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Daneben giebt es andre Balkons. Sie prangen auch schon im Blumenschmuck, er ist aber nicht sehr kostbar. Priemeln, Schneeglöckchen, Gelbveigelein, Blattgewächse, billiges Zeug, wie man es in der Markthalle zusammenfauft; man muß aber doch Geld haben, wenn man es kaufen will.
gehöre und daß somit das Haus frei sei von besonderer Stener. Iman sich naß und schmußig und außerdem ist die Gießlanne Indessen der Befizer des Bazars wußte auch, daß es eine Angewohn- schwer. Die gnädige Frau schläft auch noch. Sie kommt erst viel heit der zarten Kindlein, reinigenden Waffers häufig zu bedürfen, später; so um zehn herum, wenn die Morgenkühle linderen Lüften und er erbarmte sich dieser menschlichen Schwäche und verkaufte auch gewichen ist. Sie seht sich in einen der zierlichen Balkonsessel und Baby- Badewannen für die, so sie zahlen konnten. Als das aber Herr nippt Kaffee aus feiner Meißener Taffe. Dann steht sie auf und v. Miquel erfuhr, entbranute er in Zorn und er verfügete, daß Bade- geht an den bunten Blumen entlang, steckt das Näschen in die eine wannen nicht einer Klasse seien mit Windeln, Jäckchen, Bändchen und die andre und äugelt dazwischen durch das Stiel- Lorgnon auf und Hemdchen, und daß die folglich zweiklassige Firma zur Steuer die Straße hinab. Sie hat es gut, die gnädige Frau, vom ganzen heranzuziehen sei. Jedoch der Eigner des Babybazars, der ein Leben nur die Schönheit und den Duft. frommer Mann war, beschwor, daß Baby- Badewannen mnlösbar zur Baby- Ausstattung gehörten und er nicht gehalten sei, Steuer zu bezahlen. Daraus erwuchs nun ein gewaltiger Krieg, von dem noch tein Ende abzusehen ist. Wie Troja einst um der geraubten Helena willen in Trümmer fiel, so ertrinkt das Warenhausgesez, die Autorität ihres Urhebers und damit er selbst in dieser unklassifizierbaren Baby- Die Leute hinter den Balfons haben Geld. Vielleicht teine wanne. Er starb in einer Kinder- Badewanne, so wird in Bankdepots, aber doch ein gesichertes Einkommen. Sie haben keine ferner Zukunft die Weltgeschichte vermelden, Ivent fie das Sorgen. Wenn der Vormittag vorbei ist, läßt Mama die Markise traurige Ende des mächtigen, aber gottlosen Finanzministers schildert. herunter„ eine sehr schöne Markise", funkelnagelneu und blau Weil ihn die Frömmigkeit inuerlich nicht erleuchtete, darum fiel er in gestreift, und alle fezzen sich heraus. Mama nimmt das Häkelzeug, die Thorheit der Vier Klassen- Waren Steuer und in den tötlichen die großen Kinder machen Schularbeiten, die kleinen spielen. Abgrund der Kinder- Badewanne. Was ist alle Autorität, die nicht Wenn Bapa vom Amt kommt, setzt er sich auch mit auf dem Fels der himmlischen Wahrheit gezimmert ist! in den Kreis und das Mädchen bringt das Abendessen. Ein sehr gediegenes Abendessen: Wurst, Eier, Schinken, allerlei schöne Sachen und alle hauen tapfer ein. Sie lachen und schwazzen, sie sind sehr vergnügt, bloß um die Blumen kümmert sich niemand. Lieber Himmel, Blumen, man kauft sie wohl, weil sie zum Balfon gehören, man gießt sie auch, weil sie einmal Geld fosten, aber sonst? Wenn man nur ein gutes Abendessen mit Wurst und Eiern und Schinken hat.
Wenn der Privatier Adolf Henning demnächst der freigeistigen Richtung durch Gesetz Einhalt zu gebieten beginnen wird, so wird er den Fall Miquel gewiß hinreichend als Beweismaterial verwenden. Indessen man würde den Potsdamer Thor Hütern Unrecht thun, wenn man sie um verdächtigte, sie wollten bloß durch Strafpara graphen die freigeistige Richtung umbringen. Nein, sie wollen auch aus eigener Kraft mit den edlen Waffen der Idee den Unglauben bekämpfen, indem sie die Rentabilität die Freigeistlosigkeit beweisen. Sie beabsichtigen, nachdrücklich innere Mission zu treiben und an jedem Sonntag wird hinfort in Millionen von Exemplaren ein Blättlein„ Autorität" verbreitet werden, in dem an wahrhaften Vorgängen aus dem täglichen Leben gezeigt wird, wie fich die freigeistige Richtung bestraft und rechter Glauben belohnt. Es sei aus der Probenummer folgendes Stück mitgeteilt:
Wie der Glauben die Wohnungsnot beseitigt! August war ein frommer, fleißiger und bescheidener Arbeiter, der oft mit seinem gottlosen Better Emil stritt, der ein Socialdemokrat war und jede Autorität im Himmel und auf Erden beschimpfte. August aber ging es recht fümmerlich, während Emil viel verdiente, nichts arbeitete und trank und schlemmite. Wenn Angust sein Bimmerchen, das er mit seiner Frau und sechs Kindern teilen mußte, jedes Quartal höher bezahlen mußte, so that er das gelassen und hoffte auf den Herrn, während Emil, der billig und gut wohnte, ihn auslachte.
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Das sind so die gut bürgerlichen Ballons. Und noch andre Balkons: Man findet sie draußen im Osten und im Norden, sie sind eigentlich bloß ein Spott auf einen Balkon. Winzig flein, ivie Schwalbennester fleben sie an den hohen Mietskafernen. Eine Holzwand teilt sie noch für zwei Parten. Es sind die Balkons der kleinen Wohnungen. Was dahinterliegt, sind zwei enge Stuben und oft auch das noch nicht einmal. Es hängt feine Markise darüber, aber Wäiche flattert darauf. Was die Wäsche erzählt! Man hat kein Geld hier. Man kuapst sich so durch. Das eine Zimmer hat man vermietet, und doch ist die Wohnung noch viel zu teuer. So muß Mutter selber am Waschfaß stehen.
Es stehen auch keine Blumen auf diesen Balkons, Blumen kosten Geld; nur zum Samen hat man ein paar Groschen übrig. Kahl und dürftig starrt das primitive Laubengerüst in die Luft. Vater hat es in den wenigen Feierstunden selbst gezimmert. Im Sommer ranken Fenerbohnen und Winden daran empor, ein grünes flattriges Belt spinnt sich über das Schwalbennest; bis es dahin kommt, heißt es arbeiten und tüchtig arbeiten. Da steht Vater selber oben, er ist fnapp aus der Arbeit gekommen, aber er pumpelt" schon an den Kästen. Eine fleine Gießkanne hat er zur Hand und sprengt ganz vorsichtig, ganz langfam. Jetzt beugt er sich über den einen Kasten und nun wendet er sich nach der Thür und ruft hinein: Da kommt auch die Mutter schon. Sie kommt aus der Küche, die Aermel hat sie hochgekrempelt und ihre Hände sind naß. Sie achtet es aber nicht. Sie beugt sich auch über den Kasten und die Kinder gleichfalls. Alle stecken sie die Köpfe zusammen und lachen und jubeln. Im grauen Einerlei des Werktags eine Riesenfreude: die erste Kresse Humoristisches.
Für August wurde es immer schwieriger, die steigende Miete aufzubringen, und eines Tags, da er längere Zeit krant gewesen, blieb er den Zins schuldig und wurde von dem hartherzigen Wirt auf die Straße gefeßt. Er fand keine neue Wohnung, und auch das Asyl war befegt. In schwerer Bedrängnis irrte der fromme Auguft durch die Stadt, überall, wo er um eine Wohnung anklopfte, wurde er abgewiesen. Vor einem prächtigen Hause fiel er endlich vor Er schöpfung um. Aber kein Fluch fam über seine Lippen, sondern er betete laut. Und siehe da, es öffnete sich die Thür und heraus trat der Geheime Kommerzienrat Christian Schwuple und sprach zu dem am Boden Knieenden:„ Du bist ein guter Christ, wie ich sehe. Ich ist aufgegangen. habe gerade eine Wohnung frei mit schönem Garten und sechs Hellen Zimmern, Loggia, Badezimmer und allem Komfort. Sie ist auch fertig möbliert, weil der vorige Juhaber, ohne die Miete zu zahlen, ausgerückt ist. Komme also herauf mit den Deinen, und bleib darin wohnen, so lange es Dir gefällt. Ich verlange keinen Bins." Und so geschah es. Der fromme August wohnte bis an sein Lebensende in der schönen Wohnung mit Loggia, Badezimmer und allem Komfort. Der ungläubige Emil jedoch warf eines abends, da er betrunken nach Hause kam, die brennende Lampe um und das ganze Haus ging im Feuer zu Grunde. Emil fand nimmer eine nene Wohnung und irrt bis zum heutigen Tage immer noch obdachLos umher. Joc.
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Kleines Feuilleton.
or. Balkons. Es ist eine eigne Sache mit den Balfons. Im Winter liegen sie stumm und fot, wenn der Frühling kommt, ers wachen sie und fangen an zu erzählen, sie erzählen sehr viel. Wenn man ihre Sprache zu deuten weiß, hört man ganze Romane heraus, Stoff für ein Dutzend Bücher wenigstens.
Da sind die Balkons in den vornehmen Vierteln. Eigentlich find es gar keine Balkons mehr, sie hören auf den stolzen Namen Loggia, fie find sehr schön, trotz der frühen Jahreszeit strahlen sie schon in üppigster Blumenpracht. Stolze Azaleen, prächtige Hyacinthen, Tulpen und Maiglöckchen schmüden ihre Brüstung, hier und da blüht sogar auch Flieder, Treibhausflieder, aber doppelt kostbar, weil er eben aus dem Treibhaus fonimt. Eine bunte Pracht, aber steif, langweilig, nichts daran, was zu Herzen geht.
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Heitle Frage. Also mit unsrer Verlobung ist es aus, Arthur?!... Wer hat sich denn da erkundigt Du oder Papa?"- Wirt:... Bier ist Sie aber
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Ein guter Kaffee. nur noch Gaffee!" geens mehr da Fremder:„ Danke!"
Wirt:„ Här'n Se, das ist Sie aber beinahe ganz egal!" Flieg. Bl.")
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Notizen.
Ibsen's Boltsfeind" geht neueinstudiert noch Ende dieses Monats im Deutschen Theater in Scene.
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- Agathe Barsescu wird am 20. Mai im Berliner Theater ein Gastspiel eröffnen; sie tritt zunächst als Hero in Des Meeres und der Liebe Wellen", Parthenia in„ Der Sohn der Wildnis" und Martha in„ Schuldig" auf.
- Das Residenz Theater wird demnächst eine Reihe litterarischer Matineen veranstalten.
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- Kindermörderin", ein Drama Heinrich Leopold Wagners, eines Dichters aus der Sturm- und Drangperiode der deutschen Litteratur, wird zu Anfang der nächsten Woche im Berliner Theater zur Aufführung gelangen.
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Das Ensemble des Deutschen Theaters wird in diesem Sommer in Wien und vielleicht noch an einigen Abenden in Budapest gastieren.Das Kölner Wallraf Richary Museum hat sich mit einem gefälschten Franz Hals - Kostenpunkt: 45000 Mark hineinlegen lassen. Manchmal erscheinen Menschen auf dem Balkon. Früh am Der Verein der deutschen Frrenärzte wird am Morgen zuerst die Dienstmädchen, sie gießen. Wer sollte es denn 22. und 23. April in der Berliner psychiatrischen Klinik( Charité) sonst thun! Die gnädige Frau? Oh- ich bitte! Beim Gießen macht tagen. Verantwortlicher Redacteur: Heinrich Wetter in Gr. Lichterfelde. Druck und Verlag von Mag Bading in Berlin .
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