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XXXIV.

in die Richtung, wo Herrn Loses Arbeitszimmer lag. Frau] ,, Es ist nur, daß Herr Petters sich ärgern wird. Aber Neumann blickte Doktor Hantinger mit glühenden Augen nach; ich bin ja nicht mehr böse, Herr Direktor. Sie werden sehen, sie schien wie verwandelt. Ihre Nasenflügel bebten, ihr Sie werden Glück haben, denken Sie au mich. Meine ganzer Körper richtete sich wie im Triumphe empor und ihre Ahnungen täuschen mich niemals." dünnen Lippen öffneten sich, als wollten sie sich zu einem Kusse wölben. Sie sah verjüngt aus in ihrer Leidenschaft. Dann glätteten sich die Züge wieder, wie sie auch mit der Hand glättend über den Äermel hinunterstrich, und ruhig fagte sie: " Ich glaube, Herr Doktor Hantinger hat wieder einmal seinen Willen gehabt... er hat einen eisernen Willen

nicht wahr? Das ist ein Mann!"

Am Arme des Stars erschien Mascha im Saale  . Sie fagte ihm wohl eben etwas Schmeichelhaftes; dabei blickte fie aber unruhig umher. Langsam näherten sie sich der Gruppe, die jetzt stumm Frau Neumann umgab. Frau Neu­mann blickte nicht auf. Aber sie horchte, das sah man ihren gespannten Mienen an. Und mitten im Rauschen und Blandern der Gesellschaft mußte sie den Schritt Hantingers erkannt und verstanden habe, denn plöglich leuchteten ihre kleinen Augen heiß auf, daß sie beinahe schön wurden,

und sie sagte:

Da kommt er. Er hat's erreicht." Doktor Hantinger und Dracklin traten herein und schüttelten einander die Hände.

Sie dürfen uns gratulieren, meine Herrschaften," sagte Doktor Hantinger, besonders Herrn Dracklin. Wir sind einig! Noch zwei solche Siege, und ich bin ruiniert... fünfjährigen Vertrag bei der Gage!... Und Echulden wird er morgen nicht mehr haben... ich will aber nicht in­diskret sein."

Aufgeregt wünschte man ihm Glück. Von den übrigen Gästen hatte nur Mascha den Vorgang bemerkt. Sie drückte ihrem berühmtesten Gaste herzlich die Hand und kam her­

über.

Langsam nahmen ihre Züge einen bösen Ausdruck an. ,, Sie haben sich gefügt?" fragte sie Dracklin. " Jawohl, teuerste Mascha," antwortete der Kaiser Nero und wiegte den mächtigen Oberkörper in den Hüften. ,, Wo Sie Direktor werden konnten?"

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Sie wissen ja, warum, teuerste Mascha. Uebrigens war das meine Sache, da man mich in Verlegenheit ließ." Mascha wurde bleich, so daß Bohrmann innigstes Mit Teid mit ihr hatte. Sie war wohl zum Herrschen geboren; und es mußte ihr weh thun, wenn sie nicht erzwingen konnte, was sie für das Gute hielt. # 16111

Mascha lächelte wieder freundlich.

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Da wirst Du Dich wohl freuen, liebe Mieze," sagte sie zu ihrer Schwägerin. Mieze hat es aber auch besser als ich. Ich habe für meine guten Freunde immer nur.. was ich eben selbst habe."

Bett nicht aufzusuchen gewagt; bis zum Morgen war er auf Die Nacht vor seinem Examen hatte einst Bohrmann sein und nieder gegangen und hatte sich alle möglichen Fragen ausgedacht, die die Prüfungskommission an ihn stellen könnte. mittag, als es ernst wurde. Und alle Fragen hatte er beantwortet; auch am nächsten Vor­

Auch in der Nacht nach Maschas Gesellschaft legte sich Bohrmann nicht zu Bett; es schien ihm gar nicht möglich, daß er so lange unter den Leuten ausgehalten hatte, scheinbar so unbefangen fogar, nach allem, was er in diesen Stunden erlebt hatte. Und wieder stellte er Fragen an sich selbst. War Mascha ein hehres Weib?

infamen Anspielungen recht hatte, mußte sich Bohrmann nicht Und wenn sie es nicht war, wenn Vetter Felix mit seinen ehrlich und ohne Zögern von ihr abwenden? Mußte er sie nicht zu einem Befenntnis ihrer Ruchlosigkeit zwingen und ihr dann seine ganze Verachtung ins Gesicht schleudern? Ach in das verführerisch schöne Gesicht!

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( Fortsetzung folgt.)

Kleines Feuilleton.

Die Maifeftblätter find wieder erschienen. Unset deutsches ziert ein von Robert Engels   in München   gezeichnetes, in der Manier des alten deutschen Holzschnittes gehaltenes Titelbild. Das Bild ist klar, sagt das, was es jagen will, so, daß es jeder leber das Doppelbild ließe sich manches fagen. Vielleicht wäre es verstehen muß, erzielt die Wirkung mit rein fünstlerischen Mitteln. angezeigt, es wieder einmal mit einer Preisfonkurrenz zu versuchen. Wir könnten gute Bilder mit entsprechendem Gehalt auch sonst ges brauchen. Der textliche Teil ist reichhaltig und anregend. Etwas mehr Wärme, etwas weniger Beitungs- und Parteideutsch hätte nichts schaden können. Es ist ja ein Festblatt. Und die Feste feiert man nicht allein mit dem Kopfe, sondern auch mit dem Herzen! Das Maiblatt der östreichischen Genossen ist textlich

etivas lebhafter. Es erinnert an die Kommune und an den mähris noch bunter als in früheren Jahren. Man wird beinahe an die schen Wiedertäufer Balthasar Hubmayer. Die Bilder find womöglich Farbenfreudigkeit der Slaven gemahut.--

-8.

- Missionswesen in Palästina. P. J. Baldensperger, ein Kenner palästinensischer Verhältnisse, schreibt, nach der Frank­ furter Zeitung  ", in feinen, in einer englischen Vierteljahrsschrift ver­öffentlichten Auffäßen: Der Abscheu, den der Islam   vor Kirchent, Bildern und Gemälden, mit denen die meisten christlichen Kirchen geschmückt sind, und vor dem Kreuz, das die religiösen Gebäude überragt, hat, ist ein großes Hindernis für den Uebertritt zum Christentum. Doch das allergrößte Hemmunis der Verbreitung den Muhammedanern Palästinas  des Christentums unter abgesehen von dem Mysterium von der heiligen Trinität, das gegen ihren einen Gott ist, und von der Mono­Aletsch," sagte er zu Mascha. Ist der Hantinger wieder Ist der Hantinger wieder gamie ist die Rivalität zwischen den einzelnen chriftlichen einmal früher aufgestanden als Du? Hören Sie Kirchen und die mannigfachen häßlichen Stämpfe, die diese gegen Hantinger, jest müssen Sie aber noch Ihr Meisterstück einander führen. Es sei zur Unebre vieler Bekenntniffe gefagt, daß machen und Fräulein Szekal eieien. Sie ist fuchsteufels- fie Konverfionen mit Geld und Versprechungen erkaufen, und was wild... wenn's einer macht, macht's der Hantinger. Du hast ganz recht, Mieze, det is einer mit Aermel."

Frau Neumann hatte ein spites Wort auf den Lippen. Da tam aber schon ihr Mann in heftigem Wortwechsel mit Fräulein Szekal herzu.

Fräulein Szefal wandte sich an Mascha. Sie habe ihrer lieben Freundin nur Adieu sagen wollen, sie müsse nach Hause gehen, fie fönne so große Gesellschaften nicht vertragen. Die Brinzessin habe oft zu ihr gesagt... Liebe Afra, habe sie immer gesagt, die großen Gesellschaften sind die Nägel zum Sarge unsrer Nerven.

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das traurigste ist: eine Kirche kauft Konvertiten aus den Anhängern einer andern christlichen Glaubens- Genossenschaft. Sehr selten hört man in Palästina von der Konversion von Muhammedanern; die Schulen aufgezogene Waisen. Ein Beispiel solchen Religionshandels wenigen, die zum Christentum übertreten, find in christlichen ist folgendes: ein christlicher Familienvater mit Weib und Kindern erhielt eines Tags Geld von dem Priester einer andern Kirche, damit er zu dieser sich geselle. So wurde der Christ von der Sorte A für ungefähr 20 Dollar einer von der Doktor Hantinger faßte die Szefal bei beiden Händen. Sorte B. Nach neun Monaten kehrte er zu feiner alten Sie kenne ihn nicht, man kenne ihn überhaupt nicht. Jetzt Gemeinde zurück, und als man ihn zur Rede stellte, warum sei er obenauf und werde Verlin was aufzuraten geben. ich für 20 Dollar lange genug an Eurem Dienst teilgenommen er nicht mehr zu dem Dienst B komme, fagte er;" Ich denke, daß Noch ein zweites Theater werde er pachten. Er dürfe habe; doch bin ich bereit, noch einen Monat zu kommen. Dann noch nicht sagen, welches. Im Kronprinzen- Theater werde hoffe ich aber, wird man für das Geld nichts mehr von mir ver Gusti Mauerhofer allerdings vielleicht viele gute Rollen langen." Diese Handelsgeschäfte, die in allen christlichen Centren friegen. Für das andre Theater aber habe er herrliche Stücke Palästinas   in höchster Blüte sind, lähmen vollständig die An­in petto, großartige Paraderollen, alles Neue aus Paris  . Er strengungen des echten Christen, der durch seine Werke und sein werde mit der Sarah Bernhardt   einen Vertrag schließen. daß Vorbild zeigen will, was man von einem wahren chriftlichen Leven die Szekal alle ihre Rollen in Berlin   allein spielen dürfe. Er erwarten kann. Die Eingeborenen betrachten im allgemeinen alle als besonders ab­werde mit der Szekal einen großartigen neuen Kontrakt Priester- Mohammedaner und Christen gefeimte und schlaue Leute. Die Legende, daß einst ein schließen. christlicher Priester auf dem Wege nach der Stadt den Teufel traf. Während sie so nebeneinander hergingen, schlug der Priester vor, sie wollten einander abwechselnd tragen, und zwar dürfe der Auf­gefeffene so lange auf den Schultern des andern bleiben, als er in

Langfam zog die Szekal den zweiten Handschuh an. Dabei blickte sie besänftigt und aufmerksam auf die kleinen Hände Hantingers.