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seine Stube und wischte auf dem Wege die Flecken ab, auf, und wenn Du schon zählen kannst, wie viele Erdäpfelwelche die Aufschrift entstellten. In seiner Arbeitsstube fnödel Onkel Konrad vertilgen wird, dann mußt Du später setzte er sich schwerfällig in seinen Sorgenstuhl. Er hatte einmal Finanzminister werden oder Bauke schlagen. Die haben es so treu gemeint, und nun sollte wohl die Sünde wieder beide furchtbar viel zu zählen." anfangen.
Er wagte den Brief nicht zu öffnen. Er nahm einen Bogen vom weißesten Papier und begann ein Gedicht niederzuschreiben, das ihm seit Kattowigers Besuch im Kopfe entstanden war:
O könnte ich an meine Brust Dich drücken, Ich liebe Dich so sehr.
Du lagst berückend auf dem Rücken, Umarmt, gefüßt vom ewigen Meer,
Und bublend sprangen Wellen ringsumher.... Der Anfang gefiel ihm, nur mit der zweiten Zeile war er nicht zufrieden. Ich liebe Dich so sehr" war doch gar zu gewöhnlich. Es fiel ihm kein guter Reint auf Meer ein. Oft schon hatte er sich ein Reimlerikon gewünscht, wie es deren zur Bequemlichkeit deutscher Dichter geben sollte.
Da trat Hilde mit dem Kochlöffel in der Hand bei ihm ein. Er deckte rasch das Linienblatt über die Verse und fragte, um doch unbefangen zu scheinen:„ Ist Konrad schon da?"
Haftig antwortete Hilde:
" Ich habe Dich doch nicht gefragt, von wem der Brief ist. Was schreibt Dir Frau Lose?"
" Ja, aber was ist das für ein Mysterium, das mich interessieren soll? Die Vorlesung eines gewissen Dramas? Wenn es das„ Hohe Lied " wäre, müßte ich es doch selbst vorlesen!" Du hast doch immer solche Nebensachen im Kopf", sagte XXXI.
"
Hilde.
Amt 30. August ging es lebhaft in Bohrmanns Wohnung zu. Hilde zog sich für ihre erste große Gesellschaft an. frisiert und war dageblieben, um zu helfen. Hilde hatte ihren Ein Stubenmädchen aus dem Vorderhause hatte sie ganzen Staat auf der Plüschgarnitur ausgebreitet und war noch nicht sollte. Im Unterrock führte sie das neidische Stubenmädchen entschlossen, was sie auswählen ganz einfach gehen, wie es sich für eine arme Lehrersfrau vor alle ihre Herrlichkeiten und wiederholte immer, sie wolle schicke. Schmuck habe sie doch nicht.
Das Stubenmädchen besaß eine Brosche, zwei Tauben mit einem kleinen Diamanten. Hilde nahm es an, daß das
Mädchen nach Hause lief, ihr die Brosche zu borgen.
Inzwischen flagte Bohrmann aus seinem Zimmer, daß ihm das und jenes fehle. Eifrig sprang Lenchen von Papa
zu Mama und half überall.
Bohrmanu geriet in tödliche Verlegenheit. Er hatte den Brief nicht zu öffnen gewagt, weil er ein Ende zu machen Eben war das Stubenmädchen zurückgekommen, und eben wünschte, weil eine echte Ehe werden sollte zwischen ihm und Hilde, weil er an die rein geistige Liebe Maschas nicht mehr glaubte, weil er sich von dieser Schuld lösen wollte, durch Offenheit gegen Hilde. Sie hatte ihn vorher nicht anhören wollen. Desto schlimmer oder desto besser! So sollte das Schicksal walten.
Mit einem tapferen Entschluß ergriff er das Schreiben und reichte es seiner Fraut.
Ich habe den Brief noch nicht mein Kind. Lies ihn selbst zuerst. halten."
eröffnet, wie Du siehst, So wollen wir es fortan
" Quatschkopp", antwortete Hilde. Mach' ihn nur auf und fage, was drin steht. Ich weiß es nämlich schon. Es wird eine Einladung fein, für uns beide."
Nicht ohne Unruhe riß Bohrmann jetzt den Umschlag auf, da lag richtig eine gedruckte Einladung: Herr und Frau Lose geben sich die Ehre usw. Mit Tinte ausgefüllt war nur: Herr und Frau Doktor Bohrmann, am 30. Auguft, gefälligst 7 Uhr.
Außer diefer Karte enthielt der Umschlag noch einen Brief:
,, Lieber Herr Bohrmann!
Jch rechne bestimmt darauf, daß Sie mir am 30. mit Ihrer lieben Frau die Ehre geben. Reine große Gesellschaft, ganz gemütlich, nur die nächsten Freunde. Ein engerer Kreis, faum zwanzig Personen, ist auf 7 Uhr geladen, um der Vorlefung eines gewissen Dramas beizuwohnen. Sie kommen natürlich pünktlich um 7 Uhr, denn das Mysterium wird. Sie doch auch in seiner neuen Gestalt interessieren.
Mascha Lose."
Mit herzlichen Grüßen ihre treulich ergebene Bohrmann atmete erleichtert auf. Und doch war ihm der fremde Ton, diese Verstellungskunst nicht recht.
Begreifst Du das?" fragte er Hilde, nachdem er alles gewissenhaft vorgelesen hatte.
Was ist da zu begreifen? Dich natürlich wundert es, daß man Deine Frau nicht zu Hause läßt. Aber andre Leute sind aufmerksamer als Du. Sie brauchen jetzt den Direktor, weil er wieder was unterschreiben soll. Und der Direktor wird wohl geantwortet haben, daß er ohne mich nicht zu haben ist. Das ist ein Mann!"
Konrad kam pünktlich, sauber herausgekleidet, zum Mittagstisch und lachte froh, als er vom Eintreffen der Einladung hörte.
hatte sich Hilde dafür entschieden, ihren neuen Rock von schwarzer Seide und darüber die ausgeschnittene Bluse von rosa und grün schillernder Seide anzulegen, als der Direktor' erschien. Er war in einem guten Gesellschaftsanzuge, nur fehlten ihm Stulpen, Kragen und der weiße Schlips. Er habe Bohrmanns Stiefel nämlich, seien oben noch vortrefflich, nur auf der Straße Aufsehen erregt, erzählte er. Die Oderkähne, regnen dürfe es bei Loses nicht, sonst würde er sich einen Schnupfen holen.
Hilde schrie plötzlich auf. So vor einem Fremden zu er scheinen! Wenn sie noch einen seidenen am Leibe gehabt hätte! Der Direktor mußte zu Bohrmann hineingehen und seine Wäsche vervollständigen. Johannes hatte es ja dazit. Aber einen zweiten weißen Schlips besaß Bohrmann doch nicht. So ersuchte der Direktor um etwas Geld und lief hinunter, das" Marterinstrument" selbst einzukaufen. Da hatte Hilde noch Aufträge für ihn. Strümpfe, wie sie jetzt Mode sein sollten, und eine neue Art Ein Paar schwarze Gesellschaft nicht tief genug. Oefen für ihre Bluse. Der Ausschnitt war für eine so feine
( Fortsetzung folgt.)
Kleines Feuilleton.
genährte Kaplan Ricodemus auf der Kanzel stand, fiel ihm jedesmal Die Heilige.( Nachdruck verboten.) Wenn der gute, wohl auf der Weiberbant unten im Schiff ein hübsches, rundliches Frauchen ins Auge, das mit besonderer Frömmigkeit begabt zu sein schien, denn es wandte feinen Blick von dem Prediger auf der Kanzel. Die fanft lächelnde Frau Barbara König brachte den frommen Kaplan stets ein wenig aus dem Concept und rasch mußte er den opf nach der Männerbank wenden, um nicht stecken zu bleiben. Auch dort schaute ein Menschenkind andächtig zu ihm empor; ein derblnochiger Geselle mit struppigem Kopf und kleinen Aeuglein. Dieser feine Kerl war der Ehemann der Frau Barbara, Petrus mit Namen und fürwahr ein großer Verehrer des Herrn Kaplan Nicodemus. Der liebe struppige Petrus verstand zwar nicht viel von den Ausführungen des Herrn Kaplan, aber ihm imponierten die von demselben häufig gebrauchten Schlagworte: Teufel und Fegfeuer. Petrus war einer, dem's gern gruselte. Ihn aber guckte der fromme nach rechts gezogen und wer ihn anlächelte und ihm das Blut in inumer wieder wurde sein Gesicht Saplan nicht lange an, Wallung brachte, das war die liebenswürdige Frau Barbara.
Unter dem schwarzen Rock des jungen Priesters schlug ein warmes Herz und als er ein halbes Jahr in Buzzbach gepredigt und sechsundzwanzigmal die Frau Barbara König verflucht hatte, lich zwar, aber Frau Barbara merkte es doch. Und es gefiel ihr, von dem dicken Pfäfflein also hochgeehrt vor allen Frauen zu sein. Betrus dem Kaplan seine Sünden. Einige ganz leine Kleinigkeiten Einmal, so sagt die Butzbacher Chronit, beichtete der struppige hatte er bereits bekannt, dann stockte er.
Schauen Sie nur, Frau Hilde! Man ist also doch nicht ganz ohne Einfluß, wenn man eine Konzession hat. Und Erdäpfelknödel giebt's heute? Dafür soll Mascha Lose mit ob ihres verführerischen Lächelns, da begann er, sie anzubeten, heims mir zufrieden sein, ich will mich benehmen, daß die Kerls nicht wissen sollen, ob ich König Philipp oder der Großinquisitor bin. Ich führe Hilde zu Tisch, und sie läßt mich nicht zu viel trinken. Das ist abgemacht. Will ich über die Schnur hauen, Frau Hilde, fo sagen Sie immer nur Kardinal" zu mir. Dann will ich das meinige thun... und Du, Siegfried, paß
Nun, habt Ihr sonst nichts mehr auf dem Herzen?" fragte der Beichtvater.