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nicht? Auch diefer arnie Fanchard wird uns als Beispiel| dürfnis, als offen vor aller Welt ihrer Seelen schwankende Regungen dienen, selbst wenn wir aus ihm keinen freien und fröhlichen getreulich auf dem Markte auszuschreien. Die Windstärken ihrer Menschen mehr machen können."
Dann fügte er in heiteren Zone hinzu:
" Noch eine Familie mehr, noch ein Haus mehr zu unsren Häusern. Die Bevölkerung steigt, wie, Bonnaire? Wir sind nun auf dem besten Wege zu einer großen Stadt, zu der Stadt, von der ich Ihnen von allem Anfang an so viel sprach, und an die Sie nicht glauben wollten. Erinnern Sie sich, der Versuch schien Ihnen keinen Erfolg zu versprechen, und Sie blieben nur aus Vernunftsgründen und aus Erkenntlichkeit an meiner Seite? Sind Sie nun wenigstens überzeugt?"
Bonnaire war ein wenig verlegen und antwortete nicht gleich. Dann sagte er mit seiner gewohnten Offenheit:
st man je überzeugt? Man muß die Resultate mit den Händen greifen können. Sicherlich gedeiht die Fabrik aufs beste, unsre Association vergrößert sich, der Arbeiter lebt besser, es herrscht ein bißchen mehr Gerechtigkeit und Glück. Aber Sie kennen meine Ansichten, Herr Lucas: alles das ist noch immer die verwünschte Lohnarbeit, und ich sehe nicht, daß wir der kollektivistischen Gesellschaft näher kommten."
stimmlichen Kraftäußerungen waren verschieden, von der leichten Brise bis zum taifunhaften Orkan durchmaßen die Stimmen alle Windhofe zu befinden. In der Börsensprache nennt man das, wie Grade. Ich glaubte mich in einer aus Kehlkopfwirbeln gebildeten gesagt, Totenstille.
Auf einem erhöhten Platz stand ein wehrhafter Mann, er warf gewaltig die Arme, und umringt von einem Haufen hingerissener Zuhörer schrie er mit einer Stimme, die aus drei Dutzend Jahrmarktsausruferorganen zusammengesezt schien, unaufhörlich die mystischen Worte: 24 Brief 24 Brief 214 Brief 24 Brief Der Mann schien ein wahnsinnig gewordener Briefsteller für junge KaufTeute zu sein. Bald gesellte sich ein andrer Mann zu dem ersten, Armen und schrie mit noch höherer Kraft der Stimme: 2/8 Geldstellte sich ihm numittelbar gegenüber, fuchtelte gleichfalls mit den 21/8 Geld 21/8 Geld. Jezt begann diese Unterhaltung dialogischdramatisch zu werden. Indem sich die beiden, die offenbar Todfeinde waren, gegenseitig überschrieen, sagten sie zehn Minuten nichts andres als nur immer:
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Der erste( laut): 24 Brief.
Der zweite( energisch): 21/8 Geld. Der erste( zornig): 21/4 Brief.
Der zweite( mit beißendem Hohn): 21,8 Geld. Der erste( lärmend): 21/4 Brief.
Der zweite( in rasender Wut): 28 Geld.
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An einer zweiten, dritten, vierten Stelle bemerkte ich ähnliche
Im übrigen wehrte sich nur noch der Theoretiker in ihm. Wenn er auch seiner Ueberzeugung nicht untreu werden. So ging die Unterhaltung weiter. Das Publikum reizte die fonnte, wie er fagte, so war er doch ein unvergleichlich treuer beiden Gegner durch Zwischenbemerkungen zu immer größerer Erund fleißiger Arbeiter voll Mut und Zuversicht. Er war der regung. Ich stand mit großer Spannung dabei; denn ich hielt Held der Arbeit, der Führer, der den Sieg der Crêcherie ent- dieses feindselige Zwiegespräch nur für die Vorbereitung einer schieden hatte, indem er den Kameraden ein brüderliches Bei- Satastrophe. Jeden Augenblick erwartete ich, daß es zu einem piel der Solidarität gab. Wenn er in den Werkstätten er würde; denn sie konnten doch nicht stundenlang so weiter schreien, regelrechten Ringkampf zwischen dem Brief- und Geldtollen kommen schien, der große, traftstrogende, gutmütige Mann, streckten und schließlich wurde es doch ein wenig eintönig, immer die gleichen sich ihm alle Hände entgegen. Und er war bereits mehr Argumente zu hören: 21/4 Brief, 2/8 Geld. Aber die Schlacht der überzeugt, als er zugeben wollte, er war beglückt zu sehen, Stimmen gedieh zu keiner Entscheidung durch die Fäuste. Plößlich daß die Genossen weniger litten, daß ihnen alle Genüsse zu öffnete der eine von den Männern sein Notizbuch, trigelte etwas darin Gebote standen, daß sie in gesunden Wohnungen, von Blumen und der Friede war scheinbar hergestellt. umgeben, lebten. Er sollte also doch nicht aus diesem Leben weitämpfe, nur waren die Bruchzahlen und die Klangfarben der scheiden, ohne daß das Gelübde, das er abgelegt hatte, erstufer verschieden. Jetzt gewahrte ich auch, daß alle Lente Notizbücher füllt war: daß es weniger Elend und mehr Gerechtigkeit auf batten und von Zeit zu Zeit etwas hineinschrieben. Plöglich stürmte der Welt geben sollte. ein großartig erregter Mann mit einem starken Vorban minterhalb der Brust quer durch den Saal und schrie: Schlesinger, Schlee- fin- geeer, Schleece- fiiin- geeeer! Ich hielt das für ein Börsenpapier und glaubte, der Mann habe die Absicht, etliche Schlesinger zu verkaufen. Schon beabsichtigte ich mir ein paar Stüd Schlesinger zu kaufen; demit der Mann hatte offenbar die größte Not, fie lbs zu werden und es wäre ein Frevel an der allgemeinen Nächstenliebe gewesen, indessen, ehe ich noch meine Absicht ausführte, lief ein magerer, ihn von seiner Not und seinen Schlesingern nicht zu befreien blasser, sehr junger Bursche, gleichfalls mit einem Notizbuch behaftet, zu dem aufgeregten Dicken, der ihn anbrüllte:" Zum Teufel, wo stecken Sie denn, Schlesinger? Sie sind ja das reine Draga- Babynicht auffindbar!"
" Ja, ja, die kollektivistische Gesellschaftsordnung," sagte Lucas, der ihn kannte, lächelnd, wir werden sie verwirk lichen, wir werden sogar Besseres verwirklichen; nnd wenn es uns nicht gegönnt sein sollte, dann werden unsre Kinder unser Wert vollenden, unsre Nachkommen, die wir zu dieser Aufgabe erziehen. Haben Sie Vertrauen in unfre Sache, Bonnaire, sagen Sie sich, daß die Zukunft uns gehört, da unsre Stadt unaufhaltsam wächst und wächst."
( Fortsetzung folgt.)
Sonntagsplandevei.
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Joe, zur Zeit internationaler Börsenspekulant, waghalsiger Hauffier, Eigentümer von 10 000 Mart östreichischer Kreditattien" Ich habe mir Visitenkarten drucken lassen, die in der vorstehenden Form meine gegenwärtigen Würden und Titel kennzeichnen. Auch ich bin ich sage es mit Stolz ein Börsenspekulant, und Europa , Amerita, China und der Südpolarkontinent mögen vor mir gittern! Mein vor acht Tagen gebeichteter Mißerfolg, von einer Bant eine größere Summe zu erhalten, hat mich zu der Erfenntnis gebracht, daß nur meine börseanische Unkenntnis an der Niederlage schuld sei, und so bin ich denn auf die Börse gegangen. Gleich im ersten Schlag erwarb ich, da ich auf absehbare Beit 3 Mark und 10 Pfennige in meiner Tasche trug, für 10 000 Mart östreichische Kreditaktien, und ich gedenke in dieser Weise fortzufahren. Die 10 000 Mark find erst der Anfang; denn ich habe den Entschluß gefaßt, den ganzen Kapitalismus allmählich aufzukaufen, und wenn ich dann den gesamten Schwindel vollständig beieinander habe, packe ich ihn in meinen Rucksack, fahre zum Nordkap und bei dem Scheine der Mitternachtssonne versenke ich den tückischen Schatz im tiefsten Meere. Ueber die Welt aber wird am nächsten Morgen ein Rauschen befreiter Seligkeit fliegen und die Menschen werden ihr Menschentum entdecken.
Und nun sah ich mir diese wild durcheinander lärmende Menge genauer an. Die Börse übt nicht nur finanzielle, wirtschaftliche, fittliche, sondern auch medizinische Wirkungen aus. Sie fungiert beispielsweise als Enthaarungsmittel. Aber auch sonst ist der homo sapiens börseanus, das vernünftige Börsensäugetier, eine ganz besondere, durch Angebot und Nachfrage gezüchtete Spezies der Menschenart. Auf seinem Gesicht leuchtet nie die heitere stille Gelaffenheit, die von der Freiheit gespendet wird, höchstens gräbt die lachend verzerrte Grimasse, die der Börsenwiz erzeugt, ihre Spuren. Eine nervöje, hungrige, abgespannte Erregung, ein ewiger Wechsel zwischen Furcht und Hoffnung, Erschlaffung und Aufbrausen, pflügt die Ges fichter. Und dann diese furchtbaren Augen! Keines blickt frei und unbefangen, mit dem Strahlenglanz findlicher Sorglosigkeit, in die Ferne, auf keinem spiegelt sich die Schönheit dieser sonnigen Welt, alle sind sie starr, lauernd, wie gebannt an einen dunklen Abgrund, in den sie blicken, um das Nätsel der nächsten Stunde, des Morgen zu erlisten. Diese Augen find Höhlen ewig flackeruder fengender Sorgen. Der qualvolle Wahmvig der kapitalistischen Unwelt wohnt in diesen gemarterten Blicken.
Ruhiger sind nur die Makler, die auf ihrem Podium stehen, über sich die schwarzen Tafeln, an denen die Kurse angetreidet werden. Sie stellen den Beamtengleichmut in diesen wirren Kreisen dar. Ihnen ist es gleich, ob die Kurje fallen oder steigen, wenn überhaupt nur Geschäfte abgeschlossen werden.
Als ich furz nach 12 Uhr die Hallen an der Burgstraße, diese Und noch eine andre Sphäre der Stille sondert sich in der Station zwischen dem Dom und dem Museum, betrat, fühlte ich mich lärmenden Halle ab: ringsum in Nischen, die feierlich ernst sind wie verpflichtet, um meine Eingeweihtheit zur Schau zu bringen, meinen Erbbegräbnisse, haust au großen Tischen die hohe Bank." Die Begleiter zu fragen, wie denn die Börse stehe." Zotenstill", ant kleinen Angestellten, die mächtigen Direktoren, die gebietenden Chefs wortete er mit der traurigen Miene eines sein 50jähriges Dienst der großen Weltbanken haben hier ihre Stätte. Das find die jubiläum feiernden Totengräbers." Totenſtin"- da gewann ich Dynastien und Despotien des kapitalistischen Weltreichs. Mit den gleich eine Vorstellung, was die Börse unter Totenstille versteht. In Mienen vornehmer, vertiefter Schlachtendenter leiten sie die Strategie dem weiten dreiteiligen luftigen Saal, der auf hohen Säulen ruht der finanziellen Kriege. Und an den Gewaltigen flutet in Angst, und der merkwürdigerweise von echtem, nicht nur nominellem Ehrfurcht, Neid, Bewunderung und Ehrgeiz vorbei das Gewimmel Marmor schimmert, liefen etwa 1500 Menschen durcheinander, der kleinen Namenlosen. Da ist die Diskontogesellschaft. die Deutsche nicht anders wie ein Ameisenhaufen, in den man einen Stock ge- Bank, da find Bleichröder , Warschauer und die Mendelsohn's, bohrt hat. Und diese 1500 Menschen hatten kein dringenderes Be- l die anscheinend weder wie ihr Ahn über die Unsterblichkeit der Seele