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licher, an Stimmklang dicker" basso profondo! Ji der Dar- verschiedenen Höhen, bis zu 3000 Meter, ausgesetzt. Bei flarem stellung mag dieser Sänger ganz wohl noch etwas mehr Charakteristik Wetter gingen sie stets direkt nach unten; bei trübem Wetter jedoch wagen. Der andre berühmtere Gast, Herr Werner Alberti , umkreisten sie unruhig den Ballon, gingen dann aber, sobald war als Raoul der Altbekannte: eine nicht ganz schöne Vokalisation sich in der unter ihnen befindlichen Wolkenschicht eine Lücke ist ihm bereits eigen, cin häufiges hartes Anschlagen des Tons zeigte, durch welche die Erde sichtbar wurde, nach unten. ist wohl auf die Nöte der einen Aufführung zu fegen. Nach allem ist anzunehmen, daß die Vögel nur so hoch Von den beiden andren Tenoren, Georg Clemens und fliegen, daß sie sich durch den lleberblick über die Erde bequem Theodor Jäger, jener als Tavanne gut von Stimme, orientieren können, und daß sie daher stets unterhalb der untersten und flau von Haltung, diefer als Bois Rosé der typische Halbgebildete Wolfenfchicht bleiben. Auch ihre gewöhnlichen Zugstraßen werden Sänger, der stößt", statt zu fingen. Der Vaß Clemens verhältnismäßig niedrig liegen, vielleicht in 400 Meter Höhe über Schmiedef als St. Bris erhob sich gegen Ende zu einer würdigen der Erde, jedenfalls nicht über 1000 Meter hoch. Doch ist es Charakterleistung; der Baryton Hermann Ganser war für die wünschenswert, die Versuche fortzusetzen, damit genaue Beobachtungen Rolle des Nevers denn doch zu gering. Die Frauenrollen waren im fich häufen. Der Redner empfahl, daß zur Zugzeit der Vögel von ganzen so gut durchgeführt, daß wir ihre Trägerinnen einfach mit den biologischen Stationen aus Feffelballons aufgelaffen würden, Ehren nennen; und zwar in erster Reihe, als lyrischen Sopran, von denen aus man sicherlich zuverlässigere Beobachtungen erhalten Gertrud Careni( Margarete); int zweiter Reihe, als dramati- würde, als von einem Standpunkt auf der Erde. schen Sopran, Margarete König( Valentine); in dritter Reihe, als heiteren lyrischen Sopran, Käthe Meyer( Page Urban): und selbst eine ungenannte Ehrendame sei als gut erwähnt.

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Einen Fritz Renter- Abend, verbunden mit einer Dialekt­Soiree, hatte am Mittivoch der Schauspieler Emil Richard im Es geht also derzeit in der Berliner Musik zum mindesten Belle- Alliance- Theater veranstaltet. Von Fritz Reuters Schöpfungen recht lebhaft zu. llebermorgen will die Morwiß- Oper, zu waren es Stellen aus Läuschen und Niemels", Olle Kamellen" unfrer besonderen Freude, uns wieder einmal das süß schöne und Hanne Nite", die der Recitator im echtesten Mecklenburger Zauberhorn Oberons ertönen lassen. Und morgen feiert ein Platt zum Vortrag brachte. Eine vielleicht noch größere Wirkung Mann seinen 85. Geburtstag, dessen wir seit 17 Jahren uns wurde aber durch den Vortrag der Ostpreußischen Humoresken" schwerlich mehr näher erinnert haben. Zwischen 1868 und 1884 erzielt. Hier war Richard ganz in seinem Fahrwasser. Schön waren die Bilse- Konzerte ein wichtiges Stück von Berlins Röschen"," Amor am Postschalter" und vor allen Dingen die vom Lokalruhm und Weltruhm. Das Konzerthaus ", ihre hiesige Stätte, Vortragenden selbstverfaßte Scene Die Statuten des Centralvereins jetzt in irgend eines der großen Geschäftshäuser verwandelt, ist zu Stallupönen " erregten allgemeine Heiterkeit. Jede der Mund­bereits vielen von uns nur mehr ein Name. Im Ausland flingt arten war bis ins einzelne hinein ausgeprägt. Etwas störend wirkte Biljes Name vielleicht noch länger fort, nicht nur wegen der Reisen, das stelleniveise zu stark aufgetragene Pathos. die er mit seinem Orchester erst aus seiner Geburtsstadt Liegnig, dann aus Berlin unternahm, sondern gerade auch wegen seiner Be­deutung für Berlin . Am 17. August 1816 geboren, 1840 in Liegniz Stadtmufikus geworden, 1884 als Hofmufildirektor" in die heimische Ruhe zurückgekehrt, so genießt Hermann Bilse morgen die Ehren eines Jubelgreises, die ihm gewiß jeder gönnt, der gerne über die Vergänglichkeiten in der Kunstgeschichte hinausdenkt.

Kleines Feuilleton.

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SZ.

Physiologisches.

ss. Die Behaaruung der menschlichen Finger hat in der Naturwissenschaft eine besondere Wichtigkeit. Darwin hat überhaupt seine berühmte Theorie wesentlich auf einen Vergleich der Behaarung beim Menschen und bei den höchsten Tierformen geſtüßt. Der Zoologe Walter Ridd veröffentlicht jetzt in der Nature" eine Reihe von Untersuchungen zu dieser Frage. Wenn man seine Finger betrachtet, so wird man auf dem ersten Glied, mit Auss nahme des Daumens, stets eine mehr oder weniger reichliche Behaarung entdecken. Auf den mittleren Gliedern sind Haare äußerst felten, während sie auf den Endgliedern, auf denen die Nägel fiẞen, stets fehlen. Bei den Zehen ist es ganz ebenso. bt. Auf dem internationalen Zoologeukongres kam es am Besonders auffallend ist mum der Umstand, daß die Behaarung auf Donnerstag in der Sektion für allgemeine Zoologie den mittleren Gliedern, der Finger und gehen, wenn sie überhaupt zu recht lebhaften Verhandlungen. Professor Schenk aus Wien vorkommt, am stärksten in der frühesten Kindheit des Menschen entwickelte seine Theorie über die Bestimmung des Ge- hervortritt, während sie im späteren Alter durch verschiedene Ein­schlechts, die auf einer Beeinflussung des Stoffwechsels beruht. flüsse gewöhnlich verschwindet. Auch die sonstige Eigenart Nach ihm ist das Geschlecht des zukünftigen Individuums bereits im der Behaarung beim Menschen kann am besten an fleinen Dadurch wird der Schluß nahegelegt, unbefruchteten i bestimmt und deshalb muß man die Behandlung Kindern studiert werden. Menschen, die nach der Darwin­schon zu einer Zeit vornehmen, zu der das Ei noch in seiner Ent- daß die Vorfahren des widlung begriffen ist. Die Behandlung richtet sich auf eine Erhöhung des schen Lehre im Affengeschlecht zu finden sind, wahrscheinlich Eiweißzerfalles, wenn es zur Ausbildung eines männlichen Indivi- eine Behaarung auf allen Gliedern der Finger und Zehen besessen duums kommen soll. Das Verfahren stellt demnach eine Art Ab- haben, und in der That findet sich eine solche bei allen lebenden magerungskur dar. Es beginnt ungefähr zwei Monate vor der Affen der Alten und Neuen Welt. Nur bei einem Pavian im Konzeption und dauert bis zum Ende des zweiten Monats der Londoner Zoologischen Garten hat Kidd zwar auf allen Gliedern Schwangerschaft. Auf die Frage, wozu es nötig sei, auch auf das be- der Zehen Haare gefunden, aber keine oder nur sehr wenige auf befruchtete. Ei noch einzuwirken, wenn doch das Geschlecht bereits im den End- und Mittelgliedern der Finger. Von den wenigen menschen­unbefruchteten Ei bestimmt sei, blieb er die Antwort schuldig; er ähnlichen Affen, die der Forscher untersuchen konnte, besaßen ein könne das nicht sagen, meinte er, doch wolle er auf diese zwei Schimpanse und ein noch ganz junger Orang- tang Haare auf Monate vorsichtshalber nicht verzichten. allen Gliedern der Zehen und Finger, jedoch waren sie an Hebrigens erregten seine Ausführungen nicht nur in dieser Ve- den beiden Endgliedern der Finger abgerieben und spärlich. ziehung Widerspruch. So erzählte er u. a., daß er zuerst Es ist durchaus einleuchtend, daß bei verändertem Ge­jeinen Ueberlegungen angeregt sei, als er als junger Student im branch der Gliedmaßen, der schon bei den höheren Affen und Jahre 1863 oft mir die Wahl hatte, Futter für seine Seidenraupen ganz besonders beim Menschen Platz griff, die Behaarung der oder für sich zu kaufen; er ließ die Raupen statt seiner hungern Fingerglieder leidet, indem die Haare allmählich abgerieben werden. und bemerkte da, daß er nicht genügend Weibchen vetam. So tam Aus dieser Erwägung heraus wird es auch verständlich, daß beim er zuerst auf den Gedanken, daß eine gut ernährte Mutter ein Menschen gerade die beiden Endglieder keine Haare befißen, weil sie Weibchen zur Welt bringt, eine schlecht ernährte dagegen ein der Reibung am meisten ausgesetzt sind, während die untersten Männchen. Eine solche Uebertragung von Beobachtungen an sehr Glieder der Finger einer häufigen Reibung nicht unterliegen, also niedrigen Tieren auf den Menschen wurde von verschiedenen Seiten ihre Haare behalten haben. sehr energisch zurückgewiesen, und allgemein kam die Auffassung zum Ausdruck, daß die Schenkschen Theorien und Schlüsse auf ganz un­genügendem Beobachtungsmaterial beruhen.

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Nach einem andren Vortrag, der sich mit einem ähnlichen Thema befaßte, erregten die Ausführungen des Herrn v. Lucanus über die Höhe des Vogelfluges sehr allgemeines Jutereffe. Man nimmt gewöhnlich an, daß die Vögel sehr hoch fliegen, und daß die Zugstraßen der Zugvögel in beträchtlichen Höhen liegen. Herr v. Lucanus hat nun angeregt, bei Ballonfahrten auf die begegnenden Vögel zu achten. Da hat sich denn herausgestellt, daß obige Meinung durchaus irrig ist. In einer Höhe von mehr, als 2000 Meter über dem Erdboden ist ein einziges Mal ein Vogel ge troffen worden, und zwar in 3000 Meter Höhe ein Adler, der dem benachbarten Gebirge zuflog. Aber auch in Höhen, die 1000 Meter erreichen oder gar übersteigen, sind sehr felten vereinzelte Vögel getroffen worden, eine Lerche einmal in 1900 Meter Höhe, in 1400 Meter Höhe einmal zwei Naben oder Strähen, in 900 Meter Höhe einmal zwei Störche und ein Buffard. Um das Verhalten der Vögel in großen Höhen zu studieren, wurden mehrfach Vögel in Ballons nach oben mitgenommen und in

Archäologisches.

Die Stele des Königs Rusas von Chaldia ist kürzlich vom Verliner Museum erworben worden. Der König berichtet, nach der Nat.- 3tg.", auf diesem Gedenkstein ausführlich über die von ihm vorgenommene Neugründung von Van, der Haupt­stadt seines Reiches. Durch die assyrischen und chaldischen( alt­armenischen) Kcilinschriften ist erwiesen, daß das Chalderreich von Van unter König Sardur III. in 750 v. Chr. seine größte Aus­dehnung gelvanur ind dem benachbarten assyrischen Reiche bei weitem überlegen war. Eine erhebliche Aendering aber trat ein mit der Thronbesteigung Tiglatpilesers III. von Assyrien, jenes aus der Bibel bekannten, kraftvollen Herrschers, welcher 735 v. Chr. den König Sandur III. besiegte und in seiner Hauptstadt Tuspa( das ist das heutige Van) belagerte. Die Felfenburg dieser Stadt, auf die sich der König flüchtete, vermochten die Assyrier allerdings nicht einzu nehmen, wohl aber zerstörten sie die Stadt selbst von Grund aus. Nach Abzug des affyrischen Heeres begann der Chalderkönig seine Hauptstadt wieder aufzubauen; dies geschah aber nicht an derselben Stelle, sondern einige Kilometer nordöstlich davon am Fuße des