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Westhalle untergebracht ist. Schon in der Anordnung präsentiert Kleines Feuilleton. it hap sie sich sehr vorteilhaft; es sind in der großen Halle zweiundzwanzig größere und kleinere Kabinette abgeteilt, die zwar sehr einfach in - ,, Wie man eberbrettl- Dichter wird" erzählt Julius ihrer Ausstattung gehalten find, aber doch einen Hintergrund bilden, Baner im Wiener Extrablatt":" Vor einigen Wochen genas die von dem die Architekturmodelle und Einzelstücke sich wirkungsvoll Königin von Serbien   eines gesunden Operettenstoffes, aus dem ich abheben. Es handelt sich um die Arbeiten, die in den letzten Jahren bloß ein Scherzgedicht, Die silberne Wiege", zu schlagen verstand. von der städtischen Hochbauverwaltung bearbeitet sind. Da fällt vor Mit dem Tage geboren, sollte das Poëm mit dem Tage sterben,

glücklich.

allem gleich im ersten Raum das große Modell zum Märkischen eine Eintagsfliege aus Papier und Druckerschwärze. Die Verse er­Museum am Märkischen Platz auf, da sieht man in den weiteren schienen in diesem Blatte ohne meine Unterschrift, ich war namenlos Kabinetten mächtige Schulgebäude und Lehrerhäuser, prachtvolle Volts- Badeanstalten, Berivaltungsgebäude, mehrere große Krankens häuser, ein Kinder- Asyl und Entwürfe von Brücken und Denkmälern und Brunnen, die für die Ausschmückung öffentlicher Bläge bestimmt find. Es ist im wesentlichen die Arbeit des Stadtbanrats Ludwig Hoffmann  , die hier im Zusammenhang vorgeführt wird.

Doch rasch tritt das Ueberbrettl  " den Menschen an: Schon am sechsten Tage nach dem Erscheinen des Gedichtes wurde ich fo­zusagen hinter meinem Rücken auf das Bunte Theater" in Berlin  geschleppt!

Das Bunte Theater" wird in Abwesenheit des Herrn v. Wol­30gen von einem Stellvertreter geleitet. Während der Herr Haupt­mann mit der angewandten Lyrik" ganz Deutschland   bereist, kom­mandiert der Schriftsteller Dr. Hanns Heinz Ewers in Berlin  . Und es begab sich wie folgt:

introducierte und Frau Schneider- Nissen exekutierte Die filberne Herr Frizz Lehner komponierte, Herr Dr. Hans Heinz Elvers Wiege", ohne mich erst um Erlaubnis zu fragen.

Die Aufführung erfolgte unter Neumung meines Namens, troy­dem das Gedicht nicht unterzeichnet war und das Abnügungsrecht meines Namens mir allein zusteht.

Man steht zunächst ganz überrascht vor der Fülle der Arbeit, die hier in kurzer Zeit geleistet wurde. Der erläuternde Katalog, der für die Ausstellung geschrieben wurde, hebt selbst die Gefahr hervor, daß die Bearbeitung einer so großen Zahl oft gleichartiger Aufgaben von einer Stelle aus zu einer gewissen Eintönigkeit führen könnte, der aber vorzubeugen man eine besondere Sorgfalt auf­geboten hätte. Man muß in der That anerkennen, daß es gelungen ist, auch die gleichen Themata in ansprechenden Variationen zu be= handeln. Dies wurde in erster Linie dadurch erreicht, daß der Ent­wurf ganz den besonderen Eigentümlichkeiten der jeweiligen Lage angepaßt wurde. Es kann sich im allgemeinen bei einer solchen Von dem Erfolge des Vortrags wurde nicht ich, sondern die Ausstellung nicht um die Beurteilung der einzelnen Leistungen Redaktion meines Blattes verständigt, und zwar mittels Postkarte. handeln; diese ist ernsthaft nur vor den fertigen Gebänden möglich. Der Absender der Freudenbotschaft" war nicht der Leiter, sondern Worauf es hier ankommt, ist, die Principien aufzuzeigen und zu prüfen, nach denen die Gebäude entworfen wurden, und da Einige Tage später fuickte eine Berliner Zeitung   meinen jungen muß man allerdings anerkennen, daß der neue Geist, der in Ueberbrettlruhm, indem sie erklärte, von dem Erfolge einer neuen diesen Arbeiten der Hochbauverwaltung zum Ausdruck kommt, Nummer Die filberne Wiege" nichts zu wissen. Es war das die­zu sehr großen Hoffnungen für die architektonische Gestaltung felbe Beitung, die kurz vorher das Gedicht wortwörtlich nachgedruckt Der Stadt Berlin   in der Zukunft berechtigt. Es ist für diese von größter Bedeutung, wenn über die ganze Stadt verstrent in wichtigen Die Leitung des Bunten Theaters" hatte es nämlich unterlassen, Bald darauf wußte ich, warum die Zeitung nichts wissen konnte. Straßen und an bedeutenden Plätzen große öffentliche Bauten ent- die Berliner   Preffe einzuladen. Die Stellung der sechsten" Groß­stehen, die durch ihren großzügigen Charakter der Gegend den Stempel macht war ernstlich gefährdet und die Leitung beeilte fich, eine aufdrücken. vor geladenen Gästen anzukündigen. Das

der Kassier des lleberbrettls".

hatte!

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herein. Ich war um einige lovende Zeitungsausschnitte reicher. Die angekündigte Separatvorstellung brach über die Presse

Das Erste und Beste, was sich an diesen Entwürfen feststellen Separatvorstellung läßt, ist die ausgezeichnete Grundrißdisposition, die als Haupt- auch noch! gesichtspunkt die praktischen Bedürfnisse im Ange hat und auf Klar­In einer diesbezüglichen offiziellen Notiz wurde das Lied in heit und lebersichtlichkeit hinarbeitet. Daß man den Schematismus marktschreierischer Weise angepriesen. Diese öffentlichen Lobsuchts­zu vermeiden gesucht hat, zeigt etwa ein Vergleich der verschiedenen anfälle waren viel komischer, als meine unartigen Reime von dem Entwürfe für Gemeindeschulen, bei denen infolge der völligen frendigen Nichtereignis in Serbien  . Identität der Aufgaben die Gefahr doch sehr nahe lag. Ebenso zeigt fich in der architektonischen Gestaltung und Durchführung der Fassaden das Bestreben, die innere Disposition erkennen zu lassen, allerdings mehr in den Einzelheiten als in dem gesamten Aufbau. Auch auf die Wirkung nach außen hin wird in weitgehendstem Maße Rücksicht genommen. Man achtet nicht nur darauf, von welcher Seite und in welcher Entfernung der Bau sich bei der Art der nächsten Umgebung dem Beschauer auf der Straße darbieten muß und sucht seine Architektur diesen Bedingungen anzupassen, sondern man berücksichtigt auch den architektonischen Charakter des umgebenden Stadtteils, sucht einen Anschluß an hervorragende Gebäude in der Nachbarschaft, die diesem den Stempel aufdrücken usw. Alles das sind sehr gesunde Principien, an die man bisher bei Berliner   Bauten kaum ge­

dacht hatte.

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Aber ich sollte noch reicher werden. Etiva vierzehn Tage nach dem ersten Vortrage des Wiegenliedes erhielt ich eine Geldanweisung aus Berlin   mit dem Vermerk:" Ihre Tantieme für Aufführung von Silberne Wiege". Der Absender des Geldes war nicht der Kassier, sondern der Leiter des Ueberbrettls.

Hanns Heinz Ewers  , der mir für sämtliche Aufführungen 5,60 M. Auf der Postamweisung stand trocken der Name des Herrn Dr. schickte. Ich schäße Herrn Dr. Hanns Heinz Ewers viel höher.

Der dichtende Mensch muß übrigens auch mit wenigem zufrieden sein, sei es an Geld oder an Höflichkeit.

gleich ich ein Recht hätte zu sagen: Dieses Theater ist mir zu bunt!

Ich bin trotz alledem dem Bunten Theater" nicht gram, ob

Begabung aufmunterud förderte; ich danke Herrn Fritz Lehner, daß Ich danke Herrn Dr. Hanns Heinz Ewers, daß er meine junge er sich nach Strauß und Millöcker so liebevoll meiner verwaiſten Wuse annahm, und ich danke der Frau Schneider- Nissen, die mich

Nun könnte die Geschichte aus sein. Sie ist es nicht. Vor

einigen Tagen schickte mir die Berliner   Verlagshandlung Harmonie" vei gedruckte Exemplare des Wiegenliedes, das sie herausgegeben hatte, ohne meine Erlaubnis einzuholen!

Je freudiger man aber diese Neuerung begrüßt, um so mehr wird man es bedauern, daß sie im Grunde doch auf halbem Wege stehen geblieben ist: Was sofort in die Augen fällt, ist die That­sache, daß für die Fassaden ausschließlich die verschiedenen auf Flügeln des Gesangs hoch emporteng. architektonischen Formensprachen früherer Epochen Verwendung ge funden haben. Es mag viel verlangt erscheinen, daß ein nener Stadt­baurat auch gleich eine neue architektonische Formensprache schaffen foll, denn mehr als Ansätze zu einer solchen giebt es ja noch nicht; aber das ist nun einmal der Jammer unsrer Zeit, und man wird sich dessen so erst recht bewußt, wenn Das Titelblatt trägt meinen Namen neben dem des Komponisten wie hier frisches Leben verspürt, das nicht zu voller Entfaltung und unter den Noten steht mein von keinem Verleger erworbener gelangen kann. Der Widerspruch zwischen den Formen in ihrer Text. Preis 2 Mark. insprünglichen Bedeutung und ihrer jezigen Verwendung drängt sich zu sehr auf. Da sieht ein Volksschullehrer aus Fenstern, die von gewaltigen unbehauenen Quadern eingerahmt sind, wie sie die alten florentinischen Geschlechter bei ihren Balästen verwendeten, die sie sich errichteten, um den Stürmen der Zeit Trotz zu bieten. Nicht anders wird wieder eine Volks- Badeanstalt entworfen; man sieht, die architektonischen Formen sind Formeln geworden, die ihren eigentlichen Sinn verloren haben. Dabei muß man anerkennen, daß aus der Art ihrer Verwendung ein sehr feiner Sinn für die Wirkungsmöglichkeiten spricht, die in ihnen liegen. Diese Faffaden zeigen, rein formal betrachtet, eine wohl abgewogene rhythmische Gliederung, einen ausgeprägten Sinn für Großzügigkeit und vor nehme Formen und eine große Sorgfalt in der Durchbildung der

Einzelheiten.

Wir werden noch Gelegenheit nehmen, die einzelnen fertigen Bauten des genaueren zu prüfen. Namentlich das Märkische Museum  , das im Rohbau in diesem Jahre fertiggestellt werden soll, wird lebhafte Erörterungen hervorrufen..- -hl

Worte: Frau Gisela Schneider- Nissen verehrungsvoll zugeeignet". Und in roten Buchstaben prangen auf dem Blatte die lieblichen Ich habe nicht die Ehre, die Künstlerin persönlich zu kennen, ich habe sie nur ein einziges Wal spielen sehen und habe also nicht das Recht, Herr Frizz Lehner sollte fünftig Damen nur Lieder ohne Worte, oder doch wenigstens ohne ihr ein Lied verehrungsvoll zu widmen. meine Worte, zueignen.

Auf dem famosen Titelblatt ist noch zu lesen: Eigentum der Verlagshandlung für alle Länder". In der That ist der scheußliche Kalaner: Eine Draga- komische Ballade", der als Untertitel auf dem Blatte" steht, nicht mein Eigentum.

aber der Verlagshandlung gegenüber werde ich, So, jetzt bin ich fertig. Dem Ueberbrettl trage ich nichts nach, schon aus principiellen Gründen, meine Rechte zu wahren wissen, zumal ich, wenn ich nicht irre, noch keine dreißig Jahre tot bin.

Der Aberglaube beim Kaufen von Lotterielosen treibt vielleicht nirgends solche Blüten wie in Berlin  . Ein auswärtiges Blatt läßt sich darüber schreiben: Viele warten vor den Lotterie­geschäften so lange, bis ein kleiner, möglichst dürftig gekleideter Junge vorübergeht und lassen diesen gegen ein Entgelt von 5 oder 10 Pfennigen das Ros ziehen, da eine solche Kinderhand unfehlbar