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massen aus den Eingeweiden unsres Planeten darstellt. So erklärt man denn diese zweite Gruppe der Maare für Explosions­frater, entstanden dadurch, daß bei einer plöglichen Katastrophe die herausgeschleuderten glühenden Massen auf dem Rande niederfielen und hier allmählich einen Wall bildeten, dessen erkaltetes Gestein gänzlich undurchlässig war, ebenso wie der Boden, der sich aus den in den Krater zurückgestürzten Massen bildete.

Es muß ein Bild von überwältigender Großartigfeit gewefen sein damals in der Diluvialperiode, als alle diese zweihundert und einige Schmiedefeuer, die Hephaistos   in der Eifel   unterhielt, noch brannten und allnächtlich mit ihrem Flammenlodern den Himmel röteten. Wer damals etwa auf dem Dauner Mänseberge hätte stehen können, von dessen fahler Höhe man heute die lange Keite der er­loschenen Vulkane sieht!

Kleines Feuilleton.

-r. Am Müggelsee. Es ist gut sein am Müggelsee!

Man hat ihn mit dem Meer verglichen, der Vergleich ist nicht. einmal so übel.

Er hat den weiten Horizont, er hat die steilen Unferhänge, wo fandige Hügel wie Dünen aus dem Wasser steigen, er hat noch eins: den ewigen Wechsel, das Ruhelose.

Unstät und wandelbar wie die See, zeigt er von Stunde zu Stunde ein andres Gesicht.

Er hat das wechselnde Farbenspiel der Meereswogen: schwarz­gran im Wiederschein aufsteigender Wetterwolfen liegt das Wasser wie geschmolzenes Blei; diamantenbestreut funkelt und blitzt es im Glanz der Sommersonne.

Blau und still träumt der See hinein in den schwülen Sommer­tag. Eine reglose Fläche, flar wie ein Spiegel wirft das Wasser die Bilder der Ufer zurück.

Ein märkischer Landsee das Ganze, harmlos und friedlich, es giebt viel märkische Seen fo..

Aber in dem Waldsee ist eine Stelle, da spielt es wie leichtes Wellengeträufel und das Gekräusel wächst und wächst. Ein Windstoß geht durch den Wald.

Ein Stoß mur, kein Sturm, die Bäume rühren sich kaum. Aber in den Wassern rauscht es auf und schwillt, die Wellen fochen empor, jagen und überstürzen sich, hoch hinauf sprigt der weiße Gischt, brausend rollt das Wasser über den Strand.

Im ganzen zählt die Eifel   heute noch zehn Maare, und neben diesen stehen achtzehn ausgetrocknete oder versumpfte, ehemals, zum Teil noch in historischer Zeit, mit Wasser gefüllte Kraterbecken, die durch natürliche Verdunstung und unterirdische Abflüsse im Laufe der Jahrhunderte geleert sind. Sind keine Ab- bezt. Zuflüsse vorhanden, feien es mun oberirdische, seien es unsichtbare Quellen, so wird sich im allgemeinen der Seespiegel nicht verändern, höchstens daß in dürren Sommern und schneearmen Wintern der Verlust durch Ver­dunstung etwas stärker ist, was sich aber immer wieder ausgleicht. Bahut sich aber einmal in jahrhundertelanger Erosionsarbeit das Wasser einen Weg durch die Umwallung, so stirbt das Maar unaufhaltsam, wenn auch langsam ab. Ein solches fterbendes Maar ist das kleine Hinkelsmaar bei Manderscheid  . Auch das große Gemündener Maar bei Dann ist im Absterben, denn durch seine Westwand sickert das Wasser unaufhörlich hinab ins liebe in liche Lieferthal. Bei dem Holzmaar nahe Gillenfeld  , hat man, um das Abfließen des Sees zu verhindern, der reich an Fischen ist, Damm und Schleuse an der Abflußöffnung errichtet. Es kommt wohl auch vor, daß nicht das Abfluß, sondern das Zuflußwaffer es dem Maare den Tod bringt, wie bei dem Meerfelder Maare nabe es Manderscheid  , dessen Zuflußbach unaufhörlich durch das mitgeführte Geschiebe den Boden des Kraterbeckens füllt.

Die Tiefe der Maare ist natürlich ganz verschieden, ebenso wie ihre Flächenausdehnung. So hat der Wanzenboden bei Manderscheid  mur 4 Meter Tiefe und 200 Meter Durchmesser; das Hinkelsmaar sogar nur 120 Meter. Das größte und berühmteste aller Eifelmaare dagegen, der Laacher See  , dessen größte Tiefe 69 Meter ist, bedeckt eine Fläche von 330 Hektar. Das zweitgrößte Maar, das Pulver­maar bei Gillenfeld  , ist mir 36 Hektar groß; an Tiefe kommt es dem Laacher See   ziemlich gleich( 61 Meter).

Aber auch das ist nur für Augenblicke. Wind und Wellen schlafen ein; blau und still träumt die Müggel von neuem hinein den schwülen Sommertag.

Es ist gut sein am Müggelsee.

Es liegt sich schön in dem weißen Dünensand, wenn das Wasser in schattenlosem Blau die Unendlichkeit des Himmels wiederspiegelt, geht sich schön hinter rauschendem Schilf und flüsternden Binsen, sigt sich gut zu Füßen windzerzauster Föhren, wenn über den Wellen die Möven fliegen.

So tiefer Frieden liegt über allem, so wonnesamer Frieden. Wald rundum und nichts als Wald, drüben in Friedrichshagen  leuchten weiße Villen aus dunklem Grün, ab und zu tönt Musik über's Wasser, ein verlorner Klang, sonst alles still.

Bienen fliegen über dem Klee, schillernde Falter gaufeln lautlos vorüber, so weit liegt das Leben, so weit, so weit. Wo sind die großen Städte mit ihren hohen Häusern und engen Straßen? Wo ist der Kampf ums Brot, der harte, schwere Kampf? Das Wasser rauscht, und die Sonne funkelt. Und alles das, was da hinter lieg, ist nur ein wüster, wüster Traum! Unten auf dem See gleiten di Schiffe auf und ab.

Da kommt die schwere Bille, vollbeladen: Aufrecht am Steue. steht die Schifferfrau. Sie trägt einen großen Helgoländer, man fann ihr Gesicht nicht erkennen, aber sie schaut gerade aus, wonad schaut sie? Auf die Müggelberge, die ferne aufsteigen, eingebüll in blauen Dunst und Dust? Auf die Sonne, die purpurglühent hinter den Wäldern niederfintt?

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Nächst dem Laacher See   werden am meisten die drei Dauner Maare besucht, die mit der Bahn am bequemsten von allen zu erreichen find. Man fährt am besten von Andernach  aus bis zu der Kreisstadt Daun  . Ganz dicht bei Daun  , fast an der Straße, die durch das Lieserthal nach Manderscheid   führt und in ihrer weiteren Fortsetzung auf der Hochfläche von Uedersdorf   mitten durch einen mächtigen Lavastrom und ein abgestorbenes Maar führt, liegen die drei Maare, die zugleich durch ihren gegensäglichen Charakter und als reinste Ausprägung des Maar- Typus vor allen Mit schweren, müden Griffen dreht und wendet fte das große andren des Besuchs wert sind: das Gemündener, das Wein- Steuer, aufpassen muß sie, daß kein Dampfer mit der gille felder und das Schaltenmehrener Maar. Ein Riegel von nicht zusammenrennt.. Die Männer gehen an den Bordseiten entlang 200 Meter Breite ist zwischen das Lieferthal und das Gemündener und stoßen die langen Ruderstangen in die Flut. Bie flüssiges Maar geschoben. Ein furzer Anfticg bringt uns von der Gold tropft das Wasser vom dunklen Holz. Sie sehen es nicht, Chaussee auf die Höhe des Randwalls, die 23 Meter über den Sie stenumen sich mit den Schultern dagegen und schieben das Spiegel des Gees liegt. Von diesem Standpunkt bietet das Schiff vorwärts, Schritt für Schritt. Wenn sie eine Bause machen, Gemündener Maar das Ürbild des Friedens und lieblicher Einfam sieht man, wie sie feuchen. feit. Nichts Grauenvolles, nichts Gewaltiges, nicht einmal etwas Eigenartiges. Gegenüber erhebt fid, 154 Meter über den Spiegel des freisförmigen Sees ansteigend, der Mäuseberg, dicht mit hohem, freundlichem Buchenwald   gekleidet, der auch zwei der andren Seiten schmückt, während der westliche Wall ziemlich kahl ist, als tünde sich hier schon der öde und ungaftliche Nachbar, das Weinfelder Maar, Ja, die können wohl fröhlich sein. Aus der Stadt und ihrer ant. Es fällt schwer, bei diesem anmutigen Landschaftsbilde au das finsteren Enge find fie herausgekommen in die frische Luft, heraus wilde Witen der Elementarkräfte zu denken, denen der See zu Waldesgrün und Wafferrauschen, und ist's auch nur für einen seine Entstehung dankt. Wandert man aber um den See herum, Tag, heut tönnen sie sich sorglos freuen; mit blizenden Augen sei es westlich direkt auf jenem fahleren Wall, sei es bergan durch hängen sie an der Landschaft. Schnell gleitet sie vorüber, ach, den dichten Wald auf schmalem Fußwege zu der breiten Hochfläche so schnell.

der Hochfläche

Hart und mühselig arbeitet der Schiffertnecht.

Aber an ihm vorbei fahren die Dampfer, das ist ein fröhliches Fahren. Alle Bläge sind besetzt, schwarze Herrenröde und bunte Damenkleider leuchten weithin über den See, ein Grüßen und Winken, ein Lachen und Rufen von Schiff au Schiff.

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des Mäuseberges, so glaubt man sich in furzer Frist im Angesicht Es fizt sich gut im schwankenden Boot, wenn die weißen Segel der Urzeit. Das Weinfelder Maar, rings umrahmt von kahlen, nur im Winde schwellen und der Nachen wie ein Vogel über das Wasser mit Gestrüpp bewachsenen, unfruchtbaren Wällen, ist das Bild einer fliegt. Man legt die Hände in den Schoß und läßt sich treiben, Zeit, in der noch keines Menschen Fuß auf der Erde   man braucht nicht zu eilen, mau hat ja Zeit. Und der Wald ist weilte. Am besten paßt zu diesem Bilde ein trüber Herbst- grün. Der See glänzt wie Gold, und die Berge liegen in Dunst tag, wenn Wolfenfegen über den Himmel jagen und die und Duſt. furzen Gräser Und das ist alle Tage so vom Nebelgeriesel tropfen. alle Tage. Da fann man sich ein Urweltwanderer dünken, venu Drüben an der Waldecke haben sie den Kahn aus Ufer gezogen. man vom Rande des Bergs in tiefster Einsamkeit zum Toten  - Auf dem weichen Rasen liegen sie, die weißen Sweater der Ruderer maar" wie es im Volte heißt hinunterschaut. Wandern wir leuchten durch das Grün der Brombeersträucher. Lachen, Scherzen, ostwärts um den See, so bringen uns furze Minuten ein völlig Gläserklingen, der Römer freist in der Runde. Helle Stimmen andres Bild vor Augen. Da wo die Ost- und die Südwand des flingen über den See: Maares   fich treffen, liegt tief unten das Schalkenmehrener Maar: fast 80 Meter trennen uns von seinem Spiegel und den freundlichen, inmitten von Wiesen, Aeckern und Obstgärten gelegenen Häusern des Dorfs; das Weinfelder Maar aber, das wir gleichzeitig sehen, liegt nur 15 Meter unter unsrem Standpunkt. Der Gegensatz der starren Dede auf der einen Seite und des fruchtbaren Reichtums dort unten wirkt überwältigend. Gustav Tiro.

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Noch ist ja die goldne, die blühende Zeit, Noch sind ja die Tage der Rosen!" Es ist gut sein am Müggelsee!

Auf der Zille hinter den schweren Rudern stöhnt der Schiffers

fnecht.

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Anthropologisches.

Wann werden wir wieder kleiner? Die Zit nahme der Körpergröße bis zu einem gewissen Alter ist eine ebenso