die staatlichen Unterrichtsturse im ornamen des preußischen Kultusministeriums zur Ausbildung kunstgewerb­talen Pflanzenzeichnen, die 1890 in Rom im Auftrage licher Lehrer eingerichtet wurden, find behufs Einführung einer den Handelsministerium übernommen und auch in diesem Jahre rationellen Methode an den Kunst- und Baugewerkschulen bon fortgeführt worden. Elberfeld , Düsseldorf und Barmen auf Staatskosten zu ihrer Seit Februar weilen sieben Lehrer aus Profeffor M. Meurer dort ausgebildeten Stipendiaten die Zahl die Zahl der durch Maler dreißig bereits überschritten hat. Es schließen sich dabei an den praktischen Zeichen- und Modellierunterricht einerseits Vorträge über Sie Formenlehre der Pflanzen an, soweit die ornamental verwert­baren Teile derselben in Betracht kommen, andrerseits stilgeschicht­liche Belehrungen, in denen die Entstehung des Ornamentes aus Naturformen an Beispielen erklärt wird. Die in den letzten Jahren in Fach- und Kunstzeitschriften vielfach erörterte Methode Meurers ist inzwischen an der Kunstgewerbeschule zu Elberfeld einheitlich durchgeführt worden. Dort will man auch, wie wir hören, die Sammlung der Vorbilder und der Naturabgüsse nach pflanzlichen großartiges Gewächshaus für lebende Pflanzen vermehren.- und tierischen Motiven bei dem Neubau der Anstalt um ein eignes Humoristisches.

Vereinfachtig. Wissen Sie, Gnädige, eine Glaye hat auch ihr Gutes. Wenn ich verreise, brauche ich keinen Kamm und teine Bürste mitzunehmen."

So, dann mache ich Ihnen einen Vorschlag: lassen Sie sich die Zähne ausziehen, dann brauchen Sie auch keine Zahnbürste mit­zunehmen."

P

Frühling. Er: Wie föstlich kleidet Euch die Farbe der Unschuld, tenres Mädchen, aber es schmerzt mich der Gedanke, daß man die Grasflecken bemerken wird." Sie: Grade deshalb, o Vielgeliebter, hieß mich meine Frau Mutter dieses Gewand anziehen." ( Simpl.")

dard Gaul

Notizen.

-Die, Deutsch - französische Nundschau"( Revue - Arnold Böcklin und Gottfried Keller . In der Renen franco- allemande") ist am 1. April in den Verlag von F. N. Latt Freien Presse" erzählt ein Ungenannter: Wie sehr der Maler auch mann, Berlin , Goslar , Leipzig , übergegangen; die deutsche in andren nicht fünstlerischen Angelegenheiten auf das Urteil seines Redaktion hat Edgar Alfred Regener in Verlin über­Dichterfremdes hielt, möge folgender Zwischenfall bezeugen. Ein nommen. Finanzmann, der durch seine ausgedehnten und erfolgreichen Der schuldige Teil", ein neues Lustspiel von Hugo Transaktionen an der Börse viel von sich reden gemacht, richtete Lubliner, wird aufangs November am Lessing Theater sich eine neue Villa ein, die in etwas besserem Geschmack als und zugleich auch an andren auswärtigen Bühnen in Scene gehen. die bislang üblichen Familienhäuser erbaut war. Freunde legten Goldmarcks neueste Oper Göß von Berlichingen" ihm nahe, daß es angezeigt wäre, das neue Haus auch mit ist als erste Novität der nächsten Saison in der Wiener Hof­Bildwerken auszuschmücken und sich deshalb an Böcklin zu wenden, oper in Aussicht genommen. dessen Atelier zu jener Zeit manches der Vollendung entgegengehende

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Im Verein für deutsches Kunstgewerbe und des Käufers harrende Bild enthielt und der selbst nicht im( Künstlerhaus) spricht am 10. April Direktor Dr. P. Jessen Ueberfluß schwelgte. Der Finanzier erschien in der That in des über Die Die Aufgaben des Tapezierers und Dekora Malers Werkstätte und traf seine Auswahl. Eben sollte der Kaufteurs in der heutigen Wohnung". Der Vortrag wird perfekt werden, als Böcklin den Namen seines Besuchers, den er an- durch Lichtbilder und durch Ausstellung von Möbeln und Dekorations­fänglich überhört hatte, erfuhr. Von dem Augenblide an war stoffen erläutert werden. der sonst so artige Maler wie umgetauscht und wollte von einer Eine neue Kunstgalerie für Werke moderner weiteren Abmachung unter allerlei haftig bei den Haaren herbei- Künstler beider Nationalitäten wird in einem besonderen gezogenen Ausflüchten nichts wissen. Später erfuhr man dann, er Gebäude in Prag errichtet werden. habe sich erinnert, daß Gottfried Keller einmal in Gasthause beim Für die wissenschaftliche Untersuchung der Eintreten desselben Herrn von seinem Plaze fortgerückt sei und sich Meere im Interesse der Hochseefischerei soll, wie man aus Geestes geäußert habe, er möge nicht neben einem Menschen sigen, der münde schreibt, ein eignes Fahrzeug gebaut werden, welches mit fremden Leuten an der Börse Geld abnehme und sich damit be- allen Fanggeräten, wie sie in der modernen Hochseefischerei gebräuch­reichere". Und einem solchen Manne könne er, Böcklin , doch unlich sind, ausgerüstet werden soll. Die auf dem Gebiete der wissen­möglich seine Bilder überlassen!"- schaftlichen Forschung und die in der Praxis gemachten Erfahrungen sollen in jeder Hinsicht berücksichtigt werden.

Theater.

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- 3920 Analphabeten wollte der Stadtrat von Eger oe. Bellealliance Theater. Dialektschauspieler und unter den 22 000 Einwohnern der alten deutschen Stadt bei der lein Ende! Tegernseer, Schlierseer, Kölner , Mecklenburger und nun leßten um Weihnachten geschehenen Vollezählung gefunden haben. im Bellealliance- Theater noch Schwarzwäldler in fleidfamer Die Egrischen, die Volls- und Bürgerschulen, Gymnasium und Real­Tracht und kleidfamer Sprache. Damit hört's aber auf bei den schule, eine Handwerker- und eine Ackerbauschule besigen, wurmte es nenesten Gästen. Was die guten Leute spielen, erinnert weder an mächtig, so mit einemmale knapp vor den Botokuden zu rechnen; die Geistreicheleien und Seelenkonflitte in Auerbachs Dorfgeschichten, fie fannen und sinnierten, tüftelten und suchten und fanden das noch an die gemütvollen Erzählungen in den älteren Jahrgängen Geheimnis: der Statistiker des antisemitischen Gemeinderats hatte des Lahrer Hinkenden Boten. Eine ziemlich rob zugehauene Mord- alle noch nicht schulpflichtigen Kinder unter diejenigen geworfeit, so geschichte bildet den Inhalt der als Bauernkomödie be- da weder lesen noch schreiben können.-

Verantwortlicher Redacteur: Heinrich Wetter in Gr- Lichterfelde . Druck und Berlag von May Bading in Berlin .

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