639 Schriftsteller: Tausend Dant. Dann hätte ich noch eine Bitte: Vielleicht übernehmen Sie von morgen ab selbst die Redaktion, damit das ewige Gefrage aufhört.( ab.)
Sechster Auftritt.
( Redaktion.)
Schriftsteller: Mein Bedenken ist beseitigt. Herr Knobel erklärte soeben, daß Sie berechtigt seien, Lokal Plaudereien an zunehmen.
Redacteur:
J
Ich gestehe, mir find jetzt aber gewisse Bedenken aufgestiegen, ob ich wirklich dazu berechtigt bin. Fch_las eben ein Erkenntnis des Berliner Landgerichts, das mir sehr zu denken giebt.
Schriftsteller: Aber Herr Knobel erklärte Sie doch eben selbst für berechtigt.
Redacteur: Herr Knobel liegt im Fieber, lieber Herr. Seine freie Willensbestimmung kann durch seinen Zustand beeinträchtigt sein.
Schriftsteller: Dann erlauben Sie mir wenigstens, Ihnen wieder ein Gedicht zu überreichen.
gestern.
Redacteur: Hat Ihnen Herr Knobel heut auch erklärt, daß ich Gedichte für den Verlag annehmen darf? Schriftsteller: Heut allerdings nicht, aber doch erst Redacteur: Ja, das war gestern! Er kann sich's ja aber inzwischen anders überlegt haben. Vielleicht erfreuen Sie uns ein ander Mal durch Beiträge, wenn Herr Knobel fieberfrei ist. Schriftsteller: Also Sie lehnen das Gedicht wirklich ab, obwohl Herr Knobel erst gestern
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Redacteur : Verzeihen Sie, wenn ich Sie unterbreche. heißt ausdrücklich:- in jedem einzelnen Falle-!"
( Schriftsteller, blaugrün vor Wut, ab.)
Siebenter Auftritt. ( Privatcomptoir des Verlegers.).
Es
( Er schreibt auf einen großent, leeren Bogen:„ Alle fünftigen Nummern des Blattes fallen mit Rücksicht auf den Tod des Verlegers, des Redacteurs und des Mitarbeiters aus", flingelt nach dem Segerjungen und schießt sich auch tot.)
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( Schluß des Dramas.) und üben ihr Amt weiter aus.- Epilog: Nur die drei Landrichter sind am Leben geblieber
Kleines Feuilleton.
oe. Nach den Ferien. Auf dem Sandhaufen spielten Kinder, fleine und große, der ganze Platz kribbelte und wimmelte. Auf den Bänken saßen Mütter und Wärterinnen, strickten und nähten und schoben die Kinderwagen hin und her. Das war alles, wie es immer gewesen und doch erschien es ihm so nen, so anders.
Die Hände in den Hosentaschen stand Georg da und schaute mit großen Augen auf das Bild, gerade als sähe er es zum erstenmal. Da drüben an der Ecke war die Kuchenbude, wo sie fich inimer" Route" kauften an die hatte er schon gar nicht mehr gedacht! Und da die Bank bei den Fliederbüschen, aber richtig alles wie immer, und da saß auch Bormeisters Grete und die lange Marie aus der Schönleinstraße und Ebels Karl war auch dabei. Natürlich ,, fieterten" sie wieder Stollwerkbilder und andres Zeug". Er stand noch immer und starrte auf das alte und doch so neue Bild.
Aber jetzt hatten die auf der Bant ihr wichtiges Tauschgeschäft beendet. Sie bemerkten ihn. Die lange Marie rief:" Da ist ja Orje Wendler wieder," und nun kamen sie auf ihn zu und umringten ihn:„ Tag Orje!" Wieder da, Orje?" Komm' auf die Bank, hier ist noch Platz für Dich." Auch von dem Sands haufen tamen ein paar Kinder herbei und schüttelten ihm die Hand. Sie rückten alle zusammen. Verleger: Ich habe jetzt keine ruhige Stunde mehr. Alle Welt blauen Matrosenkittel am obersten Ende war ruhig fizzen geblieben, Nur der dicke Junge in dem dunkel will von mir wissen, was mein Redacteur für den Verlag annehmen er rührte sich auch jetzt noch nicht. Unter den halbgesenkten Lidern darf. Auf der Straße werd' ich angefallen, im Bett, überall, blinzelte er träge zu Georg hinüber:" Warst Du denn auch verüberall. Den ganzen Tag flingelt's am Telephon. Herr Knobel, reist? Ach wohl mit der Ferienkolonie?" Es klang etwas nichtdarf Ihr Nedacteur für Sie Novellen annehmen? annehmen Räthsel annehmen Wize annehmen- Schüttelreime" In Zeuthen war'n wir", sagte Georg stola. Au, Zeuthen is annehmen Schauer- Romane annehmen Logogryphe annehmen fein." Seine Augen ftrahlten. Vermischtes annehmen- Recepte gegen Hühneraugen annehmen- Beuthen is janischt." Der Matrosentit el lachte verächtlich Damen- Ringkampfs- Preis- Konkurrenz- Besprechungen annehmen Berliner Briefe, Hamburger Briefe, Botschappeler Briefe, Kuh- Beuthenda fährt man Sonntags hin, das is nich verreist." Willy war nämlich an der Ostsee ," sagte Bormeisters Grete schnappeler, Nieder- Wüstegiersdorfer, Kyritz an der Knatter ' Briefe ehrfurchtsvoll, die Ostsee imponierte ihr gewaltig. Heiteres aus aller Welt annehmen Sportberichte Georg hatte unterdessen die Reihen der Spielgefährten gemustert. " Wo ist denn Friße Wiesner!"
annehmen annehment
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Humoresten
? Annehmen, annehmen, annehmen!!! Wenn ich jetzt schon bloß das Wort„ annehmen" höre, wird mir schwindlig zu Mute.( Er wischt sich den Schweiß von der Stirn.) Nein, ich halt's nicht länger aus!( Es klingelt am Telephon.) Hier Knobel, Zeitungsverleger- wer dort? Stimme: Ist Ihr Redacteur berechtigt, einen Pferdemarkt- Bericht aus Senftenberg Kreis Wüstenberg anzunehmen? Ich möchte das vorher feststellen.
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Verleger: Auch das noch! Leb' wohl, Du Welt der vorherigen Feststellungen!
( Schießt sich tot.)
Achter Auftritt. ( Redaktion.)
Schriftsteller. Hent bring ich einen ausführlichen Kunstausstellungsbericht.
Redacteur. Den kann ich jedenfalls aufnehmen. Angenommen!
Schriftsteller. Ja, aber..
( Lieft.)
Redacteur. Sie wollen wohl wieder erst Herrn Knobel fragen, ob ich berechtigt bin, Kunstausstellungsberichte für den Verlag anzunehmen?
fragen.
Schriftsteller. Allerdings. Ich werde sofort Herrn Knobel Redacteur. Herr Knobel ist tot. Er hat sich aus Veralveiflung über die ewigen Anfragen erfchoffen.
Schriftsteller. Dann muß ich ihn im befferen Jenseits danach fragen. Es heißt nun einmal: Der dritte hat, in jedem einzelnen alle" festzustellen. Was soll ich auch noch länger leben und schriftstellern, da der Verleger meines Blattes tot ist? Sie find ja bloß Gehilfe, Herr Redacteur , und dürfen nichts ohne jedesmalige Genehmigung des Herrn Knobel annehmen. Na, ich werde ja sofort hören, was er zu dem Kunstausstellungs- Bericht meint. Adieu, Herr Gehilfe! Sterben Sie woht!
( Schießt sich auch tot.)
Neunter Auftritt.
Redacteur: Ohne Verleger und Mitarbeiter kann das Blatt nicht erscheinen. Ohne Stellung fann ich nicht leben. Was soll ich als Gehilfe jetzt allein anfangen?
achtend.
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" Ins Krankenhaus in'n Urban", zwei, drei Stimmen schrien zufammien. Vor'chte Woche haben se'n fortgebracht", erzählte Start, und weißte," se sagen, weil er nicht mit wechjetonut hat nach Ferienkolonie, und feine Mutter ihm teene Jade taufen konnte. Und wenn er wechjekonnt, wär er jesund geworden, aber nu liegt er wenn er wechje konnt, wär' er jesund geworden, aber nu liegt er ganz da und nu wird er sterben." Er sprach laut und eifrig und mit dem ganzen Stolz des Besserwiffens.
" Ja, er muß sterben", wiederholte Marie, feine Mutter sagt's, er hat's an die Lungen."
Es wurde ein bißchen still nach ihren Worten, die Kinder sahen vor sich hin, dann zupfte der fleine Mag Georg am Aermel:„ Du, Orje, war's fein auf Ferienkolonie?"
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„ Au fein" Georg warf sich in die Brust: Alle Tage find wir in'n Wald gegangen und an'n See, und der See ist furchtbar groß, un denn war mal' n fräßlicher Sturm und da gingen die Wellen so hoch, aber so hoch, sag' ich Euch" er zeigte denn hatten se Köppe, und das find weiße Spigen oben auf, und' s war jrade wie am Meer."
"
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und
Wie am Meer," staunten die andern. Der Matrosenkittel lachte: Jawoll wie am Meer so'n Mumpitz!"
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" War's aber auch," schrie Georg-unser Lehrer hat's auch
jefagt." Lauter
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„ Der wird's woll wissen, so eener!" Der Dicke Inchte noch " Js doch man bloß eener von der Volksschule." Mehr wie Du weeß er jewiß!"- rief Marie. " Jawohl
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wenn er sagt, der Beuthner See is wie' n Meer. Haste schon mal' n Meer jesehn? das reicht von hier bis aus Stolbuferthor und die Wellen sind so hoch, wie der Nathausturm."
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Ja, wie der Nathansturmt. Quatsch man nich so'n Kohl!" die Mädchen lachten.
" Laßt ihn doch quaddeln", beruhigte Karl. Der will ja immer alles besser wissen, weil er auf de Realschule jeht."
Und schön war's jrade in Zeuthen ," ferie Georg und schlug die Fäuste zusammen und Muscheln hab' ich auch mitgebracht.
Da, wollt Ihr welche haben? Tasche.
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Er langte eine Hand voll aus der
Die liegen da immer so rum am See."
Das sind ja bloß Schnecken," sagte der Matrosenkittel. " Muscheln sind es!"
Nee, Schnecken. Janz jemeine Wasserschnecken."