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Efel einsicht, was hinter all der großen Politit steckt? Sollen wir] Die Sache wird ernst. Der Böbelwahn über die Verwerflichkeit die Triebfräfte" des Geschehens enthüllen? Dann ist kein Unter- der verworrenen Lage steckt an. Die lieben Kollegen erklären plötzlich schied mehr zwischen Weltgeschichte und Küchenklatsch. Die Schulden mit tomischer Feierlichkeit für das Grunderfordernis einer accuraten des einen, die Liebschaften des andren, der Lurus der Frau, der Politit, man müsse Klarheit schaffen, ein Biel stecken, einen geraden Ehrgeiz der Geliebten, Unfähigkeit und Narrheiten, Trunksuchtsexzesse Weg gehen. Lächerlich. Klarheit ist schlimmer als die Beulenpest. und besinnungslose Launen, Habsucht und Eitelkeit haben diese Aber man hat sich in die Idee verramit und erklärt, die Verworrens lieben Eigenschaften des Menschentums nicht etwa seit jeher Geschichte heit schädige die Autorität lächerlich. gemacht!
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Verworrenheit, du rettende Göttin der Unvernunft, gesegnet sei dein Wirken! Wenn niemand mehr weiß, was er denken soll, dann erst gedeihen wir zur Größe und zum Glück. Das ist das ganze Geheimnis der Staatsweisheit: Trübe das Wasser, auf daß niemand die perrosteten Kochtöpfe, Scherben und Knochen auf dem Grunde gewahr wird.
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Es ist rücksichtslos, daß man mir altem Mann noch zumutet, mich den gemeinen Bedürfnissen des Pöbels anzupassen und von Programmen, Grundsägen, Einheitlichkeit und Klarheit zu schwagen. Sieht denn wirklich niemand mehr ein, daß wir ohne Larve alles Eristenzrecht verlieren? Klar, einheitlich, grundsätzlich sind die Umstürzler ich weiß das noch von meinen Jugendefeleien her. Die Vornehmheit aber geht verschleiert, die Autorität bedarf der vieldeutigen Dunkelheit, und die Macht lebt von Widersprüchen und Nätseln. Aufklärung ist revolutionär, Verivorrenheit ist staatserhaltend. Immerhin füge ich mich der befohlenen Einsicht: Ich bin für den Mittelland- Kanal, ich werde ihn auch durchsetzen, ich will mich zu einheitlichen Ueberzeugungen bekennen, und wenn ich an ihnen
Heute habe ich mit zwanzig Korrespondenten von Zeitungen gesprochen, daneben ein halbes Dugend Parteiführer und ein paar Größen von der Industrie, der Börse und zwei Magnaten aus Ich habe jedem in großen Zügen" die gegenwärtige Situation auseinandergefeßt, natürlich hatte ich für jeden eine andre Ueberzeugung. Morgen werde ich in den Zeitungen das Ergebnis fürbe. meiner Auseinandersetzungen lefen. Das wird ein schönes Durcheinander werden, man interessiert sich nur noch für Kombinationen Vorbei! Es ist zu spät. Einst spielt ich mit Scepter und Krone. und Konjekturen, derweil kann ich in Frieden unbehelligt die Geschäfte Jetzt bin ich nur noch ein Privatmann, ein bloßer- Pfui!- Millionär, erledigen. Einem habe ich sogar aufgebunden, ich beabsichtige zu der sich nach Frankfurt zurückzieht, wo es selbst Nothschild nicht mehr demissionieren, und der Brave hat's wirklich geglaubt. Ich aushalten founte. Das ist der Dank für alle meine Mühe, das ist halte es mit dem Grundsatz der alten Römer: Teile mit das Ende meines unvergleichlichen Glücks: ein ruhmloser Absturz. und herrsche. Niemand ist darum mitteilsamer als ich, Ich falle, ein Opfer des Aberglaubens, der die Grundlage alles und bisher habe ich es auch verstanden, eine eine spannende Herrschens antaſtet: die Verworrenheit Abwechselung in meine Mitteilungen zu bringen. Wie viel Leitartikel sind schon auf meine Andeutungen hin geschrieben worden, welche Pläne geschmiedet, welche Vermutungen erörtert worden! Die Großproduktion zweideutiger Meinungen habe ich erst zur Blüte gebracht seitdem find wir Herrschenden überwindlich. So lange das Volk sich damit beschäftigt, das Ministerium für eine unterhaltsame Rätsel- Ede zu halten, kann uns nichts geschehen.
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So schrieb in diesen Tagen ein hoher Beamter in sein Tagebuch.
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and Kleines Feuilleton.
Bisweilen werde ich doch ein wenig müde. Ich fühle, daß Der rote Regenbogen, als Iris rubra schon in dem Traktat meine Kräfte nachlaffen. Gestern ist mir beispielsweise gar nichts des Dietrich von Freiburg ( 1305) erwähnt, ist eine so seltsame, vom Neues mehr eingefallen. Ich habe drei Leuten gegenüber die Volke auf Strieg gedeutete Erscheinung, daß erst neun bis zehn gleiche Ueberzeugung ausgesprochen das ist ein bedrohliches An- Beobachtungen beschrieben sind, die erste ans neuerer Zeit 1846 zeichen nahenden Verfalls. Schließlich sinte ich so weit, daß ich von dem Physiker Wartmann am Genfer See beobachtet, letzte Wahrheiten mitteile. Immerhin zehn Jahre halte ich's noch drei weitere durch Wilhelm Krebs, der sie zulegt am aus im Amte. Es ist doch der unvergleichlichste tünstlerische Genuß, 25. Oftober 1900 sah und folgendes darüber berichtet: alle Puppen tanzen zu lassen.
Die seltene Erscheinung beruht darauf, daß von den Strahlen der untergehenden Sonne nur die roten den dann besonders langen Weg durch die dunstige Atmosphäre bis zu dem Orte der Spiegelung zurückzulegen vermögen, infolge deren ein Regenbogen in reinent Rot erscheint, weil mir rote Strahlen gebrochen und gespiegelt werden. Nicht ganz sicher war bisher festgestellt, ob der rote Bogen die Breite eines gewöhnlichen Regenbogens erreicht oder nur durch den schmalen roten Teil eines solchen gebildet wird.
Ich bin für den Mittelland- Kanal, ich bin unbedingt für den Mittelland- Kanal, ich bestehe auf dem Mittelland- Kanal, ich wäre ein Efel, wenn ich nicht für den Mittellandkanal wäre.. Seit zwei Monaten präge ich mir diesen Standpunkt ein; denn ich muß jetzt vorsichtig fein. Man verlangt von mir gebieterisch ein religiöses Bekenntnis wohlan, ich schwöre zur Konfession des Mittellandkanals, Tag und Nacht, von früh bis spät. Selbst zum Zedlitz und Gamp habe ich Der um 5/2 Uhr kurz vor Sonnenuntergang in Barr ( Elsaß ) mich in dieser Woche so ausgelassen. Ich staune über mich selbst, niemals hätte ich mir zugetraut, daß ich einmal dogmatisch werden fönnte. Aber warum sollt ich das nicht sein, wird doch die herrliche Verworrenheit der Lage durch meine wunderbare Standhaftigkeit prächtig vermehrt. Nun weiß niemand mehr, woran er ist. Es ist
eine Lust, zu regieren!
Ich bin für den Mittelland- Kanal, ich bin unbedingt für den Mittelland- Kanal, ich bestehe auf dem Mittelland- Kanal, ich wäre ein Esel, wenn ich nicht für den Mittelland- Kanal wäre. Ein gang merkwürdiges Gefühl, doch noch einmal eine Ueberzeugung er: vischt zu haben, bevor ich sterbe. Aber ich passe auch ordentlich auf, daß sie mir nicht davon rutscht. Ich bin für den Mittelland- Kanal, den Mit- tel- land- kana- na- na- nal
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Ich merke, ich bin dem Bülow und dem Thielen unheimlich geworden. Sie finden sich noch nicht in meine jüngste Seele. Sie vermuten eine ganz besonders nichtswürdige Feinheit dahinter: Reichskanzlerehrgeiz und dergleichen. Meine Freunde, die von den dergleichesto rabiater gegen den Kanal, heiligsten Hochzollgütern, werden seitdem ich so energisch für ihn eingetreten. Sie sind geradezu be geistert wegen meiner Kanalleidenschaft, die meine amtliche Lebensbauer verlängern muß. So lange ich bleibe, fürchten sie nichts. Suchhe, die Lage ist köstlich verworren.
Ich bin für den Mittelland- Kanal.
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beobachtete rote Regenbogen vom 25. Oktober vorigen Jahres gab auf diese Frage flare Antwort. Er trat zunächst sehr vollständig auf, denn außer dem Haupt- Regenbogen ließ er den darüber gespannten Neben- Regenbogen und noch zwei überzählige Bogen erkennenen hin abwechielub mit roten und grünen Streifen fortnach feyzen. So hielt sich die Erscheinung etwa vier Minuten lang, während sich die Wolfen schon mit zartem Rot zu färben begannen. Im Augenblicke des Sonnenunterganges erloschen der NebenRegenbogen und der untere überzählige Bogen völlig. Es blieb der rote Streifen des Haupt- Regenbogens und des ersten überzähligen Bogens allein übrig. Fast eine Minute Tang war die eigenartige Erscheinung dieser beiden düsterroten Zonen, die von einem dunklen bleifarbenen Streifen getrennt waren, zu erkennen. Die andersfarbigen Teile des Spektralbaudes waren erloschen. ( Meteor . Zeitschr.")
die bekanntlich das breite Farbenband des ersteren
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Humoristisches.
- Unterschied. Köchin( zur jungen Frau, welche ihr die orthographischen Fehler im Küchenbuch verbessert):„ Sehen Sie, gna' Frau, das ist der Unterschied zwischen uns beiden: Sie wissen, wie's geschrieben wird, und ich weiß, wie's ge tocht wird!"
Anzüglich. Es kommt mir fast so vor, als wollten Sie mich wegen meiner Neigung zum Dichten auf ziehen!" Ein
Ein fataler Zwischenfall! Man verlangt von mir, daß ich nicht nur für den Kanal eintrete, sondern ihn auch durchsetze. böses Vorzeichen. Erst soll ich leberzeugungen haben, und nun gar Thaten aufweisen. Ein Glück, daß einstweilen mit dem Attentat noch Geschäfte zu machen sind. Was wären wir ohne die Epilepsie! Ich gewinne Zeit, mir den Casus zu überlegen. Ein Einfall: Sie müssen uns den Kanal an sich bewilligen, aber das Geld dazu verweigern. Das läßt sich dann als Sieg verzeichnen. Man ist ja jetzt so anspruchslos in dem Artikel, feitdem der gute Baldersee schmerzlos und ohne Nisiko, gleichsam mit Lachgas, Sieg auf Sieg häuft.
" Owie können Sie nur so etwas denken- dafür können Sie doch nichts!... Der eine hat einen Kropf, der andre schielt und der dritte muß halt dichten!"-
-Ein ängstliches Gemüt. Was hast Du denn, mein Junge?"
Ich hab' so Angst! Dent' mur Mama, ich habe den Papa gebeten, er soll mir ein Velociped kaufen; da war der Bapa sehr böse und sagte: ich soll mir nur davon nichts träumen lassen! Wenn mir aber jezt doch etwas davon träumt!? ( Flieg. Bl.")
Verantwortlicher Redacteur : Heinrich Wesker in Gr. Lichterfelde. Druck und Verlag von May Bading in Berlin .