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Kleines Feuilleton.
würde mich in diesen Möbeln, mit diesen Messern, Gabeln, Gläsern, Decken, Teppichen 2c. recht wohl fühlen. Leider freilich werden sich nur sehr reiche Leute derlei leisten können, und damit kommen wir- Die Lappländerin. In der Kölnischen Volksztg." schreibt zum wundesten Punkt des ganzen Unternehmens. Wandelt man K. Robolsky: Auf der Pariser Weltausstellung konnte man in durch diesen Part mit seinen Häusern, so muß man glauben, diefe der lappländischen Ausstellung eine interessante Gruppe bei der Her fieben Künstler seien der Meinung, es gäbe nur reiche Leute auf stellung von Goldschmiedearbeiten beobachten: ein Lappländer und der Welt, oder wenigstens, nur für sie sei ihre Kunst da, weil zwei junge Lappländerinnen fertigten mit großem Geschick Silberfie gerade besonders kunstverständig wären. Das dürfte ein böser filigrane, Becher, Ringe.usw. an. Die beiden Mädchen sahen vorIrrtum sein, denn mit dem wachsenden Einkommen wächst doch noch trefflich in ihrer farbigen Kleidung aus, deren Schnitt und Buntnicht das Kunstverständnis, eins der wenigen Dinge, die nicht fapi- heit mehr für den sonnigen Süden als für die Eisregion bestimmt talistisch werden können. Meine Beobachtungen in der Ausstellung schien. Der dunkelblaue Rock zeigte unten breite," mehrfarbige haben diesen Satz nur bestätigt. Die Leute, die hier schnell mit Besätze und Säume, während die Jacke vorn von drei schlechten Wizen bei der Hand waren, gehörten gar oft, wie schon ihre schweren metallenen Spangen zusammengehalten wurde, deren wohlgefüllten Westen auswiesen, zu den Besitzenden. Die Leute filberne Pendeloques bei jeder Belvegung ein liebliches Klingeln aber, die ehrlichen Respekt zeigten, den jede ernste Arbeit zunächst wie von Schellen vernehmen ließen. Von der blauen Zipfelmüze, einmal verlangen kann, sie sah man oft am zweiten Tag nach der welche die Köpfe bedeckte, hing eine bunte Troddel herab, die bei Eröffnung, am Himmelfahrtstag- nannten, wie wieder ihre Magen- jeder leisen Bewegung bis auf die Nase baumelte. In dieser kleidgegend auswies, nicht viel Goldenes ihr eigen. Sie famen naiv, famen, farbigen Tracht zeigen sich die Lappländerinnen in den um auf sich wirken zu lassen, was irgend auf sie wirken konnte. Städten. Für gewöhnlich ist die Kleidung für beide Geschlechter Jene andern kamen, wie ihre Knopflöcher und Sektköpfe schon von fast gleich und besteht alts einem äußeren und inneren weitem offenbarten, nicht selten aus ganz andern Gründen, die mit Rock , dem Barmkläde( Brusttuch), Beinkleidern, Schuhen und Kunst wenig zu thun haben. der Mütze. Die Gestalt und Farbe letzterer dient als beEs ist ab und zu einmal aus diesem Künstlerkreise ein Wort sonderes Kennzeichen dafür, aus welcher Gegend die Frauen gefallen von einer neuen Volkskunst, die hier erstrebt werde. War stammen. Die ursprüngliche Zipfelmüge ist aus vier bis sieben das ernst gemeint, dann haben es die Künstler so ungeschickt wie Steilstücken zusammengesetzt, mit oder ohne Zwischenstreifen, und hat möglich angefangen, um solche Worte wahr zu machen. Gut und gewöhnlich einen breiten oder schunäleren, rund um den Kopf billig hätte ihre Devise lanten müssen. So heißt sie: Gut und gehenden Raud. Die südlappische Frauenmüße ist ganz rot mit teuer! Sollte es bei den oberen Zehntausend Mode werden, sich blauen Rändern. Am einfachsten sind die Mügen im Kirchspiel einmal à la Künstlerkolonie Darmstadt 1901 einzurichten, so werden Jokkmokt, wo sie von beiden Geschlechtern ganz blau ohne rote sie sich halt ein Olbrich- Haus leisten, wie sie sich ein Automobil oder eine Streifen und ohne Troddel getragen werden, nur mit einem schmalen Maitresse leisten, die gerade en vogue ist. Was hat aber die neue Binndraht rings herum, der bei den Frauenmüßen auf einer Kunst davon? Elend wenig. Sie wird zur Mode werden, um mit schmalen roten Unterlage liegt. Oben auf der Müge sigt nur ein der Mode zu verschwinden. Und doch sind Ansätze zu einer neuen, fleiner Knopf. In dem nördlichsten Stirchspiele, in Karesuando, farbenfrohen, schönen und zugleich praktischen Kunst hier vorhanden, um ähnelt die Frauenmüße einer dicht anschließenden Nachtdie es jammerschade wäre, wenn sie zwischen reichen, ungeschickten müße von rotem geblümtem Zeuge; in Gellivare gleicht sie der Fingern zergingen. phrygischen Mütze; sie ist von schwarzem oder blauem Tuch mit breitem, rotem Rande. Eine besondere Wintermüze giebt es in den meisten Gegenden nicht; doch sieht man z. B. in Härjedalen und im südlichen Jämtland mit Pelz verbrämte, schön verzierte Mützen. Bunte Farben lieben die Lappländerinnen sehr, besonders ein grelles Rot, Blau, Gelb und Grün. Die Mützen werden auch in den südlichsten Gegenden Lapplands , wo man die schwedische Tracht fast allgemein angenommen hat, beibehalten, während in andren Distriften, z. B. bei den Waldlappen, die lappländischen Röcke getragen werden, die Mützen aber durch schwedische Hüte oder Mügen ersetzt sind.
Wenn man außer den sieben Künstlerhäusern noch andre Hänser bante, die, weniger individuell, gewissermaßen eine Anschauung geben sollten von dem modernen Normalhaus, wie es sich diese Künstler denken, weshalb stellte man nicht z. B. auch ein modernes Arbeiter haus hin, wie diese Künstler es wünschten? Weshalb gab man nicht auch eine Einrichtung für eine Proletarierwohmmg? Von billigstem Material und doch schön? Da liegen doch auch Aufgaben. Vielleicht die wertvollsten. Man bedauert, daß derlei fehlt, gerade um der Künstler willen, denn sind sie rechte Künstler, muß ihnen weniger daran liegen, daß ihre Anschauungen in reichen Streisen Mode werden, als daran, daß sie in allen funstempfänglichen Kreisen Anklang und dankbare Aufnahme finden.
Auch ein neues Theater, Spielhaus genannt, ist erbaut worden von Olbrich, der mir überhaupt der stärkste und innerlich reichste von den ficben Künstlern zu sein scheint. Es ist eine Festhalle, deren festliche Stimmung wirksam durch die lila Farbe unterstügt wird, in der das Ganze gehalten ist. Die Bühne schaut nicht wie ein großes Loch in den Raum, sondern sie nimmt die ganze hintere Breitjeite ein und ist bedeutend breiter als tief, wodurch die Menschen auf ihr reliefartig wirken. Ein terrassenartiger Aufgang verbindet Bühne und Zuschauerraum. Rampe, Orchesterraum, Coulissen, Soffiten giebt es nicht. Auf dieser neuen Bühne versucht man es auch mit einer neuen Kunst: Kurze lyrische Spiele in Monolog- und Dialogform, die ganz auf eine bestimmte Stimmung gestellt sind. Sie rühren von Wilhelm Holzamer her, zeugen von starkem Tyrischen Können und werden auch wirken, wenn erst mancherlei mehr äußerliche Schwierigkeiten ganz beseitigt sein werden. Es sind in der That festliche Spiele. Sie wollen den Hörer einmal allen Alltag, die Sorgen und Nöte draußen auf kurze Zeit vergessen machen. Man hat aber auch für sie noch nicht das rechte Bublifum. Wer sich am ersten Abend in gehobener Feststimmung in dem schönen Haus breitmachte, erwartete ein leberbretti und Ballett. Diese Leute wollten zum guten Teil gefigelt, aber nicht erhoben werden. Sie waren wenig erbaut von dem„ öden Kunstkram", und den meisten Erfolg hatte einer aus ihrer eignen Mitte, der ab und zu in die zarte Stimmung, die von den Spielern ausging, hineinhustete wie ein Rinozeros, das Halsschmerzen hat. Am zweiten Abend hatte ich den zweifelhaften Gemiß, vor einer ganzen Reihe wohlgenährter Backfische der guten Gesellschaft zu sitzen, die alles entweder für „ goldig" oder„ komisch" erklärten und jedenfalls die meiste Erbauung fanden an ihren eignen Wizen à la Dadderich, worin die lieben Dahmstädter" groß sind. Man mache die Preise so, daß die Leute, die nicht gekitzelt und angewißelt sein wollen, ohne größere Geldopfer hinein können, und die Autoren samt den Darstellern werden mehr Freude an ihrer schönen Sache haben.
Es steckt viel Arbeit und ehrliche Begeisterung für eine edle, hohe Sache in dieser Ausstellung. Man hat auch viel wahrhaft Schönes und Sehenswertes zu stande gebracht. Vieles findet sich, das thatsächlich neu ist nach seinen Formen und Stimmungen. Viele Anregungen, viel Frende könnte von dem Ganzen ausgehen, wenn nur etwas mehr Bedacht genommen würde auf alle, die keinen großen Geldbeutel befizen und doch auch gerne in Schönheit leben möchten.
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Im Sommer begnügt man sich mit zwei Röcken, einem inneren und einem äußeren; der innere wird häufig durch ein wollenes Hemd ersetzt. Der äußere Rock der Frauen, Buolpö, hängt bis auf die Knöchel herab und ist gewöhnlich aus groben Wollenstoff von dunkler Farbe oder aus Sämischleder gearbeitet. Letzteres ist gegen Regen und Wind widerstandsfähiger." Neber der Brust ist der Rock offen, die Kanten sind mit bunten Streifen verziert. Zusammen gehalten wird das Gewand, das den Schnitt eines Kittels hat, durch einen Gürtel, an dem um den ganzen Leib eine Art Beutel hängt, der zur Aufbewahrung von allem möglichen dient. Eine andre Tasche hat man nicht, außer in der Barmkläde. Die Aermel zeigen stets bunte Aufschläge. Im Winter muß ein Pelz, Muodda, von demselben Schnitt den oberen Rock ersetzen; die besten Pelze liefern die Kälber der Nenntiere, je dunkler, desto besser, denn dann sind sie warm, weich und leicht. Das Barmkläde( Brusttuch), das Frauen und Männer tragen, besteht aus einem großen viereckigen, inwendig gefütterten Stück Zeng, das mit allerhand Zierraten, Flitter, Biundraht usiv. besetzt ist und mittels eines Bandes um den Hals fest= gehalten wird. Das Tuch: bedeckt die ganze Brust, ist aber dünn; bei faltem Wetter bindet man ein wollenes Halstuch oder einen Shatol darüber. Das Barmkläde wird auch als Tasche benutzt, indem man durch eine Oeffnung allerhand fleine Dinge zwischen das Zeug und das. Futter schiebt. Bei festlichen Gelegenheiten schmücken sich die vornehmen Lappländerinnen mit sogen. Silberkragen und Silbergürteln. Ein solcher Kragen aus. Pelz oder Tuch sieht etwa wie eine mit einem Stragen versehene Nachthaube aus; auf der Brust. ist er mit silbernen Stickereien verziert, oder auch mit vergoldetem Silber, das man in den Küstenstädten bei den Goldschmieden zu ziemlich hohen Preisen kauft. Die übliche Ornamentik dieser Zierraten scheint altschwedischen Vorbildern zu entstammen. Die wertvollen Silberkragen und Gürtel sieht man jetzt nur noch selten, da das Volk zu sehr verarmt ist.
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Die Beinkleider sind bei den Frauen wie bei den Männern aus grobem Wollstoff oder Sämischleder hergestellt und ziemlich eng; bei kaltem Wetter trägt man Gamaschen aus Renntierfellen. Bellingar, das Fell von den Beinen der Neuntiere, wird dazu ge nommen. Die Schuhe zeigen den bekannten Bundschuhtypus mit hochstehender Spize, im Sommer aus Leder, im Winter aus Härnor, dem Fell des Renntiertopfes. Strümpfe werden nicht getragen, außer in den südlichsten Gegenden. Man füllt die Schuhe mit Heu oder Riedgras, das sorgsam dazu vorbereitet wird. Von den Lappländerinnen der südlicheren Gegenden werden jetzt fast allgemein Schnürstiefel getragen.
Die Frauen sind stets flein, mit fleinen Händen und Füßen, die Gesichtsfarbe ist hell braungrau oder braungelb. Das dunkle, oft