-

531

stattet. Ich bitte daher ganz ergebenst, fünftighin Ihre Zuschriften an den Landschaftsarzt zu richten. Ich habe schon genug mit der Kreisverwaltung zu thun. Ich bin vom Morgen bis zum Abend be schäftigt und habe weder Zeit noch Lust, auf alle Ihre Kanzleispäße zu antworten.

Den 26. Januar 1900.

Der Kreisarzt Dr. Raduschni.

"

An den Herrn Distriktspolizeimeister des II. Bezirks des N- sti'schen Streises.

Ich habe die Ehre, Ihnen beigeschlossen den Rapport des Herrn Kreisarztes Dr. Raduschni vom 26. Januar 1900 zu überreichen. Ich bitte ganz gehorsamst in Erwägung ziehen zu wollen, ob der Herr für die von ihm in einem streng dienstlichen Schreiben ge­brauchten, im höchsten Grade unschicklichen und beleidigenden Aus­drücke zur Verantwortung zu ziehen ist.

Den 8. Februar 1900. Der Distriftskommissar Podprunin.

-

1

solchen Stellen kann mant in sommigen Stunden und bei einiger Geduld ein gutes Stück heimischen Tierlebens sich entwickeln sehen. Hier sonnt sich eine harmlose Ringelnatter, dort eine Eidechsees liegt eine angemessene Entfernung dazwischen, denn sie sind nicht gut Freund miteinander! Wir fürchten aber, daß die Natter beim Erwachen den braunen Grasfrosch sieht, der kaum zwei Schritt von ihr im Grase fißt. Er ist so vertieft in das Treiben der Bienen und Fliegen zu seinen Häupten und auch die Schmetter linge bei den Brombeerblüten erregen sein Interesse so sehr, daß er über der wichtigen Leib- und Magenfrage noch die nötige Vorsicht außer acht lassen wird. Auch scheint er den Bauntönig zu beneiden, der durchs Gesträuch hüpft und dazu zirpt: im Husch hat der im Schnabel, was er braucht. Und wenn wir noch länger auf der Lauer liegen, wird uns auch der prächtige Anblick eines Rehes zu teil, das plöglich am Waldrande erscheint," äugt" und sichert" und dann auf seine Weise unter den Gräsern botanisiert".

Archäologisches.

-

dem Gebiet

Turkestan , die Dr. Stein mit Unterstützung der indischen Re­ie. Ueber die Ausgrabungen im chinesischen gierung vorgenommen hat, veröffentlicht Mouvement Géogra In phique" genauere Mitteilungen. bon Ost­Turkestan, das heute völlig unter Flugsand begraben liegt, hat vor 18 oder 19 Jahrhunderten eine blühende Civilisation bestanden. Die ersten Beweise dafür erbrachte die vorige Reise des schwedischen Forschers Sven Hedin , der in der dortigen Wüste die Ruinen mehrerer Städte entdeckte, die kaum noch aus dem Sande hervorragten. Dr. Stein hat nunt vom Standpunkt des Taklamakan Wüste genauer durchsucht.

Aus dem Privatbrief des Herrn Distrikts- Polizeimeister des II. Bezirks des N- stischen Kreises an den Distriktskommissar Herrn Podprunin. Anbei erhalten Sie Ihren Rapport zurück. Stellen Sie bitte Ihre beständigen Nörgeleien über Dr. Raduschni ein. Ein der artiges Verhalten ist gelinde gesagt, unpassend für Sie als Polizei­beamter, der im Verkehr vor allen Dingen Takt und Mäßigung zu beobachten verpflichtet ist.. Was das Schreiben Naduschnis betrifft, so finde ich darin nichts Besonderes. Von dem Erlöschen der Epidemie in der Gemeindeschule von Jaworsti ist mir bereits Altertumsforschers die Meldung zugegangen und werde ich demnächst die geeigneten Maß- Seine Funde beweisen, daß die dort ehemals heimisch ge= nahmen treffen.

-

#

-

An die Gemeindeschule von Jatvorski,

zu Händen des Gemeindeschullehrers Herrn Fortjansti. Auf Ihre Meldung vom 12. Januar cr. beauftrage ich Sie, den Unterricht in der Ihnen anvertrauten Schule unverzüglich zu unter­brechen. Die Schüler sind behufs Verhütung weiterer Ausbreitung der Seuche schleunigst zu entlassen. Der Kreis- Schulinspektor Jeldyrin.

Den 22. Februar 1900.

*

Nach der Lektüre aller dieser Dokumente, welche sich auf die Epidemie im Dorfe Jaworski beziehen( und ihrer sind außer den hier abgedruckten noch 28) wird der Leser folgenden Paffus aus der Nr. 36 des N- stischen Kreisboten" voll und ganz zu würdigen wissen. Es heißt darin: mound E Verlassen wir aber jetzt das Kapitel von der ungemein Kapite großen Säuglingssterblichkeit, um zu etwas Erfreulicherem über zugeben: gestern wurde in der Michaelskirche die Tochter des be­kannten Papierfabrikanten M. mit dem erblichen Ehrenbürger K. getraut. Die feierliche Handlung vollzog der Oberpriester Gliop Gwosdew unter Assistenz der gesamten übrigen Domgeistlichkeit. Der Chor fang. Die Neuvermählten strahlten in Schönheit und Jugend. Herr K., sagt man, bekommt eine Million mit, außerdem das Gut Blagoduschnoje mit dem Gestüt und den Gewächshäusern, in denen Ananas und blühende Palmen wachsen, welche unfre Phantasie weit nach dem heißen Süden tragen. Die Neuvermählten reisten gleich nach der Trauung ins Ausland."

150 Wenn die Behörden einen einzigen Fall so eingebend behandeln, kann es dem Papierfabrikanten Herrn M. allerdings nicht schwer werden, seiner Tochter eine Million mitzugeben.

Wie angenehm ist es doch, Papierfabrikant zu sein!-

Kleines Feuilleton.

d

diese

wesene Kultur einc ziemlich große Annäherung an bie indische besessen hat. Die ältesten in den Ruinen gefundenen Münzen tragen Inschriften in zwei Sprachen, die eine in chinesischen Zeichen, die andre in dem sogenannten Kharohti- Alphabet, das man auf den Münzen und Inschriften der indoschthischen Fürsten zuerst gefunden hat, die während des ersten Jahrhunderts unsrer Zeit­rechnung über das nordwestliche Judien herrschten. Auch Urkunden auf Papier geschrieben sind in den Ruinen von Dandan- Uiliq mitten in der Wüste entdeckt worden, die aber mit einem andern indischen Alphabet geschrieben sind. Die Ausgrabungen fanden ihre Forts fegung in einem andern Teil der Wüste nördlich des muhamedanischen Wallfahrtsorts von Imam- Dichafar- Sadik an der Stelle, wo der Niafluß im Sande verschwindet. Dort stieß Dr. Stein auf Holz­ häuser und buddhistische Klöster, die vor jenen Zeiten zwischen Obst­hainen und großen Baumalleen gelegen haben müssen, deren Stämme noch im Sande begraben liegen. Auch Ruinen haben viele geschriebene Urkunden geliefert, außer dem Kunstwerke, Hausgeräte und Altertümer jeder Art. Bei einer einzigen Ausgrabung wurden 500 Holztafeln zu Tage gefördert, auf denen Inschriften mit Kharochti- Buchstaben einge­schrieben waren. Soweit ihr Text bisher entziffert werden konnte, enthalten fie teils private, teils amtliche Korrespondenzen, und fie werden möglicherweise ähnliche Aufschlüsse über das dortige Leben während des Altertums geben, wie es die ägyptischen Papyri und die Thontafeln voi Chaldäa für noch entlegenere Zeiten andrer Länder gethan haben. In einigen Fällen waren die an den Schriften befestigten Siegel noch unverlegt, sogar noch ihre Fäden, so daß die amtliche Eigenschaft der Urkunde augenscheinlich erwiesen war. Die künstlerische Ausführung dieser Siegel weist auf Einflüsse aus Griechenland hin, die übrigens auch bereits in den Skulpturen des nordwestlichen Indien festgestellt worden sind, seit die letzten triegerischen Operationen Englands Massen von Altertümern aus diesem Gebiet. hervorgezogen haben. Eines jener Siegel trägt 3. B. eine Pallas Athene mit einem Schild, wie sie oftmals auf den Münzen der griechisch- indischen Fürsten im Thal von Kabul und im Bendschab erscheint. Ein besonders glücklicher Umstand liegt darin, daß die gefundenen Inschriften ſehr oft von einem beſtimmten Ste­gierungsjahr dieses oder jenes Fürsten datiert sind. Wenn die Ent­ziffernung vollendet sein wird, werden die Urkunden sicherlich über die alte Geschichte Central- Asiens ein ganz neues Licht verbreiten.- Aus dem Tierleben.

Зи

1k. Unterholz. Das Unterholz charakterisiert den Wald oft mehr, als die Waldbäume selber. Denn von diesen sehen wir mitten im Walde fast immer nur die Stämme, während das Unterholz uus ständig in die Augen fällt. In den beiden Extremen unsrer Wälder fehlt es allerdings ganz: im reinen Buchen- Hochwald und in der Der europäische Biegenmelter. Walter Karsten Kiefernheide, d. h. wo diese so dürr ist, daß auf dem mit schreibt in der Wochenschrift Nerthus": Zu den stärksten Insekten­abgefallenen Nadeln überdeckten Sande nicht einmal Heidekraut und vertilgern find unstreitig unsre Schwalben zu rechnen, welche den Wachholder gedeihen. Der Buchenwald hat der Reize genug, um das ganzen Sommer über, so lange das Wetter nicht gar 3 Fehlen des Unterholzes verschmerzen zu können, im Kiefern- oder schlecht wird, vom Morgen bis Abend in wunderbar gewandtem gemischten Wald aber vermißt man es ungern. Ob es nun Wach- Fluge hoch in der Luft wie dicht über dem Erdboden Holdersträucher find, die sich zwischen den Bäumen verteilen, oder dahinschießen und eifrig Jagd auf allerhand fliegende Kerse machen. Himbeer- und Brombeergesträuch mit allerhand Waldgetier, das Die verschiedenen Arten der Schwalben, welche uns am Tage durch dazwischen kreucht und fleucht, oder ob das Unterholz ihren eleganten Flug entzücken, stellen fast ausschließlich kleineren schließlich nur aus niedrigem Heidekraut, aus Preißel- und Arten von Insekten, Mücken, Fliegen, Käfern und dergleichen Blaubeersträuchern gebildet wird, immer giebt es dem Wald nach, ein naher Verwandter, der Ziegenmelfer( Caprimulgus die besondere Physiognomie, dem Spaziergänger fortgefeßten Anlaß europaeus), ist vermöge seines unverhältnismäßig breiten Schuavels zu Naturbetrachtungen. Den Mischwald lieben die Haselsträucher, befähigt, besonders den großen Schädlingen unsrer Felder das Brombeergebüsch mit Hopfenranken und andern kletternden und Wälder nachtzustellen. Seine Nahrung besteht vorzugsweise in Pflanzen, der moosige etwas feuchte Kiefernivald wird vom Wach- Maitäfern, Blattkäfern, Mist- und Dungkäfern, Grillen, Nacht­Holder bevorzugt und die kleineren Sträucher ziehen sich auf schmetterlingen der verschiedenen Arten, Schwärmern usw. Er gehört trockeneren Waldboden zurück. Am Waldrande pflegt an geeigneten infolgedessen zu den allernüßlichsten Vögeln der Heimat und ver­Stellen das Unterholz zu beträchtlicherer Höhe aufzuschießen und dient deshalb den vollen Schutz des Landwirts wie des Forst manchmal fast fast undurchdringliche Dickichte zu bilden. An manns. Wegen der in der Nähe von Ställen und auf Vieh