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" Wohl, woht," antwortete das Beichtkind. Ich hab' mir am Komödie spielt oder ein Graf, der hinter dem Pflug hergeht Mirmeßtag einen ordentlichen Rausch angetrunken. das ist„ fensationell" und bei sensationellen Ereignissen „ Wenn das nur ausnahmsweis' passiert ist, hat's weiter nichts muß am letzten Ende leider immer die Kunst die Zeche zu bedeuten. Ihr könnt Euch deshalb beruhigen," tröstete der Kaplan. zahlen. Ob man mum in Erfurcht erstirbt, weil irgend ein Hofmensch Ich hab' aber im Rausch meine Frau geschlagen," stöhnte der sich zur Kunst herabläßt, oder ob man eine Kuhmagd anstaunt, weil Sünder. sie reimen fann in beiden Fällen führt man ein fremdes Princip Der Kaplan schwieg ein Weilchen still. Der Unmensch!" dachte in die ästhetische Betrachtung ein und schädigt die Kunst. Die Sache er. Wie wollte ich die hübsche Frau Barbara warm halten!" ist um so gefährlicher, als der deutsche Philister mit tödtlicher Sicher Laut sagte er:„ Schämt Euch! Euch an einer Frau zu vergreifen. Heit darauf hereinfällt. Thut's ja nicht wieder. Hierfür müßt Ihr fünfmal den Rosenkranz beten! Habt Ihr noch' was?"
Wohl, wohl. Am vorigen Markttag follt' ich meiner Frau ein halbseiden Halstüchlein aus der Stadt mitbringen. Ich hab' das Geld dafür vertrunken und sie bekam nichts," gestand Petrus .
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,, Sie bekam nichts," wiederholte der Kaplan. Von dieser Sünde müßt Ihr Euch dadurch lostaufen, daß Ihr zu Fuß an das Standbild des heiligen Nicodemus bei Bärhausen wandert und dort weitere fiinf Rosenkränze betet. Aber morgen nachmittag um drei Uhr, nicht früher und nicht später, müßt Ihr Euch auf den Weg machen."
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So ungefähr sind die Erwägungen gewesen, die mich vom Bes such der Schlierseer abhielten. Ein wenig fürchtete ich auch vor einer Specialität" zu stehen. Specialitäten und Sensation sind so ziemlich Sie gefährlichsten Feinde der Kunst. Ich bin also, wie man sieht, nicht mit den günstigsten Vorurteilen hineingegangen. Um so lieber ist es mir, daß ich das Theater beruhigt verlassen habe. Die„ Schlierseer" schaden uns trop dilettantischer Einzelleistungen nicht und können uns vielleicht in manchen Beziehungen nügen. Gewisse Dinge bringen sie aber doch echter als Berufsschauspieler, die keine Bauern waren. Ueber eins dürfen wir uns natürlich nicht täuschen: die„ Schlierseer" find Damit war die Beichte beendet. teine Bauern, sondern einfach Dialektschauspieler, und wollen Petrus nahm die Sache ernst. Er legte sich zur besonderen als solche ohne jede falsche Sentimentalität betrachtet sein. Buße noch eine Handvoll Erbsen in die Schuhe und trat seinen Aber sie waren Bauern, und somit bringen sie eine Gang pünktlich an, wie's ihm befohlen worden. Fünf Minuten Kenntnis des Milieus und der Gestalten mit, die nicht später aber saß der gute Kaplan im Stübchen bei Frau Barbara nur ihren Leistungen, sondern auch uns zu gute kommt. Ich beund breitete vor ihr ein halbseidenes Halstüchlein aus. Dabei danere, den Meineidbauern" nicht gesehen zu haben. Das wäre girrte er dem Weibchen allerlei in die Ohren, was in feinem meines Erachtens die Probe auf das Erempel gewesen. JägerRatechismus steht. Frau Barbara dachte:" So lang der geistliche blut" ist ein allzu harmloses Boltsstück, als daß man zu einem Herr es beim Schivagen läßt, mag's gut sein, wird er handgreiflich, sicheren Urteil gelangen könnte. Künstlerisch ohne jeden Wert, ist es schlag' ich ihm auf die Finger." stellenweise von einer Anspruchslosigkeit des Humors, die man sonst nur Kinderkomödien verzeiht. Immerhin sah man, daß die Schlierseer wenigstens einen Schauspieler unter sich haben. Xaver Terofal , der den Dorfbader spielte, ist ein ausgezeichneter Komifer. Anna Reil war einfach, aber auch ein wenig monoton. Trozdem fesselte sie durch eine gewisse herbe Straft. Eine bestimmte Anschauung von ihrem Talent habe ich nicht gewinnen können. Man sagte mir, daß sie gelegentlich ergreifend wirken kann. E. S.
Eben wollte ihr das Pfäfflein in die runden Wangen kneifen, als im Hof der polternde Schritt des Petrus erklang.
Um Gotteswillen, Frau Barbara, Euer Mann! Was fang ich an?" rief der Kaplan,
Rasch hier hinein," verfekte Frau Barbara und sie steckte den Liebhaber in den Kleiderschrank.
Betrus hatte den Rosenkranz vergessen, deshalb fam er zurüd. " Zieh nur Deine Schuhe wieder aus, lieber Mam," sagte Frau Barbara. Zum heiligen Nicodemus brauchst Du heut nicht zu gehen. Der Heilige hat Dir's bequem gemacht, er ist zu Dir getommen."
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Und resolute Frau drückte ihren Eheliebsten vor dem Kleiderschrank in die Knie, gab ihm den Rosenkranz in die Finger und sagte:„ So jest bete, nachher sollst Du den Heiligen sehen. Ich wette, er verzeiht Dir alle Deine Sünden."
Betrus war ein bißchen sehr beschränkten Geistes. Er plapperte in der That die vorgeschriebene Anzahl Paternoster herunter. Drinnen im Kleiderschrank aber stand hinwieder einer, der schwiste mehr Perlen als solche der Rosenkranz hatte, den der fromme Betrus zwischen den derben Fingern hielt. Frau Barbara flopfte zuweilen an den Kleiderschrank und frug lachend:" Der heilige Nicodemus hat doch noch Luft? Ersticken soll er mir nun doch nicht!"
Als sie endlich den Schrank öffnete, sprang in wilden Sägen einer heraus und zur Thür hinaus. Frau Barbara hielt sich die Hüften und lachte und lachte. Der fromme Petrus aber glotte dem Davonlaufenden nach und stotterte: Beileib', ich meine, das wär' der Herr Kaplan gewest?"
" Der heilige Nicodemus war es," sagte Frau Barbara. Siehst Du, das kommt davon, wenn sich ein Tölpel, wie Du einer bist, in den Kaplan verliebt. Bald hätte er mich zur Heiligen gemacht."
Der gute Kaplan Nicodemus ließ sich bald darauf versetzen. Jett hält er, wenn er predigt, die Augen zu. Das halbseidene Halstüchlein hat ihm Frau Barbara am Tage nach seinem Besuch zurüdgeschickt mit einem Brieflein, das folgendermaßen lautete: " Hochwürden! Hier habt Ihr Euer Halstuch wieder. Mein Mann ist dumm genug, das ist wahr, und viel schön ist er auch nicht. Er ist aber mein Mann und mir hundertmal lieber wie der Herr Kaplan. Wenn der Herr Kaplan mal gucken will: der heilige Nicodemus soll sich auf der Brücke bei Bärhausen herumgedreht haben und mit dem Finger nach Butzbach drohen. Enre demütige Barbara König."- K. H. Diefenbach.
Theater.
Schlierseer Bauern- Theater. Jägerblut" von Rauchenegger. Ein unklares Gefühl hielt urich bisher immer davon ab,
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Humoristisches.
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Zärtlich. Er: So, wenn ich mal sterbe, dann ist für Dich ausgesorgt!" Sie: Ja, wenn Du mm aber nicht stirbst?!"-
- Höchster Realismus. Schauspieler( zum zweiten): Was Sie mir da erzählen, ist alles nicht der Rede wert, ich habe den Sönig Lear so natürlich gespielt, daß beinahe das Publikum verrückt geworden ist!"-
Notizen.
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Lustiges Studium", ein neues Stück von Albin valabrègue und Maurice Ordonneau , wird demnächst im Pariser Gymnase- Theater aufgeführt werden.
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Die, Verdi Festspiele" nehmen am 5. Mai in Prag italienischen Künstlern zur Aufführung.ihren Anfang; das Requiem und sechs Meisterwerke gelangen mit Heute findet wieder eine internationale Ballon auffahrt( benannte und unbemannte Vallons) zu wissen= fchaftlichen Zweden statt.
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Jahre 1788 in Hamburg ein gewisser Hans Heinrich Schlott Die erste dentfche Cigarrenfabrik errichtete im mann, der das Cigarrenmachen in Spanien erlernt hatte. Um seinen Cigarren Eingang zu verschaffen, mußte er sie anfangs verschenken, aber auch da wollten die Leute sie nicht. Endlich kam er auf den Gedanken, sein Fabrikat nach Cughafen zu schicken. Dort wurden sie auf Schiffe, die aus Amerika gekommen, verladen und als echte amerikanische Cigarren uach Hamburg gebracht, wo sie willige Stäufer fanden.
S. Fischer.
Bücher- Einlauf.
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Erich Sachs: Worte der Seele". Lyrit. Dresden bie Schlierseer zu besuchen. Ich stand ihnen mit einem Mißtrauen und Leipzig . E. Piersons Verlag. gegenüber, das ich nicht los zu werden vermochte. Es wurde mir -Frizz Bové: Junge Seele". Lhrit. Berlin . Gose zu viel Aufhebens davon gemacht, daß sie Bauern" feien, während u. Tetzlaff. man nach meiner ummaßgeblichen Meinung zunächst Schauspieler Arne Garborg :„ Der verlorene Bater." Berlin . sein muß, wenn man öffentlich auftritt und Entree verlangt. Gs schien mir eine gewiffe Sentimentalität in dem Beifall zu stecken, den sie -Gabriele d'Annunzio : Episcopo u. Co.". Nos fanden, ein ungesunder Bauernfultus, wie er sich am ehesten bei vellen. Berlin . S. Fischer. Menschen entwickelt, die nur auf Sonntagsausflügen gelegentlich mit Banern zusammengekommen sind. Die Kunst hat oft unter folchen Er fcheinungen gelitten. Der Deutsche kauft im allgemeinen keine Gedichte, aber wenn er hört, daß sie von einer gewöhnlichen" Bauersfran oder von einer Kellnerin stammen, fauft er sie allerdings und verhilft so minderwertigen Erzeugnissen zu großen Auflagen, während die gar nicht zu verachtenden Berse von Keller oder Lilien- Die nächste Nummer des Unterhaltungsblatts erscheint am cron nur für eine fleine Gemeinde existieren. Ein Bauer, der Sonntag, den 21. April.
Hans Weber Lutkow: Die schwarze Ma donna". Novellen. Linz , Wien , Leipzig . Destreichische Verlags anſtalt.
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