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III.

Von da ab rief Lucas bei jedem neuen Unglück, das die Crêcherie betraf, wenn die Menschen ihm nicht folgen wollten, wenn sie ihn in der Gründung seiner Arbeitsstadt Hemmten,

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dem Gestern und dem Morgen flammte mit verdoppelter Jzur Weigerung des Glückwunsches zum 80. Geburtstag des Kanzlers Heftigkeit. Aber mitten in den qualvollsten Stunden war eine und ruiniert einem die schönste Branntiveinspende. Und präsidiert Stunde schönsten Glücks erblüht; und welche Leiden auch wird die Gesellschaft von einem Manne, der dem Unsterblichen, dem noch bevorstehen mochten, der unsterbliche Same der Liebe reisig Rageuden einst Pfui" entgegengerufen hatte. Am Wilhelms- Denkmal beim Schlosse war Platz für einen ganzen war ausgestreut, aus dem die Ernte der Zukunft aufgehen zoologischen Garten von wirklichen und Fabeltieren- Bismard sollte. mußte Raummangels wegen fortbleiben. Er hat dem Wilhelm aufs Pferd geholfen, nun reitet er allein, und statt des Helfers leitet den Gaul irgend ein Begas'sches Feminimum. Schließ lich wäre es inimer ein noch angemessener, Bismarc Denkmal auf dem Stettiner Bahnhof errichten als vor dem Reichstag  . Denn dort in der Bahnhofshalle geschahen die legten Kulturfeste der wirklich Getreuen. Wenn der gestürzte Kanzler von Barzin nach Friedrichsruh   reiste, dann huschte er auf dent Stettiner Bahnhof an Berlin   vorüber, und es war da der Diederich Hahn   Herr v. Leveyzow seufzte mit einem Dußend deutscher Studenten, und sie schrien so lange Hoch, bis Bismarck  , halb ver­fchlafen, am Fenster seines Salonwagens erschien und sich ein wenig über die Demonstranten und noch mehr über die Schuylente frente, lich, der Stettiner Bahnhof wäre die flaffische Berliner   Erinnerungs­die zur Aufrechterhaltung der Ordnung aufgeboten waren. Wahr­stätte an Bismards Nuhm und Sippe.

immer wieder:

Sie lieben ja nicht! Wenn sie lieben würden, wäre Fruchtbarkeit überall, alles würde siegreich sprießen unter der warmen Sonne!"

Sein Werk war an der qualvollen und entscheidenden Stunde der Reaktion, des Schrittes nach rückwärts angelangt. Bei jedem Vorwärtsdringen kommt diese Stunde der schweren Hindernisse, des erzwungenen Aufenthalts. Man kann nicht mehr weiter, man muß sogar zurück, das schon Eroberte scheint einem zu entschlüpfen, es dünkt einem, daß man nie das Ziel erreichen wird. Das ist aber auch die Stunde, wo der Held sich als Held zeigt, in der Festigkeit der Seele, in der unerschütterlichen Zuversicht auf den endlichen Sieg.

Tautet:

Judessen die Wahl des unglückseligen Plazes vor dem Reichstag geht mich schließlich nichts anfuhr Herr v. Levezow in seinem unruhigen Selbstgespräch fort aber was soll ich denn in meiner Rede sagen? Die 1000 Schulkinder, die bei dem Fest singen sollen, dürfen ja nur die Himmel des Ewigen Ehre rühmen lassen, und fie müssen die eigens gedichtete Feststrophe verschweigen, die da Hör es unter Deinen Eichen In dem stillen Sachsenwald, Bismarck  , Deinem Ruhmeszeichen Jauchzend unser Gruß erschallt! Tausendstimmig sei umwoben, Bismarck  , eisenstarker Held: Deutsche   fürchten Gott nur droben Und sonst nichts auf dieser Welt!

Heil dem Kaiser, groß und hehr!

Heil dem Neich vom Fels zum Meer.

Am nächsten Morgen versuchte Lucas Ragu zurückzu­halten, der ihm ankündigte, daß er aus der Association aus­trete und die Crêcherie verlasse, um nach der Hölle zurückzu­kehren. Aber Lucas traf bei dem Manne nur auf bösen Willen, auf hämischen Spott und Schadenfreude an dem tödlichen Streich, den der Abfall der Arbeiter der Fabrik berseßen konnte. Und tiefer noch wurzelte bei jenem das Heimweh nach der Sklavenarbeit, nach der alten Bfüße und dem alten Elend, nach der ganzen schrecklichen Vergangenheit, die ihm im Blute geblieben war. Jumitten der warmen Helligkeit und heiteren Sauberkeit seines von Grün umgebenen Häuschens sehnte sich Ragu nach den engen, übelriechenden Gassen Alt­Wenn das nicht mal gestattet ist, wie soll ich' ne Rede auf Beauclairs, nach den schimmeligen Hütten, in denen das Bismard schivingen? Ich m'n ihn doch loben, ich kann doch nicht Fieber hauste. Er vermißte den Fuseldunst der Schenke den Vorwärts" vorlesen. Jedoch die politische Situation erfordert von Caffiaux, wenn er eine Stunde in dem großen, hellen es gebieterisch, daß ich seine Thaten nicht rühme. Gott  Erholungsraum des Gemeinhauses verbrachte, wo der Alkohol helfe mir, daß ich das Kunststück fertig bringe! Und zu alledem verboten war. Die glatte Ordnung der Genossenschafts  - hat mir noch Diederich Hahn   aufgegeben, unbedingt einen Baffus für magazine widerstrebte ihm nicht minder, erweckte das die Getreidezollerhöhung hineinzubringen. Sonst wollen uns die Das ist zu viel auf Gelüste in ihm, sein Geld nach seiner Laune bei den Kauf Bündler die Freundschaft endgültig auffagen. leuten in der Rue de Brias ausgeben zu können, die er selbst einmal für einen schwachen Sterblichen!. als Räuber bezeichnete, aber mit denen sich zu zanken ihm würfen seiner Festrede vollgeschrieben. Herr v. Leveyzow hatte bereits einen Ballen Papier   mit Ent­Keiner war möglich. Sie Freude machte. Und je mehr ihm Lucas zuredete und ihm alle entsprachen nicht den Ansprüchen der schwierigen Zeitlage. End­die Unvernunft seines Austritts darlegte, desto verstockter lich aber nahm er sich zusammen, und mit kühnem Entschluß schrieb wurde Ragu, unter dem Gedanken, daß, wenn man solchen er schnell den folgenden Text nieder: Wert darauf legte, ihn dazubehalten, er wohl durch sein Fort­gehen empfindlichen Schaden verursachen müsse.

Nein, nein, Herr Lucas, die Sache ist nicht wieder ins Gleiche zu bringen. Mag ja sein, daß ich eine Dummheit mache, aber mir fommt es nicht so vor. Sie haben uns goldene Berge versprochen, wir sollten alle reiche Leute werden, und nun stellt sich heraus, daß wir nicht mehr ver­dienen wie anderswo und obendrein allerlei Unannehmlich. feiten haben, wie ich wenigstens finde."

Das war richtig, die auf die Arbeiter entfallenden Gewinnanteile hatten bis jetzt die Arbeitslöhne der Hölle nicht wesentlich überſtiegen.

,, Wir leben," versezte Lucas mit Wärme. " Ist das nicht genug, wenn die Zukunft gesichert ist? Wenn ich Opfer von Euch verlange, so geschieht das nur in der Ueberzeugung, daß das schließliche Ergebnis das Glück aller sein wird. Aber es bedarf der Geduld und des Mutes, es bedarf des Vertrauens in das Unternehmen und nicht minder der fleißigen Arbeit."

( Fortsetzung folgt.)

Sonntagsplandevei.

Der alte Herr v. Levegow ging rubelos in seinem Arbeits­zimmer auf und nieder. Ein ganz verwünschter Einfall, dem Bis­mard ein Denkmal vor dem Reichstag zu setzen, und noch schlimmer, daß er die Weiherede halten sollte! Was hat Bismarck   in der Nähe des Reichstags zu suchen? Die verehrliche Volksvertretung war ihm alle Zeit sonst was! Das Wahlrecht, auf dem er beruht, war der einzige Fehler, den der Heros begangen, allerdings ein sehr grober. Schon zu seinen Lebzeiten weilte Otto der Größte nicht allzu gern in dieser besseren Boltsversammlung. Und heute gar! Die rote Rotte tommandiert in dem hohen Hause, treibt Obstruktion, schüchtert die Regierung und die Parteien ein, verleitet die Mehrheit

Hochverchrliche Festversammlung!

Eines demütigen Helden altgernianischer Treue und opfer­williger Bescheidenheit Denkmal weihen wir an dieser Stätte. Was Kaiser Wilhelm der Große aus der Tiefe feines Geistes und dem Stahlquell seines Charakters ahmungsvoll für Deutschlands Heil geschaut und beschlossen, das führte Otto Bismarck  , den der Künstler hier im Bilde groß und hehr auf­erstehen ließ, gewissenhaft aus. Freilich, der unbestochene Forscher, der nur die Wahrheit sucht, wird gestehen müssen: daß der treue Diener seines Herrn nicht alles fo vollkommiten gestaltete, wie es Wilhelm der Große in seinem Genius geplant, mit manchem Fehler und mancher Jrrung behaftete er die lühnen Entwürfe seines Fürsten von Gottes Gnaden. Aber, als Mann der Pflicht, reich au Talent, Wissen und Energie, gelang es ihm doch, einiger­maßen den Aufträgen seines Monarchen gerecht zu werden. Wilhelm der Große hatte drei siegreiche Kriege verfügt. Es gelang Bismarck  , die Aufgabe zu erfüllen. Wilhelm der Große befahl die Einheit Deutschlands Bismarck fam auch dieser Weifung nach, so gut er vermochte. Der Kaiser sah die Notwendigkeit ein, den Armen und Bedrückten die Fürsorge des christlichen Staats an gedeihen zu lassen, Bismarck   arbeitete sofort die Socialreform aus. Ünd endlich, indem er sich auch jener gewaltigsten und glorreichsten Anregung des großen Kaisers fügte, widmete er sich dem Schutz der nationalen Arbeit. Ja, hochverchrliche Festversammlung, mit diesem Schutz der nationalen Arbeit beschäftigte er sich bis zut seiner legten Stunde. Sie wissen es alle: Als Otto Bismarck  merkte, daß er alt geworden, daß er nicht mehr ge­wachsen war dem stürmischen Drang unverbrauchter Jugend­fraft da ging er still von dannen, nur um eines bemüht, auch aus der Ferne noch dem Hohenzollernhauſe treue Dienfte zu ers weisen. Er hat mir gegenüber oft seine Nachfolger beredten Mauds gepriesen, den tapferen und flugen Grafen Caprivi, den weisen Fürsten Hohenlohe. Niemand hat mit solcher Wucht die Handelsverträge von 1892 verteidigt wie Otto Bismarck  . Aller­dings war er, das will ich nicht verschweigen, der Meinung, daß im neuen Jahrhundert git einer Erhöhung der Getreidezölle; werde schreiten müssen, den Ruin der Landwirtschaft zu vermeiden. Mit rührender. Sorge

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