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Dabei soll von vornherein davon abgesehen werden, daß die ge- Secession und der alten Kunstgenossenschaft, ftud besonders mallen Greuelscenen aus der Geschichte, die schönen Wasserleichen, tüchtig im Landschaftlichen. Andreas Egersdörfer   hat die Phantasien aus der Unterwelt, die wichtigen Momente" aus eine fleine Abendlandschaft" da, die eine föstliche Harmonie tiefblauen Tönen ist. Gine den verschiedensten Schlachten und die interessanten Gegenden", die in weichen braungrünen und vor zehn Jahren noch die unbestrittene Herrschaft in diesen Räumen weiche malerische Behandlung ist überhaupt diesen Künstlern ge= hatten und dann etwas zurückgedrängt schienen, ganz plöglich wieder meinsam; Otto Ubbelohde   geht darin so weit, daß er die in stattlicher Bahl ihre Auferstehung gefeiert haben. Auch daß die Konturen fast ganz verliert, während Franz Hoch   schärfer um füßen Madel mit den schönen Namen und wundervollen Draperien, riffen zeichnet. Thallmeier malt düstere Herbstlandschaften, den dunklen Augen und dem bleichen Teint, in ganzen Scharen die Hermann Urban   stilisiert in seinen der italienischen Landschaft Säle bevölkern, ist eine Erscheinung, über die hinwegzuschen man entnommenen Motiven sehr stark, und er ist hart in der Farbe. längst gewohnt ist. Man muß doch auch bedenken, daß es keine Reizende Tierbilder, Enten und Hühner, malt Franz Grässel  , Kleinigkeit ist, nemndvierzig Säle mit Bildern vollzustopfen, wenn der allerdings in der Weichheit der Farbe fast an die Grenze ge­man von der Mitwirkung der tüchtigen Künstler in Deutschland   und langt, wo fie ins Weichliche übergeht. Walter Thor   ist der und Bortatift bet, der auch in seiner aut fehr gut zu ihr þaßt. vom Ausland fast völlig abficht. Nur aus dieser Zwangslage find die unglaublichsten Anhäufungen searl Hartmann iritt gegenüber den Bildern, die er im vorigen von Werken einzelner Berliner   Künstler zu erklären, deren Statistik vir Jahre gesandt hatte, sehr maßvoll auf; seine Idylle", zwei Kinder bereits mitgeteilt haben. Niemals ist es dentlicher geworden, daß in einer Abendlandschaft und Frau Aventiure" sind einfach und eine Kollektiv Ausstellung eine sehr gefährliche Ehrung für einen zeigen seine Begabung, seinen Bildern eine weiche, ansprechende Künstler sein kann, als in diesen Sälen, in denen man nichts wie Farbigkeit zu geben. Eine Märchenstimmung erzielt trotz des großen Arbeiten von einem Hoffmann Fallersleben  , einem Formats Georg Schuster   Woldan, der von dem getreuen Henseler 2c. sehen kann. Wenn bei dem legteren die Motive Eckehard", der den erschreckten Kindern im Walde erscheint, erzählt; auch noch so verschieden sind, wenn er bald ein Kriegsbild oder eine die Waldstimmung, der ungeschlachte und doch gutmütige Riese, die Bismarcscene, bald eine Naturstudie oder Ernte- Arbeiter malt, aus Angst der Kleinen, die sich in der verschiedensten Art vor ihm zu all den hundert Bildern ergiebt sich als Gesamteindruck nur die verbergen suchen, sind recht hübsch zum Ausdruck gebracht. Kleinliche Mache, die harte und trockene Farbe, der Mangel an einer Die Vertretung des Auslands ist, wie schon im Vorbericht er­eignen fesselnden Auffassung. Und es ist wahrlich kein Problem, das wähnt wurde, der Zahl nach sehr schwach und steht auch qualitativ zu verfolgen einen reizen könnte, wie dieser Künstler sich im Laufe auf derselben Höhe wie die übrige Ausstellung, wobei allerdings zu der letzten zwanzig Jahre von genrehafter Darstellung zu einfacherer berücksichtigen ist, daß diese Künstler in der Regel technisch beffer Schilderung, von einer trüben braunen zu einer modernen blauen durchgebildet sind. Aber es sind die alten Franzosen, die Italiener Farbengebung entwickelt hat. Henseler ist dabei noch der Inter- und Spanier, die jedes Jahr erscheinen, mit denen sich zu beschäftigen essanteste von allen, die diesmal eine Sammlung ihrer Werke nicht der geringste besondere Anlaß vorliegt. Die Ungarn   treten zeigen durften. diesmal kollektiv auf; ihren Besten, den Porträtisten Karl Ziegler  , ist man seit Jahren in Berliner   Ausstellungen zu sehen gewohnt, so daß man ihn eher als Berliner   zu betrachten geneigt war.

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Auch die einfachen Landschaften, Porträts und Schilderungen, die von sorgfältigem Studium und genauer Beobachtung zeugen, ver­mögen nicht genug zu fesseln, daß man den Wust in ihrer Umgebung darüber vergessen könnte. Man kennt die Künstler schon seit langem und erkennt ihre Hand sofort wieder. Ein Haus Herrmann Ein Hans Herrmann   Kleines Feuilleton. malt seine holländischen Motive, seine hübsch farbigen Marktscenen mit immer geringeren Variationen von neuem; tritt man in die Säle der Düsseldorfer  , so begegnet man denselben Namen und der felben Art, wenn auch in diesem Jahre der Gesamteindruck in der Umgebung recht vorteilhaft ist.

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Es wäre ein ziemlich zweckloses Unternehmen, wollte man alle diese Bilder einzeln charakterisieren. Ihre künstlerischen Merkmale sind einander zu gleich, als daß man nicht in ewige Wiederholungen ver­fallen müßte. Es find die Werke eines Naturalismus", den man in der That nicht in solchen Mengen ertragen kann. Mag sein, daß die eine oder andre von diesen Landschaften besser zu ihrem Rechte kommen würde, wenn man sie einzeln sähe. So aber bleibt, wenn man sich diesen Maffen gegenübersieht, der allgemeine Eindruck ausschlaggebend. Man wird immer wieder die künstlerische Un­freiheit, das ängstliche Haften am Motiv oder am Modell gewahr. Da hat dieser Maler sich einen sonnigen Winkel, jener eine Flußscene ausgesucht, die er nun mit allen Einzelheiten in sein Bild überträgt. Junggesellenkrankheit eine vorzeitige Dyspepsie". Der Grund ihrer Die Natur beherrscht ihn völlig, er nimmt sie mit allen Zufällig­feiten; von einem eignen Rechte der Kunst, die aus den Elementen der Natur ein künstlerisches Ganzes gestaltet, ist in diesen Bildern der Eindruck der Natur nicht mit der eindringlichen Kraft wieder gegeben, die die moderne Malerei zu erreichen vermocht hat. Man fühlt nicht die Wärme der durchsonnten Luft, das Weben der Luft in den weichen Schatten, es ist nicht das leichte Zichen der Wolken am Himmel, und das Waffer der Flüsse und Seen hat nicht das Leicht­flüssige und Durchsichtige. Die Natur in diesen Landschaften wirkt starr und leblos, wenn man sie mit dem vergleicht, was etwa die französischen   Impressionisten heute darzustellen gelernt haben.

Vom Junggesellen. Im Lancet" plaudert einer: In einer Beit wie der heutigen, in der das Heiratsalter des Mannes in den mittleren Klassen des Volts weiter und weiter hinausgeschoben wird, kommen die körperlichen Schäden des Junggesellentums immer häufiger zur Kenntnis der Aerzte. Es ist weder für einen Mann noch für ein Weib gut, allein zu leben, und es mag ein Stück Wahr­heit in dem Wort liegen, daß ein Mann, um die Einsamkeit zu er tragen, entweder ein Engel oder ein Teufel sein müsse. Dieser Ausspruch bezieht sich aber jedenfalls nur auf die moralische Seite des Junggesellentums, und wir wollen hier von der physischen sprechen, demt es ist ganz zweifellos, daß es gewisse Krankheiten oder wenigstens Krautheitsneigungen giebt, die durch die Ein fanifeit unterstützt werden. Um diese in ihrem wesentlichen Inhalt zu bezeichnen, bedienen wir uns ausnahmsweise eines freilich genügend bekannten Fremdwortes und nennen die hauptsächliche Entstehung ist nicht schwer einzusehen, er liegt, wie ganz begreiflich und allgemein anerkannt, in der ungeeigneten Art des Essens, zu der der Junggeselle verurteilt ist. Es giebt nur sehr wenige glück­lich veranlagte Leute, die für sich allein essen und dabei das richtige Maß in Zeit und Menge einhalten können. Gewöhnlich legt der Junggeselle ein Buch oder seine Zeitung neben sich auf den Eßtisch und denkt, er wolle sich das Mahl mit ein wenig Lektüre verkürzen und sich dadurch diejenige Anregung verfchaffen, die der Glücklichere in der Tischunterhaltung findet. Die Absicht ist gut, die Folge aber meist vom Uebel. Der Einsame vertieft sich in seine Lektüre und findet dann plöglich sein Fleisch kalt, das er nun in Unter den Berliner   Künstlern, die in dieser Ausstellung vertreten wenigen großen Biffen hinunterschlingt, ein andermal verspürt er find, sind es nur Eugen Bracht   und seine Schüler, die über vielleicht großen Hunger, achtet überhaupt nicht auf Buch diesen Naturalismus hinausstreben. Sie geben vollere Farben, als oder Beitung und ißt seine Mahlzeit so schnell als möglich hinunter, die Natur sie gewöhnlich bietet, fie arbeiten mit starken Kontrasten, um sich dann in einem bequemen Stuhl der geistigen Anregung zu und sie vereinfachen andrerseits die Zeichnung und schildern in großen widmen. In beiden Fällen fehlen die zu einer zweckmäßigen Es ist das oberste Gesez Zügen. Bracht selbst stellt in drei Bildern den deutschen Wald" Nahrungsaufnahme nötigen Bedingungen. dar. Er setzt in dem Forsthaus am See" einen tiefgrünen Baum für eine geeignete und leichte Ernährung, daß die Speise langfam in den Vordergrund gegen den im Sonnenschein flimmernden genommen und daß der Geist während des Essens nicht zu stark grauen Wald, der das gegenüberliegende Ufer des Sees begrenzt; beschäftigt wird. Jeder weiß, daß eine starke förperliche An­er baut in dem Bilde Waldbrand nach Sonnenuntergang" eine strengung gleich nach dem Essen schädlich wirkt, und mit der mächtige Baumgruppe in tiefbraunen Tönen auf dem Abhang im geistigen Anstrengung ist es genau so. Kluge Leute disputieren Bordergrunde auf, während sich über die Kronen hinweg ein Ausblick überhaupt nicht während des Essens oder gleich danach, und auf die in faltblauen Tönen liegende Ebene mit aufsteigenden Nebeln die Beobachtung lehrt, daß in den meisten Fällen, wenn es öffnet; in dem dritten Mondaufgang überm Wald" sind die Baum- fich nicht gerade um sehr geisteskräftige Leute handelt, bei solchen Fronen noch mit glühendem Purpur überzogen, und aus den Tiefen Gesprächen nicht viel herauskommt. Die leichte Unterhaltung ist die kriechen die Schatten empor. Das sind einfache klare großgesehene natürliche Begleitung von Gelli bei nicht viel denkt. Bei der die feinen Schaden Stimmungen, aber sie haben doch nicht das volle Leben, sie wirken thun kann, weil man gewöhnlich dabei etwas leer; man fühlt nicht sowohl die Stimmung heraus, als daß alleinlebenden Frau sind die Folgen häufig ähnlich wie beim Mann, man sie aus den gegebenen Anzeichen erschließt. Jn noch stärkerem aber aus andren Gründen. Wenn ein Mann allein essen muß, so Maße gilt dies von seinen Schülern. Hans Hartig  , den man ißt er deshalb immer genug, meist sogar noch mehr als in Gesells wohl auch zu ihnen rechnen darf, fällt mit einer Landschaft Oder- schaft, während die einsame Frau wenig zu essen pflegt oder es thal" auf, in der sich ein weiter Blick über eine große, von dem häufig gar vorzieht, überhaupt nicht zu essen. Bei der Frau entsteht Flußlauf durchzogene Ebene eröffnet.

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Ein Saal fällt aus dem Hahmen dieser Kunstausstellung sehr vorteilhaft heraus, der der Luitpolder. Die Mitglieder dieser Münchener   Künstlergruppe, die in der Mitte steht zwischen der

die Dyspepsie also hauptsächlich aus ungenügender Ernährung, und ganz besonders schlimm ist sie daran, wenn sie ihre Speisen selbst tochen soll. Zu dieser beklagenswerten Klasse der Frauen gehören auch die Tausende, die einem männlichen oder weibs