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Eine beffergestellte Arbeiterfamilie von 5 Köpfen braucht in und öffnet die Thüren der Maffenkutsche, aus der Alt und Jung Japan für die Ernährung Reis, Fisch, Gemüse ca. 60 Pf. im Männlein und Weiblein Herausflettern. Alle eilen in den Garten Tage. Das können sich aber diese Aermsten nicht leisten, und belegen die Tische und Stühle im Schatten der großen Bäume deren 4 Pfennig- Wohnung wir eben geschildert haben. Von mit Pateten und Taschen, in denen der Mundvorrat steckt, oder mit den Abfällen und Resten aus den Kasernen und Kranken- Kleidungsstücken, mit Stöcken und Schirmen. Jeder ist darauf häusern müssen sie sich nähren, das glückt aber nicht allen; diese bedacht, es sich bequem zu machen. Die Männer laben sich Stieffinder des Schicksals kaufen dann um 12 Pf. Reis, um 2 Pf. dabei an einem Glas Bier, die Frauen lehnen sich erschöpft in dent Bohnen, um 2 Pf. 10 kleine Fische schlechtester Qualität, so daß großen Gartenstühlen zurück und erwarten den Kaffee, die Kinder dann die Familie für Wohnung und Effen eine Tagesausgabe von liegen im Grase und sammeln sich erst nach einiger Zeit zu frohen 20 Pf. oder eine Monatsausgabe von 6 M. hat. Neue Kleider Spielen. Plöglich hört man laut schreien. Die Knaben jagen durch können sich diese Aermsten selbstverständlich nicht kaufen, sie erstehen einander, schlagen mit den Armen um sich, und die Mädchen werfen beim Trödler eine Hose um 10 Bf., ein Hemd um 8 Pf. Ueber die sich kreischend auf die Erde nieder. Erschreckt eilen die Eltern Beschaffenheit dieser Gewänder braucht somit kein Wort verloren zu herbei; auch ihrer bemächtigt sich ein Angstgefühl. Sie sehen, daß die Kinder von einem Bienenschwarm überfallen worden Diese von der modernen Kultur Japans noch unberührten sind, und daß die summenden Tiere sich auch gegen sie, Stadtviertel haben alles, was zur Bedürfnisbefriedigung ihrer Be- die Herbeigeeilten, wenden. Nun laufen gleich die Frauen wieder wohner zu dienen hat, sie sind eine Welt für sich, und dementsprechend davon, um sich in Sicherheit zu bringen, die Männer aber greifen find die Preise, der Friseur schneidet das Haar um 23/4 Pf., er rasiert zu ihren Stöcken und hauen unter das Bienenvolk, der Wirt endlich um 43/4 Pf., es giebt da Gasthöfe, wo man um 4-8 Pf. über kommt mit der Gartensprige angelaufen: und es herrscht nicht eher nachten kann und dabei noch Thee gratis erhält. Um 20 Bf. fann wieder Ruhe und Frieden im Garten, bis die Kinder gerettet und man ein Herrliches Mal bon Reis, Fisch und Reis die Bienen verjagt sind. branntwein einnehmen, ja man kann sogar um 6 Pf., und Wer viel auf dem Lande verkehrt, hat einer solchen Bienens wenn man auf einen besseren Platz Anspruch macht, um schlacht gewiß schon einmal beigewohnt; auch sonst erfährt man 12 Pf. ins Theater gehen, ja, wenn man es sich 14 Pf. kosten läßt, oft davon aus den Zeitungen, die immer sehr genau erzählen, braucht man dabei nicht einmal auf der Erde zu figen, mau taun was für ein Unheil die Bienen angerichtet haben. Und das dann auf einem Bolster Plaz nehmen. Zahlt man dann noch 4 Bf., darf man mir aufs Wort glauben, daß die Gefahr, von so erhält man Thee und Tabak in diesem, was die Preise anlangt, Bienen verivundet zu werden, lange nicht so groß ist, wie man all­Muster Boltstheater! gemein annimmt, ja daß in allen Fällen, wo ein Ueberfallener" Ersparnisse zu machen ist den Bewohnern dieser Quartiere nicht sich ruhig verhält und nichts gegen die umherschwirrenden Bienen möglich, bei Arbeitslosigkeit von fürzester Daner, bei Krankheiten unternimmt, von einer Gefahr überhaupt keine Rede sein kann. find sie auf die wucherischen Leihanstalten angewiesen, wo sie gegen Bären die Bienen von Natur bösartig, so würden doch alle, die Berpfändung ihrer geringen Habseligkeiten froh sein müssen, 40 f. mit ihnen in Berührung kommen, von ihnen angefallen und ver oder einige Groschen mehr zu erhalten. Hohe Zinsen und tägliche wundet werden. Das ist aber nicht der Fall. Der Jmler, der uns Abzahlung der 30-40 Raten find Bedingungen der sehr einträglichen den Honig ins Haus bringt, müßte schon tausendfach gestorben sein, Pfandleihgeschäfte. denn er lebt ja geradezu unter Bienen; sie schwirren ihm ums Haupt, So lange die Sonne wärmt, wird das Elend in seiner ganzen wenn er seinen Garten betritt, fie fliegen zu ihm ins offene Fenster Größe noch nicht gespürt; tommt aber der Winter, so werden die hinein, wenn er in der Stube rastet und doch kehrt er im nächsten elend gemauerten Hütten mit ihren Papierfenstern zur Qual, Jahre frisch und munter, gesund wie immer wieder bei uns ein; dann muß man Decken haben, die man aber nicht kaufen fanm, fein freundliches, unbefangenes Wesen läßt nicht darauf schließen, sondern sich gegen eine tägliche Leihabgabe von 4-8 Pf. verschaffen daß er ahnt, für wie wenig beneidenswert wir sein Los hielten, muß. weil wir glaubten, daß er täglich großen Gefahren an Leib und Aber auch dieses Elend vernichtet nicht die edlen Triebe im Gesundheit ausgesezt sei. Nein, die Bienen sind nicht von Natur Menschen, selbst bei dieser Armut wird noch ein Pfennig abgespart bösartig. Sie werden es erst, wenn man sie reizt und wild macht. um der Kinder Herz mit Spielzeug und Zuckerwert zu erfreuen. Aber Wer durch einen Bienenschwarm gelassen hindurchgeht, wird gewiß auch für den Aberglauben bleibt der Pfennig übrig, so daß die nicht von den Tieren verlegt werden; und sollten fie fich Wahrsager noch ihr Geschäft machen können. In Resignation, ohne ihm auch auf die Haut feßen, er brauchte darum doch keine jede Hoffnung wird da das Schicksal getragen, während die besser Furcht zu haben. Der Junker, dem die Bienen manchmal zu gestellten Arbeiter schon beginnen, sich zu organisieren.- ab. Dußenden auf den Kleidern, auf den Händen und selbst inspiim Gesicht ſizen, schiebt ste einfach mit dem Finger Glut slut miting hit n Cuspi

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GG)

Kleines Feuilleton.

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bei Seite, wenn sie ihm unbequem werden, und nichts geschieht ihm. Wollten die Tiere überall ihren Stachel gebrauchen, so wären fie längst ausgestorben. Mag er ihnen auch von der Natur als Verteidigungswaffe beschert sein, um sich damit gegen Feinde zi schützen; daß sie feinen zu häufigen Gebrauch davon machen und Maxim Gorky im Gefängnis. Der Franff. 8tg." wird aus raufluftig werden, dafür hat die Natur auch gesorgt. Die Viene, die Nischuif- Nowgorod unterm 30. Mai geschrieben: Maxim ihren Stachel in den menschlichen Körper und überhaupt in den Gorky flagt über rheumatische Schmerzen in den Beinen, Körper eines Säugetiers oder Vogels hineingestochen hat, ist Schmerzen, die durch die feuchte Gefängnisluft hervorgerufen wurden. unrettbar verloren. Der Stachel bleibt in der Wunde stecken, und Die Gesichtsfarbe des Dichters ist ganz fahl geworden; zum Arbeiten die Biene muß sterben. Nur dann, wenn wir aus Furcht oder Ueber­verspürt er teine Lust. Täglich macht er einen zweistündigen mut auf die uns umkreisenden Tiere losgehen, um sie zu vers Spaziergang im Gefängnishof, doch klagt er, daß das für ihn, be- jagen oder zu ängstigen, mir dann werden die Bienen auf uns fonders im Frühjahr, zu wenig Bewegung sei. Seine Frau, eindringen und uns mit ihrem Stachel verwunden. Allerdings Ekaterina Pawlowna, fordert eine nochmalige ärztliche Unter- ist dann manchmal auch Schlimmes zu befürchten und lebermütige suchung seines Gesundheitszustands. Rührend ist die Verehrung müssen sich das merken. Ist aber ein Schwarm, in den man hinein und Liebe, die dem Gefangenen seitens des niederen Gefängnis geraten ist, schon durch andre aufgeregt worden, so sollte man sich personals und vornehmlich seitens der Mitgefangenen entgegen- lieber vor ein paar Stichen nicht fürchten, so schmerzhaft sie auch gebracht wird. Viele von ihnen haben ihm Brieftaschen und andre sind, und seine Ruhe bewahren. Mit ein paar Eimern Wasser oder Gegenstände, die sie im Gefängnis angefertigt, zum Geschenk gemacht. mit dem Strahl einer Gartensprige, wie wir es, unsern in derlei Aus der Stadt erhalten Gorky und seine Mitgefangenen täglich ver- Dingen erfahrenen Dorfwirt thun ließen, kann man auch große und schiedene Speisen, Weine, Bücher, Geld usw. zugeschickt. Der Unter- unruhige Bienenschwärme schnell besänftigen. Ist gar ein Fachmann suchungsrichter bemühte sich hauptsächlich, zu erforschen, was in der Nähe, der es versteht, die Bienen tunstvoll einzufangen, so Gorky bei einem Ausfluge zu Boot, den er lurz vor seiner wird man staunen, wie aus dem soeben noch rasenden Schwarm Verhaftung mit ausgewiesenen Studenten und Personen von ein ruhiges, friedliches Völlchen wird, das sich bald zu einer Traube bekannt liberaler Gesinnung auf der Wolga , 30 Kilometer zusammenzieht und von dem Meister ohne Widerstreben davon­weit bis zu den Fofanbergen, einent beliebigen Ausflugsort bringen läßt.

der Nischnij- Nowgoroder, unternommen, gesprochen habe. Die Also Ruhe und Furchtlosigkeit, nicht aber Stöcke und Gartens Polizei wittert in diesem Ausflug eine ganze Verschwörung und stühle sind die besten Waffen gegen aufgeregte Bienen. Es kann sie da man bei einen der Verhafteten eine photographische Moment- jeder führen, Frauen und Kinder ebenso wie energische Männer. Aufnahme aller Teilnehmer an diesem Ausfluge fand, so wurden auch fast alle verhaftet und verhört. Bei den Haussuchungen forschte Aus dem Altertum. die Polizei nicht so sehr nach revolutionären Schriften und ck. Itrömische Grabinschriften. In den soeben Broklamationen, als nach Porträts von Gorth und den letzten Stizzen des Dichters Frühlingsmelodien" und" Der Hochmütig ge. Tolfiehn über die inschriftliche Poesie der Mömer interessante Mit­erschienenen Neuen Jahrbüchern für das klassische Altertum" macht wordene Schriftsteller". Beide Slizzen haben die letzten Begeben­heiten in Rußland zum Motiv. Gorky bedauert tief, daß die letzte griechischen und römischen Altertum von der gebundenen Rede aus­teilungen. Für Grabschriften wurde zu lapidaren Zwecken im freiheitliche Bewegung so resultatlos verlaufen ist. Bei der Hausgiebiger Gebrauch gemacht. Alle Altersstufen, alle Stände und alle suchung hat man, wie Ekaterina Pawlowna versichert, bei Gorky Berufsarten von den Heerführern und hochgestellten Beamten bis nichts von Belang gefunden, man hofft also allgemein, daß er bald herab zu den Hebammen und Garlichenbesigerinnen sind in ihnen aus der Haft entlassen werden wird.- vertreten und erhalten ihren poetischen Nachruf. Auch die Lieblinge

Ih. Die Bienenfurcht.( Nachdruck verboten.) Der Kremser aus dem Tierreich, würdigt der Nömer derfelben Ehre hält vor dem Dorfwirtshause. Vom Bock springt der Kutscher herab wie seine menschlichen Hausgenossen.

So wird das

Ende