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Bist Du noch immer der Liebling der Bariser?"" Mehr Kehlkopf in Uebung; dazu dienen ihm Weinen und Schreien oft weit denn je."" Immer noch so große Erfolge?" Noch viel über den Wunsch seiner Umgebung hinaus. Schon vor Ablauf des größer!"" Und bist gesund dabei?" ,,, Start wie ein ersten Vierteljahres, zu derselben Zeit, wo das Kind die ersten Zürte!"" Er ließ das r" schnurren. Ja, es ist wahr, Du siehst greifenden Bewegungen macht, treten die ersten Sprechversuche ein: prächtig aus." das Kind versucht sich in der Hervorbringung der mannigfaltigsten Und dann fehrte die" Mama " wieder in die Heimat zurück, und merkwürdigsten Lippen- und Gaumenlaute, die bereits an die ganz benommen von dem Glück, ihren Sohn gesehen, von seinem gewöhnlichen Klänge der Muttersprache erinnern, ohne deren fest ausRuhm gehört zu haben: ein solcher Besuch machte sie ordentlich geprägten Charakter zu haben. Professor Kußmaul bezeichnet diese wieder jung cine ganze Weile lebte sie von der Erinnerung Sprechversuche als„ wilde Laute" und die Zeit ihres Auftretens als daran, bis das Jahr uni war und sie die Reise wieder antrat... erste Periode der Sprachentwicklung; von einer sprachhygienischen Und heute sollte sie kommen Einwirkung kann darin keine Rede sein.
Was würde die gute, alte Frau sagen, wenn sie statt ihres gefunden Jungen, der start wie ein Türke" war, das abgemagerte Gesicht, die blutleeren Lippen, die tiefliegenden Augen, mit einem Wort einen Schwerkranken sehen würde?
Welch schmerzliches Erinnern würde sie in die Heimat nehmen! Ihr Mutterherz mußte ihr ja sagen, daß ihr Sohn rettungslos verloren sei. Unfähig, zu helfen, würde sie dem elenden Ende ihres Lieblings beiwohnen müssen! Seine Qual würde durch ihren unvollkommenen Form, daß nur zärtliche Eltern- und GeschwisterSchmerz verdoppelt werden
Nein! Nein!... Das sollte nicht sein, um feinen Preis. Die liebe, alte Mama sollte bis zum letzten Augenblick in der Illusion leben, daß ihr„ Junge" der berühmte Tenor Lobel sei und durch seinen Gesang die Pariser entzücke! Beglückt und freudig wie immer follte sie zum Vater zurückkehren.
Die Klingel ertönte... kannte die wohlbekannte Stimme. Das war die„ Mama ". En avant", flüsterte Lobel mit schmerzverzogenen Lippen lächelnd, vor die Rampe zum letzten Aft!"
Der Diener öffnete, und Lobel er
Auf seinem Toilettentisch steht eine ganze Armee von Töpfen und Krufen, die Puder und Schminke enthalteit.
Haftig greift er nach dem Not", legt davon auf die Wangen und die blassen Lippen. Ein bischen Schwarz auf die Wimpern, um den schon trüben Augen Glanz zu verleihen. Ein wenig gelblichen Buder, um das Ganze einheitlicher wirken zu lassen. Nun einen Blick in den Spiegel! Bravo!... Beinahe der so angejubelte" Faust", der vergötterte Tenor des vergangenen Jahres! Die alte Frau mit der weißen Haube kann kommen! Da ist sie auch schon.
Mit Aufbietung aller Kraft hebt Lobel feine liebe" Mama " in die Höhe, um sie zu füiffen. Wie Blei so schwer erscheint ihm die fleine, alte Frau, die er sonst wie eine Puppe auf den Arm genommen! Mit zärtlichen Blicken und fast findlich glücklichem Lächeln kommen die üblichen Fragen, die Lobel fröhlich beantwortet:
„ Na, Du bist also immer noch der Liebling der Pariser?" " Fünfzehnmal haben sie mich gestern nach Robert der Teufel " herausgerufen!"
,, llud bist immer gesund dabei?"
,, Start wie ein Türke!"
Das freut mich, mein lieber Junge!... Ich werd' es dem Vater und allen im Dorfe erzählen!"
Und während zwei Stunden spricht und lacht Lobel, geht hin und her, erzählt und fragt die alte Frau nach allem Möglichen aus der Heimat. Er war nie lebhafter, nie lustiger, nie sprudelnder. Aber er fühlt schon den Anfall kommen... den bösen Anfall und hastig sagt er:
„ Entschuldige mich jetzt, Mama!... Wir müssen uns Lebewohl sagen... eine dringende Probe... Direktoren, die ich sprechen muß... es handelt sich um eine Tournée in Amerika .
" Ja, ja, ich verstehe das wohl," sagte die alte Frau ernsthaft nickend und schickt sich zum Gehen au.
Noch einmal hebt der Junge" fie auf und drückt sie in schmerzlicher Bewegung an sich.
„ Also: Adien!"
Wirklich schon?"
Die zweite Stufe der Sprachentwicklung hat das Kind erreicht, wenn die allen neugeborenen Menschen anhaftende( vielleicht nur scheinbare) Taubheit oder Harthörigkeit verschwindet, wenn es horcht und Töne unterscheiden lernt. Zugleich fommen Nachahmungs- und Thätigkeitstrieb zum Vorschein und ändern die wilden Laute allmählich in die sprachlichen Laute um. Das Kind ahmt die Sprache seiner Umgebung nach, allerdings anfangs in einer so liebe aus ihr einen Inhalt, ein Begriffswort herauszuhören vermag. Je häufiger der Meine Mensch zum Sprechen aufgemuntert wird, je reiner und schärfer die Laute an sein Ohr bringen, um so leichter wird ihm die Nachbildung. Die Mutter, die oft und lebhaft auf ihren Liebling einredet und ihm Geschichten erzählt, die er doch noch nicht verstehen kann, trifft darin unbewußt das Richtige.
Die hohe Bedeutung des guten Vorsprechens für diese Entwickelungszeit betonen fast alle großen Erzieher. Aus dem Altertum haben wir das Zeugnis Quintilians; er schrieb in einer Zeit, da die römischen Mütter sich ihrer ersten und heiligsten Pflicht ent= zogen:„ Vor allem sei die Sprache der Ammen fehlerfrei. givar ist bei ihnen ohne Zweifel auf die Sitten die erste Rücksicht zu nehmen; jedoch sollen sie auch richtig sprechen. Sie wird der Knabe zuerst hören, ihre Worte wird er nachzubilden berfuchen. Es gewöhne sich der Knabe, auch während er unmündig ist, an kein Reden, das ihm wieder abzugewöhnen wäre." Sankt Hieronymus warnt besonders vor der noch heute weitverbreiteten Unfitte, die mangelhafte Sprache der Kinder im Verkehr mit ihnen nachzuahmen, vor der sogenannten Ammensprache. Wir fönnen begreifen, daß das Mutterherz an der drolligen Ausdrucksweise seines Lieblings die helle Freude hat, aber sie nachahmen, heißt der sprachlichen Entwicklung des Kindes ein Hindernis in den Weg legen; manche Kinder werden durch diese Unvernunft Stammler. Bestalozzi schrieb vor hundert Frhren in Wie Gertrud ihre Kinder lehrt":" Es stellt sich niemand vor, der es nicht gesehen, in welchem Grade das Vorsprechen dieser einfachen Töne ba, ba, ba; da, da da; ma, ma, ma usw. die Aufmerksamkeit unmündiger Kinder rege macht und für fie Reiz hat, ebensowenig, was durch das frühe Bewußtsein dieser Töne für die allgemeine Lernkraft gewonnen ist." Wir citieren zuletzt Herder:„ Glücklich ist das Kind, glücklich ist der Jüng ling, dem von seinen ersten Jahren an verständliche, menschliche, liebliche Töne ins Ohr langen und feine Bunge, den Ton seiner Sprache unvermerkt bildeten!"
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Die Maßregeln, die sich aus den angeführten Forderingen er geben, find: 1. Sprich dem Kinde lantrichtig und scharf artikuliert vor. 2. Verbessere durch wiederholtes Vorsprechen, wenn es Laute falsch bildet oder schlecht artikuliert. 3. Rege es zum Sprechen an, damit es seine Sprechwerkzeuge übt. Kleine, einfache Säße, die sich an Spielzeug, Puppe, Bilder, Beschäftigung und dergleichen anschließen, bieten zur Durchführung dieser Einwirkung willkommenen Stoff. Am leichtesten können alle Kinder die Vokale bilden; bei den Konsonanten wächst die Schwierigkeit in der Richtung von den Lippen zu den Gaumenfauten. Schulze zählt zu der ersten Stufe p, b, m, f, w, d, n; zur zweiten I und s; zur dritten ch und i; zur vierten sch; am schwierigsten find r, ng, t und g. Bezüglich des" r" findet sich in Friz Neuters" Stromtid" eine feine Beobachtung. Lining und Staatshaube, die von einem leichten Luftzuge, der durch's offene „ Kick, Lining", säd Fenſter ſpielt, hin- und herbewegt werden: !" Mining, don steiht ons Batting fin Bild." Sei fumn mit dat st noch nicht taurecht famen. Du feggst jo ümmer Bück, du möst Püd jeggen," fäd Lining, denn sei tunn ok noch nich mit dat R der mangelhaften Ausbildung und Nebung der Sprechwerkzeuge befarig warden." Solche Fehler find bis zu einem gewissen Alter in gründet und verschwinden von selbst; bei Verbildungen der Lippen, des Rachens usw. muß selbstverständlich der Sprachheilarzt gehört ( Köln . Voltsztg.")
" Ja, Mama, es hilft nicht!. Der Beruf bringt das so mit mining stehen vor des Großvaters Perüde und der Großmutter fich... Küss' den Bater!"
Das thu ich, sei unbesorgt."
Und auf frohes Wiedersehen nächstes Jahr 1" Adieu, mein Jungchen!" " Adieu, Mama!"
Auf der Schwelle wendet sich die alte Frau noch einmal uni und wirft ihrem„ Jungen", der ihr der Jubegriff der Gesundheit scheint, einen liebevollen und bewundernden Blick zu. Dann schließt sich die Thür hinter ihr.
Es war hohe Beit.
Ganz erschöpft ist Lobel in einen Lehnstuhl gesunken. Kraftlos fällt er zusammen. Und während ein Hustenanfall den armen Körper wie im Strampf schüttelt, geht die alte Frau zufrieden und beglückt ihres Weges fort und spricht dabei halblaut vor sich hin:
Wirklich, die Theaterluft bekommt ihmr gut!... Er ist fröhlich wie ein Kind!... Und wie wohl er aussicht! Der gute Junge Tann hundert Jahre alt werden!"
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Kleines Feuilleton.
Ueber Sprachentwicklung in den ersten Lebensjahren. Das neugeborne Kind ist weder törperlich noch geistig zum Sprechen befähigt. Aber der Säugling nimmt sofort seine Lungen und den
werden.
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Musik.
im Schiller- Theater.
Nicht bald wird man einen guten alten Bekannten freudiger begrüßen können, als zu Beginn der Sommerzeit die seit längstem ständig wiederkehrende Morwig- Oper Eine Gesellschaft, erfüllt von künstlerischem sowohl wie auch vollsfreundlichem Geist, nicht reich an Mitteln und deshalb ohne Fähigfeit der Konkurrenz mit den großen Operntheatern, doch in ihrem beschränkten Rahmen voll guten Willens und im allgemeinen guter Leistungen. Zudem wurde diesmal das Spiel mit einer Oper eröffnet, die wieder hervorzuziehen dringend nötig war, und die freilich auch die freilich auch sehr viel verlangt. Marschners Hans Heiling " steht in der Entwicklung der deutschen Oper zwischen Webers Freischütz" und Wagners Fliegendem